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Erika Lust, Nächte in Barcelona, Heyne Hardcore

SPECIAL zu Erika Lust »Nächte in Barcelona«

»Die Frau ist weder Heilige noch Hure. Sie ist beides zugleich – und noch viel mehr«. Die schwedische Pornofilmregisseurin Erika Lust, 35, gilt als Revolutionärin der feministischen Pornografie. Ihre Filme tragen Namen wie Five Hot Stories For Her (2007) oder Cabaret Desire (2012), ihr Manifest ist das Buch X – Porno für Frauen (Heyne Hardcore, 2009). Nächte in Barcelona ist ihr erster erotischer Roman – wir gönnen uns einen Blick hinter die Kulissen einer wahrhaft »lust«-vollen Feministin …

      »Warum sieht man in den Hetero-Pornos nur Szenen, die von Männern dominiert sind?«, fragte Nora Xavier jedes Mal (was nicht oft vorkam), wenn sie einen Pornofilm einlegten und sahen, wie ein Nacho Vidal in den Mund seiner Partnerin abspritzte. »Ich würde mir gerne Filme ansehen, in denen Mann und Frau auf gleicher Augenhöhe miteinander umgehen, und ich glaube, anderen würde es auch gefallen. Wir sollten in der Richtung mal was unternehmen.«
(aus Nächte in Barcelona)

      Zwischen Porno und wahrer Leidenschaft liegen Welten, soviel steht fest. Porno ist Kommerz, schwerreiche Industrie und Hollywood’scher Spielball des schnöden Silicon Valley, darüber hinaus natürlich gesellschaftlich verpönt und in visueller Hinsicht oftmals wenig innovativ, weil schablonenhaft und monoton. Was passiert, wenn man den regulären »Male Gaze« aus dem Zentrum rückt und versucht, Porno mit Inhalten zu füllen? Wenn dem Porno das Statische und Machohafte genommen und Pornografie plötzlich wirklich erotisch wird, weil sie die weibliche Sexualität mitdenkt?

      »Porno nimmt in unserer Alltagskultur großen Raum ein. Wir Frauen sollten das nicht einfach ignorieren,
sondern müssen uns an diesem Diskurs beteiligen.«
Erika Lust


      Erika Lust ist Mitbegründerin und Kreative des neuen, sexpositiven Pornokinos, in dem »wir Frauen entscheiden, wie wir repräsentiert werden«. Die weibliche Ästhetik ihrer Filme setzt sich für eine feminine und damit überaus lustbetonte Perspektive auf das anrüchige Genre des Pornofilms [und seinem ewig stereotypen Blick auf das Männliche und das Weibliche] ein. »Ich glaube, die Frau – und übrigens auch immer mehr Männer – möchte wissen, wer die Figuren in den Filmen sind und warum sie gerade zusammen im Bett oder sonstwo liegen. Wir sehnen uns nach Kontext. Es ist ein simples Prinzip: Wird nichts der Fantasie überlassen, entsteht keine Erotik. Ich erwarte nach der Reizüberflutung der letzten Jahre eine Gegenbewegung – ein Zurück zur Subtilität.« (Erika Lust in einem Interview mit der Spex, 2012)

      »Xavier versuchte ihr dann immer zu erklären, dass der Porno eine andere Funktion hätte als ein normaler Film, und bat sie inständig, von diesem ›Unsinn‹ die Finger zu lassen. Aber Nora ließ sich nicht so schnell abbringen von bestimmten Ideen, die sie sich in den Kopf gesetzt hatte, und dachte weiter darüber nach.« (aus Nächte in Barcelona)

      Lust bewegt sich weg von den gängigen Maximen der Pornoindustrie, weg von den Close-ups kopulierender Geschlechtsteile und hin zu einer stimmungsvollen Ästhetik, die dabei aber nicht minder explizit ist. Mit Nächte in Barcelona wählt sie nun die Literatur als ein weiteres Medium der Darstellung weiblichen Begehrens. Doch Lust will keine Hausfrauenerotik. Sie will sich nicht in die »Fifty shades of fairytale« einreihen, sondern wirbt für einen konsequenten Gegenentwurf. Bei Lust ist das weibliche Wesen weder Heilige noch Hure – es muss weder das eine noch das andere sein und können, um Frau zu sein. Denn ihre Protagonistin Nora ist kein Kunstprodukt, das darauf zugeschnitten ist, den Leser anhaltend von einer Sex-Szene zur nächsten zu katapultieren.

      »Ich fordere ein neues, alternatives Pornokino, in dem wahrhaftige Leidenschaft, Intimität, Liebe und Lust beim Sex gezeigt wird – wo eine weibliche Betrachtungsweise von großer Bedeutung und die audiovisuelle Ästhetik eine Freude für die Sinne ist für all jene, die eine echte Alternative zum herkömmlichen Porno suchen.«
Erika Lust


      Nora ist eine junge Frau, die das Leben und das Lieben lernt. Und da geht es ums Ficken, um Freundschaft, um Familie und um Noras Interesse an der Filmkunst, an Klamotten und um ihre Muse Barcelona, »ohne die ich nicht die wäre, die ich bin«. Wenn Lust also, die seit über zwölf Jahren in Barcelona lebt, der jungen schwedischen Filmstudentin Nora nach Spanien folgt, wo diese »nicht länger Film studieren, sondern anfangen will, Filme zu machen«, folgt sie dabei auch einem sehr autobiografischen Ansatz. Und Nora hat neben dem seriösen Erfolg auch die sehr private Vision »sich in die Frau mit dem größten Sexappeal der Welt zu verwandeln«. Lust schreibt Lust – Don’t miss it!

Annette Klarmann

Nächte in Barcelona

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