Slatco Sterzenbach im Interview zu CHANGE ALS CHANCE

Wieso schrecken die meisten Menschen vor Veränderungen zurück?

Slatco Sterzenbach: Gewohnheiten und Rituale geben Sicherheit. Eines der Grundbedürfnisse des Menschen ist es eben, sich sicher zu fühlen. Bei Veränderungen schwingen zum einen oft unbewusste Ängste mit und zum anderen kostet es deutlich mehr Energie für das ganze physiologische System. Unser Evolution ist ein Ergebnis von vielen unbewussten Automatisierungen, ansonsten wären wir gar nicht in der Lage, so viel an einem Tag zu bewerkstelligen. Wir putzen uns unbewusst die Zähne, lesen beim Frühstück Zeitung, checken beim Autofahren die E-Mails, etc. Ob das manchen wirklich gut ist, sei dahingestellt. Nur Fakt ist: Bewusste Veränderung kostet wesentlich mehr Energie und ein achtsames Verhalten in dem Moment. Also eine bewusste Präsenz und Wahrnehmung des Augenblicks. Doch wenn wir zu 95% unbewusst, also automatisch, herumlaufen, verpassen wir die Chancen zur Veränderung.
Gerade gestern hatte ich eine Dame im Vortrag, die Angst hatte, mit dem Rauchen aufzuhören, weil sie dann annahm, an Gewicht deutlich zuzunehmen. Eine andere Teilnehmerin mit deutlichem Übergewicht hatte Angst, dass sie dann vermehrt von Männern nur noch wegen einer äußeren Attraktivität angesprochen werden würde. Die Ängste vor Veränderungen nehmen manchmal sehr skurrile Wege ein.
Wer sich von seinem Partner trennen möchte, der ihm nur noch Energie raubt, hat oft Angst davor, dann allein zu sein oder dann »keinen mehr abzubekommen«.
Deswegen darf jeder, der sich in einem Bereich seines Lebens verändern möchte, sich auch seinen Ängsten stellen. Denn durch das bewusste Reflektieren der Ängste werden die dann oft plötzlich lächerlich und klein. Und damit entsteht neue Energie, die bisher für die Ängste draufgegangen ist, für die gewünschte Veränderung.


Wieso sind gerade Sie ein Paradebeispiel für Veränderung?

Slatco Sterzenbach: Ich würde nie behaupten, ein Paradebeispiel zu sein. Doch habe ich in meinem Leben große Veränderungen immer proaktiv selbst gestaltet und Verantwortung übernommen. Vom absoluten Unsportler zum 17-fachen IRONMAN. Vom Krankenpfleger mit mittelmäßigem Abitur und nach meinem Empfinden auch nicht außerordentlicher Intelligenz zu einem der gefragtesten Motivationstrainer Deutschlands, so zumindest die Süddeutsche Zeitung.
Ich habe 2013 alle meine materiellen Dinge bis auf wenige Kisten, mein Rennrad und mein Auto verkauft und bin innerhalb von wenigen Wochen nach Mallorca ausgewandert, um dort zu leben.
Was mich aber vielleicht viel eher dazu bemächtigt, über Veränderung zu sprechen, sind die sensationellen Erfolge meiner Seminarteilnehmer und Coaching-Kunden. Ob das jetzt ein Verlust von über 100 Kilogramm Körperfett ist oder ob das der Verlust einer Flugangst innerhalb einer Sitzung von nur 15 Minuten ist. Ich weiß, wie Veränderung im Kopf am schnellsten und leichtesten funktioniert. Und das macht den Unterschied aus.


Wie kann man den Change für sich erfolgreich gestalten?

Slatco Sterzenbach: In meinem Buch gehe ich auf fünf Erfolgsfaktoren ein, die ich hier nur kurz skizzieren möchte:

1. Die eigene proaktive emotionale Vision. Unser Gehirn funktioniert in Bildern und diese Kraft dürfen wir für uns nutzen. Wir alle haben ein fotografisches Gedächtnis, nur haben die meisten keinen eigenen Film darin. Sie wissen haargenau, was sie nicht wollen, haben aber keinen Schimmer von dem, was sie wirklich wollen. Und genau das ist das erste Geheimnis. Das lernen die Leser in meinem Buch und später die praktische Umsetzung im Seminar.

2. Konkrete Ziele. Hier wird viel falsch gemacht. Ziele dürfen einer Struktur folgen, welche die Vision vorgibt und zu unseren unbewussten Motivationsstrategien passen, den sogenannten Megaprogrammen, die im Buch vorstelle.

3. Wie gehe ich damit um, wenn es nicht so läuft, wie ich es geplant habe? Die Voraussetzung ist hier die Übernahme von 100% der Verantwortung.

4. Tun bzw. Training: Jede Spitzenleistung im Sport ist das Ergebnis eines wiederholten Übens. Und genau so auch im Business und im Privatleben. Wenn mir der aktuelle Zustand nicht gefällt, darf ich jeden Tag kleine Veränderungen vornehmen und sie für mich optimieren, bis es sich gut anfühlt.

5. Glaubenssätze. Der entscheidende Aspekt, denn er macht 95% des Erfolges aus, da wir zu 95% unbewusst unterwegs sind. Wie sie diese Glaubenssätze in wenigen Minuten ändern, lernen die Teilnehmer mit konkreten Übungen in meinen Seminaren kennen. Im Buch schaffe ich überhaupt erst einmal die Bewusstheit für das Unbewusste. Viele sind sich nicht bewusst, dass sie nur selten bewusst leben. Wir leben in ständiger Trance. Deswegen ist der entscheidende Hebel zur Veränderung, das Unbewusste für uns und nicht, wie durch die Gesellschaft und Schule konditioniert, gegen uns arbeiten zu lassen.


Thema Selbstmotivation: Wie motivieren Sie sich jeden Tag selbst?

Slatco Sterzenbach: Mit genau diesen Techniken: Als erstes meditiere ich fast täglich, um meine Achtsamkeit für das JETZT zu trainieren. Dann bade ich in den Visionen meines Lebens, in dem ich mein Vision-Board anschaue, was in meinem Büro hängt, und gehe in das Gefühl der Begeisterung, wie es sich anfühlen wird, es zu erreichen. Danach gehe ich in das Gefühl der Dankbarkeit. Ich reflektiere über die vielen kleinen Dinge in meinem Leben, für die ich dankbar bin.
Und dann plane ich meinen Tag. Wann werde ich es mir gut gehen lassen? Wann mache ich meinen Sport? Wann verbringe ich Zeit mit meiner Frau? Und was werde ich heute tun, um einen entscheidenden Schritt beruflich und privat voranzukommen? Die Voraussetzung der Motivation ist jedoch, dass ich im Einklang mit meinen Werten handle und lebe. Genau deswegen haben alle meine Seminarteilnehmer als erstes die Aufgabe, sich ihrer Motive und Werte im Leben bewusst zu werden. Das ist das Fundament.