Die Lachkur gegen Sorgenfalten

Egal, wie alt wir werden, unsere Sorgen werden nicht weniger. Wir weinen wegen unserer zusätzlichen Pfunde, weil wir verdrängt haben, dass wir als Teenies mit Möchtegern-Kim-Wilde-Frisur, blauem Lidschatten und Knoten-T-Shirt auch nicht viel besser aussahen. Wir glauben, TikTok sei das mit den zwei Kalorien. Unsere Punk-Helden von damals machen jetzt Werbung für die Deutsche Bahn oder Rollkoffersets. Wir kriegen regelmäßig cholerische Anfälle, weil wir es nicht schaffen, ein Stück Frischhaltefolie unfallfrei aus der Packung zu friemeln. Die Kinder werden flügge, und die eigene Hüfte war auch schon mal weniger porös. Im Job fühlen wir uns nicht mehr wertgeschätzt, obwohl wir eine 3,5-Zoll-Diskette perfekt formatieren können. Und zu allem Übel werden wir noch ständig genötigt, unser Liebesleben aufzupimpen.

Bestsellerautorin Sabine Bode ist sich zu schade für noch mehr Alterssorgen und verweist diese mit neuen, aber gewohnt unverblümt-charmanten Storys in ihre Schranken. Denn Humor lässt uns gelassener älter werden und bietet für alles eine Lösung – außer für das mit der Frischhaltefolie.

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Einmal Sorgen mit alles, bitte!
Neulich habe ich einen Werbespot gesehen, in dem es hieß: »In diesem Auto können fünf Leute ohne Problem Platz finden.« Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, war: »Alles klar, aber wo finde ich diese fünf Leute ohne Problem?« Okay, der war ein bisschen sehr flach, aber ich dachte, so ein locker flockiger Einstieg in das vorliegende Sammelsurium der Seelenqualen kann in diesen konfliktbeladenen Zeiten nicht schaden. Denn es ist ja so: Sorgen und Nöte haben wir in allen Lebensphasen.
Als Teenager fühlen wir uns erst wertgeschätzt und wahrgenommen, wenn wir die Türen knallen lassen, bis die Erde bebt. Als junger Mensch fragen wir uns ständig, ob der Partner, die Ausbildung oder die Wohnungseinrichtung adäquat unsere Persönlichkeit matcht. Ab dreißig sind wir entweder genervte Kinderlose in einem Meer von glückstrunkenen Kleinfamilien oder dauergestresste Jungeltern, die anderen die Glückstrunkenheit nur vorspielen. Mit vierzig fragen wir uns langsam, ob wir alles richtig gemacht haben oder noch mal anders durchstarten wollen: neue Liebe, doch noch ein Kind oder vielleicht lieber ein Axolotl, Umschulung vom Postbeamten zum Pilateslehrer, oder doch vom Hunsrück nach Helgoland umziehen? Ja, und kaum haben wir ein halbes Jahrhundert hinter uns, hätten wir endlich die Zeit, das zu tun, worauf wir Bock haben: Die Kinder können sich eigenständig ankleiden, der Hauskredit rückt immerhin langsam in die Nähe von »abbezahlt«, wir wissen, wer wir sind, was wir wollen und wie man eine Dose Hugo ins Kino schmuggelt. Man könnte jetzt anfangen, ein sorgenfreies Leben zu führen, wenn man sich nicht ständig neue Bürden aufladen würde: Wir ärgern uns über unseren Hallux valgus, von dem wir bis vor Kurzem noch geglaubt haben, das sei eine Mittelalter-Rockband. Wir schämen uns ein bisschen, weil wir mit der Neuzeit immer weniger klarkommen und glauben, TikTok sei das mit den zwei Kalorien. Wir stehen kurz vor einem Nervenzusammenbruch, wenn der Partner mal wieder zehn einzelne Spaghetti in der Packung zurücklässt. Wir fragen uns, was wir in der Erziehung falsch gemacht haben, weil das Kind FDP wählen will. Wir trauen uns nicht, den Job zu wechseln, weil wir fürchten, dass wir mit unseren Word für Windows 3 Kenntnissen nicht weit kommen. Die Zeit wird knapp, der Lieblingspulli auch, und den Satz »Machen Sie mal langsamer!« hören wir nicht mehr von der Polizei, sondern von unserem Hausarzt.

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Sabine Bode
© Olli Haas

Die Autorin: Sabine Bode

Sabine Bode arbeitete nach dem Studium der Anglistik, Germanistik und Publizistik als Journalistin und Übersetzerin sowie als Gagschreiberin für das Who’s who der deutschen Comedyszene. Inzwischen ist sie selbst als Komikerin und Autorin erfolgreich und hat mit ihrem Buch »Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr« einen Megabestseller geschrieben. Sie zählt sich zur Randgruppe »verheiratet, zwei Kinder, kein Weber-Grill« und lebt mit ihrer Familie in Bochum.

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