[...] Sich ehrenamtlich in der Sterbebegleitung zu engagieren erfordert einen sicheren Umgang mit dem Herausgerufen-Sein aus der Normalität des alltäglichen Lebens. Die Tiefendimension dieser Thematik ist in der christlichen Tradition der Sorge um Kranke verwurzelt. Das Gespräch über existentielle Fragen nach dem »Warum«, »Wozu« und »Wofür« setzen Aufmerksamkeit und die Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion voraus. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach den notwendigen persönlichen Ressourcen und geistlichen Kraftquellen. Die vorliegende Neubearbeitung möchte eine Hilfe zur Bearbeitung und Vertiefung, aber auch Hilfe zur persönlichen Beantwortung der damit angesprochenen Fragen bieten.
Seit 2017 setzen die Diakonie Deutschland und die Malteser Fachstelle Hospizarbeit, Palliativmedizin & Trauerbegleitung die von der VELDK begonnene Arbeit gemeinsam fort. Die nun vorliegende, überarbeitete Neuausgabe »Sterbende begleiten lernen: Das Celler Modell zur Qualifizierung Ehrenamtlicher für die Hospizarbeit«4 stellt eine weitere Entwicklung und Anpassung des Curriculums dar. Es ist den Autoren gelungen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Vorbereitung Ehrenamtlicher zur Sterbebegleitung von Jugendlichen und Kindern sowie Erwachsenen so zu berücksichtigen, dass nun auch deren gemeinsame Schulung möglich ist. Abweichende Lernprozesse werden nur dort angeboten, wo eine Spezialisierung unverzichtbar erscheint.
Es bleibt das übergreifende Ziel, Ehrenamtliche zu befähigen; sie sollen der Intention der Hospizbewegung, »den letzten Tagen mehr Leben zu geben«, mit ihrer persönlichen Haltung und ihrem konkreten Handeln Ausdruck und Gestalt verleihen können. [...]
Ulrich Lilie, Präsident Diakonie Deutschland
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»… Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.«
(aus: Hermann Hesse: Stufen)
Kaum etwas beschreibt besser die Herausforderung, sich Veränderungen zu stellen und sich zu öffnen für das, was kommen wird, als diese Zeilen von Hermann Hesse. Es bezieht die Herausforderung mit ein, die Befähigung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen für die Sterbebegleitung immer weiter zu denken. Die Wirkungsgeschichte des sogenannten Celler Modells zeigt, dass sich das Konzept einer dynamisch sich verändernden Bürgerbewegung Hospiz immer wieder neu gestellt und diese ihrerseits durch die eigene Klarheit als ökumenisches Vorbereitungskonzept mit beeinflusst hat. Fast 30 Jahre später wird mit dieser in Teilen völlig neu bearbeiteten Fassung dieser Zauber des Anfanges neu genährt.
Dieses Ihnen vorliegende Kursleitungskonzept zur Qualifizierung Ehrenamtlicher in der Sterbebegleitung musste Antworten finden auf die Fragen nach zeitgemäßen Texten, nach kirchenfernen Sozialisationen, nach Brüchen in den alten Konzepten und nach den Schlüsselkompetenzen in der Sterbebegleitung. Viele Hospizdienste stehen vor der Herausforderung, Ehrenamtliche für die Kinder- und Jugendhospizarbeit und die Erwachsenenhospizarbeit zu qualifizieren, wobei sich Ehrenamtlichkeit wandelt, Anforderungen an Kursleitungen in der Art der Vermittlung und in der Durchführung steigen.
Doch es gibt in der Haltung, in der Eigenauseinandersetzung, im Verständnis von Begleitung und Netzwerk viel Gemeinsames. Die gesetzliche Förderung verlangt aber auch nach spezifischer Feldvorbereitung. Aber wie ist das Spezifische zum Gemeinsamen zu gewichten, wie viel sollte jede/r Ehrenamtliche von Familiendynamiken wissen, ohne dass am Ende jede/r alles macht und kann? Die Entscheidung, Beispiele herauszuarbeiten, die sensibel machen für die Bedeutung aller im Familiensystem, macht diese Neuüberarbeitung so charmant und spannend. In der Haltung und Selbstreflexion des eigenen Handelns lassen sich viel weniger Unterschiede als Übereinstimmungen festmachen. Hingegen unterscheiden sich Praxisfelder und in der Regel die Begleitungsdauer signifikant. Hier in der Praxisphase themenspezifische Eigenheiten zu benennen und dort auch zu reflektieren, lässt für einen gemeinsam gestalteten Grund- und Vertiefungskurs genügend Raum. Dort, wo sich die Frage eines integrativen Kurses nicht stellt, ist es dem Autorenteam gelungen, dass sowohl als Erwachsenen- als auch als Kinder- und Jugendhospizdienst die Qualifizierung ohne Brüche durchzuführen ist. [...]
Dr. Franz Harnoncourt
Vorsitzender der Geschäftsführung
Malteser Deutschland gGmbH
Cornelius von Fürstenberg
Geschäftsführender Vorstand
Malteser Hilfsdienst e.V.