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Rezensionen zu
Vladimir

Julia May Jonas

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Die Protagonistin dieses Romans ist Ende 50 und geht ihrer Arbeit als Literaturprofessorin mehr oder weniger gerne nach. Doch dann wird ein Verfahren gegen ihren Mann, der am gleichen College lehrt, eingeleitet, da dieser in der Vergangenheit immer wieder Affären mit Studentinnen hatte. Dies hat enormen Einfluss auf das Leben der beiden. Und als wäre dies nicht genug, beginnt sie eine Obsession für ihren deutlich jüngeren Kollegen Vladimir zu entwickeln. Ihr Verhalten wird immer ungesünder, vor allem für sie selbst. Beim Lesen erfahren wir viel über ihr bisheriges Leben und ihr Hadern mit dem Älterwerden. So geht es zum Beispiel auch viel um die Ansichten junger Frauen in ihren früheren Jahren und derer heute. Die Themen Frausein, Erwartungen an Frauen, Fremd- und Selbstwahrnehmung spielen eine zentrale Rolle und haben die Lektüre für mich besonders spannend gemacht. Die Geschichte selbst fand ich wirklich gut, doch die Erzählweise und der Einblick in die Gedanken der Protagonistin haben mich besonders gefesselt. Ein wirklich gelungener Debütroman!

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2022 hat mich ein Buch besonders überrascht: „Vladimir“ von Julia May Jonas, da einen wilden Ritt durch ein breites Spektrum an modernen Themen (wie MeToo, Macht, Feminismus, Ehe und sexuelles Begehren) bietet. Damit ist „Vladimir“ aber nicht nur am Puls der Zeit, sondern dabei auch spritzig, humorvoll und moralisch – aber nicht moralisierend. Wir begleiten eine Frau Ende 50, die Autorin zweier mäßig erfolgreicher Romane, Literaturprofessorin sowie Ehefrau und Mutter ist. Ihr Mann John ist an demselben College wie sie tätig, die beiden führen eine offene Ehe und John hat immer mal wieder Affären mit Studentinnen. Als John jedoch – und später auch seine Frau, die Ich-Erzählerin – mit einer Reihe von Vorwürfen des (Macht-)Missbrauchs konfrontiert werden, die von (ehemaligen) Studentinnen geäußert werden, kommen Scham und Schuld(-zuweisungen) ins Spiel, die zu einer Reihe von komplizierten Dynamiken in ihrem Privatleben, aber auch ihrem Berufsleben führen. In dieser äußerst angespannten Situation trifft die Ich-Erzählerin auf den neuen jungen, erfolgreichen und attraktiven Kollegen Vladimir Vladinski und verfällt ihm zugleich. Die Anziehung entwickelt sich immer mehr zur Obsession. Tatsächlich galoppiert die Handlung irgendwann ein wenig davon, die Ereignisse überschlagen sich regelrecht; einige von euch hier auf #bookstagram hat das gestört – für mich hat es sich aber nicht nur stimmig und glaubwürdig angefühlt, mehr noch: es war angenehm überraschend, stimulierend und packend. „Vladimir“ ist für mich somit ein moderner, äußerst erfrischender, politischer und unterhaltsamer Roman.

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Leute, ich habe Redebedarf. Habt ihr schon »Vladimir« von Julia May Jonas gelesen? Wenn ja, was sagt ihr dazu? Besonders zu dem Ende? Ich fand es ja mega spannend und habe es in den letzten paar Tagen inhaliert. Schon mal ein gutes Zeichen. Jedoch hätte ich irgendwie mit einem anderen Ende gerechnet, vielleicht auch gehofft. Aber jetzt frage ich mich, ist es so realistischer und damit vielleicht auch besser? Puh. Aber mal von vorne: Den Namen der Hauptprotagonistin, aus deren Perspektive der Roman geschrieben ist, kennen wir nicht. Sie ist 58 Jahre alt und Professorin an der Uni. Ihr Mann, John, ist ebenfalls Professor an der gleichen Uni. Die beiden haben eine Tochter, die bereits erwachsen und Anwältin ist. Sie führen seit jeher eine offene Ehe, wobei John hauptsächlich Affären mit seinen um die 20-jährigen Studentinnen hat. Sieben von ihnen haben sich nun zusammen geschlossen und eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, die an eine Petition angehangen wurde, die Johns Entlassung fordert und woraufhin die Uni ein Verfahren gegen ihn eingeleitet hat. Die Hauptprotagonistin findet sich zwischen Mitleidsbekundungen, die sie bescheuert findet und später, da sie sich nicht von ihm scheiden lässt, Rücktrittsaufforderungen wieder. Sie selber erkennt Johns Schuld nicht an und ist der Meinung, die Frauen seien alt genug gewesen, sie haben die Entscheidung, mit John zu schlafen, eigens getroffen, früher war das auch kein Problem. Sie findet, die Frauen sprechen sich damit ihre Mündigkeit selbst ab. Dabei wird klar, dass sie auch ein Opfer des patriarchalen Systems ist. Sie erwähnt beiläufig, dass John sie einmal (nur dieses eine Mal) geschlagen hat. Sie erzählt von ihren ersten sexuellen Erfahrungen als 14-jährige mit dem 30-jährigen Kollegen ihrer Mutter. Etwas an das sie sich nur voller Scham zurückerinnert, Scham vor sich selbst. Dass ihr Unrecht widerfahren ist, kommt ihr dabei nicht in den Sinn. Zudem steckt sie in zwanghaften Gedanken über ihr Aussehen fest. Ihre größte Angst ist alt, bzw. ihrem Alter entsprechend, auszusehen. Diese Gedankengänge spitzen sich immer weiter zu, als sie Vladimir, den neuen Juniorprofessor an der Uni, kennenlernt und ihn als den vollkommenen Mann idealisiert. Sie verliert sich in Tagträumereien und Sexfantasien. Zwischen alldem ist sie aber unglaublich lustig und in anderen Situationen auch wieder super reflektiert und aufmerksam über den in der Gesellschaft herrschenden Sexismus. Meine Sympathie ihr gegenüber war sehr wechselhaft, doch abschließend finde ich es hauptsächlich beeindruckend, wie die Autorin es geschafft hat, einen so komplexen und echten Charakter zu zeichnen. Kleiner Spoiler: Wer hier auf ein Happy End bzw. Aufklärung hofft, wartet vergeblich. Es gibt lediglich ein End.

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Vladimir Äußerlich wirkt sie stark, vielleicht schon kalt, als die 58-jährige Literaturdozentin weiterhin an der Uni arbeitet, welches eine Anhörung gegen ihren Mann wegen mehrfachen sexuellen Missbrauchs einleitet. Erst die Begegnung mit Vladimir, einem zwanzig Jahre jüngeren Kollegen, bringt ihre Welt ins Wanken. Heimlich hegt sie eine zunehmende Leidenschaft für den Autor, die sich zu einer Obsession entwickelt. Doch Vladimirs Welt wankt selbst zu sehr, um sich ihrer zu entziehen. "Vladimir" ist ein Buch, das mein Interesse aufgrund seines Covers in Verbindung mit dem Titel geweckt hat. Wer das Buch kennt, versteht, wie passend das Bild gewählt ist. Vladimir ist ein Traumbild. Eine erotische und sinnliche Vorstellung. Ein Trugbild, auf einen real existierenden Mann übertragen. Während die Geschichte aus der Perspektive der Autorin erzählt wird, schwankt der Leser immer wieder zwischen Sympathie, Empathie und Antipathie und bleibt am Ende zurück, ohne sich für eine Komponente entscheiden zu können. Besonders gefallen hat mir, dass die weibliche Figur eine ältere Frau ist, die von ihrer sexuellen Energie getragen wird, sich gleichzeitig aber auch mit Selbstzweifeln, gerade in Hinblick auf ihr Alter, konfrontiert sieht. Vladimir wirkt anfangs wie ein Requisit, das jedoch durch die Erkrankung seiner Frau und schließlich durch einen perfiden Plan der Protagonistin zu Leben erwacht. An dieser Stelle zeigt sich, dass Individuen nicht als Requisit taugen, da sie einen eigenen Willen haben. "Vladimir" ist ein sensibler Roman, der seine Leser vor der Herausforderung stellt, sich über Themen wie postnatale Depression, Polyamorie, Missbrauch, Körperkult, etc. ein Urteil zu bilden, immer im Kontext der handelnden Personen. Aber Vorsicht: Ihr könntet vor eurem eigenen Urteil zurückschrecken!

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»Aber am Tag seiner Entlassung ist es bewölkt, kühl und regnerisch, das letzte Aufseufzen des trostlosen Frühlings in Upstate New York, bevor er dem Sommer weicht. Wahrscheinlich besser so, sage ich mir.« (S. 332) Alles perfekt? Wenn sie darüber nachdenkt, kann sie sich über wenig in ihrem Leben beklagen. Sie hat einen Ehemann, der ihre Distanz akzeptiert und eher als Mitbewohner mit ihr zusammen lebt, hat eine Tochter, die aus ihrer bockigen Jugendphase seit einigen Jahren herausgewachsen ist, einen erfüllenden Job als Dozentin für Literatur an einer Universität und ein wunderschönes Haus in New York. Eigentlich könnte es so schön, so einfach, so ruhig sein. Wäre da nicht der Hang ihres Mannes, die Studentinnen seiner Kurse in regelmäßigen Abständen zu verführen, oder sich von ihnen verführen zu lassen. Genau kann das wohl niemand sagen, der nicht dabei war. Doch genau diese Verführungen haben nun ein Nachspiel. Vermehrt wurden Stimmen von ehemaligen und derzeitigen Studentinnen laut, die eine Entlassung des Dozenten fordern. Er habe seine Macht gegenüber den Studentinnen ausgenutzt und sie damit zu sexuellen Handlungen genötigt. Für seine Frau allerdings ist klar: Zu einer sexuellen Beziehung gehören immer zwei Personen und die Studentinnen seien von seiner Machtposition ihm gegenüber angezogen worden. Es handel sich um einvernehmliche Affären, ihr Mann sei kein Vergewaltiger. Sie wusste immer davon. Sie hatten die Ehe einvernehmlich geöffnet, auch wenn John wesentlich öfter von dieser Öffnung Gebrauch machte als sie. Die Verschiebung des Fokus. Plötzlich aber dreht sich die Stimmung auch gegen sie. Ihre Studentinnen beginnen sie zu fragen, wie sie mit einem sexuell übergriffigen Mann zusammen sein können. Sie drängen sie förmlich dazu ihn zu verlassen. Immer wieder diese eine Frage: »Wann verlassen sie ihn endlich«? Ja, wann eigentlich? Und warum tat sie es bisher nicht. Sie ist eine finanziell und emotional unabhängige Frau, angesehene Dozentin. Liebt sie ihn überhaupt noch? Oder ist das Zusammensein ein Ergebnis jahrelanger Routine, die man nicht so einfach aufgeben möchte, weil sie doch einen gewissen Komfort bietet? Der Neue. Und nun kommt er ins Spiel: Vladimir Vladinski. Wie sie auch Autor eines Buches, wird er neuer Dozent an ihrer Universität. Sie verstehen sich auf Anhieb und er bittet sie, sein Buch zu lesen und eine möglichst kritische Rezension zu verfassen. Er halte viel von ihr, deswegen läge ihm eine ausführliche Rückmeldung ihrerseits sehr am Herzen. Sie sagt zu, nimmt das Buch zu Hand und kann es kaum noch beiseite legen. Der Schreibstil, der Inhalt, die Komposition des Gesamten. Sie ist sich sicher: Das Buch wird ein Erfolg. Vladimir ist zwar verheiratet, doch irgendwas an ihm zieht sie dennoch an. Sie bekommt immer häufiger ein Kribbeln wenn sie an ihn denkt. Er wird zu ihrem heimlichen Objekt der Begierde. Während sich John vor Gericht wegen seiner Liebschaften verantworten muss, beginnt sie eine mit Vladimir. Zumindest in ihrem Kopf. Er wird es erst später bemerken, wird erst spät wissen, in welcher Lage er sich nun befindet. Was es ist und worum es geht. »Vladimir« ist eine Geschichte über die eigene Befreiung, über das Abrechnen mit Tabus. Es ist ein Buch über den Kampf einer Frau, die, obwohl ihr Leben erfüllt zu sein scheint, plötzlich eine Leere spürt, die nur einer füllen kann: Vladimir. Zwischen Liebschaften, dem Zerbrechen einer Ehe, dem Kampf gegen die von ihren Studentinnen attestierte Mitschuld am Verhalten ihres Mannes und der Sehnsucht nach mehr, schwebt die Protagonistin umher und versucht zu retten, was zu retten ist und den Rest untergehen zu lassen. Sie lässt sich halbherzig vom Verfahren gegen ihren Mann berichten, denn so richtig interessiert es sie im Moment nicht. Sie denkt nur an einen. Wie unabhängig kann man von seinem Partner oder seiner Partnerin wirklich sein? Ist man mitschuldig, wenn man nicht eingeschritten ist? Trägt man selbst eine Schuld, wenn man weggesehen hat? Und wenn ja, welche Art von Schuld? Julia May Jonas schickt ihre Protagonistin in den Kampf um Schuld und Unschuld, um das Bewahren des eigenen Lebens, der eigenen Stellung. Ein Roman, der aktuelle universitäre Diskussionen aufgreift, der den gleichen Nerv zu treffen scheint, den schon die #metoo-Bewegung zu erreichen schaffte. Sie erschuf einen Raum, in dem Schuld und Unschuld verschwimmen, in dem die eigene Position längst nicht mehr so klar ist wie sie einst war. Ästhetik, Sprache und was noch fehlt. Sprachlich gehoben, führt die Autorin doch erstaunlich gut durch die Erzählung. Sie nimmt sich Zeit und Raum um wichtige Aspekte zu behandeln, lässt aber nichts wegfallen. Sie beweist viel Feingefühl beim Schreiben, schreibt die Charaktere mit der nötigen Ernsthaftigkeit und einer passenden Gefühlswelt. Es gelingt, die Charaktere während des Romans mental wachsen zu lassen, die Probleme aufzugreifen, ohne sie wirklich final zu lösen. Sie lässt offen, was offen bleiben muss und schließt ab, was abgeschlossen werden muss. Neben dem inhaltlichen fällt auch die Ästhetik des Covers direkt in das Auge. Ein Bild eines Mannes, gehüllt in Lila und Schwarz. Schlicht und doch zu Interpretationen einladend. Ein Coverbild passend zum Buch. Thematisch aktuell und sprachlich gut geschrieben. Das Buch lässt einem auch Tage nach Beenden nicht los. Die Gedanken überschlagen sich und die Frage nach Schuld und Unschuld werden wohl auch eine ganze Weile lang nicht beantwortet werden können. Lest das Buch und macht euch selbst ein Bild, in allen Farben, die zur Verfügung stehen. Ein Bild, dessen Interpretation immer wieder unterschiedliche Ergebnisse erzielen wird. Darin liegt die gesamte Spannung des Werkes. Übersetzt wurde das Buch aus dem amerikanischen Englisch von Eva Bonné. Bei diesem Buch handelt es sich um ein vom Blessing Verlag in Kooperation mit dem Bloggerportal zur Verfügung gestelltes Rezensionsexemplar. Das Buch erschien im Februar 2022 im Blessing Verlag.

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Auch ich kam wegen begeisterter Rezensionen nicht drumherum, „Vladimir“ von Julia May Jonas zu lesen. Schon als das Buch in meinen Händen landete, war ich schwer begeistert. I mean, wie schön ist bitte diese Haptik? Vom Cover ganz zu schweigen! Doch wer ist eigentlich Vladimir? Vladimir Vladinski, das ist ihr Kollege. Erfolgreicher Romanautor, vielversprechender Nachwuchswissenschaftler der Literaturwissenschaft. Jung und makellos. Denn im Gegensatz zu ihrem Mann John, der aufgrund von Affären mit Studentinnen seine Entlassung am Lehrstuhl und noch mehr seinen endgültigen Karrieretod fürchten muss, scheint Vladimir eine reine Weste zu haben. Auch, wenn sie und ihr Mann schon lange eine offene und stabile Ehe miteinander führen, gerät die Protagonistin selbst immer mehr unter Druck, dem Skandal um ihren Mann nachgeben zu müssen. Wie gut, dass sie also auf Vladimir trifft und sich ihrer Obsession für den zwanzig Jahre jüngeren Mann hingeben kann. Bis irgendwann alles aus den Fugen gerät, in diesem Sommerhaus… “Vladimir” ist für mich ein toller und fesselnder Unterhaltungsroman, dessen Kontext um #metoo im wissenschaftlichen Betrieb einen zeitgeistlichen Nerv trifft. Besonders gefallen hat mir die Erzähltechnik, die ungefilterte Innenansicht der Protagonistin, die mir anfangs wahnsinnig unsympathisch war (was auf mich irgendwie einen besonderen Reiz ausgeübt hat), mich in ihrer Skurrilität und ihren Widersprüchlichkeiten aber absolut abholen konnte. Ich mochte es, wie ungeschönt ihre Gedanken widergespiegelt werden, die so schonungslos über sich, aber auch alle anderen urteilen. Das letzte Drittel des Buches war schon sehr bizarr und hat mich sehr überrascht (ob positiv oder negativ, kann ich nicht so genau sagen). “Vladimir” ist ein kurzweiliger, interessanter Pageturner, den ich wirklich gerne gelesen habe.

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Obsessiv

Von: medsidestories

23.05.2022

Inhalt: Eine Literaturprofessorin, Ende fünfzig, emanzipiert, erfolgreich, seit dreißig Jahren in einer offenen Ehe mit einem anderen Lehrenden verheiratet, gerät in eine Krise, als eben dieser Ehemann öffentlich bezichtigt wird, mehrere Studentinnen sexuell ausgenutzt zu haben. Zeitgleich taucht ein neuer Dozent in ihrem Universitätskosmos auf. Vladimir Valdinski, zwanzig Jahre jünger, ein begnadeter Autor und sehr attraktiv. Was mit einem kleinen Flirt beginnt, wird bald schon zur Obsession. Meine Meinung: Um ehrlich zu sein: Zuerst wollte ich „Vladimir“ von Julia May Jonas nicht lesen, weil mich der Titel vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Geschehnisse so sehr irritiert hat. Die vielfältigen Rezensionen hier auf Bookstagram haben mich jedoch umgestimmt. Und ich bin wirklich froh darüber! „Vladimir“ ist ein außergewöhnliches, kurzweiliges, bissiges Buch. Eines der wenigen Werke aus der Perspektive einer alternden Frau, die ich bisher gelesen habe, und gleichzeitig eines, das sich dem Thema des Alterns so schonungslos annimmt. Ich mag den Text sehr. Ich mag die Schilderungen des universitären Lebens (Ich liebe sowieso die US-amerikanischen Ostküstenuniversitäten als literarische Kulisse) und vor allem auch das Vulgäre in der Sprache der Erzählerin. Ich finde, dadurch ergibt sich eine ganz merkwürdige Dissonanz, die ich sehr gerne gelesen habe. Die Handlung hat mich ziemlich überrascht. Im Allgemeinen sehr positiv! Grundsätzlich habe ich mir unter dem Buch etwas anderes vorgestellt, als das, was es tatsächlich ist. Der kritische Blick auf „Me too“ hat mir hier gut gefallen, deutlich besser als bei „Meine Dunkle Vanessa“. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass dieser Teil der Handlung noch etwas detaillierter auserzählt wird. Ansonsten möchte ich vorsichtig erwähnen, dass es eine Wendung zum Ende gibt, die ich ziemlich clever finde, vielleicht auch, weil sich die Autorin sich auf diese Weise um die ein oder andere Antwort drückt. „Vladimir“ ist für mich kein perfektes Buch gewesen. Nicht in dem Sinne, dass ich keine Kritikpunkte finden kann. Mit der Darstellung einer Protagonistin hadere ich beispielsweise ein wenig. Aber ich finde es in vielerlei Hinsicht mutig und manchmal sogar ein bisschen spektakulär. Grundsätzlich gefällt mir die Perspektive auf viele moderne Themen, die hier eingenommen wird. Kurz gesagt: Eine große Leseempfehlung!

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Dieses Buch zu lesen, war ein Erlebnis. Es war wild, absurd und ab einem Punkt ziemlich fesselnd. Aber beginnen wir am Anfang: Die Protagonistin des Romans – Literaturprofessorin an einem amerikanischen College – wird mit den Vorwürfen konfrontiert, ihr Mann habe mehrere sexuelle Beziehungen zu seinen Studentinnen gehabt. Für die namenlose (wenn ich mich recht erinnere) Protagonistin keine besondere Neuigkeit. Die Vereinbarung einer offenen Ehe schlug sie selbst ihrem Mann vor einigen Jahren vor. Doch mit den aktuellen Konfrontationen gerät nicht nur ihre Beziehung zueinander ins Wanken. Vielmehr steigert sich die Protagonistin in eine Obsession für ihren zwanzig Jahre jüngeren Kollegen: Vladimir Vladinski. Mit dieser Obsession nimmt das Buch und all seine Dramen ihren Lauf. Was zunächst spannend und vielseitig klingt – ich liebe alle Beschreibungen ihres Berufsalltags; lassen sie mich doch an mein eigenes Germanistikstudium zurückdenken, hat allerdings einige Schwächen: Anfangs hatte ich schlicht Probleme mit der Protagonistin. Mit dem ständigen Nörgeln über ihren unglaublich alten und faltigen Körper verfällt die Protagonistin immer wieder in die gängigen Schönheitsideale (bin mittlerweile doch recht schnell genervt, wenn immer wieder feste Strukturen aufgegriffen werden, statt neue Wege einzuschlagen). Im Laufe des Romans scheint allerdings eine Entwicklung stattzufinden, denn die Protagonistin bemerkt, dass sie in altbekannten Strukturen gefangen ist und dass sie, obwohl sie ihre Tochter davor versucht hat zu bewahren, nicht wirklich daraus ausbrechen kann. Sie braucht die Bestätigung von anderen Personen – besonders die Bestätigung von Vladimir, der, so scheint es, selbst stetig auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Betätigung ist. Plätschert also die ersten 2/3 der Handlung recht unspektakulär dahin, spricht die gesamte Handlung im letzten Drittel aus. Auf einmal passiert – auf verschiedenen Handlungssträngen – so viel, dass man beim Beenden des Buches erst einmal pausieren muss, um zu verstehen, was da grade wirklich passiert ist. Den Teil mochte ich wirklich gerne, auch wenn es von allem zu viel und auf eine gewisse Weise trashig wirkte. Auch wenn manche Entwicklungen im Verlauf des Romans angedeutet wurden, konnte mich Julia May Jonas doch noch überraschen.

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