Braucht man einen Partner, um glücklich zu sein? Robert Betz sagt »nein«. Viel wichtiger sei es, Liebe und Bejahung uns selbst und dem gegenüber, was sich jetzt gerade im Leben zeigt, zu finden. Nur wer sich allein aushält und in der Lage ist, das Leben allein zu genießen, kann eine erfüllte Partnerschaft führen. Wer aber aus einem Gefühl des Mangels und der Angst vor dem Alleinsein heraus, einen Partner sucht, wird enttäuscht werden.
Von einer Beziehung erwarten wir heute die Befriedigung vieler Bedürfnisse: Das Bedürfnis nach Gemeinschaft, nach körperlicher Nähe, nach Kommunikation, Gespräch und Verstanden-werden, nach emotionaler und wirtschaftlicher Sicherheit, usw. Das überfordert aber selbst Supermann und Superfrau.
Dieser Wunsch allein sorgt für Beziehungsstress. Das Ideal einer Beziehung ohne Gefühle von Unsicherheit, Angst, Ärger, Wut, Schuld, Scham, Ohnmacht und Hilflosigkeit ist nicht erreichbar. Es ist im Gegenteil sogar nötig für den inneren Frieden mit sich und dem Leben, Unfrieden erlebt und die Vereinigung von Gegensätzen bewältigt zu haben.
Es versteht sich von selbst, dass es in Partnerschaften wichtige Dinge im Gespräch zu klären gilt. Das bedeutet aber nicht, dass man dem Partner ungefiltert oder in hochemotionalem Zustand (z.B. wütend, eifersüchtig oder ärgerlich) alle seine Gedanken hinwerfen soll. Das endet häufig in unendlichen Beziehungsdiskussionen und wirkt eher destruktiv auf die Partnerschaft.
Von sich selbst oder dem anderen zu fordern, ohne Bedingungen zu lieben, ist in den Augen von Robert Betz unmenschlich. Stattdessen sei es wichtig, auch die negativen Emotionen - etwa Unzufriedenheit oder Eifersucht - des Beziehungspartners zu akzeptieren und ihm oder ihr ebenso die eigenen Emotionen zuzumuten.
Eine Lebenspartnerschaft ist nicht untrennbar mit einer Sexualpartnerschaft verbunden. Während erstere materielle und emotionale Bedürfnisse - z.B. Vertrautheit, Zugehörigkeit und emotionale Unterstützung - abdeckt, geht es bei der Sexualpartnerschaft um sexuelles Vergnügen und sinnliche Erfüllung. Das zu erkennen und zu akzeptieren, kann entlastend auf Beziehungen wirken, meint Robert Betz.
Um die Leidenschaft am Leben zu halten, ist es wichtig, unabhängig von seinem Partner Dinge zu unternehmen, Neues zu lernen und eigene Freundschaften zu pflegen. Das bedeutet nicht, dass man alles getrennt machen soll - eine gute Mischung aus gemeinsamen Interessen und Aktivitäten und getrennt verbrachter Zeit ist hier gefragt.
Dieses romantische Liebesideal verursacht Schmerz und Reibung in uns, da wir eine Trennung als Scheitern auffassen. Robert Betz sieht das anders. Er sagt: »Jede Beziehung (…) ist auf Zeit angelegt, selbst wenn sie vierzig Jahre dauern mag.« In jeder Partnerschaft, unabhängig von ihrer Dauer, machen wir intensive und lehrreiche Erfahrungen und wachsen dadurch.
»Ich gerate immer an den Falschen!« Wer kennt ihn nicht, diesen Satz. Robert Betz hält nichts von solchen Aussagen und ist stattdessen davon überzeugt, dass das Leben keinen Irrtum kennt. Wenn das Leben zwei Menschen zueinander führt, dann hat das einen Grund. Dann ist dieser Partner in eben diesem Moment der richtige. Das kann sich jederzeit ändern, aber die Erfahrungen, die diese Beziehung mit sich bringen, sind wichtig für das innere Wachstum.
Von ihrer Partnerschaft erwarten die Menschen heute alles: Liebe und Freundschaft, Geborgenheit und ekstatische Sexualität, Bindung und Toleranz. »Das kann ja gar nicht klappen!«, meint Robert Betz und empfiehlt: Der Schlüssel zur wahrhaft erfüllenden Liebe ist die Freiheit. Der Bestsellerautor zeigt, wie man die persönlichen Muster im Beziehungsleben erkennt, innere Begrenzungen überwindet und das Herz für die wahre Liebe öffnet.
Wir haben dem Paartherapeuten Holger Kuntze einige Fragen zu seiner Arbeit und zu Liebesbeziehungen im Allgemeinen gestellt:
Mit welchen Herausforderungen kommen Paare am häufigsten zu Ihnen in die Praxis?
Die häufigsten Herausforderungen sind mangelnde oder falsche Kommunikation, unterschiedliche Auffassungen zu Nähe und Distanz inklusive Organisations- und Verantwortungsfragen im Alltag, Affären, fehlende gemeinsame Zukunftsvorstellungen und mangelnde Solidarität des Paares füreinander.
Warum ist eine Paarbeziehung in Ihren Augen die großartigste Zumutung des Universums?
Menschen sind grundsätzlich und mehrheitlich Bindungs- und Gemeinschaftswesen, auch wenn wir immer wieder auf einzelne treffen, die lieber alleine sein wollen. Gleichzeitig lernen wir aber kaum noch, miteinander zu sein und gute Wege des Miteinanders und des Füreinanders zu finden. Diese einmalige Möglichkeit und Zumutung bietet uns Partnerschaft. Sie ist keine Wachstumschance, sondern eine Wachstumsverpflichtung und führt uns im besten Fall in unsere Eigentlichkeit des Menschseins, dem Miteinander.
Was sind die drei Aggregatszustände einer gelingenden Beziehung? Wie sollte das Zusammenspiel dieser Dimensionen im besten Fall aussehen?
Die drei Aggregatszustände einer gelingenden Beziehung sind Gemeinschaft, Leidenschaft und Freundschaft. Gemeinschaft betrifft fast alle Bereiche des täglichen Miteinanders und der Organisation eines Paares, aber natürlich auch Lebensprojekte oder Zukunftsplanungen. Leidenschaft ist als spielerisch positive Dimension gedacht. Das Paar trifft sich in der Freude, im Spiel, im Lachen, in der Sexualität. Die Dimension der Freundschaft hat es in sich, denn damit ist nicht gemeint, dass wir uns gut verstehen und die gleichen Interessen oder Ansichten teilen, sondern dass wir supportiv, loyal und selbstlos für den anderen da sind. Diese Dimension vergessen viele Paare oft und wundern sich dann, wenn es knirscht in ihrer Beziehung. In welchen Verhältnissen diese drei Zustände in einer Beziehung gelebt werden, muss und soll jedes Paar für sich entscheiden. Wichtig ist mir aber, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Beziehung nur dann gelingen kann, wenn alle drei Zustände aktiv gelebt werden.
Welche Spannungsfelder gibt es in Beziehungen und wie begegnet man ihnen am besten?
Fast alles Erleben in Beziehung lässt sich im Spannungsfeld von Autonomie und Bindung beschreiben. Wir wünschen uns einen Partner, der zu den unterschiedlichen Fragen einer Beziehung ein ähnliches Bedürfnis hat wie wir. Niemand mit einem Kinderwunsch, wünscht sich einen Partner ohne Kinderwunsch. Niemand, der gemeinsame Wochenenden favorisiert, wünscht sich einen Partner, der die Wochenenden lieber getrennt verbringt. Unsere Paarrealität ist aber meist von genau solchen Differenzen geprägt. Entsprechend ist es enorm wichtig für das Verständnis von Beziehung und für das Verständnis der gemeinsamen Konfliktdynamiken, anzuerkennen, dass wir uns permanent in diesem Spannungsfeld aufhalten und, dass unser Paaralltag von enorm vielen Differenzerlebnissen geprägt ist. Liebesklug sind Paare, die das immer wieder reflektieren und dabei als Paar lernen, jene Differenzen, die eine Beziehung ernsthaft in Frage stellen, von denen zu unterscheiden, die in einer Beziehung normal und okay sind, auch wenn sie nerven.
Holger Kuntze, geboren 1967, arbeitet seit 2001 als Psycho- und Paartherapeut in eigener Praxis in Berlin. Studium der Geistes- und Sozialwissenschaften, Ausbildungen zum Psychotherapeuten nach dem Heilpraktikergesetz, zertifizierter Coach für Professional Development und Life-Coach. Seine Arbeit basiert auf der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) und aktuellsten Erkenntnissen der modernen Hirn- und Bewusstseinsforschung. Er bezieht sich in seiner Therapiearbeit zentral auf die Ansätze und Methoden von Eric Berne, Viktor Frankl, Steven C. Hayes und Russ Harris sowie in der paartherapeutischen Arbeit auf Jürg Willi, David Schnarch, John Gottman und Sue Johnson. 2018 veröffentlichte er beim Kösel-Verlag sein erfolgreiches erstes Buch »Lieben heißt wollen« und im Jahr 2021 »Das Leben ist einfach, wenn Du verstehst, warum es so schwierig ist«.
Fast jedes Paar kommt einmal an den Punkt, an dem das Beglückende der Liebe nicht mehr präsent ist, häufiger Streit das Miteinander bestimmt und sich die Frage stellt: Bleiben oder gehen?
Der Paartherapeut Holger Kuntze beschreibt einen Weg, um in einer solchen Situation wieder neu aufeinander zu zugehen. Er besteht darin, sich aus den gewohnten Bahnen des Denkens und Handelns zu befreien und innere Flexibilität zu entwickeln. Also automatisierte Reaktionen zu hinterfragen, offen und ohne Abwehr zuzuhören und sich neu für den anderen zu entscheiden.
Ein kluges und ermutigendes Buch, das zeigt, warum es den perfekten Partner nicht gibt und wie wir trotzdem miteinander glücklich sein können.
Mathias Voelchert, geb. 1953, ist Gründer und Leiter von familylab.de – die familienwerkstatt in Deutschland. Er ist Betriebswirt, Ausbilder, praktischer Supervisor, Coach mit systemischer Ausbildung und diversen Weiterbildungen, Autor und seit 1983 selbstständiger Unternehmer. Er berät Paare, Familien, Schulen und Unternehmer zum Thema Gleichwürdigkeit und gelingenden Beziehungen. Außerdem bildet er seit Jahren Fachleute zum Thema Beziehungskompetenz in Schulen, Unternehmen und in der Familienberatung weiter.
Beziehung ist eine Wachstumsveranstaltung, keine Harmonieorgie! Zu einer lebendigen Partnerschaft gehört der konstante, offene und freudige Austausch. Dann herrscht Frieden. Wenn einer anfängt, auf seinem Standpunkt zu beharren, beim anderen Schuld zu suchen und die Kommunikation zu verweigern, kommt es zum »Krieg«. Auch wenn man es dem anderen immer recht machen will oder den Kopf vor möglichen Konflikten in den Sand steckt, wird man auf Dauer nicht glücklich werden.
Kaum etwas ist traumatischer als die Erkenntnis, dass der Partner eine Affäre hat. Nicht nur Schmerz und Wut, sondern auch das Gefühl, dass der Partner zu einem Fremden wurde, müssen bewältigt werden. Wie kann man jemals wieder vertrauen?
Dieser Ratgeber von Andrew G. Marshall bietet hilfreiche Strategien, die beiden Partnern helfen, den Seitensprung zu verarbeiten.
Der Freund, der sich nicht binden will, der Ehemann, der den Mund nicht aufkriegt und »das Problem nicht versteht«, wenn dringend Gesprächsbedarf besteht: Passiv-aggressive Männer gibt es in vielen Varianten. Die Bemühungen ihres Gegenübers lassen sie ins Leere laufen und machen damit vor allem ihren Partnerinnen das Leben schwer. Scott Wetzler erklärt, was hinter diesem Verhaltensmuster steckt und wie frau damit umgehen kann.
Dieses Buch zeigt dir Schritt für Schritt, wie du lernen kannst, mit einem passiv-aggressiven Mann zurechtzukommen, ihn zu besänftigen, zu konfrontieren und anzunehmen.
In der Zeit nach der Familiengründung kommt die Zweisamkeit als Paar häufig zu kurz. Quälender Zeit- und Schlafmangel, unerfüllbare Erwartungen an sich selbst oder auch schwierige Familienkonstellationen führen zu vermehrten Konflikten. Hierdurch fühlen sich Elternteile häufig einsam, verlassen und unverstanden, wodurch Paare in handfeste Krisen geraten können.
Deshalb haben die Psychologinnen Micaela und Ulrike Peter diesen paartherapeutischen Ratgeber geschrieben. Er zeigt Eltern, wie sie trotz der Strapazen und Veränderungen des Elternseins eine lebendige Beziehung führen und Mann und Frau bleiben können.