Gestaltung: Ich bin und werde vermutlich in diesem Leben kein Fan mehr von Fotocovern, aber bei Weihnachtsbüchern sehe ich das nicht ganz so eng. Der Titel und auch das verschneite Setting auf dem Cover versprühen definitiv sofort winterliche Stimmung und die beiden halb versteckten Gesichter der Mädchen passen hervorragend zur Geschichte. Da das Buch eine romantische Komödie ist und demnach auch viele witzige Momente bereithält, passt diese etwas kecke, alberne Darstellung gut zur Geschichte. Ich hätte mir gewünscht, dass vielleicht der Ortstausch der Mädchen noch aufgegriffen wird, beispielsweise durch eine Abbildung von New York, aber ansonsten ist das Cover niedlich.
Darum geht's: Holly ist der größte Weihnachtsfan überhaupt und fiebert dem Fest der Liebe schon Monate vorher entgegen. Doch ihr Ziel, das Weihnachtsfest dieses Jahr zum besten aller Zeiten zu machen, gerät ins Wanken, als einiges anders zu werden scheint. Ihre Schwester kann zum Weihnachtsfest nicht pünktlich nach Hause fliegen und ihre Mutter scheint ein Geheimnis vor ihr zu haben. Wie kann Holly Weihnachten nur retten? Sehr gelegen kommt ihr da der Aufruf der amerikanischen Bloggerin Elle, die gerne mit jemandem für die Weihnachtszeit die Leben tauschen möchte. Ist das Hollys Gelegenheit, doch noch ihr perfektes Weihnachtsfest zu bekommen?
Idee/ Umsetzung: Was habe ich mich auf diese Geschichte gefreut! Wir kennen doch alle diese herrlich romantischen, teils vorhersehbaren Schnulzen, die wir uns gerne in der Adventszeit im Fernsehen anschauen. Solche Geschichten im Buchformat zu finden, ist gar nicht so einfach, und für mich klang diese Geschichte nach der perfekten Mischung aus Romance und lockeren Momenten zum Lachen und Abschalten.
Besonders angesprochen haben mich das "Tausch" Trope und die Settings, da wir es hier mit einem kleinen verschneiten Örtchen in England und einer amerikanischen Kleinstadt nicht weit von New York City zu tun haben. Auch Elles Leben als Influencerin hat mich angesprochen, da die Geschichte so direkt moderne Themen mit aufgreift und diese kritisch reflektiert. So hat die Autorin hier altbekanntes mit einigen interessanten neuen Ideen gespickt und für mich eine ansprechende Balance gefunden.
Schreibstil & Handlung: Ich bin direkt gut in die Geschichte reingekommen, da Beth Garrod wirklich einen sehr lockeren Schreibstil hat und schon auf den ersten Seiten klar wurde, dass sie meinen Humor treffen kann. Das Buch richtet sich ab 13 Jahren an eine junge Zielgruppe, doch auch ich kann sagen, dass ich super unterhalten wurde. Die Handlung nimmt so manche Wendung und auch, wenn diese nicht arg überraschend oder ausgefallen sind, haben sie dafür gesorgt, dass ich immer gerne am Ball geblieben bin und das Buch zu keinem Zeitpunkt langweilig fand.
Emotional trifft die Autorin genau den richtigen Ton, sodass es viele lustige und manchmal peinliche Szenen und Dialoge gibt, aber auch ein gewisser Tiefgang vorhanden ist. Themen wie Familienzusammenhalt, Freundschaft, Trennung, Selbstbewusstsein und der wahre Sinn des Weihnachtsfestes werden angenehm eingebracht, ohne der Geschichte ihre Leichtigkeit zu nehmen.
Figuren: Die Protagonistinnen des Buches habe ich wirklich ins Herz geschlossen. Auch, wenn die Charakterentwicklung hier nicht im Vordergrund steht und die Figuren eher oberflächlich beleuchtet werden, habe ich es sehr genossen, sie zu begleiten. Holly ist ein sehr aufgewecktes, quirliges Mädchen, das mir besonders durch ihre aufgeschlossene Art, ihre Liebe zum Planen und die schöne Freundschaft zu ihren beiden engsten Freunden in Erinnerung geblieben ist.
Obwohl Elle besonders zu Anfang der Geschichte eher unsicher, oberflächlich und mitten in einer Selbstfindungsphase zu sein scheint, ergänzen sich die Mädchen hier ganz wunderbar. Besonders schön fand ich hier, dass die Mädchen zwar ihre Leben tauschen und demnach nicht am selben Ort sind, aber sich durch Nachrichten, Anrufe und kleine Notizen trotzdem eine innige Freundschaft entwickelt. Liebenswert sind ebenso die Nebenfiguren, allen voran Hollys Freunde, Elles jüngerer Bruder, und auch die Elternfiguren mochte ich hier.
Natürlich kann man bei einem Buch dieser Dicke und Thematik keine ausgeklügelten Charaktere mit wahnsinnigen Weiterentwicklungen erwarten, aber die Figuren sind herzlich, unkompliziert und genau das Richtige für solch eine zuckersüße Geschichte.
Wer hier auf die ein oder andere winterliche Liebesgeschichte hofft, wird auch nicht enttäuscht werden. Trotzdem steht die Romantik hier für mich nicht im Vordergrund, was ich zur Abwechslung mal sehr erfrischend fand.
Ende: Das Ende ist, wie ich es von einer guten romantischen Komödie erwarte, zum Dahinschmelzen schön und (fast) perfekt. Ich habe bei diesem Buch nicht nur einmal herzlich aufgelacht und bestimmt mehrfach mit einem dümmlichen Grinsen dagesessen, die perfekte Lektüre zum Wohlfühlen und zur Einstimmung auf die Adventszeit.
Fazit: Beth Garrod hat mit "All I want for Christmas" der Welt der romantischen Komödien einen wunderbaren Neuzugang beschert. Hollys und Elles Geschichte ist warmherzig, witzig und perfekt für gemütliche Abende am Kamin im Lesesessel. Durch die lockere Sprache und die gut dosierten Problemthemen ist das Buch auch schon für eine jüngere Zielgruppe sehr zu empfehlen und liegt hoffentlich unter dem ein oder anderen Weihnachtsbaum.
