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Rezensionen zu
„Deutschland, deine Kolonien“

Eva-Maria Schnurr, Frank Patalong

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Deutschland, deine Kolonien | Herausgegeben von Eva-Maria Schnurr und Frank Patalong Erschienen bei DVA/Penguin Random House (Rezensionsexemplar) Der Versuch einer Geschichte der wenigeren Schuld Deutschland sah sich lange, lange Zeit – aufgrund seiner Geschichte als verspätete Nation auch - als eine verspätete Kolonialmacht, d.h. mit weniger Verantwortung. Bei diesem Thema verwies man gerne auf die anderen europäischen Mächte, wie England, Frankreich, Portugal, etc. Zwar stimmt es, dass das Deutsche Reich erst später Kolonien bildete, jedoch beginnt nicht erst dann die Geschichte eines deutlichen Kolonialdenkens – nicht erst als man seinen „Platz an der Sonne“ hatte! Und vor allem war dieses deutsche Sendungsbewusstsein nicht minder rassistisch, grausam und menschenverachtend in seiner Vorgehensweise, seinem Handeln und Konsequenzen als das der anderen Europäer. Schnurr und Patalong haben mit dem Werk „Deutschland, deine Kolonien“ ein Werk herausgegeben, das geschickt deutlich macht, wie wenig Deutschland sich dieser Geschichte gestellt hat und das gleichzeitig auch die heutigen Konsequenzen klar macht: Nämlich, dass auch im modernen Exkurs in unserer Gesellschaft, diese Haltung noch immer zu Verhalten und Äußerungen führt, die von einem verdrängten Rassismus geprägt sind. Und die Geschichte ist größer als vielen klar ist! Bereits 1529 landeten die ersten Vorboten späterer deutschen Kolonialbestrebungen an der Küste Venezuelas, um im Auftrag der Augsburger Kaufmannsfamilie Welser den berühmten Goldreichtum der neuen Welt aufzufinden. Im Weiteren wird deutlich, wie deutsche Kaufleute über Jahrhunderte in den Sklavenhandel, dem „Dreieckhandel" Europa, Afrika, Amerika, verwickelt waren. An diesen - und vielen anderen schrecklichen - Beispielen, zeigt sich immer mehr, dass die Verantwortung der Deutschen weitaus größer ist als das oft alleinig genannte, brutale und menschenverachtende Handeln gegenüber den Hereros im Januar 1904. Eines der Highlights im Buch ist die Darstellung einiger Afrikaner, die von den Deutschen erwählt wurden, um Priester zu werden. Ihre Briefe in ihre Heimat, während ihrer Ausbildungszeit im Deutschland, zeigen als beeindruckende Quellen unverfälscht einmal den Blick der afrikanischen Bevölkerung – wie sie behandelt wurden, wie die gedemütigt wurden. Und vor allem, wie die kluge Beobachtung der jungen Afrikaner die christliche Doppelmoral der Deutschen entlarvte. Spannend und wichtig sind diese authentischen Berichte vor allem hinsichtlich des übermächtigen Anteils deutscher schriftlicher Quellen aus dieser Zeit. Nach wie vor ein schreckliches Exempel für Rassismus und wahrscheinlich wie eine Metapher dafür, ist die Ausstellung von Indigenen Menschen in Shows und Zoos im 19. Jahrh. Dies zeigt deren totale Entmenschlichung hier in Deutschland und den schrecklichen Voyeurismus, der dieses Phänomen begleitete. Ein wichtiges Buch für Deutschland Das Buch wurde – wie eingangs erwähnt – von Eva-Maria Schnurr und Frank Patalong herausgegeben. Es ist das Ergebnis eines sehr großen Teams von Spiegelautoren. Verschiedene Autoren heißt nicht nur verschiedene Sichtweisen, sondern verschiedene Formen und Herangehensweisen. So wechseln sich z.B. historische Darstellungen einzelner Aspekte, kleine Anekdoten, Glossarteile oder auch Interviews mit interessanten Fachleuten unserer Zeit locker ab. Somit geht das Buch nicht chronologisch vor, sondern nähert sich dem Thema mal historisch, mal kultur-historisch, mal soziologisch, mal mit aktuellen Bezügen und mehr. Das Buch zeigt so, wo es herkommt: Aus dem Journalismus! Und das macht es abwechslungsreich, vielseitig, frisch und modern. Das tut vor allem der Sicht auf das vielschichtige Thema gut. Alles in allem ein kurzes, aber sehr weitumfassendes Werk, das das Thema der deutschen Kolonien als Geschichte des deutschen Rassismus gut umreist - das zeigt, dass es noch immer viel aufzuarbeiten gibt, da Deutschland sich bisher dieser Geschichte nur sehr halbherzig gestellt hat.

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guter Ansatz zur Aufarbeitung

Von: meine.literaturliebe

16.02.2023

Deutscher Kolonialismus wurde lange Zeit aus und von der Gesellschaft verdrängt. Nach vielen Meinungen war die Kolonialzeit im Vergleich zu anderen Mächten recht kurz und damit humaner. Besetzte Gebiete in China, Namibia, Tansania, Kamerun und weiteren Staaten in Afrika wurden gar mit Entwicklungshilfe begründet. Diese Verharmlosung führt sicherlich dazu bei, dass die Kolonialgeschichte bis heute nicht vollständig aufgearbeitet wurde. Das Buch eignet sich insbesondere zum Einstieg und für Jugendliche. In kurzen Beiträgen und Interviews wird ein grober Einblick in die Kolonialzeit vermittelt. Genozid, Forschung von Medizinern wie etwa Robert Koch aber auch Raubkunst, die bis heute in deutschen Museen liegen, sind nur ein paar Beispiele der Betroffenen. Die einzelnen Kapiteln habe ich unterschiedlichen wahrgenommen. Zu einigen Themen habe ich mir mehr, zu anderen weniger Informationen gewünscht. Im Ganzen vermittelt das Buch aber einen interessanten (ersten) Eindruck und ist ein guter Ansatz zur Aufarbeitung.

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Wie viel wisst ihr eigentlich über die ehemaligen deutschen Kolonien? Ich selbst musste vor diesem Buch zugeben: nicht viel. Ich vermute, dass es auch vielen anderen Menschen so geht. Zeit, das eigene Wissen etwas zu erweitern! Worum geht’s? Eva-Maria Schnurr und Frank Patalong sind die Herausgeber*innen von „Deutschland, deine Kolonien“. Sie haben Beiträge vieler Wissenschaftler*innen zusammengetragen. Es geht darin selbstredend um die verschiedenen deutschen Kolonien. Doch hier werden nicht nur trockene Fakten dahingeschrieben, sondern das Thema wird aus einer persönlichen Sicht betrachtet. Es stehen einzelne Schicksale von Eroberten und Widerständlern im Vordergrund, einige Kolonisatoren werden in den Fokus gerückt und Praktiken, die in den Kolonien ausgeübt wurden, finden einen Weg in das Buch. Manche Beiträge bestehen aus Interviews, was das Ganze ebenfalls auflockert. Großer Lerneffekt Wie bereits erwähnt, habe ich durch das Buch viel über die deutschen Kolonien gelernt. Besonders gut bewerte ich es, dass das Buch aus einer rassismuskritischen Perspektive geschrieben wurde, immer im Bewusstsein, dass noch heute Strukturen herrschen, in denen sich weiße Europäer*innen anderen Menschen überlegen fühlen. Dabei wird auch schnell deutlich, dass Rassismus nicht erst mit einem herrschsüchtigen Diktator im Zweiten Weltkrieg Konjunktur hatte, sondern bereits lange davor einen Weg in die Köpfe der Menschen fand. Die Herausgeber*innen schreiben in ihrem Vorwort, dass sie Briefe in die Redaktion bekommen, in denen es heißt, dass die deutschen Kolonisatoren oft als „weniger schlimm“ und als im Vergleich zu anderen Ländern als die „freundlichen“ Kolonisatoren wahrgenommen werden. Zum Glück wird diese Sicht mittlerweile aufgebrochen, denn es zeigt, dass einfach zum Teil große Unwissenheit über dieses dunkle Kapitel herrscht. Dieses Buch trägt in jedem Fall dazu bei, diese Lücken zu schließen. Sehr gut nachvollziehbar geschrieben mit super Übersicht am Ende Dadurch, dass hier oft Einzelschicksale erzählt werden, hat es für mich die ganze Geschichte erlebbarer und nachvollziehbarer gemacht. Mir hilft es immer, wenn ich nicht nur Fakten habe, sondern Menschen, die für mich Geschichte nahbarer machen. Nachteilig empfand ich, dass die Kapitel keine richtige Ordnung hatten. Es wurden nacheinander die Beiträge der Autor*innen gebracht, ohne dass es nach Ländern oder Zeit geordnet gewesen wäre. Ich bin sozusagen von Tansania nach China und wieder zurückgesprungen. Da hätte ich mir eine bessere Aufteilung gewünscht. Was hingegen richtig gut ist, ist eine Übersicht am Ende des Buches. Da sind noch einmal alle Kolonien aufgelistet mit Jahreszahlen, Eroberern, Widerständen usw. Auch Filmempfehlungen sind beispielsweise zu finden. Für einen umfassenden Überblick ist „Deutschland, deine Kolonien“ sicherlich zu kurz, doch um grundlegend etwas über deutsche Kolonien zu lernen, ist das Buch auf jeden Fall empfehlenswert!

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Es wird nicht viel über die ehemaligen Kolonien Deutschlands gesprochen. Vielleicht weil diese Episode der deutschen Geschichte nur kurz währte, vielleicht weil die Grauen des Dritten Reichs alles andere überschatteten. Doch Deutschland hatte tatsächlich mehrere Kolonien, vom Jahr 1884 bis zum Ersten Weltkrieg. Und was dort geschah ist alles andere als ruhmreich. Erste Anfänge gehen zurück ins 17. Jahrhundert, doch erst am Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Invasion und Übernahme von Ländern in Afrika, China und der Südsee größere Ausmaße an. In Namibia lebten im Jahr 1914 gar 12.000 Deutsche. Trotzdem ist diese Kolonialherrschaft bis heute nicht genügend aufgearbeitet worden. Die vielen Opfer bekamen außerdem größtenteils keine Entschädigungen für die erlittene Ausbeutung und Unterdrückung. Doch das Erschreckende an diesem Kapitel in der deutschen Geschichte ist, wie sich diese Zeit in der Naziherrschaft fortsetzte und bis in unsere heutige Zeit Auswirkungen zeigt. Dieses Buch enthält 27 Artikel, die auf verschiedene Aspekte dieser Kolonialgeschichte Deutschlands eingehen. Die Themen sind ganz unterschiedlich – vom Gerichtsprozess eines afrikanischen Prinzen, über Prügelstrafen und medizinische Versuche, bis hin zu Kunstwerken der Unterdrückten, ist die Themenvielfalt groß. Wichtige Begriffe werden erklärt, Bilder lockern den Text auf, und im Anhang finden sich übersichtliche Informationen über die kolonisierten Länder und den zeitlichen Ablauf. Besonders die Stellen, an denen Menschen aus den unterdrückten Völkern zur Sprache kommen, sind sehr bewegend. Das Buch wäre sicher noch ansprechender, wenn diesen Stimmen einen größeren Raum gegeben würde. Auf jeden Fall ist es ein Buch, das zum Nachdenken anregt und die Frage laut werden lässt – warum waren diese Gräueltaten möglich? Wo bin ich selbst von einem Denken geprägt, das nicht jedem Menschen den gleichen Wert beimisst? Fazit: Gut aufgearbeitet, geht dieses Buch auf ein zu wenig beachtetes Thema der deutschen Geschichte ein. Sehr empfehlenswert!

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Ich lese nur selten Sachbücher, weil es mit dem Abschalten bei Romanen einfach besser klappt. Dieses Buch aus dem Spiegel-Universum hat mich aber sehr interessiert. Mein Wissen über den deutschen Kolonialismus ist offen gestanden sehr dürftig und stammt vermutlich aus irgendwelchen alten Spielfilmen. In der Schule hat dieses Thema überhaupt nicht stattgefunden und auch in meinem Germanistik- und Politologiestudium hat es keine Rolle gespielt. Vor Augen habe ich weißgekleidete Männer, die sich von den Einheimischen auf einer Art Sänfte durch die Gegend tragen lassen und Frauen, die Tee trinken und sich über die Hitze beschweren. Über politische Hintergründe weiß ich erschreckenderweise so gut wie gar nichts. Höchste Zeit also sich mit dem Kolonialismus näher zu beschäftigen. Interessanter Blick in eine nicht rühmliche Vergangenheit Die etwa 250 Seiten haben mir einen guten Einstieg ins Thema ermöglicht. Das Buch ist weder reißerisch, noch auf Schlagzeilen aus, trotzdem hat mich vieles sehr erschreckt. Und ich habe gemerkt, dass ich doch schon einiges gehört hatte, dies für mich aber nicht unter die Überschrift Kolonialismus gepackt hätte. Und es ging viel früher los als ich erwartet habe. Schon im 16. Jahrhundert machten sich die ersten Deutschen auf, um Kolonien zu gründen. Teils aus religiösen Gründen, meistens steckten aber Kaufleute dahinter, die sich eine hervorragende Einnahmequelle erhofften. Erst deutlich später kamen politische Motive hinzu. In kurzen abgeschlossenen Kapiteln werden in diesem Buch ganz unterschiedliche Aspekte beleuchtet. Medizinische Versuche an den damals sogenannten primitiven Völkern, Kriege und massive Menschenrechtsverletzungen, Gewalt, persönliche Schicksale. Menschen, die z.B. in die afrikanischen Kolonien zogen, hofften auf Ansehen, sehr gutes Einkommen und ein Leben im Luxus. Zuhause pilgerten die Deutschen zu Tausenden in Ausstellungen, um sich in einer Art Menschenzoo das Leben in den Kolonien, wie sie meinten, im Original anzusehen. Dass viele der so gewaltsam nach Deutschland gebrachten „Eingeborenen“ starben, nahm man billigend in Kauf. Schon früh gab es in den Kolonien erste Konzentrationslager, in denen die selbst ernannte Herrenrasse die Ureinwohner einpferchte, quälte und oft auch tötete. Der Massenmord an den Herero im heutigen Namibia ist dabei ein besonders unrühmliches Kapitel der deutschen Vergangenheit. Sehr gut gemachtes, abwechslungsreiches Buch Deutschland, deine Kolonien ist ein hervorragendes Buch. Daran mitgearbeitet haben viele Journalisten und auch Historiker, die ihr Handwerk verstehen. Das Buch ist sehr abwechslungsreich gestaltet: reportageartige Artikel wechseln sich mit Interviews, kurzen Infoblöcken und Originaldokumenten ab. Dadurch wird es beim Lesen nie langweilig. An einigen Stellen hätte ich mir weitere Informationen gewünscht und wäre gerne mehr in die Tiefe gegangen. Lobenswerterweise gibt es am Ende einen guten Überblick über empfehlenswerte Bücher, Comics und Filme mit denen man sich weiter beschäftigen kann. Für einen umfassenden ersten Überblick ist dieses Buch perfekt. Für mich war es kein Sachbuch, dass ich am Stück lese, sondern eins zum immer mal wieder in die Hand nehmen.

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Auf über 250 Seiten präsentiert der DVA Verlag in Kooperation mit dem Spiegel Buchverlag ein Werk über die deutsche Kolonialzeit, das aus einer Aneinanderreihung von Fachartikeln verschiedener Autoren, kurzen Info-Blöcken, Interviews sowie einem Kompendium über alle deutschen Kolnien in Kombination mit einem geschichtlichen Abriss über die deutsche Kolonialgeschichte besteht. Den Herausgebern ist es gelungen, viele interessante Aspekte der Kolonialgeschichte zu präsentieren. Insbesondere die Unterdrückungsgeschichte der eingeborenenen Völker und die vermeintliche Überlegenheit der Kolonialherren wird in den Beiträgen sehr gut herausgearbeitet. Interessant ist, dass die komplette Kolonialgeschichte Deutschlands, beginnend im 16 Jahrhundert, thematisiert wird. Besonders spannend finde ich, dass die Verstrickungen "ehrbarer Kaufleute" in den Sklavenhandel geschildert wird. Ein Aspekt, der bislang in der gängigen Literatur eher vernachlässigt worden ist. Besonders erwähnenswert sind die Beiträge, die sich mit dem Umgang des Kolonialismus und dessen Erbe in der heutigen Zeit beschäftigen. Auch die Beiträge über den Umgang mit dem kolonialen Erbe in der NS-Zeit sowie der Kolonisierungspolitik im besetzten Osteuropa während des 2. Weltkriegs sind wichtig, um zu verstehen, wie weit sich die kolonialen Gedankenwelt in die Gehirne der Deutschen gefressen hatten. Aufrütteln sind auch die Interviews mit den letzten Zeitzeugen, die die Kolonialzeit aus Ihrer Sicht beschreiben. Die Autoren haben durchgängig fundierte und gut recherchierte Artikel präsentiert, die in Summe ein sehr lesenswertes Werk bilden, das für Leser, die sich für die Kolonialgeschichte Deutschlands interessieren, von großem Interesse sein dürfte. Ich empfehle das Werk sehr gerne.

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