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Special zur »Schlank mit Darm«-Autorin Michaela Axt-Gadermann (Südwest Verlag)

Was hat der Darm mit unserem Gehirn zu tun?
Der Darm mit den darin lebenden 100 Billionen Mikroorganismen und unser Gehirn kommunizieren pausenlos über Nervenverbindungen, Hormone und andere Botenstoffe. Ob wir eher zu den Optimisten oder Pessimisten zählen, ängstlich oder zuversichtlich in die Zukunft blicken, glücklich oder unzufrieden durchs Leben gehen, wird von Signalen bestimmt, die die Darmmikroben ans Gehirn senden. Der Verdauungstrakt entscheidet zum Beispiel, wie gut wir mit Stress umgehen können und wie tief unser Schlaf ist.

Auf welche Weise hilft die gesunde Darmflora dem Gehirn und macht uns schlauer?
Stoffwechselprodukte der Darmbakterien entscheiden, wie gut sich die Abwehrzellen des Gehirns entwickeln und später funktionieren. Fehlt den Immunzellen des Gehirns das „Benzin“, verkümmern sie und können auf Entzündungen, Keime oder andere Gefahren fürs Gehirn nur noch ganz schwach reagieren. Ist die Darmflora gestört, nimmt das Gehirn Schaden.

Können Sie hierzu Beispiele nennen?
Tötet man zum Beispiel bei Mäusen mit Hilfe von staken Antibiotika die Darmflora ab, vergessen diese bereits Gelerntes. Erhalten Säuglinge mehrere Monate lang Milchsäurebakterien, die die Darmflora stärken, leiden sie im Schulalter sehr viel seltener unter ADHS und Autismus. Transplantiert man MS-Patienten das Darmmikrobiom eines Gesunden, gehen Schübe und Krankheitsaktivität messbar zurück. Das alles belegt, wie wichtig ein gesunder Darm für ein leistungsfähiges und gesundes Gehirn ist.

Stress kennt ja jeder. Wie kann die Darmflora in stressigen Zeiten helfen, zum Beispiel wenn ich im Stau stehe oder eine wichtige Arbeit fertig werden muss?
Eine gesunde Darmflora hat, wie zahleiche Versuche zeigen, ähnliche positive Auswirkung auf unser Stressempfinden wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung. Verzehrten Studienteilnehmerinnen zweimal täglich einen Joghurt, der einen speziellen Bakterienmix enthielt, fühlten sie sich nach vier Wochen nicht nur subjektiv wohler, waren weniger ängstlich und gestresst, sondern auch ihr Stresshormonspiegel sank messbar. Auch die Gehirnzellen reagierten nachweisbar weniger stark auf negative, stressauslösende Reize.

Wie kann ich meine Darmbakterien bei Ihrer Arbeit unterstützen?

Am besten mit Messer und Gabel! Wer sich einseitig ernährt, kann auch nur eine eintönige, wenig leistungsfähige Darmgemeinschaft erwarten. Für Wachstum und Vermehrung benötigen die Darmkeime vor allem pflanzliche Ballaststoffe, so genannte Präbiotika. Diese findet man in eher ausgefallenen Wurzelgemüsen wie Topinambur oder Pastinake, aber auch in Haferflocken, Spargel, Roggenbrot, Lauchgemüse und Hülsenfrüchten und anderen Nahrungsmitteln. Selbst Kaffee, Rotwein, Bier und dunkle Schokolade ist in Maßen völlig ok, denn auch ihre Inhaltsstoffe nähren die gesunden Keime. Daneben fördern auch Sport und regelmäßige Bewegung eine starke Darmflora.

Wagen Sie einen Blick in die Zukunft? Wo sehen Sie mögliche neue Therapieansätze?
In Zukunft wird sich die Medizin weniger mit den schädlichen und verstärkt mit den hilfreichen Keimen befassen und versuchen, den bakteriellen Schutzwall mit Hilfe der Ernährung, aber auch mit der gezielten Gabe probiotischer, gesundheitsförderlicher Keime zu stärken.

Möglicherweise kann zukünftig die Therapie von Depressionen, Stress und anderen psychischen Erkrankungen im Darm ansetzen. Auch Übergewicht lässt sich wahrscheinlich am besten über die Darmfloraschiene behandeln.

Anstelle von Antibiotika kann man gefährliche Bakterien demnächst wahrscheinlich mit nützlichen Keimen bekämpfen. Bei Durchfallerkrankungen funktioniert das ja schon ganz gut. Auch in der Diagnostik könnten Analysen der Darmflora eingesetzt werden. US-Forscher haben kürzlich festgestellt, dass bestimmte Keimstämme in der Stuhlprobe auf ein hohes Darmkrebsrisiko und Darmkrebsvorstufen hinweisen, andere Bakterien jedoch ein Indiz für ein geringes Erkrankungsrisiko sind. Ein entsprechender Test wird derzeit entwickelt.

Es ist sicher noch eine Menge Forschung nötig, aber die Entwicklung geht derzeit in eine vielversprechende Richtung. Bis dahin kann jeder versuchen, selber durch seinen Lebensstil eine gesunde und hilfreiche Darmflora heranzuzüchten.

Schlau mit Darm

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