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SPECIAL zu Reinhard K. Sprenger

Reinhard K. Sprenger über Mitarbeitergespräche

Reinhard K. Sprenger
© Robin Sprenger
Zu Beginn eines jeden Jahres stehen traditionell diverse Mitarbeitergespräche an. Was halten Sie von dieser Maßnahme?

Das kommt darauf an, was man unter Mitarbeitergespräch versteht. Wenn es ein spontanes und immer neues Koordinieren von Projekten, Aufgaben und Energien ist, dann ist dagegen wenig einzuwenden. Wenn es ein ritualisiertes, standardisiertes und erzwungenes Gespräch mit Beurteilungscharakter ist, dann ist das ökonomisch kontraproduktiv und moralphilosophisch fragwürdig. Es ist Teil jener Erniedrigungsbürokratie, die den Menschen immer aufs Neue vermittelt, was noch nicht stimmt, was noch zu verbessern wäre, warum andere großartiger sind und warum man aus dem Schülersein nie herauskommt. Wenn dann noch Ziele vorgegeben werden, dann ist das nach innen würdelos und nach außen kundenfeindlich.

Haben Sie Tipps für Mitarbeiter, die ihr Jahresgespräch in den nächsten Tagen vor sich haben?

Es geht nicht um Tipps, es geht um eine Haltung. Sie können das Ritual kühl über sich ergehen lassen. Sie können sich mit Ihrem Chef einigen, dass alles, was für die Zusammenarbeit wichtig ist, mit dieser Kooperationsattrappe nichts zu tun hat. Sie können innerlich anerkennen, dass andere alle Erwartungen dieser Welt haben dürfen – aber Sie selbst entscheiden, ob sie sich danach richten. Sie können aber auch mit Ihrem Chef vereinbaren, auf das Ritual zu verzichten und sich nur im aktuellen Bedarfsfall zusammen zu setzen. Das ist eine Enthaltung als Haltung.

Und was raten Sie den Führungskräften?

Eine starke, verantwortungsbewusste Führungskraft lässt sich ein solches Instrument nicht aufzwingen. Nicht, wenn sie es nicht brauchen kann, der bürokratische Aufwand unverhältnismäßig ist, sie es als sinnlos erlebt oder es in seiner psychoorganisatorischen Perversität ablehnt.

Was ist die Alternative zum Mitarbeitergespräch?

Ich gehe davon aus, dass Chef und Mitarbeiter sich permanent abstimmen und aufgabenbezogen miteinander sprechen. Aber dieses Gespräch, wenn es diesen Ehrentitel verdient, darf nicht vorbereitet und schon gar nicht erzwungen sein. Wenn dieses Gespräch nicht stattfindet, dann erzwingt es der Markt nicht. Oder das Unternehmen hat die falschen Leute zu Führungskräften gemacht. Allerdings empfehle ich, in regelmäßigen Abständen Teamworkshops moderieren zu lassen, in denen Beziehungen und Prozesse geklärt werden. Dann entgeht man sowohl der Psychologisierung wie der Bilateralisierung.

Wie kann ich als Angestellter dazu beitragen, dass aus meiner Firma ein anständiges Unternehmen wird?

Ich kann mich selbst kritisch befragen, ob ich unzulässige Erwartungen an das Unternehmen habe. Nicht-anständig wäre zum Beispiel die Erwartung, motiviert zu werden, mit Sinn versorgt zu werden, gesundheitlich gefördert zu werden oder eine Arbeitsplatzgarantie zu erhalten. Ich kann auch entschieden darauf hinweisen, dass ich ein Erwachsener bin, insofern verantwortlich, weiß, wann ich mein Smartphone an- und ausschalte, dass ich keinen Erziehungsauftrag des Unternehmens akzeptiere und – wie man früher sagte – zwischen Dienst und Schnaps zu unterscheiden vermag. Nur dann ist man Leistungspartner auf Augenhöhe.

Das anständige Unternehmen

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