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Rezensionen zu
Geschichten aus der Heimat

Dmitry Glukhovsky

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Ich hatte von dem Autor bisher noch nichts gelesen, tatsächlich liegt Metro 2033 noch ungelesen in meinem Regal, das wird sich aber zeitnah ändern, den ich finde Dmitry Glukowsky als Mensch sehr interessant und er hat ein unfassbar guten und fesselnden Schreibstil. Das besondere an diesem Buch sind die einzelnen 20 Geschichten in diesem Buch und das was sie einem als Lesenden vermitteln. Ich denke, dass sich das Buch auch eher Menschen mit russischen Wurzeln wendet, um andere Perspektiven auf die Lage im Land zu bekommen und zu reflektieren...es ist eine Art Appell des Autors...dabei beleuchtet es in den Geschichten politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen in einem autokratischen System. Dabei geht es auch zurück in die Vergangenheit, beleuchtet die Entwicklungen wie es dazu kam wie es heute ist und erzählt dies mit einer Prise Sarkasmus und Satire. Ich fand die Geschichte "From Hell" schon ziemlich genial!! Man muss dazu sagen, die Geschichten sind nicht immer leicht zu verstehen, daher sollte man sich beim lesen Zeit nehmen und Geduld haben. Für mich war das Buch sehr faszinierend und ich ihm einen besonderen Platz in meinem Buchregal geben. Ich war noch nie Russland und eigentlich wollte ich dort gerne mal hinreisen, weil es mich eigentlich auch immer fasziniert, wenn man sich die historischen Entwicklungen anschaut...vielleicht irgendwann mal...

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Der durch seine Science-Fiction Bestseller-Trilogie ‚Metro 2033‘ bekannt gewordene Autor Dmitry Glukhovsky hat in seiner Laufbahn immer mal wieder abgedrehte, satirische Kurzgeschichten geschrieben. Nun ist der Autor in Europa im Exil, da er als Kremlkritiker gilt und ein russischer Haftbefehl ausstehend ist. In dem nun auf Deutsch erschienen Buch ‚Geschichten aus der Heimat‘ versammeln sich 20 Geschichten, die in den letzten 12 Jahren bereits auf Russisch erschienen sind. Es sind allesamt sehr unterschiedliche Geschichten, aber alle eint ein bissiger satirischer Grundton, der auf komödiantische Weise die groteske Realität auf einer Metaebene portraitiert. Vieles ist absurd, aber trägt im Kern die Denkweise der Russen mit sich. Wenn da der Praktikant des Fernsehens auf russischsprachige Aliens trifft, eine Schalte möglich macht und er leider nicht in die Nachrichten kommt, weil der Despot eine unwichtige Nachricht nach der anderen vom Stapel lässt, tja, Aliens weg und die Nachricht aus dem All auch. Dieser ironisch bitterböse Stil porträtiert nicht nur die Mächtigen und Oligarchen im schlechten Licht, nein auch der Durchschnittsbürger bekommt sein Fett weg durch die allgegenwärtige Hörigkeit und deren Mythenglaube an den starken Mann. Wenn da beispielsweise ein Forscher den Zugang zur Hölle findet und dann herausfinden muss, dass dort schon Geschäfte mit Moskau gemacht werden…nichts literarisch brillantes, aber ein Einblick in das überzeichnete Russland. Mir hat es Spaß gemacht diese absurden Geschichten zu lesen vor allem vor dem tragischen Hintergrund, dass Russland in ein totalitäres System entgleitet wie zu Stalins Zeiten. Ohne Hintergrundwissen macht es allerdings wenig Sinn sich dieser fiktiven abgedrehten Geschichten zu widmen.

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Ein Buch, das mir in letzter Zeit ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, ist "Geschichten aus der Heimat", eine Sammlung satirischer Fantasy-Kurzgeschichten, die die Laster und die Mentalität der russischen Gesellschaft entlarven. In übertriebener Weise stigmatisieren sie die Schwächen eines Systems, in dem Manipulation, Propaganda, Bestechung und Einschüchterung den Ton angeben. Der Autor tut dies so treffend, dass mich die Lektüre immer wieder zum Schmunzeln brachte, mich aber auch zum Nachdenken über den Zustand nicht nur der russischen Gesellschaft anregte. Denn wie sollte man nicht lächeln, wenn die Fernsehnachrichten, in denen irrelevantes Material über den Präsidenten und den Premierminister gezeigt wurde, aber keine Zeit mehr für die Berichterstattung über die Ankunft der Außerirdischen hatten, die eine wichtige Botschaft für die Erdbewohner hatten? Wie kann man nicht den Kopf schütteln über die Gier von Gazprom, die als Erstes, wenn sie die Hölle entdeckt, einen Vertrag über die Lieferung von Rohstoffen abschließt? Wie könnte man sich nicht einen Moment Zeit nehmen, um über das Ausmaß der Bestechung nachzudenken, mit der der Organhandel unter dem Deckmantel des Baus eines Wolkenkratzers verschleiert werden kann? Was passiert, wenn man auf einer Raumstation Alkohol trinkt? Und wozu ist ein ehrlicher Milizionär fähig, wenn auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass die Machthaber auf einen anderen Planeten fliegen? Es erfordert Mut, die Absurdität der von den Behörden geschaffenen Welt auf so direkte Weise zu verhöhnen. Aber es gehört auch Glukhovskys Talent dazu, dies auf so fesselnde und ungewöhnliche Weise zu tun, indem er in Science-Fiction-Geschichten so viele Wahrheiten einwebt, die auch heute noch so relevant sind. Wie es bei Anthologien üblich ist, haben mich einige Geschichten mehr, andere weniger beeindruckt, aber insgesamt ist dies eine wirklich ausgezeichnete Sammlung. Die Originalität und die Phantasie des Autors sind nicht zu leugnen, ebenso wenig wie seine enorme Auffassungsgabe und Unverblümtheit bei der Darstellung einer Realität, die sich im Laufe der Jahre nicht verändert zu haben scheint.

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Ich mag die Bücher von Dmitry Glukhovsky sehr gerne und so war es für mich auch nicht ungewöhnlich, dass ich auch seine Anthologie Geschichten aus der Heimat lesen wollte. Ich mag das rot des Covers sehr gerne, denn es ist ein wirklich tolles rot. Ansonsten ist das Cover etwas chaotisch und man muss schon genau hinsehen. Von daher passt es sehr gut zu den Geschichten im Buch, denn diese sind auch nicht immer geradeheraus und bei der ein oder anderen muss man zwischen den Zeilen lesen um sie verstehen zu können. „Auch ich habe für mein Sprechen über das Schicksal meines Vaterlands das Genre der literarischen Metapaher, des literrarischen politischen Witzes gewählt und ihn wie ein Mosaik aufgebaut: In jeder der hier veröffentlichten Geschichten wird, wie in Splittern eines zerbrochenen Spiegels, ein winziges Stück meines Landes ersichtlich.“ S. 11/12 – Vorwort von Dmitry Glukhovsky Der Autor Seine wohl bekannteste Reihe ist wohl seine Metro-Trilogie. Es geht darum, dass die Menschen nach einem Krieg in den U-Bahn-Tunneln leben müssen. Eine Zukunftsvision, die leider nur zu wahr sein kann. Aber auch seine anderen Bücher scheinen immer einen Funken Zukunft zu beinhalten oder sie handeln direkt davon, was leider in Russland schiefläuft. Aus diesem Grund musste der 1979 in Moskau geborene Schriftsteller auch im März 2022 sein Land verlassen und darf nicht mehr einreisen. Ich persönlich wurde auf Dmitry Glukhovsky durch seinen Roman Text aufmerksam. In diesem Buch geht es um Ilja, der sieben Jahre zu Unrecht im Straflager verbringen musste. Als er endlich entlassen wird ist für ihn nichts mehr so wie es vorher war und im Affekt tötet er den Fahnder, der ihn damals hinter Gitter gebracht hat. Ein wahnsinnig interessantes Buch, dass politische Willkür, sinnlose Rache, aber auch ein glasklar gezeichnetes Russland beschreibt. Auf jeden Fall ist der Autor ein sehr sympathischer und netter Mensch, der sein Heimatland liebt und deshalb die Missstände dort anprangert. Kurz angerissen, versucht er in seinem Vorwort zu Geschichten aus der Heimat herauszufinden, warum Russland so ist wie es ist. Doch um das genau festzustellen, bedarf es wohl mehr als 5 Seiten. Trotzdem hoch interessant. Hat mir besonders gut gefallen Um ehrlich zu sein fällt es mir ausgesprochen schwer eine Geschichte besonders hervor zu heben, denn alle Geschichten haben etwas verworrenes, was mir nicht so klar war. In den meisten Geschichten geht es um Macht und wie sie missbraucht oder benutzt wird. Ganz deutlich wird das zum Beispiel in „Die Offenbarung“, die mir gut gefallen hat. Hier geht es um Walerik geht, der sich ein Rubbellos holt und damit eine Million Rubel gewinnt. Damit erkauft er sich einen Job in der Verwaltung, eher zufällig zunächst, aber dann hat er den Dreh raus. „Ich gratuliere Ihnen natürlich“, sagte der Chef matt. „Aber Sie haben viel Arbeit vor sich. Einen Monat kriegen Sie, um sich umzusehen, und ab dem nächsten werden Sie je die Hälfte in den Lift legen.“ „Die Hälfte wovon?“, fragte Walerik verlegen. „Von einer Million. Jeden Monat“, erklärte ihm der müde Präfekt geduldig.“ S. 377 – Die Offenbarung Erschreckend wenn man bedenkt, dass es vielleicht nicht genau so funktioniert, aber die Korruption trotzdem einen großen Teil der Verwaltung ausmacht. Sehr gerührt hingegen hat mich die Geschichte Ein Jahr wie drei. Andrej wurde von seiner Frau verlassen und das kurz vor seinem und ihrem 50. Geburtstag. Als es ihm nicht so gut geht, geht er zunächst davon aus, dass es am Alkohol des Vortages liegt, aber dem ist leider nicht so. Andrej ist eine traurige Gestalt, denn eigentlich möchte er seine Frau Tanja wieder zurück haben, da er auch endlich eine Gehaltserhöhung bekommen hat und einen schönen Urlaub geplant hat. Doch leider kommt alles anders und wieder mal mahlen die Räder Russland nicht für die kleinen Bürger. Noch erwähnen möchte ich hier From Hell. Eine Geschichte in der es um die Ressourcen von Russland geht und wie dieses auf ihnen sitzt. Professor Gotlib macht eine erstaunliche Entdeckung, aber als er davon berichten möchte, wird alles daran gelegt, dass er es nicht tut. Sogar seine Enkelin gerät in Gefahr. Doch was mir hier imponiert hat, so leicht ließ er sich nicht unterkriegen. Hat mir nicht so gut gefallen Ich fürchte hier kann ich leider wirklich keine Geschichte nennen, denn viele der einzelnen Geschichten verschwimmen in eine und lassen sich schwer voneinander trennen. Die Namen ähneln sich und so hatte ich das Gefühl nicht mehrere einzelne Geschichten zu lesen, sondern eine große zusammenhängende. Ich glaube um das Buch verstehen zu können, muss man es gelesen haben. Fazit Nicht immer leicht zu lesen bzw. zu verstehen waren die 20 Geschichten von Dmitry Glukhovsky. Wie schon erwähnt war ein Grund, weil sich die Namen ähnelten und ich aber auch nicht immer ganz sicher in russischer Geschichte bin. Trotzdem konnte mich seine Geschichten teilweise abholen und erschrecken oder rühren. Eine Anthologie, die man nicht einfach mal so lesen kann und bei der man auch wirklich die Reihenfolge der Geschichten beibehalten sollte, ansonsten verliert man vollends den Überblick. Ein kompliziertes, aber interessantes Buch.

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Dmitry Glukhovsky wurde durch „Metro 2033“ bekannt. Nun wurde vom Heyne Verlag eine Anthologie veröffentlicht, die viele seiner Erzählungen der letzten Jahre beinhaltet. Hier werden viele gesellschaftliche Missstände skizziert. Dmitry Glukhovsky kritisiert öffentlich den Angriffskrieg Putins auf die Ukraine. Mittlerweile steht er in Russland auf der Fahndungsliste und hat das Land verlassen. Dies macht er in dem Vorwort zu „Geschichten aus der Heimat“ deutlich. Die Anthologie enthält 20 Erzählungen, gespickt von Sarkasmus und Ironie. Kenntnisse über die russische Gesellschaft und über die Entwicklung der letzten Jahre sind von Vorteil, um alle Anspielungen verstehen zu können. Einiges wusste ich, einiges nicht. Nichtsdestotrotz konnte ich die Essenz der Erzählungen erkennen. Dennoch hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen in Form eines Glossars oder Nachwort gewünscht. Es werden Themen wie Korruption im Polizeiwesen, Patriotismus, Kritik am Premierminister und Präsidenten, oder auch Kritik am Rechtssystem, Gesundheitswesen und Vetternwirtschaft behandelt. Ein sehr lesenswertes Buch, um besser zu verstehen, wie es mit Russland so weit kommen konnte.

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Der Autor Dmitry Glukhovsky wird vielen Lesern durch seinen Bestseller „Metro 2033“ bekannt sein. Nun ist im Heyne-Verlag die Übersetzung von vielen seiner Erzählungen, die vorwiegend aus den Jahren 2010 und 2012 stammen (russ. Originaltitel „Рассказы о родине“, Anm. d. Verf.), in Form einer Anthologie erschienen. Darin werden schon sehr weitsichtig und feinsinnig gesellschaftliche Missstände anprangert. Titel dieses Sammelbands „Geschichten aus der Heimat“, toll übersetzt von Christiane Pöhlmann, Franziska Zwerg und M. David Drevs. Und der Inhalt ist aufgrund des brutalen Angriffskriegs auf die Ukraine wieder sehr aktuell geworden. Ich wundere mich beispielsweise über den ausbleibenden zivilen Widerstand in Russland. Und Glukhovsky macht in seinen Erzählungen an fiktiven Geschichten gut deutlich, wie die russische Gesellschaft „tickt“. Inzwischen ist der Autor im eigenen Land zur Fahndung ausgeschrieben und musste das Land verlassen. Schon in seinem Vorwort macht der Autor deutlich, was er von seinem Vaterland hält. Mit einem bitterbösen, bissigen Ton kommentiert er den Wandel, den das Land seit Zusammenbruch der UdSSR durchlaufen hat. Mit seinen Geschichten möchte Glukhovsky seiner Heimat eine Art Diagnose stellen. Und dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund. Er bedient sich dafür vor allem der Mittel von Satire, Sarkasmus, Ironie und Polemik. Darauf muss man sich gefasst machen, wenn man dieses Werk liest. Die Anthologie enthält 20 Erzählungen, die ich nicht alle im Detail besprechen kann. Ich beschränke mich hier auf solche Geschichten, die ich persönlich als Highlight empfunden habe. „Alles hat seinen Preis“ In dieser Erzählung geht es um den Tadschiken Abdurrahim, der als Wanderarbeiter in einer Arbeitsbrigade auf einer Baustelle am höchsten Wolkenkratzer in Moskau arbeitet. Er muss feststellen, dass in den obersten Stockwerken ein Organhandel stattfindet. Den armen tadschikischen Wanderarbeitern werden die Organe entnommen. In einer anderen Perspektive werden gleichzeitig die Arbeitgeber und ihre skrupellosen Machenschaften dargestellt. Es geht hier also um eine Kritik an der Ausbeutung von Fremdarbeitern. Der Erzählton ist grob, hart und direkt. „From Hell“ Michail Semjonowitsch, ein Geologe auf Forschungsreise in Sibieren, entdeckt bei seinen Bohrungen zufällig die Unterwelt und trifft auf ein unheimliches Monster. In Moskau droht man ihm mit der Psychiatrie, sollte er seine Entdeckung publik machen. Eingeflochten in diese sehr gelungene Erzählung sind kursiv gedruckte Passagen zu Medienberichten des russischen Fernsehens, in denen die mediale Beeinflussung der Bevölkerung satirisch aufs Korn genommen wird. Gleichzeitig wird eine Kritik an den Zuständen der Sowjetunion deutlich, in der Systemkritiker dadurch mundtot gemacht wurden, dass man ihnen psychische Krankheiten attestierte. Bevor Semjonowitsch seine Arbeiten publik machen kann und einen Vortrag hält, erhält er plötzlich und unerwartet einen Anruf vom Gazprom-Konzern, der ihm einen neuen Job anbieten. Doch der Geologe bleibt standhaft. Es geht ihm um die Wahrheit, doch er wird nur verlacht. Auch hierin steckt natürlich eine bissige Kritik am Unternehmen. Sehr amüsant ist hierbei auch die Anspielung auf Faust. So erhält ein Mitarbeiter von Gazprom mephistophelische Züge. Gazprom steht in direkter Verbindung mit der Hölle. Diese liefert das Gas für das Staatsunternehmen. Diese Erzählung hat mir sehr gut gefallen. „Vor der Flaute“ In dieser Geschichte geht es darum, dass ein erfolgreicher Moderator aufgrund von Erfolglosigkeit abgesetzt werden soll. Die neue Programmpolitik konzentriert sich auf die Themen „Sex“, „Tod“ und „Geld“, da sei für Wladimir Bogow mit seiner Sendung kein Platz mehr. Im Zentrum steht hier also die Medienkritik. Herzhaft lachen musste ich bei der Metapher des Heißluftballons. Der abgesetzte Moderator entwickelt daraufhin ein neues Konzept für seine Sendung, um damit seinen eigenen Job zu sichern. Bezeichnenderweise trägt die neue Sendung dann den schlagkräftigen Titel „Keilerei“. Letztlich wird gut deutlich, dass der Autor hier einerseits die Propaganda, die in den Medien betrieben wird, kritisiert, und andererseits ihre Verrohung. Was mir gut an den Erzählungen von Glukhovsky gefallen hat, sind die zahlreichen intertextuellen und intermedialen Anspielungen, die immer einmal wieder vorkommen. Natürlich kann man die Lektüre seines Buchs mehr genießen, wenn man etwas landeskundliche Kenntnisse besitzt und weiß, wie sich die russische Gesellschaft in den letzten Jahren entwickelt hat. So sollte man bei dem Text „Vor der Flaute“ (S. 57-77) beispielsweise wissen, wer Boris Nemzov und Wladimir Schirinowski sind. Sonst versteht man die versteckten Anspielungen nicht. Als Ergänzung zu dieser Anthologie kann ich wärmstens das Sachbuch „Die Wahrheit ist der Feind“ von Golineh Atai empfehlen (vgl. dazu eine frühere Rezension). Atai verweist z.B. auch darauf, dass der Ton in den Medien insgesamt aggressiver geworden sei. In den anderen Erzählungen werden weitere wichtige Themen angeschnitten, die ein facettenreiches Bild der russischen Gesellschaft zeichnen: Korruption im Polizeiwesen (Erzählung „Eine gute Sache“), Kritik am Personenkult um den Premierminister und um den Präsidenten (Erzählung „Die wichtigste Nachricht“), Kritik am Verhalten von russischen Diplomaten im Ausland (Erzählung „Utopia“), Kritik am von oben verordneten Patriotismus (Erzählung „Eine für alle“), Alkoholismus (Erzählung „Am Boden“), Wahlbetrug (Erzählung „Ex machina“), Seilschaften und Vetternwirtschaft (Erzählung „Appell“), Kritik am russischen Rechtssystem (Erzählung „Telefonjustiz“), Bestechlichkeit (Erzählung „Die Offenbarung“), Kritik an Arbeitsbedingungen (Erzählung „Schwefel“) und nicht zuletzt eine Kritik am Gesundheitssystem (Erzählung „Ein Jahr wie drei“), Darüber hinaus ist auch die bildhafte Sprache, die der Autor an vielen Stellen verwendet, lobenswert. Über die kreative Sprachgestaltung, besonders in Form von interessanten Personifikationen, musste ich des Öfteren schmunzeln. Punktuell sind die verwendeten Bilder aber auch einmal recht anzüglich („Die gealterte, aufgehübschte Twerskaja streckte ihre steinernen Schenkel vor ihnen aus, die Limousine bretterte über den Roten Platz (…) Die Limousine penetrierte die Kremlmauer (…) und so landete Iwan Wladimirowitsch im Kreml wie ein einsames, völlig verblüfftes Spermatozoid in einem Präservativ aus Stein“, S. 247). Auch vor Tabubrüchen schreckt der Autor bei seinen Seitenhieben nicht zurück (vgl. z.B. S. 274). In einigen Erzählungen finden sich zudem Science-Fiction-Elemente. Auch das empfand ich als sehr kreativ. Fazit: Die Anthologie vereint zahlreiche Erzählungen, die einen bitterbösen Erzählton aufweisen und eine schonungslose und harte Abrechnung mit der russischen Gesellschaft darstellen. Es gibt einige erzählerische Highlights. Die Geschichte, die mir am besten gefallen hat, trägt den Titel „From Hell“. Auch die bildhafte Sprachgestaltung hat mich bestens unterhalten. Ich vergebe 4 Sterne! Warum nicht 5 Sterne? In meinen Augen sind nicht alle Geschichten gleich gut. Auch versteht man in einigen Erzählungen die Anspielungen ohne Hintergrundwissen nicht immer angemessen. Hier hätte ich einen Anhang mit Erläuterungen hilfreich gefunden.

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