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Rezensionen zu
Die Sirenen des Titan

Kurt Vonnegut

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Kurt Vonnegut – Die Sirenen des Titan Die Sirenen des Titan erschien als zweite Romanveröffentlichung des beinahe schon legendären Schriftstellers Kurt Vonnegut und gilt als Wegbereiter für viele seiner späteren Werke. Zurecht? Reise wider Willen Einst zählte Malachi Constant zu den mächtigsten Männern der Welt: Als Erbe des reichsten Menschen der Welt besaß er die Möglichkeit alles zu kaufen, was er wollte und nutzte diese Möglichkeit auch gebührend. Das sollte sich alles nach einer Begegnung mit Winston Niles Rumfoord ändern: Dieser - ebenfalls sehr exzentrische - Milliardär wurde in Folge eines überirdischen Ereignisses zu einem übernatürlichen Wesen und lebt nun an verschiedenen Orten und Zeitzonen zugleich. Rumfoord prophezeit Constant ein Leben als rastloser Wanderer mit Stationen auf dem Mars, dem Merkur und dem Titan, doch Constant lacht ihn nur aus. Warum sollte der reichste Mann der Erde seinen verschwenderischen Lebensstil auch aufgeben? Doch dann fallen die Börsenkurse und Constant sieht sich einer gigantischen Klage ausgesetzt, die ihn sein gesamtes Vermögen kostet. Kann er seinem Schicksal dennoch entkommen oder ist er nur Spielball größerer Mächte? Klassiker des Genres Kurt Vonnegut zählt zu den zahlreichen hierzulande vernachlässigten amerikanischen Schriftstellern – insbesondere, wenn Autoren das Science-Fiction-Label anhaftet, kann man der Verlagsbranche eine gewisse Zurückhaltung unterstellen. Immerhin ist in den letzten Jahren einiges an Bewegung in die Sache gekommen: Gleich mehrere Ausgaben des Schlachthof 5 und der nun vorliegende Band geben Anlass zur Hoffnung auf mehr, sollten die Absatzzahlen den Erwartungen entsprechen. Vonnegut, dessen Familie deutsche Wurzeln hat, meldete sich 1943 freiwillig für den zweiten Weltkrieg. Dort geriet er in Kriegsgefangenschaft und erlebte unter anderem die Luftangriffe auf Dresden. Diese Erlebnisse waren einige Jahre später auch Gegenstand und Grundlage des bereits erwähnten Schlachthof 5. Nach seiner Rückkehr sollte es nicht lange dauern, bis er sich als Schriftsteller versuchte. Die Sirenen des Titan waren dabei 1959 seine zweite Romanveröffentlichung. Allerdings sollte es noch viele Jahre dauern, bis er in die oberste Riege der Schriftstellerei aufstieg und erst der Erfolg von Schlachthof 5 ermöglichte eine deutsche Übersetzung seiner anderen Werke. Nichtsdestotrotz erfreut sich dieser Band nach wie vor großer Beliebtheit – zumindest in Amerika. Falsche Erwartungshaltung Wenn ich die bisherigen Reaktionen auf Vonneguts Werke überblicke, dann sehe ich in Deutschland nur wenige Jubelstürme und viele eher ernüchternde Beschreibungen. Und ich muss gestehen, dass ich nach dem ersten Drittel auch eher letzterer Gruppe angehörte. Das Problem ist, dass eine Vonnegut Leseerfahrung schon von vornherein mit vielen verschiedenen Emotionen aufgeladen ist. Selbst wenn man noch nie einen Vonnegut gelesen hat, kennt man seine Werke. Der Name Vonnegut steht auf einer Ebene mit Lem, Strugatzki oder Asimov und die Blöße diesen Schriftsteller nicht zu mögen möchte man sich nur Ungerne geben. Angesichts dieser immens hohen Erwartungshaltung ist es nahezu unmöglich, nicht enttäuscht zu werden – schließlich erwartet man ja schon ein Werk vergleichbar mit Tolkien oder Tolstoi. Komplexe Botschaften – einfache Sprache Gleich zu Beginn wird uns jedoch klar, dass wir es nicht mit einem solchen epischen Werk zu tun haben: Vonnegut pflegt einen sehr schlichten und beinahe schon minimalistischen Schreibstil, der ein Stück weit an Hemingway erinnert und mit den spitzen Bemerkungen eines Mark Twain garniert ist – vielleicht sogar ein Stück weit an Douglas Adams, der sich stark von Vonneguts Werken inspirieren ließ. Es ist schon erstaunlich mit was für einer Nüchternheit Vonnegut grundlegend brutale Ereignisse wie Hinrichtungen, Kriege, Morde, Vergewaltigungen oder Gewalt in jeglicher Form beschreibt und den Leser gleichzeitig mit seinem schwarzen Humor immer wieder zum Lachen bringt. Gerade die nüchternen Beschreibungen von Gewalt und Brutalität erinnern ein Stück weit an Erich Maria Remarque, der ebenfalls eine ähnlich journalistische Herangehensweise wählte um die Schrecken seiner Kriegserfahrungen zu verarbeiten. Ähnliche Erfahrungen machen wir auch mit der Thematik des Romans. Der Plot selbst und die wechselnden Hauptfiguren sind beinahe schon unwichtig. Stattdessen wählt Vonnegut recht kontroverse Themen als Leitmotive seines Romans aus, unter anderem die Möglichkeit des freien Willens, religiöse Gruppierungen und Führerkulte. Wer jetzt allerdings tiefgreifende Auseinandersetzungen erwartet, wird auch hier enttäuscht. Ob wir einen freien Willen haben oder nicht, wie kritisch Religionen betrachtet werden müssen und was Heldenverehrung aus Menschen macht sind zwar interessante Themen und den einen oder anderen wichtigen Gedanken verarbeitet der Autor auch. Das eigentliche Leitmotiv und die eigentliche Keimzelle gibt er allerdings bereits auf der ersten Seite aus: “Heutzutage weiß jeder, wie man den Sinn des Lebens in sich selbst findet. Aber dieses Glück war der Menschheit nicht immer beschieden (…)“. Und mehr als die ersten zwei Seiten braucht man eigentlich nicht, um den ganzen Roman zu verstehen – und das ist gut so. Manchmal muss man hinter die glitzernden Fassaden blicken und wie so oft sind es die einfachen Botschaften, die entscheidend sind. Fazit Die Sirenen des Titan von Kurt Vonnegut stellt eine lohnenswerte Leseerfahrung dar, sofern man bereit ist die eigene Erwartungshaltung anzupassen. Bei Vonnegut erwartet den Leser keine komplexe Sprache mit einer umfangreichen Hintergrundwelt. Stattdessen trifft eine einfache und klare Sprache auf einfache Botschaften – und das ist möglicherweise der einzig richtige Weg mit komplexen Themen umzugehen.

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Es ist schwierig, dieses Buch zu rezensieren. Und es ist nicht wirklich SF, auch wenn es die Züge des Genres annimmt. Das Besondere an Kurt Vonneguts Büchern ist, dass sie so täuschend einfach sind. Die Prosa ist schlicht, humorvoll, ironisch und auf den Punkt gebracht. Und doch ist die Geschichte sehr ehrgeizig, da sie versucht, Antworten auf einige sehr grundlegende Fragen zu geben. Warum gibt es uns? Wozu ist das Universum da? Haben wir einen freien Willen, unser Leben zu bestimmen? Sollten wir zum Abendessen Huhn oder Fisch essen? Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Malachi Constant, der reichste Mann Amerikas; Winston Niles Rumfoord, ein älterer wohlhabender Mann, der mit seinem Hund Kazak durch das Sonnensystem reist und sich an verschiedenen Orten in Raum und Zeit manifestiert; Unk und Boaz, zwei Kumpel in der Marsarmee, die sich auf die Invasion der Erde vorbereiten; Beatrice Rumfoord, die Angst vor dem Leben hat und schließlich einen Sohn namens Chrono bekommt; Salo der Tralfamadorianer, ein außerirdischer Roboter, der weit weg von zu Hause gestrandet ist und mehr Emotionen hat als viele der menschlichen Figuren. Die Handlung klingt lächerlich, wenn man sie aufschreibt. Winston Niles Rumfoord streift durch das Sonnensystem und manifestiert sich zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten, nachdem er auf ein chrono-synklastisches Infundibulum gestoßen ist. Er kann die Vergangenheit und die Zukunft sehen und mischt sich in menschliche Angelegenheiten ein, indem er zum Beispiel eine ausgeklügelte und völlig untaugliche Invasion der Erde durch eine per Funkantenne gesteuerte Marsarmee arrangiert. Nach dieser gescheiterten Invasion gründet er die "Kirche des völlig gleichgültigen Gottes", die die Invasoren zu Märtyrern macht und den Menschen auf der Erde ein schlechtes Gewissen einredet, weil sie sie ausgerottet haben. Die Kirche lehrt die Menschen, dass sie kein göttliches Eingreifen in ihr Leben erwarten sollten, weil Gott sich offensichtlich nicht darum schert. Dies sollte die Menschen dazu befähigen, ihr Leben frei von Aberglauben zu leben, in dem Bewusstsein, dass das Leben das ist, was sie daraus machen, und dass niemand auf sie aufpasst. Malachi Constant ist die andere Hauptfigur, ein ziemlich unangenehmer Mensch, dessen Reichtum er von seinem absurd glücklichen Vater geerbt hat, der sein ganzes Leben in einem Hotelzimmer verbracht hat, um mit einer einzigartigen und bizarren Strategie auf Aktien zu wetten, und der Malachi auch als Kind völlig vernachlässigt hat. Malachi ist ein reicher Mann auf der Suche nach Antworten, aber stattdessen findet er sich auf dem Mars wieder, nachdem er sein Vermögen verloren hat, sein Gedächtnis verloren hat, in die fehlgeschlagene Mars-Invasion verwickelt wird und schließlich mit seiner Geliebten und seinem Kind auf dem Mond Titan landet, bevor er an einer Bushaltestelle in Indianapolis seinen letzten Seelenfrieden findet. Ergibt das Sinn? Natürlich nicht, aber das tut unser Leben oder das Universum im Allgemeinen auch nicht. Die Sirenen von Titan hat, wie alle Bücher von Vonnegut, hinter der Ironie und Absurdität eine ganz einfache Botschaft. Unser Leben wird nicht von einem göttlichen Plan diktiert, und es steht den Menschen frei, entweder gut oder böse zu sein, ohne dass dies besondere Konsequenzen hätte. Aber wäre es unter diesen Umständen nicht besser, den Menschen, die man liebt, gegenüber freundlich und mitfühlend zu sein? Und nehmen Sie sich selbst nicht so verdammt ernst.

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