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SPECIAL zu Meg Gardiner

Schmutzige Geschäfte

Rezension von Manuela Haselberger

Wenn gleich vier Krimi-Hochkaräter wie Elizabeth George, Stephen King, Jeffrey Deaver und auch Tess Gerritsen eine neue Kollegin geradezu hymnisch loben, dann lohnt es sich schon, diese näher zu betrachten. Handelt es sich nur um einen bewährten PR-Trick oder kann die amerikanische Newcomerin, die heute in England, in der Nähe von London lebt und schreibt, die deutschen Krimifans überzeugen?

Um es gleich zu sagen, wer auch nur probehalber „Die Beichte“ zur Hand nimmt, darin zu schmökern beginnt, ist schon verloren, denn die Eingangsszenen haben es in sich und es ist sofort klar: Wer sich auf die Ermittlerin Jo Beckett einlässt, will am Ende wissen, wie alles zusammenhängt. Und das möglichst ohne das Buch nochmals aus der Hand legen zu müssen. Doch der Reihe nach.

Der Tod fährt mit
Es ist Nacht in San Francisco und ein Wagen mit dem Nummernschild „HARDGRL“ rast die Stockton Street entlang. Als der erfahrene Polizist Cruz versucht, den BMW zu verfolgen, um ihn anzuhalten, sieht er fassungslos zu, wie die Fahrerin noch mehr beschleunigt und ungebremst auf eine Brückenbrüstung knallt. War es Selbstmord? Ein tragischer Fahrfehler? Für solche Fragen ist die Ermittlerin Jo Beckett zuständig. Ihr Beruf: forensische Psychiaterin. „In Jos Arbeit geht es immer um ungeklärte Todesfälle. Damit befasste sich schließlich die psychologische Autopsie: mysteriöse, vage, schräge, zwielichtige Umstände, unter denen Menschen ihr Leben verloren hatten.“

Im Wagen sitzt die bekannte Staatsanwältin Carrie Harding. Sie ist auf der Stelle tot, ihre Beifahrerin, eine junge Praktikantin überlebt schwer verletzt. Doch in den letzten Wochen wurde San Francisco nicht nur immer wieder von leichten Erdbeben erschüttert, sondern es ist bereits der dritte prominente Todesfall innerhalb einer Woche, der Fragen aufwirft. Zuvor fanden ein renommierter Herzspezialist und ein angesagter japanischer Modedesigner auf bizarre Weise den Tod.

Der „Club der schmutzigen Geheimnisse“
Alle Spuren, die Jo verfolgt, weisen auf eine geheimnisvolle, sehr elitäre Vereinigung hin: „Der Club der schmutzigen Geheimnisse“. Kann es sein, dass eine so überzeugende, aalglatte Staatsanwältin wie Carrie hier Mitglied ist? Und welche Geheimnisse hat sie zu verbergen? Geht es um ungewöhnliche sexuelle Praktiken, die sie angreifbar machen oder geht es um Erpressung?

Jo beginnt fieberhaft nach den Hintergründen der Tat zu suchen, an ihrer Seite die Polizistin mit der auffälligen Stachelfrisur, Lieutenant Amy Tang. Doch als Jo eines Tages selbst vom Club eine Nachricht erhält, ist sie schockiert: „Sie haben Ihren Mann getötet. Willkommen im Club der schmutzigen Geheimnisse.“ Wer weiß über den Tod ihres Mannes so gut Bescheid? Mit gesträubten Nackenhaaren sucht Jo fieberhaft die Drahtzieher.

Ein neuer Star am Krimihimmel
Sehr gekonnt führt Meg Gardiner neben den unzähligen Forensikern, die an der Seite von Kay Scarpetta in den letzten Jahren im Krimigenre aus dem Boden sprossen, eine neue Variante ein. Ihre Hauptfigur Jo Beckett ist eine kluge Frau und es macht Spaß ihren Spuren zu folgen. Sie bekommt mit dem Tod ihres Ehemannes eine individuelle Geschichte und das Tempo des Krimis bestimmt die Zeitschiene: alle achtundvierzig Stunden geschieht ein neuer Mord. - Da stören Kleinigkeiten, dass beispielsweise Jos Locken zunächst dunkel sind und schon eine Seite später kupferfarben glänzen, nur unwesentlich.

Sicher wird Meg Gardiner die Reihe um Jo Beckett weiter ausbauen. Nebenbei: Wer mehr von Meg Gardiner verschlingen möchte, dem sei ihre Krimiserie um die Heldin Evan Delaney empfohlen. Es sind mehrere Teile bereits erschienen, unter anderem: „Schmerzlos“ (Band 1), „Vermisst“ (Band 2) und „Gottesdienst“ (Band 3)

Richtig gut wird Meg Gardiner am Schluss, denn hier zeigt sie, dass sie nicht nur spannend unterhalten kann, sondern sie fesselt den Leser mit einer überraschenden Lösung, die sie jedoch nicht willkürlich aus dem Hut zaubert, sondern die logisch durchdacht und stichhaltig aufgebaut ist. Chapeau Meg Gardiner! Willkommen bei den ganz Großen im Krimigenre.

Manuela Haselberger
(bookinist)
Geislingen, Juni 2008