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Oliver Uschmann, Autor, Heyne Hardcore

Special zu Oliver Uschmann

Kurz & knapp

VOLL AUF DIE ELF!

FÜR WEN IST DAS?
Pünktlich zur WM 2014 kommt dieses grandiose Fußballbuch. Mit dem Charme des Liebhabers schreibend, feiert Oliver Uschmann das Phänomen Fußball mit unwiderstehlichem Enthusiasmus. Da er die Rituale im Fußball immer wieder auf unser Alltagsleben überträgt und seine Betrachtungen mit persönlichen Erinnerungen würzt, ist sein Buch auch für Nichtspezialisten eine Bank.

FAKTEN
Oliver Uschmann ist einer der erfolgreichsten Allround-Autoren Deutschlands. Mit seiner Hartmut und ich-Reihe hat er über 500.000 Bücher verkauft , sein Hardcore-Debüt Überleben auf Festivals stürmte die SPIEGEL-Bestsellerliste. Wenn einer ein Fußballbuch schreiben kann, dann er. Denn Uschmann, dessen Vater 40 Jahre lang als Spieler und Trainer agierte, kennt sämtliche Spieler aller Teams und Länder, hat alle Phrasen und Pointen eingeatmet und bringt den Tonfall, die Seele, die Faszination dieser Welt in gewohnt souveräner Überhöhung auf den Punkt wie kein Zweiter.

WAS SAGEN ANDERE?
»Lionel Messi und Waldhof Mannheim in einem Buch unterzubekommen, und das auch noch herrlich unterhaltsam – das können nur die ganz großen Meister. Lichtgestalten wie Franz Beckenbauer. Oder eben Oliver Uschmann. Der Fußball wird es ihm danken!« Ben Redelings

WARUM DER LEKTOR DAS BUCH MAG
Für alle, die es noch nicht wissen: Hardcore ist nicht nur provokant, sondern macht auch saumäßig Spaß! Mit diesem Buch sorgt Oliver Uschmann bei uns schon jetzt für Bombenstimmung. Selbst fußballfremde Teile des Hardcore-Teams sind mittlerweile zu hemmungslosen Fans bekehrt worden und treten an, Uschmanns Bibel unters Volk zu bringen. Ja, Hardcore bildet – ohne Rücksicht auf Verluste.


MIT DEM KOPF AUF DEM RASEN

von Oliver Uschmann

Wenn Männer fuchtelnd im Garten stehen und imaginäre Mitspieler dirigieren oder in den Büros der Nation mit der Cheftaste nicht mehr Browsergames, sondern Aufstellungen weggeklickt werden, weiß man – es ist wieder WM. Die Zeit für ein Leben unter Verrückten. Ich bin einer davon.

      Ein Spaziergänger, der mich im Sommer im Garten beobachtet, muss denken, ich sei wahnsinnig. Oder aggressiv. Ein Münsterländer Heckenterrorist. »Meint der mich?«, fragt sich der Spaziergänger, wenn ich grimmig mit der Hand in der Luft herumfuchtele, tiefe Furchen auf der Stirn und lautlos Kommentare schreiend. »Will der, dass ich verschwinde?« In Wirklichkeit dirigiere ich ausgedachte Mitspieler im Fantasiestadion. Sie stehen falsch vor dem Freistoß, und wer falsch steht, dem hilft auch keine Körpergröße. In meiner Innenverteidigung spielen nur Riesen. Jan Kirchhoff und Per Mertesacker, zusammen 3,93 Meter. Aber sie stehen falsch. Auf dem Gartentisch liegt der Block mit der Aufstellung. »Hey!!!«, rufe ich Per und Jan nun auch laut zu, und die Stimmbänder rasseln. »Hey!!!« Der Spaziergänger zieht den Kopf ein und flüchtet.

      Wie Sex und Krieg findet Fußball vor allem im Kopf statt. Als kleiner Junge nahm ich neben dem Bett meiner Eltern Anlauf, rannte durch die Tür ins Wohnzimmer, stellte mir kurz vor dem Teppich selbst ein Bein, hob ab und warf mich mit solcher Wucht auf den Boden, dass es das ganze Mietshaus erschütterte. Fransen rissen aus dem Textil. Gläser wackelten in der Vitrine. Kleine, schmale Plättchen brachen unter dem handgeknüpften Perser aus dem Fischgrätparkett. Schnaufend lag ich vor dem Fernseher, riss die Hand hoch und winkte nach dem Sanitäter. Meine Mannschaftskameraden bildeten derweil ein Rudel und verlangten nach Rot für das Schwein, das mich gefoult hatte. Meine Mutter stürmte in den Raum und wurde bleich, weil sie dachte, ich hätte einen epileptischen Anfall.

      In der Öffentlichkeit spielen Männer auch ständig Fantasiefußball. Nur, dass es keiner bemerkt. Die Zeichen sind subtiler. Auf dem Bahnsteig beim Warten auf den Pendlerzug ändert sich die Fußstellung und ein ausgedachter Pass wird geschlagen. An der Ampel im Auto steckt zwar ein Headset im Ohr, aber es ist niemand in der Leitung. Stattdessen führt der Fahrer ein imaginäres Interview in der Rolle des Bundestrainers. Wer sich fragt, was ein schweigender oder mit sich selbst sprechender Mann eigentlich so denkt, darf mit neunzigprozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass er gerade mit dem Kopf auf dem Rasen ist.

      Noch heute als 36-jähriger wiederhole ich »das simulierte Foul« regelmäßig. Im Garten. Nicht auf dem Bahnsteig. Erst kürzlich fiel ich dabei mit der Hüfte auf eine Wurzel und blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen, laut nach einem Sanitäter schreiend. Meine Frau stand am Fenster und lachte. Sie kennt ja das Schauspiel.

Copyright: Sylvia Witt