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Susanne Schröter: Politischer Islam: Stresstest für Deutschland

Susanne Schröter: Politischer Islam. Stresstest für Deutschland

Leseproben:

Lehren aus anderen Ländern

„Das wohl deutlichste Symbol der patriarchalisch-islamistischen Genderordnung ist der Hidschab, der Schleier... Bei sukzessiven Islamisierungsprozessen lässt sich ein prozessorales Muster feststellen: In der ersten Phase fordern Islamistinnen, den Schleier in bestimmten Einrichtungen tragen zu dürfen, wo er bislang untersagt war. Oft handelt es sich um Schulen, Universitäten oder um staatliche Einrichtungen. Das Argument ist stets die religiöse Selbstbestimmung, mitunter verweist man auf Gebote der Toleranz oder verwendet sogar eine feministische Rhetorik. Wenn sie sich damit durchsetzen, wird das Kopftuch, aber auch eine körperverhüllende islamische Bekleidung in Phase zwei als allgemeine moralische und religiöse Pflicht einer jeglichen Muslimin propagiert. Frauen oder Mädchen, die ihren Kopf nicht bedecken, werden als ehrlos und ungläubig denunziert. Diese Ideologie wird in Predigten, religiösen Ansprachen, in Broschüren, Liedern und Filmen vermittelt und verbreitet sich daher schnell und umfassend. Sie sorgt für ein Klima, in dem Frauen und Mädchen, die sich den neuen Regularien nicht unterwerfen, ausgegrenzt und gemobbt werden. In einem dritten Schritt gelingt es islamistischen Akteuren, Einfluss auf die Politik zu nehmen und Regularien durchzusetzen, die den Schleier verpflichtend für alle Frauen vorschreiben.“

Islamismus in der Schule

„Sie erzählte davon, dass Jungen sich während des Ramadan auf der Schultoilette verstecken, um muslimische Schüler zu ‚enttarnen’, die heimlich Wasser trinken, und dass türkischstämmige Lehrerinnen von ihren muslimischen Schülern darauf angesprochen werden, dass sie das Kopftuch tragen sollten. Muslimische Frauen im Stadtviertel würden durch Kopftücher und lange Mäntel ihre Reinheit demonstrieren, und einige muslimische Männer verstünden dies als Freibrief, Frauen ohne Kopftuch sexuell zu belästigen. In mehreren Oberschulen würden muslimische Jungen ihre Mitschülerinnen öffentlich in die Kategorien halal und haram einsortieren... Viele Kinder stünden unter Druck, meinten die Lehrerinnen, Pluspunkte für den Tag des Jüngsten Gerichts sammeln zu müssen, und demonstrierten eine islamische Lebensweise. Mädchen gäben Jungen bei Kreisspielen nicht mehr die Hand und einige von ihnen zögen bereits im ersten Schuljahr ein Kopftuch an. Schon die Kleinen würden teilweise im Ramadan fasten, und im Schwimmunterricht oder bei Ausflügen seien Mädchen häufig abwesend. Da es sich um verpflichtende Veranstaltungen handele, behaupteten die Eltern stets, ihre Töchter seien erkrankt. Das funktioniere, weil es Ärzte gebe, die entsprechende Atteste ausstellten. Auffällig sei auch die extreme Abwertung alles Nichtmuslimischen, darunter von Lehrerinnen und Erziehern. Christ zu sein werde als Makel wahrgenommen, christlich geprägte Veranstaltungen wie der Laternenumzug würden als sündhaft abgelehnt. Respektlosigkeit und religiös begründete Aggressivität erführen die Lehrerinnen auch von den Eltern, die die westliche Art zu leben vollständig ablehnten und auf patriarchalisch-islamistischen Umfangsformen beharrten. Väter und ältere Brüder würden Respektlosigkeit gegenüber den Lehrerinnen demonstrieren, und auf dem Schulhof nehme die Gewalt zu. Wenn im Rahmen von Ausflügen Kirchen besichtigt würden, folgten Beschwerden, und es seien auch schon Beleidigungen der Lehrkräfte aufgrund eines christlichen Kreuzschmuckes vorgekommen. Man erwarte von ihnen selbst Toleranz, war die einhellige Meinung der Lehrerinnen, lasse es umgekehrt aber genau daran fehlen.“

Faszination Dschihad

„‚Möchtest du lieber Dschihadist oder Selbstmordattentäter werden?’, fragte ein belgischer Milizionär in einem Video seinen kleinen Sohn, und der Knirps entschied sich für die erste Variante. In dieser Welt musste nicht für die Schule gelernt werden, es gab keinen nervigen Arbeitsalltag und keinen Stress mit der Freundin. Die ‚Löwen der umma’ zeigten sich frei, omnipotent und irgendwie immer gut gelaunt. Der Dschihad demonstrierte in der Propaganda einen archaischen Männertraum. Wenn man auf YouTube schaut, wie sich die internationale Gefolgschaft des selbst ernannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi der Öffentlichkeit präsentierte, dann fühlt man sich postwendend in ein Computerspiel versetzt. Martialisch gewandete Kerle donnerten im Pick-up durch die Wüste, schossen auf alles, was sich bewegte, hatten Spaß bei Schießereien im Häuserkampf oder stoppten Autos und erledigten die zum Knien gezwungenen Insassen durch Genickschüsse. Wer es noch ein bisschen härter mochte, der konnte sich ein Beispiel am Deutschtürken Mustafa K. aus Dinslaken-Lohberg nehmen, der mit einem abgeschnittenen Kopf vor mehreren verstümmelten Körpern posierte, oder an Farid S., der in einem Leichenfeld syrischer Ölarbeiter sitzend erzählte, sie hätten die Männer ‚abgeschlachtet’, weil sie das Fasten während des Ramadan gebrochen hätten.“

Zur Islampolitik in Deutschland

„Bislang orientierte am sich bei Kooperationen mit islamischen Gruppen vielfach am Vorbild der Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirchen und somit am Staatskirchenrecht. Das ist per se problematisch. Im Islam gibt es keine Institutionen, die mit den christlichen Kirchen vergleichbar wären. Die vorherrschende Organisationsform muslimischer Vereinigungen muss eher als „landsmannschaftlich“ bezeichnet werden. Dazu kommt, dass sie nur eine kleine Minderheit der Muslime in Deutschland vertreten. Der Islam umfasst, wie jede Weltreligion, unterschiedliche Denktraditionen und ist im höchsten Maße heterogen. Es gibt konservative und liberale Muslime, rückwärtsgewandte Fundamentalisten und progressive Erneuerer, patriarchalische Hardliner und aufmüpfige Feministinnen. Eine einseitige Fokussierung auf die muslimischen Dachverbände bedeutet nichts anderes als die Privilegierung des politischen Islam bei gleichzeitiger Abwertung säkularer und liberaler Muslime. Das führt bei denjenigen, die gut integriert sind, zu erheblichen Enttäuschungen. Wer Muslime, die vorbehaltlos auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, durch Missachtung bestraft und aus Diskussionen ausschließt, religiöse Fundamentalisten sowie die Anhänger ausländischer Autokraten und menschenrechtsverachtender Regime aber mit Geld und prestigeträchtigen Posten ausstattet, der sendet definitiv die falschen Signale.“

Politischer Islam

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