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SPECIAL zu Gavin Extence »Das unerhörte Leben des Alex Woods«

Wussten Sie, dass Gavin Extence den Großteil seines Romans Das unerhörte Leben des Alex Woods mit einer Fellmütze und in Decken eingewickelt geschrieben hat, weil er sich die Heizkosten nicht leisten konnte?

Interview mit Gavin Extence

Eine kurze Biografie von Gavin Extence:
Ich bin in einem kleinen Dorf in Licolnshire aufgewachsen und lebte dort, bevor ich zum Studium nach Sheffield zog. Hier machte ich meinen BA-Abschluss in Englischer Literatur und promovierte 2009 im Fach Filmwissenschaften.

Ich lebe immer noch in Sheffield, mit meiner Frau, unserer 20 Monate alten Tochter und einer Katze. Zu meinen Hobbys zählen Kochen und Amateur-Astronomie.

Wie kamen Sie zum Schreiben?
Ich habe das Schreiben schon in sehr jungen Jahren geliebt und wusste immer, dass ich Schriftsteller werden möchte, aber erst nach meinem Universitätsabschluss begann ich, dieses Ziel wirklich zu verfolgen. Die Wirtschaftskrise gab mir den Stoß, den ich brauchte – ich konnte keine Festanstellung finden, deshalb beschloss ich, all meine Energie ins Schreiben zu investieren. Ich dachte, eine bessere Gelegenheit werde ich nicht bekommen, um herauszufinden, ob ich einen Roman schreiben und jemanden finden kann, der ihn veröffentlicht.

Wie finden Sie Ihre Themen?
In der Welt um mich herum, in persönlichen Erfahrungen und durchs Lesen. Ich merke außerdem, dass Inspiration kommt, wenn ich nicht danach suche – wenn ich etwas anderes mache, beispielsweise Joggen oder Musikhören.

An welchem Buch arbeiten Sie gerade?
Ich schreibe meinen zweiten Roman. Es geht um ein Mädchen, dessen Leben aus den Fugen gerät, als es den toten Körper seines Nachbarn entdeckt. Es basiert (sehr) frei auf etwas, was mir letztes Jahr zu Weihnachten passiert ist.

Wer sind ihre Lieblingsautoren?
Kurt Vonnegut, John Irving, Haruki Murakami und David Mitchell – ich mag skurrile Autoren, die ihren eigenen einzigartigen Stil haben. Vonnegut und John Irving schätze ich besonders, weil sie so lustig sein können, während sie über sehr düstere, ernste Themen schreiben.

Welche Bücher haben Sie in letzter Zeit gelesen?
Vom Winde verweht von Margaret Mitchell, Apple Tree Yard von Louise Doughty, Seelensprung von Susanna Kaysen

Haben Sie ein Lebensmotto?
1. Sei freundlich.
2. Es zu versuchen und zu scheitern ist besser, als es gar nicht erst zu versuchen.

Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade schreiben?
Im Moment kümmere ich mich in meiner freien Zeit hauptsächlich um meine Tochter. Sie ist noch sehr jung, daher braucht sie viel Aufmerksamkeit. Das ist einer der großen Vorteile meines Jobs: Ich kann zu Hause sein und verpasse ihre ersten Worte und Schritte nicht. Darüber hinaus macht es mir Spaß, jeden Tag zu kochen. Und wenn ich ein bisschen Zeit für mich selbst habe, lese ich oder höre Musik. Ich jogge und schwimme auch gerne, wenn ich die Zeit dafür finde.

Fünf Dinge, die wir noch nicht über Sie wissen:
1. Als Kind war ich englischer Schachmeister in meiner Altersklasse.
2. 2004 wäre ich fast an einem Blinddarmdurchbruch gestorben. Im Krankenhaus hing ich zwei Wochen lang an einem Tropf mit Glukoselösung, weil ich nichts essen konnte. Das war zum Teil die Inspiration für das zweite Kapitel von Das unerhörte Leben des Alex Woods.
3. Ich habe den Großteil von Das unerhörte Leben des Alex Woods mit einer Fellmütze und in Decken eingewickelt geschrieben, weil ich es mir nicht leisten konnte, die Zentralheizung einzuschalten.
4. Mein Ehering wurde aus einem Meteoriten gefertigt.
5. Das ist alles, es gibt nur vier interessante Dinge über mich zu wissen.

Wie würden Sie Ihren Roman zusammenfassen?
Es ist eine unkonventionelle Geschichte über das Erwachsenwerden und die unwahrscheinliche Freundschaft zwischen einem Jugendlichen und einem alternden Vietnam-Veteranen.

Was hat Sie zu Ihrem Roman inspiriert?
Alex‘ Vorgeschichte wurde von meiner Liebe zur Astronomie angeregt. Ich hatte in einem Wissenschaftsmagazin über Meteoriten gelesen und fragte mich, ob schon mal jemand von einem getroffen worden ist. Also habe ich ein bisschen nachgeforscht und herausgefunden, dass es trotz der verschwindend geringen Wahrscheinlichkeit (etwa eins zu zwei Milliarden) bereits mindestens ein Mal passiert ist, in den 1950er-Jahren in Alabama. Ich entschied sofort, dass dies der Beginn von Alex‘ Geschichte sein würde: Ein Meteor würde durch sein Dach brechen, ihn treffen und bewusstlos schlagen – und dieses völlig unwahrscheinliche Ereignis würde den Verlauf seines Lebens ändern.

Die Freundschaft zwischen Alex und Mr. Peterson war ursprünglich meiner Beziehung zu meinem Großvater nachempfunden – beim Schreiben hat sich da dann aber noch viel geändert.

Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Alex – zum einen, weil ich so viel Zeit damit verbracht habe, in seinem Kopf zu stecken und die Welt mit seinen Augen zu sehen, und zum anderen, weil er viele Eigenschaften hat, die ich bewundere. Er ist mutig und selbstlos und heldenhaft – aber auf eine sehr unübliche und unaufdringliche Art und Weise.

Welche Szene war am schwierigsten zu schreiben?
Es gibt eine Szene im Büro des stellvertretenden Schulleiters, in der Alex das schlimmste Wort der englischen Sprache verwendet. Das war schwierig zu schreiben, weil ich die Situation genau richtig hinkriegen musste, sodass es lustig, passend und mutig erscheint, nicht geschmacklos. Außerdem wusste ich, dass meine Großeltern es lesen würden. Ich fluche nicht gerne vor meinen Großeltern. Ich habe mindestens vier Entwürfe geschrieben, bevor ich mit der Szene zufrieden war.

Welche Leser würden Ihrer Meinung nach Freude an Ihrem Buch haben?
Alle möglichen Leser. Ich hoffe, dass ich ein Buch geschrieben habe, dass vielen verschiedenen Lesern in allen Altersklassen zugänglich ist. Der jüngste englische Leser, von dem ich weiß, ist zehn (was vermutlich ein wenig zu jung ist), und der älteste ist 101. Meine englische Presseagentin hat mir gesagt, das Buch sei wie Die Simpsons – es ist für alle und jeden –, was sehr schmeichelhaft war.