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Ron McLarty »Die unglaubliche Reise des Smithy Ide«

SPECIAL zu Ron McLarty »Die unglaubliche Reise des Smithy Ide«

Interview mit Ron McLarty

Wie weit haben eigene Erlebnisse Sie bei der Entwicklung der Figuren und des Plots von "Die unglaubliche Reise des Smithy Ide" beeinflusst?

Meine Eltern hatten einen Autounfall, als sie mich in einem Ferienort in Maine besuchen wollten. Ich wohnte dann in einem Motel zwischen dem Traumazentrum, in dem meine Mutter lag, und der neurologischen Klinik, die meinen Vater behandelte. Zwischen den Krankenhausbesuchen schrieb ich "Die unglaubliche Reise des Smithy Ide" als Theaterstück. Nach ihrem Tod erweiterte ich das Stück zu einem Roman. Wie in allen meinen Arbeiten versuche ich, die Welt und ihre Wirkung auf mich zu erklären. Für mich war das Schreiben immer eine zutiefst private Angelegenheit und nicht etwa der Weg zu Reichtum und Glück. Meine Figuren entstehen aus meinen eigenen Erlebnissen, aber anscheinend verliere ich dann die Kontrolle über sie, und sie schreiben ihre Geschichte selbst, von ihrem eigenen Standpunkt aus.

"Der Typ raucht zu viel, trinkt zu viel, isst zu viel, und der erste Herzinfarkt wartet nur noch auf den richtigen Augenblick", sagte Stephen King über Ihren Protagonisten Smithson Ide, aber er findet dennoch, er sei ein "amerikanisches Original, das einen Platz im Regal gleich unter Ihren Hucks, Ihren Holdens und Ihren jungen Yossarians verdient hat". Was halten Sie davon?

Ich weiß seine Ansicht zu schätzen, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Smithson Ide in das Regal unter Yossarian oder Caulfield gehört. Und wer könnte sich schon mit Huck Finn messen?

Inwieweit hat Ihre Schauspielerkarriere Ihr Leben als Autor geformt? Glauben Sie, dass die Schauspielerei Ihnen das Schreiben leichter macht, weil Sie dadurch ein besseres Verständnis für reale Charaktere haben? Und werden Sie weiter als Schauspieler arbeiten, nachdem Ihre Schriftstellerkarriere einen so fulminanten Aufschwung genommen hat?

Die Schauspielerei war und ist mein Zugang zur Welt. Nicht nur das Ausfüllen einer Rolle, sondern auch die Energie, die jedes neue Projekt durchströmt, befeuert mich. Aber die Schauspielerei ist ein Beruf, dessen Ausübung Erlaubnis erfordert. Wenn deine Karriere ein Hügel ist, dann besteht der Berg daneben aus den Absagen, die du im Laufe der Zeit kassierst. Zum Schreiben brauchte ich keine Erlaubnis. Ich glaube, darum ist meine Arbeit hier ganz anders. Keine Regeln - nur ich selbst und meine Fantasie und meine Erinnerungen. Aber das Schreiben ist mir nie leicht gefallen.

Wenn ich morgens, sagen wir, fünf oder sechs Stunden arbeite, schreibe ich vielleicht fünfundzwanzig Seiten, aber am Ende bleiben davon fast immer nur fünf oder sechs, die ich gebrauchen kann. Vermutlich würde ich am liebsten nur noch schreiben, aber ich glaube, in meinem Alter ist es zu spät, um mich noch zu ändern. Ich brauche wenigstens das bisschen Ordnung, das der Schauspielberuf mit sich bringt, damit ich meine Tage nicht verplempere.

Haben Sie eine bestimmte Prozedur, die Ihnen beim Schreiben hilft? Und wie wirkt sich die Schlaflosigkeit auf den Prozess des Schreibens aus?

Ich schreibe am frühen Morgen, vier oder fünf Stunden lang. Danach - und wenn zwischen Vorsprechterminen Zeit ist - genieße ich die Energie des Lesesaals in der New York Library. Und wenn ich in einem gestohlenen Augenblick auch nur einen Absatz oder einen Satz zu Papier bringen kann, der sich richtig anfühlt, macht mich das glücklich. Ich hatte schon immer das, was meine Mutter einen "kurzen Schlaf" nannte, und im Laufe der Jahre habe ich eine Art Meditation erlernt, um mir zusätzliche Ruhe zu verschaffen. Und ich habe immer Block und Bleistift neben mir, wenn ich über eine Figur oder eine Idee "meditiere", die mich beschäftigt.

Bei der Veröffentlichung von "Die unglaubliche Reise des Smithy Ide" hat Stephen King als Katalysator gewirkt. Können Sie darüber etwas sagen? Was für ein Gefühl war es, endlich den Anruf des Verlags zu bekommen und zu hören, dass das Buch veröffentlicht werden soll?

Ich stehe ohne Zweifel in Stephen Kings Schuld. Wie bedankt man sich dafür? Wir haben darüber gesprochen, und ich bin entschlossen, meinen eigenen Good-will genauso selbstlos in die Welt zu tragen, wie er es getan hat. Ich war wie vom Donner gerührt bei der Erkenntnis, dass ich endlich eine Chance als Autor habe, und das werde ich nie vergessen. Aber alles hat auch seinen Preis. Ich bin nicht der Einzige, der alles, was er ist, zu Papier gebracht hat, nur um dann zu hören, dass in der Herberge kein Platz mehr ist. Nach einer Weile habe ich es aufgegeben, meine "zu schwierigen" Arbeiten herumzuschicken. Ich glaube zwar, dass auch Kismet nötig war, um meinem Buch Überzeugungskraft zu geben, aber es ist auch wichtig, zu sagen, dass ich hart an diesem Roman gearbeitet habe. Ich habe aus unzähligen Fehlschlägen gelernt. Ich habe meine Stimme gefunden, verloren und wieder gefunden. Offen gesagt, manchmal finde ich es entmutigend, mir vorzustellen, dass dieses und noch folgende Bücher von vielen als Glückstreffer betrachtet werden - als hätte ich mich eines Tages hingesetzt, mir ein Bier aufgemacht und das Ding hingekritzelt. In mir stecken immer noch siebenunddreißig Jahre als geprügelter Hund.

© NPR's Morning Edition
Deutsche Übersetzung: © Penguin Random House Verlagsgruppe