Unbedingt lesen: Ein zutiefst zauberhaftes, berührendes Buch, das noch lange nachklingt!
Von:
AUSGEbuchT - Petra Molitor
03.08.2021
Das Buch/Die Autorin:
„Die verlorenen Blumen der Alice Hart“ ist der Debutroman der australischen Schriftstellerin Holly Ringland. Die deutsche Taschenbuch-Ausgabe mit 512 Seiten erschien zum Preis von 11,00 Euro im März 2021 im Blanvalet-Verlag, aus dem Englischen übersetzt wurde sie von Alexandra Baisch. Ebenfalls erhältlich sind das Hardcover und die E-Book-Version. Bereits 2022 erscheint ein neues Buch der vielversprechenden Autorin, das im Original „The Seven Skins of Esther Wilding“ heißt.
Die 1991 geborene Holly Ringland wuchs wild und barfuß im tropischen Garten ihrer Mutter im Norden Australiens auf. Als sie neun Jahre alt war, bereiste ihre Familie zwei Jahre lang in einem Wohnmobil die Nationalparks Nordamerikas – eine Erfahrung, die den Grundstein legte für Holly Ringlands großes Interesse an Kulturen und Geschichten. In ihren Zwanzigern arbeitete sie vier Jahre lang in einer abgeschiedenen indigenen Gemeinschaft im australischen Outback. Später zog sie nach England, um an der Universität von Manchester Kreatives Schreiben zu studieren. Die Autorin lebt heute abwechselnd in Großbritannien und Australien.
Wie es aussieht:
Hardcover und Taschenbuch haben unterschiedliche Cover, wobei mir letzteres noch deutlich besser gefällt. Ich kannte bisher weder Buch noch Autorin und wurde beim Durchstöbern der Verlagsseite erst durch das wunderschöne Titelbild auf „Die verlorenen Blumen der Alice Hart“ aufmerksam. Für mich als Blumen- und Pflanzenfan definitiv eine der schönsten Cover-Gestaltungen des Jahres. Toll gemacht! Besonderes zusätzliches Highlight sind die filigranen Blumenillustrationen im Buch.
Worum es geht (Klappentext des Verlages):
In einem prächtigen Blumengarten inmitten der roten Weite Australiens findet eine junge Frau eine neue Chance im Leben…
Die neunjährige Alice Hart lebt mit ihren Eltern in einem abgelegenen Haus an der Nordostküste Australiens, wo sie im bezaubernden Blumengarten ihrer Mutter Schutz vor den düsteren Stimmungen ihres Vaters findet. Als ein Feuer ihr das Zuhause raubt, wird Alice von ihrer ihr bis dahin unbekannten Großmutter June aufgenommen. June leitet eine Blumenfarm, auf der sie Frauen, die einen schweren Schicksalsschlag verkraften mussten, Zuflucht bietet. Hier lernt Alice, die Sprache der Blumen zu nutzen, um die Dinge zu sagen, die sie nicht in Worte fassen kann. Doch June verbirgt etwas vor ihrer Enkeltochter, und bald schon erkennt Alice, dass es Wahrheiten gibt, die man nicht allein mithilfe der Blumen aussprechen kann. Wenn sie sich von der Vergangenheit befreien will, muss sie zuerst lernen, ihren eigenen Weg zu gehen…
Wie es mir gefallen hat:
Soviel vorab: Wenn ich von meinem eigenen 5-Punkte-System abweichen würde, was ich nicht tue, würde ich 10 Punkte für dieses bezaubernde Buch vergeben. Ich habe es innerhalb weniger Stunden verschlungen, was bei mir immer ein sehr gutes Zeichen ist.
Von Anfang an habe ich Alice und ihre bewegende Geschichte tief in mein Herz geschlossen. Ich habe mit ihr mitgelitten, wenn sie wieder einmal miterleben musste, wie ihr Vater ihre Mutter zusammenschlug oder seine Aggressionen an ihr selbst ausließ. Was müssen solche Erlebnisse an einer zarten Kinderseele anrichten? Ich kann und mag es mir kaum vorstellen. Ebenso einschneidend und grausam fand ich die vollkommene Isolation des Kindes, das weder zur Schule gehen noch andere Kinder kennenlernen darf. Als Alice neun Jahre alt ist wird das trügerische „Idyll“ von einem verheerenden Feuer zerstört.
Alice, die sich selbst die Schuld an dem Brand gibt, der ihre Eltern (und vermeintlich ihren Bruder) das Leben kostete, wird schwer traumatisiert und dadurch temporär ihrer Sprache beraubt von ihrer Großmutter June aufgenommen. Sie bringt sie auf die Blumenfarm Thornfield, auf der bereits zahlreiche verletzte Seelen Zuflucht gefunden haben. Auch June, die sich mit Alice Vater, ihrem Sohn Clem, heillos zerstritten hat, sucht dort Frieden und Vergebung.
Es hat mich sehr berührt, wie June und ihre Blumenfrauen Alice behutsam in ihrer Mitte aufnehmen und ihr zum ersten Mal das Gefühl vermitteln, zuhause, geborgen und in Sicherheit zu sein. Sie lehren sie, sich nonverbal die „Sprache der Blumen“ zu eigen zu machen. Durch die interessanten Blumenportraits zum Beginn eines jeden Kapitels lernt sie sogar die Leserin/der Leser ein wenig. Hier liegt auch der Ursprung des beliebten Sprichwortes „jemandem etwas durch die Blume sagen“.
Holly Ringwald schreibt wunderbar „schön“, sehr flüssig und fast schon poetisch. Sie verknüpft geschickt verschiedene Handlungsstränge und lässt Alice eine wundersame Verwandlung durchmachen. Ich war am Ende des Buches zwar ziemlich traurig, dass ich Alice und all die anderen Protagonisten verlassen muss, aber auch glücklich und ebenfalls irgendwie getröstet. „Die verlorenen Blumen der Alice Hart“ war für mich das absolut richtige Buch zu einem absolut richtigen Zeitpunkt. Es hat mir einfach nur gutgetan – und tut es immer noch bei Gedanken ans Lesen! Daher wandert dieses Taschenbuch natürlich auch in die Bibliothek, meiner absoluten Herzensbücher, die ich immer um mich haben möchte.
Ich danke der Autorin und dem Verlag für das beeindruckende Leseerlebnis und freue mich schon auf hoffentlich viele weitere Bücher von Holly Ringland.
Ich vergebe 10 von 5 Punkten 😉 … und eine absolute Leseempfehlung!