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Rezensionen zu
Die Heimkehr

John Grisham

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Krimi-Kurzgeschichten bzw. Krimi-Kurzromane lese ich deshalb sehr gerne, weil dabei die Handlung quasi komprimiert wird. Weniger Ausschmückungen und Drumherum, dafür mehr Tempo und Spannung. Drei solcher kurzen Romane sind in diesem Buch zu lesen. Weil es sich zudem um die ersten Kurzromane überhaupt von John Grisham handelt, also eine gute Gelegenheit, es sich für ein paar Stunden mit einem spannenden Buch auf der Couch gemütlich zu machen; und das mit einer großen Portion Vorfreude. Die Heimkehr Jake Brigance ist ein Kleinstadtanwalt in Clanton. Keine aufregenden Fälle, typische Kleinstadtmandanten mit alltäglichen Problemen sind sein Geschäft. Außergewöhnlich, dass unangemeldet ein Ehepaar vor der Türe steht, das nicht aus Clanton stammt. Noch außergewöhnlicher ist es, dass die beiden Jake einen Brief von Mack Stafford, einem untergetauchten früheren Anwaltskollegen überreichen. Drei Jahre zuvor war Mack aus der Stadt verschwunden, im Koffer eine Menge Bargeld. Zurück ließ er seine Frau, seine Töchter und eine bankrotte Kanzlei. Und nun möchte Mack zurück nach Clanton – und zwar mit der Hilfe von Jake. Das aber ist nicht so einfach machbar, denn zu viel Porzellan wurde damals zerschlagen. So viel, dass es noch immer Leute gibt, die Mack unbedingt hinter Gittern sehen wollen. Erbeermond Die letzten drei Stunden im Leben von Cody, der in der Todeszelle auf seine Hinrichtung wartet. Vierzehn Jahre muss er bereits auf diesen Moment warten, in dem die letzte Hoffnung auf Aufschub oder Begnadigung endgültig verschwindet. Cody war fünfzehn Jahre alt, als er bei einem Einbruch dabei war, bei dem sein Bruder zwei Menschen erschoss und auch selbst ums Leben kam. Jury und Gericht fanden es in Ordnung, ihn, ein Kind noch, zum Tode zu verurteilen. Eine knapp 60 Seiten lange Kurzgeschichte, die unglaublich dicht davon erzählt, wie es sich anfühlen kann, wenn man weiß, wann man sterben wird. John Grisham beschreibt das alles als eine Anklage an die bigotten, waffensüchtigen Amerikaner, die glauben, mit einer Waffe die Probleme lösen zu können und als eine Anklage an das Justizsystem, das das Töten von Menschen ermöglicht – und als wäre das insgesamt nicht schon unzivilisiert genug, schrecken diejenigen, die darüber zu entscheiden haben auch nicht davor zurück, Kinder oder (immer wieder ist darüber zu lesen) Menschen mit geistigen Einschränkungen staatlich sanktioniert zu ermorden. Sparringspartner Die Brüder Kirk und Rusty Malloy sind Anwälte und können einander nicht ausstehen. Zu beider Leidwesen sind sie jedoch an die gemeinsame Kanzlei gebunden, dafür hat ihr Vater gesorgt. Also haben die beiden die Kanzlei aufgeteilt: getrennte Räumlichkeiten, unterschiedliche Klienten, unterschiedliche Fachgebiet. Was aber bleibt ist, dass sie finanziell voneinander abhängig sind, Erfolge und Misserfolge treffen beide gleichermaßen, egal, wer es zu verantworten hat. Es gibt nur eine Sache, in der die Brüder vereint sind: in der Abneigung, die sie ihrem Vater entgegenbringen. Neben der Aversion gibt es für die beiden noch einen weiteren Grund, sich gegen den Vater zu verbünden – viel Geld, das der Alte bisher an seinen beiden Söhnen vorbei kassiert. +++ Insgesamt bietet dieses Buch genau das, was ich mir gewünscht hatte: spannende Lesestunden mit geschickt konstruierten Storys, die – als Bonus – überdies noch sehr zeitgemäß und gewissermaßen tagesaktuell wirken. Dabei sind die drei vom Charakter ganz unterschiedlich: „Die Heimkehr“ ist so etwas wie ein Thriller im Light-format, bei dem man zwar gespannt dem Finale entgegen liest, die Nerven aber nicht allzu sehr strapaziert. „Erdbeermond“ ist berührend und bedrückend, eine sehr emotionale Erzählung, die einen Menschen in seinen letzten Stunden überaus überzeugend beschreibt. Noch mehr als die drei anderen Storys hat „Sparringspartner“ das Potenzial für einen großen Roman mit Intrigen, Familiengeschichten und raffinierten Wendungen. Allen drei Storys gemeinsam ist der überaus kritische Blick in das US-Justiz- und Politiksystem, mit Anwälten, die sich an ihren Klienten bereichern, mit Richtern, Staatsanwälten und Politikern, die immer das „Richtige“ tun wollen – wobei das „Richtige“ nur das ist, was ihre Wiederwahl sichert. Spannung ist bei allen dabei, wenn auch in sehr unterschiedlicher Form. Nicht nur reine Unterhaltung, sondern auch kritische Betrachtung eines Systems, das für viele seiner Protagonisten längst nur mehr Selbstzweck ist, um sich selbst zu beweisen und zu gewinnen, gleichgültig, ob das im Sinn der davon Betroffenen ist oder nicht.

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Die Heimkehr

Von: gosureviews

19.11.2022

Haben Sie Lust auf weitere fantastische Rechtsthriller aus der Feder des legendären Autors John Grisham? Dann sollten Sie sich unbedingt ein Exemplar seiner neuen Kurzgeschichtensammlung "Die Heimkehr" besorgen. "Die Heimkehr" ist ein fesselndes Buch, das drei von Grishams spannenden Kurzgeschichten enthält. "Die Heimkehr", "Erdbeermond" und die Geschichte "Sparringspartner" machen diese Sammlung zu einer großartigen und unterhaltsamen Lektüre, die vor allem etablierten Grisham-Fans gefallen wird. Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, und ich habe es in drei kurzen Intervallen durchgelesen, indem ich eine Geschichte nach der anderen ausgelesen habe. Alle drei Geschichten sind für sich genommen recht unterhaltsam, und zusammen sind sie eine ausgezeichnete und großartige Erkundung von Grishams Stil und seiner Vorliebe für juristische Thriller. Die erste dieser Geschichten ist "Die Heimkehr", die den Leser zurück nach Ford County führt, das als fiktiver Schauplatz für viele von Grishams Romanen diente. Die Geschichte folgt einer kleinen Gruppe von Anwälten, die sich in einer einzigartigen Situation wiederfinden, als ein in Ungnade gefallener ehemaliger Kollege in den Schoß der Kanzlei zurückkehrt. Die Heimkehr beginnt, als der kleine Anwalt Jake Brigance plötzlich einen Brief von seinem lang vermissten Freund und Kollegen Mack Stafford erhält. Vor Jahren fiel Mack plötzlich und unerwartet aus dem Raster, nahm einen Haufen Geld von seinen Klienten und verschwand in unbekannte Gegenden. Er hinterließ eine Frau und zwei Kinder, und niemand hat je die Gründe für sein Verschwinden verstanden. Jetzt ist Mack fest entschlossen, nach Ford County zurückzukehren, und möchte, dass Jake und sein Freund Harry Rex Vonner ihm dabei helfen, die anstehenden rechtlichen Schwierigkeiten zu bewältigen. Doch während Jake und Harry daran arbeiten, Macks Rückkehr sicherzustellen, sind einige Mitglieder von Ford County nicht gerade erpicht darauf, ihn zurückkehren zu sehen, und werden dafür sorgen, dass Vergeltung auf ihn wartet, wenn er es tut. Ich muss zugeben, dass der erste Abschnitt dieses Buches wahrscheinlich der schwächste ist, da "Die Heimkehr" nicht die fesselndste der drei Kurzgeschichten in "Die Heimkehr" ist, vor allem wegen des geringen Spannungsbogens. Dennoch ist es eine sehr fesselnde und interessante Geschichte, in der ein in Ungnade gefallener, flüchtiger Anwalt, der eine schwere Midlife-Crisis durchgemacht hat, versucht, an den Ort des Verbrechens zurückzukehren. Das Buch ist voller Charaktere mit großen Persönlichkeiten, die sich als sehr unterhaltsam erweisen, und ich habe die einzigartige und charakterorientierte Erzählung sehr gemocht, die es enthält. Grisham bietet einige faszinierende Einblicke in die kleinstädtische Juristerei und nimmt sich gleichzeitig die Zeit, einige der wichtigsten Charaktere näher kennenzulernen. Ein großer Schwerpunkt liegt auf der Figur des Mack, insbesondere auf der Frage, warum er getan hat, was er getan hat, und ich habe die bewegenden Momente sehr geschätzt, in denen die Auswirkungen seines Handelns auf seine Familie beleuchtet wurden. Allerdings fand ich die Geschichte, obwohl sie schnell und interessant war, etwas fade und sie führte nie wirklich weiter. Dennoch war dies eine großartige Einführung in die Art von Geschichten, die man in "Die Heimkehr" erwarten kann. Der nächste Beitrag in "Die Heimkehr" ist die kraftvolle und intime Geschichte "Erdbeermond". "Erdbeermond" spielt im Todestrakt eines Gefängnisses und folgt Cody Wallace, einem jungen Häftling, dem nur noch drei Stunden bis zu seiner Hinrichtung bleiben. Während er auf seine letzten Momente wartet und sein Anwalt vergeblich versucht, ihn zu retten, erinnert sich Cody an sein Leben und die schlechten Entscheidungen, Tragödien und ein ungerechtes System, die ihn dorthin geführt haben. Doch als die letzten Minuten seines Lebens vor ihm vergehen, hat Cody nur eine Bitte an die Wächter um ihn herum, die für ihn den Unterschied ausmachen wird. "Erdbeermond" war die kraftvollste und herzzerreißendste der drei Geschichten in "Die Heimkehr" und bildet das emotionale Herzstück des gesamten Bandes. Grisham zeichnet ein düsteres und realistisches Bild eines jungen Mannes, der kurz vor seiner Hinrichtung steht, indem er die verbleibenden drei Stunden dieser bemerkenswerten Figur untersucht. Grisham hat eine zutiefst fesselnde und prägnante Erzählung geschaffen, in die der Leser schnell hineingezogen wird. Die Geschichte von Cody Wallace ist mehr als tragisch, und die langsame Enthüllung dessen, was er getan hat und warum er sterben wird, geht einem wirklich nahe, zumal sie mit Szenen aus seiner derzeitigen Existenz und Mentalität unterlegt ist, die dazu geführt hat, dass er sein halbes Leben in der Todeszelle verbracht hat. Cody dabei zuzusehen, wie er sich an einigen kleinen Dingen erfreut, während er auf seinen Tod wartet, ist äußerst bewegend, ebenso wie seine letzten Interaktionen mit einigen der wichtigsten Menschen in seinem Leben, auch wenn es sich nur um flüchtige Bekannte handelt. Diese Geschichte ist auch eine ziemlich scharfe Abrechnung mit dem System der Todesstrafe, und Grisham bringt seinen Standpunkt wirklich sehr gut rüber, indem er zeigt, wie ein größtenteils unschuldiger Mensch aus Gründen getötet wird, die außerhalb seiner Kontrolle liegen. "Erdbeermond" ist mit Abstand die beste der drei Geschichten in "Die Heimkehr" und hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, und die Lektüre dieses Buches geht einem richtig ans Herz. Die letzte Geschichte ist die amüsante und rasante Geschichte "Sparringspartner". "Sparringspartner" handelt von der ungewöhnlichen Kanzlei Malloy & Malloy, einer traditionsreichen, familiengeführten Anwaltskanzlei, die gerade ihre größte Herausforderung erlebt. Da der Malloy-Familienpatriarch derzeit wegen Mordes im Gefängnis sitzt, versuchen die beiden verbliebenen Malloy-Anwälte, die Brüder Kirk und Rusty, die Kanzlei an seiner Stelle zu führen. Die beiden Brüder sind jedoch polare Gegensätze und haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie die Kanzlei geführt werden sollte. Die Fehde zwischen den beiden Brüdern spitzt sich immer mehr zu, und nur ihre neutrale Kollegin Diantha Bradshaw scheint in der Lage, die Kanzlei vor dem Ruin zu retten. Aber Diantha hat ganz andere Pläne, und die Kanzlei Malloy & Malloy könnte in echten Schwierigkeiten stecken. Auch diese letzte Geschichte ist ein großartiger Beitrag und definitiv das unterhaltsamste Stück des gesamten Buches. Die Geschichte einer krisengeschüttelten Anwaltskanzlei ist eine fantastische und unterhaltsame Mischung aus Rechtsthriller und Familiendrama, in der die gesamte Anwaltsfamilie gegeneinander antritt, um zu gewinnen. Grisham baut das ganze Szenario sehr gut auf und zeigt die vielfältigen Konflikte, Manipulationen und Wendungen auf eine großartige Art und Weise. Keiner der Charaktere in dieser Geschichte ist sympathisch, und es macht durchaus Spaß, ihnen beim Kämpfen und Zanken zuzusehen, zumal viele von ihnen am Ende bekommen, was sie verdienen. Auch wenn es in diesem Band einen extrem verworrenen Mordfall und Ermittlungen gab, die ein wenig albern waren, so gab es doch eine Menge guter Elemente in "Sparringspartner", und ich hatte viel Spaß beim Lesen. Eine fantastische Abschlussgeschichte für dieses ausgezeichnete Buch! Insgesamt war "Die Heimkehr" eine interessante Lektüre, und ich habe die verschiedenen Einblicke in Grishams Fantasie und Schreibstil sehr gemocht. Alle drei Geschichten haben ihre Stärken, und obwohl sie nicht zu den besten Werken des Autors gehören, waren sie sehr unterhaltsam und fesselnd. Ich mochte die Mischung aus juristischen Szenarien und interessanten Charakteren in diesem Buch, und Grishams Fähigkeit, eine prägnante Geschichte auch in Kurzform zu verfassen, kam voll zur Geltung.

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John Grishams aktuelles Buch „Die Heimkehr“ beinhaltet drei Kurzromane unterschiedlicher Thematik, die aber, wie bei diesem Autor erwartet, nicht nur die dunklen Seiten des Anwaltsberufes sondern auch das amerikanische Rechtssystem kritisch unter die Lupe nehmen. In „Die Heimkehr“ (155 Seiten) gibt es ein Wiederlesen mit zwei alten Bekannten, Harry Rex und Jake Brigance. Letzterer wird von Mack Stafford kontaktiert, einem ehemaligen Anwaltskollegen, der vor drei Jahren ohne Spuren zu hinterlassen verschwunden ist. Aber nicht, ohne vorher seine Reisekasse üppig mit Geld aufzufüllen, das eigentlich seinen Mandanten aus einem Vergleich zugesprochen wurde. Nun meldet sich sein Gewissen. Er würde gerne wieder zurückkommen, und Jake soll das für ihn möglich machen. Leider gestaltet sich die Heimkehr nicht so problemlos wie gedacht, zu viele offene Rechnungen warten darauf, beglichen zu werden. „Erdbeermond“ (63 Seiten) ist die beeindruckende Momentaufnahme der letzten drei Stunden im Leben des Cody Wallace, 29jähriger Insasse des Todestrakts, bevor er seinen letzten Gang antreten muss. Er hat seinen Frieden gemacht, wartet auf die bestellte TK-Pizza und führt letzte Gespräche mit dem Geistlichen, seinem Anwalt und einer unverhofften Besucherin. Bleibt nur noch die Erfüllung des letzten Wunsches, bevor sein Leben beendet wird. Grisham ist Vorstandsmitglied von Innocence Project, einer gemeinnützigen Organisation, die für die Entlassung und Rehabilitation von unrechtmäßig Verurteilten einsetzt, und er ist ein erklärter Gegner der Todesstrafe. So verwundert es nicht, dass er in dieser Geschichte einmal mehr kritisch auf das barbarische und zutiefst rassistische Strafrechtssystem der Vereinigten Staaten schaut. Wie kann es möglich sein, dass ein Vierzehnjähriger, der lediglich Schmiere stand und nicht geschossen hat, zum Tode verurteilt wird und jedes Anrecht auf Begnadigung verwirkt? Aller guten Dinge sind drei, und „Sparringspartner“ (155 Seiten) hätte, wenn an den richtigen Stellen „aufgefüllt“, in der Tat das Zeug zu einem Roman, wie wir ihn von Grisham kennen. Die Kanzlei Malloy & Malloy wird von zwei Brüdern betrieben, die sich spinnefeind sind. Sie haben sie von ihrem Vater geerbt, der eine längere Haftstrafe absitzt, aber auf seine Begnadigung hofft. Eine höchst dysfunktionale Familie, in der keiner dem Gegenüber etwas gönnt. Einig sind sie sich nur dann, wenn es um das Geld geht, das der Buchhalter seines Vaters auf eine kreative Reise um die Welt geschickt hat. Hier fährt der Autor nochmal alles auf, was wir aus seinen Büchern kennen: Steuerhinterziehung, Betrug, Bestechung, politische Korruption und Verrat, alles vorhanden und schlüssig mit der Story verwoben. Aber wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte… Trotz der Kürze sind die Geschichten realistisch, spannend, unterhaltsam und sehr geradlinig aufgebaut. Und glücklicherweise wird auf die ausufernden Beschreibungen von juristischen Verfahren verzichtet, die in den Romanen teilweise für Langatmigkeit sorgen. Somit ist „Die Heimkehr“ die ideale Lektüre für Grisham-Fans, um die Wartezeit bis zum Erscheinen seines neuesten Roman „Feinde“ (ET 29.03.2023) zu verkürzen.

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Im Gegensatz zu seinen Verlagskollegen wie Stephen King, Joe Hill, Peter Straub oder Dan Simmons hat es Bestseller-Autor John Grisham nie zu kompakteren Erzählformen wie der Kurzgeschichte oder der Novelle hingezogen. Allerdings bewegt sich Grisham mit seinen Justiz-Thrillern, Sport-Romanen und Jugendbüchern auch in anderen Genres. Dass Grisham nichtsdestotrotz auch mit dem Bereich des Kurzromans vertraut ist, bewies er bereits mit der Weihnachtsgeschichte „Das Fest“. Nun legt er mit „Die Heimkehr“ aber erstmals drei Kurzromane in dem Metier vor, für das er einst berühmt geworden ist, des Justiz-Thrillers. Die Titelgeschichte „Die Heimkehr“ beschert der Leserschaft ein Wiedersehen mit dem in der Kleinstadt Clanton praktizierenden Anwalt Jake Brigance, der nach seinem ersten Auftritt in Grishams Bestseller „Die Jury“ zuletzt in den beiden Romanen „Die Erbin“ und „Der Polizist“ schwierige Aufgaben zu bewältigen hatte. Nun bekommt der unterbeschäftigte Anwalt Besuch von einem sonnengebräunten Ehepaar aus Memphis, das gerade von einem vierwöchigen Urlaub in Costa Rica zurückgekehrt ist und Jake einen Brief von seinem alten Freund Mack Stafford überbringt. Nach siebzehn Jahren als Anwalt hatte Stafford vor drei Jahren Insolvenz angemeldet, sich von seiner Frau Lisa scheiden lassen und sich spurlos aus dem Staub gemacht. Schnell machten Gerüchte die Runde, dass Mack Mandantengelder veruntreut haben musste. Mit dem Brief lädt Mack Jake und seine Frau Carla zu einem Urlaub nach Costa Rica ein, wo er mit Jake über eine mögliche Rückkehr nach Hause sprechen möchte. Jake und Carla nehmen das Angebot an, doch Macks geplante Rückkehr erweist sich als problematisch. Eine Einreise wäre natürlich nur möglich, wenn gegen Mack keine Anklage oder ein Haftbefehl vorliegt. Allerdings hat Mack, wie Jake erfährt, tatsächlich Vergleichszahlungen für seine Mandanten unterschlagen, die Opfer defekter Sicherheitsvorkehrungen an Kettensägen geworden waren. Mack speiste zwei der vier Mandanten mit einem Bruchteil der vertraulich vereinbarten Schadenssumme ab und baute sich in Costa Rica mit über gut 450.000 Dollar eine neue Existenz auf. Das Gerücht, dass Mack Stafford nach Clanton zurückgekehrt sei, verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der Stadt und ruft das FBI wegen Insolvenzbetrugs auf den Plan. Macks krebskranke Ex-Frau will nichts mehr von ihm wissen, dafür aber seine Tochter Margot. Als Mack von den FBI-Aktivitäten Wind bekommt, muss er seine Pläne ändern… In „Erdbeermond“ wartet der junge Cody auf die Vollstreckung seines Urteils. Der damals fünfzehnjährige Junge hatte mit seinem Bruder ein vermeintlich leeres Haus ausrauben wollen. Bei der Schießerei mit dem überraschten Hausbesitzer wurde nicht nur Codys Bruder Brian, sondern auch das Ehepaar in dem Haus getötet, Cody von einer Jury schließlich für schuldig befunden und zum Tod verurteilt. Cody hat die vierzehn Jahre im Todestrakt des Gefängnisses nur überlebt, weil ihm eine nette alte Dame aus Nebraska regelmäßig Taschenbücher schickte, die mittlerweile die Regale an drei der vier Wände in seiner Zelle füllten. Die letzten drei Stunden seines Lebens verbringt Cody mit dem Direktor, dem Pfarrer, seinem Anwalt, dem Wärter Marvin und einem überraschenden Gast… „Sparringspartner“ erzählt schließlich die Geschichte der Kanzlei Malloy & Malloy, die in dritter Generation von den beiden einander verhassten Brüdern Rusty und Kirk sowie der zwischen ihnen vermittelnden Geschäftsführerin Diantha Bradshaw in St. Louis geführt wird. Rustys und Kirks Vater Bolton Malloy sitzt derweil seit fünf Jahren im Gefängnis, weil er seinem eigenen Geständnis zufolge seine in allen Belangen unangenehme Ehefrau getötet hatte. Allerdings wacht der alte Herr, obwohl ihm natürlich die Zulassung als Anwalt entzogen worden ist, noch immer über die Geschicke der Kanzlei und lässt sich monatlich die Umsatzberichte vorlegen. Seine Söhne sind extrem beunruhigt, dass ihr Vater vorzeitig entlassen werden könnte. Tatsächlich scheint er sogar den Gouverneur bestechen zu wollen, um eine Begnadigung zu erreichen. Nachdem Rusty wieder mal krachend einen Prozess verliert, steht der Kanzlei das Wasser bis zum Hals. Aber da gibt es noch Millionen auf verschiedenen Offshore-Konten, auf die der alte Bolton die Vergleichszahlungen eines Tabakkonzerns transferieren lässt. Um den Alten weiter im Gefängnis schmoren zu lassen und an die Tabakgelder zu kommen, schmieden Rusty, Kirk und Diantha einen perfiden Plan… Mit seinen drei Novellen beweist Grisham, dass er auch in kompakteren Formaten sein nachgewiesenes Talent als Erzähler ausspielen kann. Dabei versteht er es, ausgefallene juristische Fälle mit den damit verbundenen menschlichen Schicksalen eindringlich zu verbinden. So kommt Mack Stafford in der Titelgeschichte nicht umhin, die Fehler seiner Vergangenheit zu bereuen, vor allem seine Töchter im Stich gelassen zu haben. Ebenso wie die Anwälte in „Sparringspartner“ ist auch Stafford von der Gier nach Geld korrumpiert worden und muss diese Entgleisung teuer bezahlen. Grisham zeichnet in diesen beiden Geschichten einmal mehr das Bild von Menschen, die sich in ihrer Funktion und gesellschaftlichen Stellung so privilegiert sehen, dass sie glauben, über dem Gesetz zu stehen, doch lässt Grisham sie dafür teuer bezahlen. Mit „Erdbeermond“ greift der Autor einmal mehr die Auseinandersetzung mit der Todesstrafe auf, von der Grisham, wie frühere Romane bereits gezeigt haben, ein kritischer Gegner ist. Allerdings übertreibt er es hier etwas mit einer besonders rührseligen Geschichte eines jungen Mannes, der als 15-jähriger Junge zum Tod verurteilt wurde, obwohl er nicht mal selbst die tödliche Waffe betätigt hatte.

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