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 Jürgen Neffe »Darwin«

SPECIAL zu Jürgen Neffe »Darwin«

Auf Welt- und Zeitreise mit Jürgen Neffe

Gütersloh, 13.11.2008
Jürgen Neffe
Braungebrannt ist Jürgen Neffe, das fällt am vergangenen Dienstag selbst im rötlichen Dämmerlicht des Gütersloher Bambi-Kinos sofort auf. Vermutlich ein Nebeneffekt, wenn man monatelang auf Ozeanen und Inseln zwischen Südamerika, Australien und Afrika unterwegs war, um eine der größten Reisen der Menschheitsgeschichte nachzuerleben. „Es war das Abenteuer meines Lebens“, verriet der Autor und schürte damit die Erwartungen – noch bevor er überhaupt an das weiße Rednerpult tritt.

Erwartungen, die er jedoch nicht allein mit dem Abenteuer seines Lebens erfüllen musste. Sein Ziel machte Neffe deshalb bereits früh klar: „Ich bin hier, um Ihnen einen jungen Mann vorzustellen, den Sie nur als alten kennen: Charles Darwin.“

Rote Pfeile auf der Weltkarte zeigen die Reiseroute
Was den mehrfach prämierten Wissenschaftsautor und den legendären Entdecker der Evolutionstheorie verbindet, sieht man im Bambi auf den ersten Blick: Es ist eine große Weltkarte auf der dicke rote Pfeile prangen – eine Reiseroute, die es in sich hat: England, die Kanaren, Südamerika, die Galapagosinseln, Australien, Südafrika und wieder England. Darwin hat für diese Weltumseglung mit dem britischen Vermessungsschiff „Beagle“ fünf Jahre, von 1831 bis 1836, gebraucht, Neffe es ihm 2007/2008 in sieben Monaten nachgetan.
Während der fünf Jahre auf See sammelte Darwin die grundlegenden Ideen zu seiner Evolutionstheorie – und Neffe knapp 180 Jahre später den Stoff für sein neues Buch. „Darwin – Das Abenteuer des Lebens“ heißt es, ist gerade erschienen bei C. Bertelsmann und ein buntes Potpourri aus Reisereportage, Roadmovie, Wissenschafts-Roman und Biografie. „Ich wollte auf der Reise verstehen, wie sich die Welt vom 19. zum 21. Jahrhundert gewandelt hat“, erklärt der Autor. Ein Jahr dauerten allein Recherche und Vorbereitung, knapp 30 Bücher von und über Darwin hat Neffe eingescannt und auf seinem Laptop dabei gehabt. Viel Zeit und Arbeit also, dennoch: „Ich habe mir mit dieser Reise selbst einen Traum erfüllt“, so der Schriftsteller.

„Die Reise wurde unheimlich wegen der vielen Gemeinsamkeiten“
Ein Traum, der ihn nach aller Exotik nun also nach Gütersloh führte. [...] Unverkrampft steht der Schriftsteller am Rednerpult, gekleidet in Rollenkragenpullover und braunes Jackett. Einige Falten zeigen sich auf seiner Stirn, doch die glätten sich sofort, als er zu lesen beginnt. Mal nachdenklich, mal amüsant verknüpft er seine Erlebnisse geschickt mit denen des großen Wissenschaftlers, seien es Einreiseprobleme nach Argentinien oder ein Sturm, der Neffes Schiff zufällig an genau der gleichen Stelle trifft wie Darwins „Beagle“ viele Jahrzehnte zuvor. „Das sind die Passagen, in denen die Reise wirklich unheimlich wurde wegen der vielen Gemeinsamkeiten“, gesteht der Autor den rund 120 Gästen.
Alter Wissenschaftler und junger Abenteurer
Ob er es nun mit Auszügen aus Darwins Tagebuch oder mit Bemerkungen aus seinen eigenen Aufzeichnungen belegt, die ganze Zeit über präsentiert Neffe tatsächlich eins: Ein unbekanntes Bild des Erfinders der Evolutionstheorie. „Fast alle stellen sich doch Darwin als ältlichen Mann mit langem, weißen Bart vor“, meint er und schüttelt energisch den Kopf. Mit diesem Klischeebild eines Wissenschaftlers habe Darwin in seiner Jugend jedoch nichts verbunden: Das Medizinstudium bereits abgebrochen und im aktuellen Theologiestudium maximal Durchschnitt geht im Winter 1831 kein genialer Überflieger mit einer besonderen Begabung für Biologie an Bord der „Beagle“, sondern ein junger Halodri mit Fernweh und Abenteuerlust, der erst Jahre später auf der Reise mehr oder minder zufällig anfängt, sich Gedanken über die Evolution zu machen.

Richtig rational geht Darwin in dieser Zeit einzig an das Thema Heiraten heran, auch das verschweigt Neffe nicht und darum dröhnt schallendes Lachen durch den Kinosaal, als Neffe Darwins Pro- und Contra-Liste zum Thema Heiraten vorliest. Kleiner Auszug: „Pro: Charme von Musik und weiblichem Geplauder.“ Contra: „Nicht gezwungen, Verwandte zu besuchen und sich jeder Kleinigkeit zu unterwerfen“.
„Ich bin optimistischer geworden.“
So gelöst ist die Stimmung immer, wenn Neffe den Blick vom Buch löst und einfach erzählt. Davon, was ihn beispielsweise bewogen hat, einen Roman über Darwin zu schreiben. „Eigentlich gar nichts“, gesteht er nämlich. Angedacht war am Anfang vielmehr ein Buch über das Leben generell. „Es hat sich dann aber schnell gezeigt, dass Darwins Rolle hierbei immer größer wurde. Das hat mich letztlich überzeugt, ihn in den Mittelpunkt zu stellen.“ Ein besonderes Highlight seiner Reise kann er dagegen nicht herauspicken. „Es gibt so viele“.

Stellt sich zum Abschluss nur noch eine Frage: Die lange Reise Darwins hat dessen Sicht der Menschheit klar verändert – wie ist das bei Neffe? Die Antwort ist überraschend: „Ich bin optimistischer geworden“, sagt er. „Heute geschehen Dinge, die vor einer Generation noch undenkbar gewesen wären“. Der neu gewählte US-Präsident Barack Obama sei das beste Beispiel. „Wenn ich auf meiner Reise eines gelernt habe, dann das: Die Welt geht schneller den Bach runter, es geht aber auch schnell wieder bergauf. Sie ist einfach unheimlich wandelbar.“
Stephan Knüttel
Verwendung von Text & Fotos mit freundlicher Genehmigung © BeNet Gütersloh

Darwin

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