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Brett Forrest, Schattenspiele, Heyne Hardcore, Buch

SPECIAL zu Brett Forrest »Schattenspiele«

KOMM AUF DIE DUNKLE SEITE DES SPIELS

von Brett Forrest

Ob WM, EM oder Champions League, ob im Stadion, beim Public Viewing oder in der Kneipe – wenn der Fußball rollt, fiebern wir mit. Aber stimmt es denn überhaupt, dass die Wahrheit, wie so oft behauptet, auf dem Platz liegt? Leider nicht, sagt Brett Forrest. Seine Reportage Schattenspiele zeigt auf, wie das organisierte Verbrechen den internationalen Fußball unterwandert hat: Das beliebteste Spiel der Welt ist auch das korrupteste Spiel der Welt.

      Vor etwa einem Jahr war ich im Auftrag des amerikanischen Sportmagazins ESPN The Magazine in Singapur, um einen der wichtigsten Drahtzieher der Wettmafia zu treffen. Er erklärte, mit welch einfachen Mitteln er und seine Kollegen ungehindert Fußballergebnisse in der ganzen Welt manipulierten. Er beschrieb »Geisterspiele«, Begegnungen die niemals stattfanden, die aber von internationalen Wettagenturen gelistet wurden. Er berichtete, wie er Spiele zwischen falschen Nationalmannschaften arrangierte, deren Spielerkader sich aus x-beliebigen Leuten zusammensetzten. Er erzählte von korrupten Stadion-Technikern, die das Flutlicht ausschalteten, sobald das gewünschte Ergebnis erzielt wurde. Er plante, Einfluss auf den amerikanischen Gold Cup zu nehmen, der in diesem Sommer stattfand, und er deutete an, dass selbst das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft nicht vor Manipulation sicher war.
      Ermittler schätzen, dass jährlich etwa eine Billion US-Dollar mit Fußballwetten umgesetzt wird, Tendenz steigend. Mit geschickt platzierten Wetten auf sichere Ergebnisse scheffeln die Manipulatoren und ihre Verbündeten Milliarden. Innerhalb kürzester Zeit ist Wettmanipulation damit für das organisierte Verbrechen zu einem der lukrativsten Geschäfte überhaupt geworden. Ronald Noble, Generalsekretär von Interpol, sagt: »Die Einnahmen, die sich durch Wetten auf verschobene Fußballspiele machen lassen, sind so gigantisch, dass mindestens zwei kriminelle Organisationen vor kurzem von Waffenhandel auf Spielmanipulation umgestiegen sind.«
      Über 15 Jahre lang konnte die Wettmafia praktisch bedenkenlos agieren, da die Behörden das Problem unterschätzten oder nicht über die nötigen Ressourcen verfügten, um es zu bekämpfen. Das soll sich nun ändern.
      Meine Hauptquelle für das Buch ist der Australier Chris Eaton, ein langjähriger Interpol-Polizist mit polterigem Auftreten und untadeligem Ruf, der 2010 den Posten des Sicherheitschefs bei der FIFA übernahm. Eaton wurde zum ersten hochrangigen Offiziellen im Fußball, der weltweite Ermittlungen gegen die Wettmafia anstieß. Er fand heraus, dass alle groß angelegten internationalen Spielmanipulationen von Singapur aus gesteuert wurden. Er identifizierte die fünf Drahtzieher der Wettmafia in Singapur, eine Gruppe, die von mächtigen Chinesischen Gangs unterstützt wurde und Spielmanipulationen auf allen Kontinenten koordinierte. Er machte einen Mann namens Dan Tan Seet Eng ausfindig, einen Boss des Wettsyndikats, und er erforschte, auf welche Weise Einfluss auf Spieler, Trainer und insbesondere Schiedsrichter genommen wurde. Letztere können Rote Karten verteilen, angebliche Handspiele pfeifen und für die kleinsten Vergehen Elfmeter vergeben. Eaton und sein Team bei der FIFA, allesamt handverlesene ehemalige Interpol-Agenten, bauten Kontakte zu den Kreisen der Wettmafia auf und sammelten systematisch Informationen darüber, wie die Spielergebnisse arrangiert und die Wetten platziert werden.
      Die FIFA war alles andere als begeistert, offenbarten Eatons Nachforschungen doch die fundamentale Krankheit eines Sports, der der angeblichen »Non-Profit-Organisation« einen jährlichen Gewinn von einer Milliarde Dollar beschert. In Anbetracht der Korruption, die innerhalb der FIFA vorherrschte, und getrieben von dem Willen, dem beliebtesten Sport der Welt seine Integrität zurückzugeben, verließ Eaton die Organisation. Er ist nun Direktor für Sportintegrität beim Internationalen Zentrum für Sportsicherheit (ICSS) in Dohar, Katar. Seine Agenten aus FIFA-Zeiten sind ihm dorthin gefolgt. Gemeinsam riefen sie jüngst eine einjährige Ermittlung ins Leben, die sich mit der Manipulation der asiatischen Wettmärkte befasst – eines hochtechnisierten Geschäfts, das große Ähnlichkeit mit den Vorgängen an internationalen Finanzmärkten aufweist.
      Trotz Eatons Bemühungen und der Polizeiarbeit in Europa und Asien ist das Syndikat in Singapur noch lange nicht zerstört. Hunderte Ligen und Tausende Teams des internationalen Fußballs bieten unzählige Möglichkeiten zur Manipulation. In meinem Buch berichte ich über die Geschichte, die Strukturen und die wichtigsten Protagonisten eines der skandalösesten Kapitel der Sportgeschichte – und über einen Ermittler auf dem Kreuzzug gegen die Wettmafia.