Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.
Naomi Noah,Unwiderstehlich, Erotik, Autorin, Heyne Hardcore

SPECIAL zu Naomi Noah »Unwiderstehlich« - Erotische Geschichten

Jane Austen goes Sexbooks

von Naomi Noah

Erotik im Jahr 2012. Ein interessantes Thema, das die Gemüter erhitzt. Von Bild bis Spex, von Stern TV bis zu den einschlägigen Talkshows gibt es kaum jemanden, der nicht hektisch berichtet hat. Laufen jetzt alle mit Handschellen und Peitschen durch die Gegend? Unsere Hardcore-Entdeckung Naomi Noah, die mit Unwiderstehlich eine Sammlung origineller, sehr expliziter Geschichten vorlegt, »die direkt zwischen die Beine gehen«, hat sich ihre eigenen Gedanken zur Debatte gemacht.

Wer könnte schon von sich behaupten, gegen Liebesgeschichten immun zu sein? Wir Frauen sicher nicht, wie sonst sollte sich der Erfolg der Trilogie Fifty Shades of Grey erklären? Nach dem Lesen bleibt vom Hyperventilieren der Medien letztendlich vor allem der Eindruck einer klassischen American Romance. And they lived happy ever after …

Bei Fifty Shades war also ein wenig Beate Uhse am Werk, aber mehr noch Jane Austen. Da hätten wir zum einen die erprobte weibliche Leidensfähigkeit, und auch die Namen der Protagonisten Grey und Steel sind nicht zufällig dem Roman Sinn und Sinnlichkeit entlehnt. Doch wenn man schon Jane Austen für Sexstorys bemüht, dann halte ich es eher mit Stolz und Vorurteil. Diese Zutaten finden sich in einigen meiner Geschichten wieder und führen zu witzigen Missverständnissen oder amüsanter Situationskomik, wirken zudem luststeigernd, und natürlich bekommen bei mir auch alle Akteure ihr gewünschtes Happy End: scharfen, schweißtreibenden Sex.

Doch, doch, auch ich hab meinen Spaß gehabt, als ich den Erotikbestseller von E. L. James gelesen habe. Sie drückt zwar mehr auf die Herzschmerztaste als auf das Lustzentrum. Ernsthaft, das bisschen Popoklatschen auf Hunderten von Seiten sitz ich doch auf einer Arschbacke ab. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass es ein paar echt geile Stellen in dem Buch gibt. Und den Dirty Talk über hard and soft limits finde ich ganz anregend.

Überdies will ich keinesfalls über erfolgreiche Sexbücher lästern: Nach Harry Potter, Herr der Ringe und dem anhaltenden Hype über mehr oder minder enthaltsame Vampire fällt das grelle Rampenlicht der Weltöffentlichkeit endlich auf das Erotikgenre. Und genau da mangelt es nach wie vor an guter Lektüre. Außerdem: Was spricht dagegen, Sex mit Gefühlen zu kombinieren? Es ist ein evolutionäres Erfolgsrezept, denn was wünschen sich Frauen mehr als das? Doch höchstens noch: supergeilen Sex mit Gefühl!

Die geschlechtsspezifische Deutung von Fifty Shades ist allerdings so entgegengesetzt, dass man daran zweifeln möchte, wir könnten alle vom gleichen hormongesteuerten Menschenaffen abstammen. Demzufolge sind gewisse Überraschungseffekte in Bezug auf dieses literarische Phänomen programmiert:

Männer lesen die Bücher nicht, freuen sich aber ungemein darüber, dass quasi per Volksabstimmung in den Bestsellerlisten bewiesen wurde, dass Frauen ja doch auf schnellen, harten Sex stehen und sich liebend gern echten Machos unterwerfen. Nicht ohne Grund ist in Amerika der Absatz von grauen Krawatten, die dort das Cover der Originalausgabe zieren, um ein Vielfaches gestiegen.

Die Frauen lesen die Bücher und sind hocherfreut, dass die Männer diese Geschichte so toll finden. Denn schließlich geht es hier um den fleischgewordenen Mädchentraum schlechthin. Der strahlende Ritter eilt auf einem edlen Ross, hier verkörpert durch einen Luxusboliden, herbei, um die Auserwählte vor dem schnöden Durchschnittsleben zu erretten.

So ausgestattet mit dem Irrglauben zu wissen, was das Gegenüber will, treffen die Kontrahenten dann im realen Leben beim Schaukampf aufeinander. Horden romantisch stimulierter Frauen überrennen die Massen brünstiger Männer, die zwar nicht wie jener Christian Grey über einen eigenen Learjet verfügen, sich das aber ganz gut vorstellen könnten.