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SPECIAL zu »Die 500« von Matthew Quirk

Matthew Quirk im Interview

Matthew Quirk
© Christopher Schmid
Wann haben Sie angefangen zu schreiben?
Matthew Quirk: Ich habe immer schon geschrieben, aber ernsthaft an einem Roman zu arbeiten habe ich kurz nach dem College begonnen, als ich nach Washington DC kam. Hier kommen so viele faszinierende Persönlichkeiten aus der Aus- und Inlandspolitik zusammen, hier werden so viele Intrigen gesponnen, und als junger Reporter stieg ich tiefer in diese Geschichten ein als jemals zuvor. Jeden Tag stieß ich auf so viel interessantes Material, dass meine Artikel regelrecht davon überquollen und ich begann, es in fiktiven Geschichten zu verarbeiten. Geschichten erfinden ist ein angenehmer Ausgleich, wenn man den ganzen Tag damit beschäftigt ist, Fakten zu untermauern.

Wie entstand die Idee zu »Die 500«?
Matthew Quirk: Das Buch ist von meiner persönlichen Erfahrung, den Berufseinstieg in Washington zu machen, geprägt. Als junger Magazinreporter hatte ich einen guten Blick auf die Machtpolitik in der Hauptstadt: die Kompromisse, auf die sich junge, aufstrebende Leute einlassen, um vorwärts zu kommen und die unterschiedlichen Wege, auf denen die bereits etablierten Kreise die Ambitionen anderer für ihre eigenen Zwecke nutzen. Ich war immer schon fasziniert von den Strippenziehern hinter den Kulissen, Leute mit unbeschreiblicher Macht, über die man kaum in den Zeitungen liest. Um meine Geschichte zuzuspitzen, brauchte ich eine Verschwörung, und da kam ich auf den Gedanken: Was, wenn einer dieser Strippenzieher systematisch die Geheimnisse der Mächtigsten Washingtons sammelte? Damit war der Anfang gemacht und es ging immer weiter. Was den kriminellen Zug an Michael Ford betrifft: Ich habe schon immer Geschichten über Schwindler, Einbruchkünstler und das Zusammenspiel von Politik und Hochstapelei geliebt, und Mikes düstere Vergangenheit schaffte Raum für komische Szenen und Charakterprüfungen.

Der Roman ist sehr fundiert und der Leser erfährt eine Menge über das, was in Washington hinter den Kulissen der Macht passiert. Wie haben Sie für das Buch recherchiert?
Matthew Quirk: Der Großteil bestand einfach darin, in Washington zu leben und zu arbeiten und die einzigartige soziale Kultur dieser Stadt zu beobachten und auf mich wirken zu lassen. Als Reporter pflügt man sich täglich durch so viele Informationen, und dabei stieß ich immer wieder auf unglaubliche kleine Geschichten, Anekdoten, die ich niemals in einem Artikel würde unterbringen können, weil sie mit meiner aktuellen Recherche nichts zu tun hatten. Als ich mich hinsetzte, um diesen Roman zu schreiben, tauchten sie einfach aus meinem Gedächtnis auf und gaben der ganzen Geschichte einen realistischen Anstrich.

Wie lange haben Sie gebraucht, um den Roman fertig zu schreiben?
Matthew Quirk: Ich habe einige Monate gebraucht, um das Konzept zu entwickeln, geschrieben habe ich das Buch innerhalb von neun Monaten. Mir wurde gesagt, dass man ein Buch mit einer temporeichen Handlung auch schnell schreiben muss.

In Ihrem Buch wirkt Washington nicht gerade wie ein Ort, an dem man gerne leben würde. Wie geht es Ihnen mit der Stadt?
Matthew Quirk: Ich liebe Washington. Hier leben eine Menge kluger, ambitionierter Leute, die hier sind, weil sie fest an etwas Bestimmtes glauben, und das gibt dieser Stadt ihre unverwechselbare Energie. Ich hoffe, die Stadt ist im Buch nicht zu negativ dargestellt – aber in einem Thrilller muss der Ort des Geschehens immer ein bisschen düsterer erscheinen, als er tatsächlich ist. An Mike Fords Stelle würde ich einen Ort, an dem ständig Leute versuchen, mich umzubringen, auch nicht besonders mögen.

Ihr Roman erinnert ein wenig an »Die Firma« von John Grisham. Ist er als Schriftsteller ein Vorbild für Sie? Oder haben andere Schriftsteller Ihre Arbeit mehr geprägt?
Matthew Quirk: »Die Firma« hat mich tatsächlich beeinflusst. Grishams Geschichten mit ihren irrwitzigen Wendungen und ihren identifikationsträchtigen Figuren haben etwas Unwiderstehliches. Es gibt außerdem eine lange Tradition von Romanen, in denen ein ehrgeiziger junger Mann in die große Stadt kommt und einen Pakt mit dem Teufel schließt, und diesen Stoff habe ich im Washington der Gegenwart neuangesiedelt. John LeCarré und Alfred Hitchcock sind zwei weitere große Vorbilder.

Schreiben Sie bereits an Ihren nächsten Roman und wenn ja, worum geht es?
Matthew Quirk: Ja, ich bin mittendrin in einem neuen Roman. Es ist die Fortsetzung zu »Die 500«. Während Mike nach seinem verschwundenen Bruder sucht, stößt er auf eine Verschwörung, in die die größte Sicherheitsfirma der Welt verwickelt ist. Mike muss zurück ins kriminelle Milieu und sich entscheiden, ob er sich selbst korrumpieren lässt oder den Tod seines Bruders und zahlloser anderer riskiert.

»Die 500« wird derzeit in achtzehn Sprachen übersetzt und die Filmrechte sind bereits verkauft. Das ist für ein Debüt ein riesiger Erfolg. Wie geht es Ihnen damit?
Matthew Quirk: Ich bin begeistert, dass die Leute das Buch so sehr mögen, und unglaublich dankbar. Ich habe 2008 meine Stelle aufgegeben, um mich ganz dem Schreiben zu widmen, und Reagan Arthur von Little, Brown hat das Buch entdeckt, als ich mich gerade fragte, ob das die richtige Entscheidung gewesen war. Nichts macht mich glücklicher, als meine Tage damit zu verbringen, mir Geschichten auszudenken und ich bin überglücklich, dass ich dabei bleiben und den Leuten damit sogar eine Freude machen kann.