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Interview mit Maarten S. Sneijder, dem Ermittler bei Andreas Gruber

Romanfigur Maarten S. Sneijder im Interview

»Grundsätzlich kann ich nichts an Andreas Gruber leiden«

Maarten S. Sneijder ist polizeiliche Fallanalytiker, Entführungsspezialist und forensischer
Kripopsychologe beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden. Er ist 47 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Rotterdam in den Niederlanden. Wenn er nicht gerade im Auslandseinsatz ist, nimmt er an der Akademie für hoch begabten Nachwuchs junge Kolleginnen und Kollegen unter seine Fittiche. Er hat einen speziellen Ansatz, mit dem er seine Fälle löst: Da ist einerseits seine arrogante Art, mit der er seine Gesprächspartner vernichtet, andererseits sein Hang zu Drogen, der ihn in die kranke Psyche von Serientätern hinabsteigen lässt. Er leidet unter Cluster-Kopfschmerzen, akupunktiert sich selbst, hasst große Menschenmengen und gibt vor, keinen Führerschein zu besitzen, damit er von den Kollegen zu den Tatorten gefahren wird, während er auf dem Rücksitz mit seinem Smartphone spielt. Er trägt ausschließlich schwarze Designeranzüge, ist über einen Meter achtzig groß und hat enorm lange Arme. Bisher hat er in dem Thriller „Todesfrist“ ermittelt. Die Fortsetzung „Todesurteil“ ist für Ende 2014 geplant.


Die Luft ist stickig in dem kleinen Raum. Die einsame Arbeitsleuchte auf dem glatten Tisch strahlt direkt in sein Gesicht.


1. Lieber Maarten Sneijder, was können Sie uns zu ...?

Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche. Es heißt Maarten S. Sneijder!

Danke, was können Sie uns zu ...?

Entschuldigen Sie, dass ich Sie gleich noch einmal unterbreche. Meine Zeit ist knapp, und ich möchte vermeiden, dass Sie sie vergeuden. Sehen Sie diese drei Finger? Also stellen Sie ihre Fragen in drei knappen, präzisen Sätzen! Schaffen Sie das?

Ich werde es versuchen. Was können Sie uns zu Andreas Gruber sagen – was müssen wir wissen?

Sie müssen gar nichts über ihn wissen! Die Akte, die das Bundeskriminalamt in Wiesbaden über ihn hat, ist streng geheim. Das werden sogar Sie verstehen. Aber auf Grund diverser Abhöraktionen und Einvernahmen von Leuten, die ihn kennen, haben wir ein brisantes
Detail über ihn herausgefunden, das ich verraten kann: Bisher hat dieser Schmuddlschreiber mit seiner kranken Fantasie vier Kurzgeschichtenbände und sieben Romane zu Papier gebracht. Er arbeitet jetzt nur noch 15 Stunden pro Woche im Büro eines Pharmakonzerns –
den wir natürlich observieren – und er wird sich Ende 2014 als freier Autor selbständig machen. Aber keine Sorge, wir behalten ihn und seine Aktivitäten weiterhin im Auge.

2. Beneiden Sie Andreas Gruber um etwas? Oder schlimmer, gibt es etwas, was Sie an ihm gar nicht leiden können?

Beneiden? Ihn? Ich beneide bloß die Menschen, die das Glück haben, mit mir zusammenarbeiten zu dürfen. Grundsätzlich kann ich nichts an Andreas Gruber leiden. Er verschwendet seine Zeit, indem er Geschichten erfindet, meist über abartige Serienkiller und
unsympathische Profilersteller. Und nur weil er im Juni 2013 eine Recherchereise nach Deutschland unternommen hat und beim Polizeipräsidium Westhessen und beim Bundeskriminalamt Wiesbaden zu Besuch war und sich dort alles zeigen ließ, steigt er in meiner Achtung um keinen Millimeter. Er bleibt ein armseliger Schriftsteller, der keine Ahnung von unserem täglichen Job hat.

3. Das hört sich so an, als würde Andreas nicht ununterbrochen schreiben – was macht er denn sonst in seiner Freizeit?

Er liest viel – wahrscheinlich klaut er dort seine Ideen. Er geht oft ins Kino – vermutlich um auch dort Ideen zu klauen. Er hört gern Hörspiele – Sie können sich bestimmt denken, warum. Er singt in Karaoke-Bars – da er vermutlich kein anderes Publikum für seine
„Gesangskünste“ findet. Er hört Heavy Metal – schon allein das sagt ja alles über seine gestörte Psyche.

4. Ein Trittbrettfahrer? Welchem Vorbild eifert er nach? Ist das nur schriftstellerisch so, oder auch im »normalen« Leben?

Die Kollegen von der Kriminaltechnik, der forensischen Psychologie und dem graphologischen Institut haben herausgefunden, dass er sich am Stil von Dennis Lehane orientiert. Er dürfte auch die frühen Werke von David Morrell und Nelson DeMille gelesen haben. Und was den Horror-Aspekt in seinen Thrillern betrifft, den dürfte er von Stephen King, Richard Laymon und Shaun Hutson geklaut haben. Soviel zu seiner Eigenständigkeit!
Vorbilder im normalen Leben? Er behauptet zwar, dass er kritische Menschen mit Zivilcourage bewundert wie beispielsweise diesen Edward Snowden, aber mal ehrlich …
Snowden ist ein Verräter und gehört zum linken Gesindel, genauso wie Andreas Gruber.

5. Gibt es Rituale, die Andreas beim Schreiben anwendet? Hängt er bestimmter ritualistischer Musik an, oder gibt es irgendwelche berauschende Nahrungsmittel, die stets griffbereit liegen müssen?

Ich selbst rauche Marihuana. Das ist in meinem Job absolut notwendig, wenn ich mich in die Psyche eines Killers hinein versetze. Und ich habe, nebenbei bemerkt, die höchste Aufklärungsrate verglichen mit der meiner Kollegen. Sehen Sie, durch das Marihuana kristallisiert sich manchmal ein winziges Detail mit all seinen Facetten übergroß heraus, das man sonst übersehen hätte.

Aber wir sprechen jetzt nicht über Sie, sondern über Andreas Gruber!

Bedauerlich! Aber keine Ahnung, was der nimmt. Vermutlich nascht er während des Schreibens Schokolade – sehen Sie sich mal seine Schwabbelfigur genau an!

6. Wie kam Andreas auf Ihre Spur?

Ich glaube, er war es einfach leid immer nur Romane über langweilige Kripoermittler zu schreiben. Er hat eine kontroverse Figur mit Ecken und Kanten gesucht. Jemand mit langjähriger Erfahrung, der seinen eigenen kompromisslosen Weg geht und sich weder von
Vorgesetzten noch von Kollegen in die Suppe spucken lässt. Und mal ehrlich, welcher Kotzbrocken wäre da besser geeignet als ich?

7. Wissen Sie, ob er sich seine Opfer immer auf dieselbe Weise aussucht? Wie entstehen seine Geschichten?

Unser Verhör mit ihm hat ergeben, dass er sich in seinen Romanen Schwerpunkte setzt und über Themen schreibt, die ihn angeblich faszinieren. In „Schwarze Dame“ schreibt er über zwei Serienkiller, in „Die Engelsmühle“ über zwei erwachsene weibliche eineiige Zwillinge, in „Rachesommer“ über Kindesmissbrauch, in „Todesfrist“ über eine missglückte Psychotherapie und in „Herzgrab“ über ein großes mysteriöses Ölgemälde.
Seine Romane spielen in Prag, Wien, Leipzig, Dresden, München, Hamburg, an der Nordsee oder in der Toskana, und seine Figuren sind mal ein Privatdetektiv, eine junge Anwältin, eine Psychotherapeutin oder ein pensionierter asthmakranker Kripoermittler.

8. Einmal ganz frech gefragt: Wieso führe ich das Gespräch mit Ihnen, was macht Sie so besonders für Andreas Gruber?

Frech? Sie meinen allen Ernstes diese Frage sei frech? Ich sage Ihnen was: Frech wäre, diese Frage nicht gestellt zu haben! Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen – aber man kann das nicht oft genug betonen – ich bin im Bundeskriminalamt Wiesbaden ein Unikat. Ich leite an der BKA-Akademie für hoch begabten Nachwuchs das Modul Profilerstellung und forensische Psychologie. Dort nehme ich die jungen Dreikäsehoch unter meine Fittiche. Und da gibt es ein besonderes Talent: nämlich die Münchnerin Sabine Nemez. Sie ist die Hoffnung der jungen, modernen Verbrechensbekämpfung … und ich hoffe, noch viele
weitere Fälle mit ihr lösen zu können. Aber sagen Sie ihr das bloß nicht!

9. Schauen wir uns doch einmal die Beweise an: Was wird Andreas wohl als Nächstes tun? Woran arbeitet er gerade? Wann werden wir neue Hinweise erhalten?

Wäre mal schlau von Ihnen gewesen, wenn Sie das selbst herausgefunden hätten, ohne mich fragen zu müssen. Aber ich will mal nicht so sein. Andreas Gruber hat zwar eine Webseite, die er wöchentlich updatet, aber er ist weder bei Facebook noch bei Twitter. Deswegen haben wir sein Haus verwanzt und hören sein Telefon ab, um an Informationen ranzukommen. Außerdem haben wir uns mit einem Bundestrojaner in seinen PC gehackt und können täglich mitlesen, was er schreibt.
Also: In seinem nächsten Roman, in dem ich wieder gemeinsam mit Sabine Nemez ermitteln
werde, entführt er seine bemitleidenswerten Leser nach Wiesbaden, Nürnberg und Wien.
Das Buch erscheint Ende 2014 und trägt den Titel „Todesurteil“. Aber wenn ich Ihnen jetzt schon verrate, worum es geht, müsste ich Sie anschließend für einige Monate in U-Haft nehmen.


Knipst die Lampe aus und lehnt sich zurück...


Ein herzliches Dankeschön an Maarten Sneijder für die …

Maarten S. Sneijder!

10. Ein herzliches Dankeschön an Maarten S. Sneijder für die Beantwortung der Fragen. Für die letzte Frage möchte ich dem Autor selbst eine Gelegenheit geben, noch etwas loszuwerden, bzw. vielleicht auch etwas richtigzustellen, was von Maarten S. Sneijder gesagt wurde.

Godverdomme, Sie haben das Interview mit mir geführt, nicht mit Gruber. Was sollte der schon richtigstellen? Vermutlich würde er behaupten, dass ich ohne meine Kollegin SabineNemez nur halb so genial wäre, wie ich glaubte. Aber da irrt er sich.

Todesfrist

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