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SPECIAL zu Russell Brand »Revolution« - Heyne Hardcore

Russell Brand erklärt, welche historischen Revolutionen ihn inspiriert haben

»Ständig fragen mich Leute, wie die Revolution funktionieren soll: ›Na klar wollen wir die Regierung stürzen, um auf den Trümmern ein persönliches und globales Utopia zu errichten‹, sagen sie. ›Aber wie, bitteschön, sollen wir das anstellen?‹ In diesem Buch werde ich es erklären.« Der Schauspieler, Comedian, Radiomoderator, Autor, Sänger, Kolumnist, Ex-Junkie, Veganer und überzeugte Nichtwähler Russell Brand hat eine Anleitung für eine neue Weltordnung verfasst. Das Buch heißt schlicht und einfach »Revolution« – Russell Brand erklärt, welche historischen Revolutionen ihn inspiriert haben.

AMERIKANISCHE REVOLUTION, 1763 - 1783

Beim Gedanken an die Amerikanische Revolution schnürt es mir noch immer die Kehle zu: Diese Gewalt, diese Erniedrigung, diese sinnlose Verschwendung von gutem Tee. Amerika war damals Britische Kolonie, und eine verdammt feine noch dazu. Aus irgendeinem Grund beschlossen die Bewohner irgendwann, dass es nicht länger angemessen sei, den Briten ohne ersichtlichen Grund Steuern abzudrücken. Interessant finde ich dabei, dass die räumliche Distanz sie offenbar besonders verärgerte: »Wir zahlen keine Abgaben an eine Instanz, die unsere Interessen nicht vertritt, insbesondere, da sie von uns durch den Atlantik getrennt ist.« Der Atlantik gestattete es der jungen Nation, sich als eigenständig anzusehen. Im Prinzip war es genau wie heute: Wenn du nicht gerade CEO eines großen Unternehmens bist, musst du ebenfalls Steuern an eine Regierung zahlen, die deine Interessen nicht vertritt. Der einzige Unterschied ist, dass die Distanz zu ihr nicht durch einen Ozean veranschaulicht wird.

FRANZÖSISCHE REVOLUTION, 1789

Meine Vorstellung von Revolution ist, wie vermutlich die der meisten Leute, stark von der klassischen Version geprägt, bei der der Staat von einer wilden, verführerischen, Parolen skandierenden Horde niedergeworfen und anschließend neu zusammengesetzt wird. So lief es auch bei der Französischen Revolution, die zu den heftigeren Revolutionen zählt: Immerhin bekam ein allmächtiger Herrscher, Louis VXI (ich bin mir fast sicher, dass das »der Sechzehnte« bedeutet), den Kopf abgeschnitten. Wenn man schon fünfzehn Könige Louis genannt hat und dann wieder mit demselben Namen um die Ecke kommt, dürfte selbst dem letzten Idioten auffallen, dass man frischen Wind braucht und ein paar Köpfe rollen müssen.

INDISCHE REVOLUTION, CA. 1857 – 1947

Die Indische Revolution war ein rauschender Erfolg, zog sich jedoch über Jahre hin. Ich dachte lange Zeit, Indien sei von den Briten kolonisiert und in gewisser Hinsicht unserem Empire eingegliedert worden, was mich immer ein wenig mit Stolz erfüllt hat; aber selbst das war ein Schwindel! Indien wurde von der East India Company beherrscht. Königin Victoria und dieses ganze Gesindel waren nichts anderes als die Ronald McDonalds ihrer Zeit, Clowns in merkwürdigen Kostümen, die alle Blicke auf sich zogen, während die wirklichen Sauereien sich woanders abspielten.

SPANISCHE REVOLUTION, 1936

Die Revolution, mit der die meisten anständigen Leute etwas anfangen können – zum Beispiel Noam Chomsky und George Orwell, der sogar selbst mitmischte – ist die spanische von 1936. Aus diesem kürzlich stattgefundenen Aufstand können wir eine Menge lernen, und auch wenn er letztendlich von Faschisten niedergeschlagen wurde, lasst uns einfach mal optimistisch bleiben und davon ausgehen, dass es heute kein Gegenstück zu den Nazis gibt, die damals durch ihre Hilfe der Franco-Armee den Sieg sicherten.

KUBANISCHE REVOLUTION, 1959

Die erste Angriffswelle war noch ziemlich dilettan- tisch, und Raúl und Fidel Castro wurden zu fünfzehn, beziehungsweise dreizehn Jahren hinter Gittern verurteilt … Nach ein paar Jahren Gefangenschaft erreichten Aktivisten die Freilassung der Brüder. Sie verdufteten nach Mexiko, um einen neuen Plan auszubaldowern. Dort trafen sie Che Guevara, einen ar- gentinischen Aristokraten, der auf Krawall gebürstet war und seine Hilfe beim Sturz des Batista-Regimes zusagte. Ich selbst bin mit Leuten, die ich im Urlaub kennengelernt habe, auch schon auf ein paar verrückte Ideen gekommen, aber es ging nie so weit, dass ich irgendwelchen Typen versprochen hätte, ihr Land zurückzuerobern. Respekt, Che!

ISLAND, 2008

Es ist bemerkenswert, dass es in Island – ihr wisst schon, Björk, nördliches Polarlicht und so – dass es in Island im Jahr 2008 eine Revolution gab. Die Isländer stürzten auf friedfertige Weise ihre Regierung, und zwar aufgrund genau der Finanzpiraterie und des Schuldensystems, unter denen der Rest der Welt weiterhin zu leiden hat. Sie leisteten zivilen Ungehorsam und tauschten bestechliche Parlamentarier gegen echte Volksvertreter. Endlich mal eine Abwechslung zu den Leuten, denen man eingetrichtert hat, das System, das sie ausbeutet, schäfisch zu ertragen!
Russell Brand