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SPECIAL zu Sina Beerwald

Interview mit Sina Beerwald

Wie kamen Sie eigentlich auf das Thema von »Die Goldschmiedin«?
Sina Beerwald: Ein kleiner, versteckter Satz in einem dicken Katalogband über Augsburger Goldschmiedekunst war es, der mich nicht mehr losließ, bis ich das Buch geschrieben hatte: »Ferner fiel dem überragenden Goldschmied Philipp Jakob VI. Drentwett die Aufgabe zu, zur Krönung Kaiser Karls VII. 1742 innerhalb kürzester Frist eine interpretierende Kopie der ottonischen Reichskrone anzufertigen.« Nicht nur das Goldschmiedehandwerk faszinierte mich, es kristallisierten sich bei meinen Recherchen auch zahlreiche Ungereimtheiten und historisch ungeklärte Fragen heraus.

Was fasziniert Sie so sehr an Geschichte?
Sina Beerwald: In der Schulzeit freute ich mich auf den Geschichtsunterricht, doch leider blieben mir bei der trockenen Faktenvermittlung die handelnden Personen fremd. Ich wollte lieber wissen, was die Menschen abseits der politischen Bühne gedacht und empfunden haben, wie sie Ereignisse erlebt haben, die wir heute als geschichtliche Meilensteine betrachten. Heute recherchiere ich ebenso gerne, wie ich schreibe, um mit altem Wissen die Zeit wieder lebendig zu machen und historische Lücken mit Fantasie zu füllen.

In »Die Goldschmiedin« ersteht vor dem Auge des Lesers sehr plastisch das Augsburg des 18. Jahrhunderts, auch die Arbeit in einer Goldschmiedewerkstatt wird sehr lebendig geschildert. Wie intensiv waren Ihre Recherchen? Und: Was hat Sina Beerwald: Ihnen daran am meisten Spaß gemacht?
Ich gehe getreu dem Motto vor: Eine Information, die du nicht findest, hast du nicht lange genug gesucht. Bibliotheken sind sozusagen meine zweite Heimat. Und spätestens wenn ich im Handschriftenlesesaal sitze, in Archiven einen Brief meiner Hauptperson entziffere oder jahrhundertealte Gerichtsakten durchblättere, durchrieselt mich ein ehrfürchtiger Schauer, weil die ferne Zeit plötzlich ganz nah ist und ich direkt von meinen Figuren erfahre, wie sie gelebt und gelitten haben. Während ich »Die Goldschmiedin« geschrieben habe, beschlich mich zwischendurch der Eindruck, gerade selbst eine Ausbildung zur Goldschmiedin zu durchlaufen. Aber ich musste einem Meister über die Schulter schauen und selbst wie ein Lehrling an der Werkbank sitzen dürfen, um ein Gespür für die Arbeitsvorgänge zu bekommen, damit ich das alte Handwerk, das sich über die Jahrhunderte kaum verändert hat, auf lebendige Weise im Roman beschreiben konnte.

Oft finde ich die Antwort auf eine wichtige Frage in einem Satz versteckt, den ich wie die berühmte Nadel im Heuhaufen wochenlang suchen musste. Das klingt mühsam? Vielleicht. Aber ich bin erst zufrieden, wenn ich das Gefühl habe, ein möglichst authentisches Bild der damaligen Zeit zeichnen zu können und (eine) Geschichte dadurch erlebbar zu machen.
Sehr wichtig ist auch eine Reise zu den Schauplätzen. Wo verlaufen die Straßen heute? Welche Gebäude gibt es noch? Wenn ich als Touristin mit einem jahrhundertealten Stadtplan durch die Gassen irre, schauen mich ahnungslose Leute oftmals schräg an. Ich zucke dann nur mit den Schultern und lächle.

Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht schreiben?
Sina Beerwald: Dann bewege ich mich mit meinem Mann beim Standardtanzen über das Parkett, wobei uns zum Leidwesen unseres Trainers mittlerweile die Zeit zum aktiven Turniertanz fehlt. Oder ich genieße einen entspannten Urlaub im Wohnwagen – womit wir wieder beim Schreiben wären.