Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Was wir uns erzählen

Clint Smith

(2)
(2)
(0)
(0)
(0)
€ 26,00 [D] inkl. MwSt. | € 26,80 [A] | CHF 35,50* (* empf. VK-Preis)

Wie fange ich diese Rezension an, um einer Lektüre wie dieser gerecht zu werden und euch davon zu überzeugen, ebenfalls dazu zu greifen … Über dieses Sachbuch bin ich zufällig gestoßen und was bin ich froh, denn vorher habe ich es noch nirgends gesehen! Die Themen Rassismus und Sklaverei liegen mir sehr am Herzen und als ehemalige Amerikanistik- sowie Geschichtswissenschafts-Studentin und selbst mit familiärem Bezug zu den USA hat mich der Titel „Was wir uns erzählen: Das Erbe der Sklaverei - Eine Reise durch die amerikanische Geschichte“ mehr als angesprochen. Der Autor, selbst Schwarz und amerikanischer Journalist, Dichter und Dozent aus New Orleans, hat unfassbar viel Zeit, Energie, Herzblut und Recherchen investiert, ist an zig verschiedene Orte innerhalb und außerhalb der USA gereist und hat seine wichtigsten Erkenntnisse in diesem Sachbuch versammelt. Er hat sich sehr bemüht, möglichst viele Fakten, Eindrücke und Ursachen zusammenzutragen über eines der dunkelsten Kapitel unser aller Geschichte, die uns verbindet und spaltet – bis heute. Eine der größten Schwierigkeiten, auf die er dabei stieß, ist, dass es kaum Zeitzeugen-Berichte oder auch nur Grabsteine oder sonstige Hinterlassenschaften der früheren versklavten Menschen gibt, so gut wie keinen Hinweis auf ihre Existenz, schon gar nicht als Individuum. Bis heute wird die Geschichte der Sklaverei in den allermeisten Fällen falsch, beschönigt, einseitig wiedergegeben. Dies ist Clint Smiths Beitrag, daran etwas zu ändern und ein Umdenken und neues Erinnern zu bewirken. Die beiden Einstiegskapitel waren interessant, enthielten vieles, was ich bereits wusste, doch ergänzten dieses Wissen mit spannenden Hintergründen und Zitaten, die ich so noch nicht kannte. Dann folgten zwei Kapitel, bei denen ich nicht zu lesen aufhören konnte, die mich aber auch wirklich mehr als einmal tief schockierten. Clint Smith hat meinen allergrößten Respekt. Wie er sich an Orte begab und mit Menschen unterhielt, die derlei unmenschliche Ansichten vertraten, wo ich es als nicht von Rassismus-Betroffene kaum ertrug, darüber zu lesen, ist mir unbegreiflich. Auch die folgenden Stationen waren nicht minder interessant, besonders gefallen hat mir aber am Ende noch der Epilog, wo er noch mehr auf persönliche Bezüge, nämlich die Geschichte seiner Großeltern eingeht, die noch in Zeiten der Rassentrennung und Lynchmorde aufwuchsen. Ich könnte noch so viel mehr schreiben und ich sage das wirklich nicht oft, aber von diesem Buch wünsche ich mir, es würden alle lesen. Ich bin mir sicher, hierin findet jede*r noch etwas Neues zu den Themen Rassismus und Sklaverei. Eine meiner größten Empfehlungen in diesem Jahr, würde ich behaupten! Übersetzt wurde diese Ausgabe aus dem amerikanischen Englisch von Henriette Zeltner-Shane. Herzlichen Dank an das Bloggerportal und den Siedler Verlag für dieses Rezensionsexemplar! TW (auch zu Beginn des Buches genannt und begründet): N-Wort und viele weiter menschenverachtende Bezeichnungen, Rassismus, Polizeigewalt, Ermordung, Lynchmord, Verstümmelung, Enthauptung, Sexismus, Sexuelle Gewalt, White Supremacy, Inhaftierung (trotz Unschuld), Todesstrafe, Ableismus, unmenschliche Haftbedingungen, Blackfacing, KKK, Antisemitismus

Lesen Sie weiter

»Was wir uns erzählen: Das Erbe der Sklaverei - Eine Reise durch die amerikanische Geschichte« ist das erste Sachbuch des US-amerikanischen Journalisten, Autor und Dichters Clinton Smith III (🇺🇸 Original »How the Word is Passed. A Reckoning with the History of Slaverry acrross America« 2021; dt. Übersetzung: Henriette Zeltner-Shane #namethertranslator). Der Autor reiste für dieses Sachbuch v.a. durch die USA und suchte verschiedene Orte auf, an denen die Historie der Sklaverei heute noch erlebbar ist. Darunter die Monticello Plantation (die ehemalige Sklaverei-Plantage des US-Gründervaters Thomas Jefferson!), die Whitney Plantation sowie das Angola Prison. Er schreibt in diesem Buch über seine journalistische Erlebnisreise, Dialoge mit Gesprächspartner:innen vor Ort, stellt die Historie der besuchten Orte vor und ergänzt dies um Fakten und weiterführende Themen. Er geht dabei auf die Verbrechen der Sklaverei ein und wie dies die USA geprägt hat und noch immer prägt. Es ist ein sehr ausführliches Sachbuch mit vielen persönlichen Schilderungen und Eindrücken der besuchten Orte. Mir persönlich war es zu viel subjektive Beschreibung und ich hätte mir stattdessen mehr Fokussierung auf die Sachthemen gewünscht. Zudem finde ich die Wahl der beschriebenen Orte sehr subjektiv und willkürlich - auch wenn er kurz im Nachwort darauf eingeht, stellt dies keine wissenschaftliche Erklärung mit Sachgründen dar. Es ist ein sehr wichtiges Buch, da die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte der Menschheit noch immer zu gering ist, was sich auch im fehlendem, intensivem Austausch im Bildungssystem und insgesamt in der Gesellschaft zeigt. Das Buch schneidet einige Bereiche der US-amerikanischen Geschichte nur an, weshalb Leser:innen ggf. einige Kontexte selbst recherchieren sollten. Die angegebenen Quellen sind dabei eine gute Grundlage für weitere Auseinandersetzung. Ein Buch, dass wir alle brauchen und das die kritische und fundierte Auseinandersetzung mit Rassismus stützt. 💥

Lesen Sie weiter

Ein sehr wichtiges Buch, dass man unbedingt gelesen haben muss. Clint Smith ist es hier gelungen, zu einem sehr wichtigen Thema, ein Sachbuch wie ein Roman zu schreiben. Es werden hier nicht trockene Fakten und Daten geliefert, sondern sehr ergreifend und berührend die Hintergründe der Sklaverei in den USA beleuchtet. Er besucht ehemalige Plantagen, Denkmäler, Friedhöfe und viele andere Orte. Dabei deckt er auf, wie diese Orte mit der Sklaverei verbunden sind……und was immer noch verdeckt wird. Alles was wir im Geschichtsunterricht nicht lernen. Wie kam es dazu, dass Millionen von Menschen über so eine lange Zeit hinweg, so herabgewürdigt und gedemütigt werden konnten? Die Scheinheiligkeit der Politiker, die zwar die Sklaverei abschaffen wollten, aber zu Hause in ihren Plantagen Sklaven besaßen. Die sogar nicht davon zurückschreckten Familien auseinanderzureißen, in dem sie einzelne Familienmitglieder verkauften. Ein Buch, dass sehr zum Nachdenken anregt, und die Hintergründe des Rassismus aufzeigt. < …. aber was ist dieses Sklavensystem? Es ist ein System der Ausbeutung, der Ungleichheit und Exklusion, ein System, in dem man Menschen wie Eigentum besitzt und sie mit körperlicher und seelischer Gewalt unterdrückt, ein System, das sogar Leute rechtfertigten, die wussten, das Sklaverei moralisch falsch war. Und wie machen sie das? Indem sie die schiere Menschlichkeit der Versklavten ausschließlich auf der Grundlage ihrer Hautfarbe leugneten. > S. 28

Lesen Sie weiter

„Was wir uns erzählen“ von Clint Smith war in den USA nachvollziehbarerweise ein Bestseller. Der Historiker und Autor wählt einen interessanten Ansatz, um sich mit der Geschichte der Sklaverei in den USA auseinanderzusetzen und dabei die vielen Facetten zu beleuchten. Pro Kapitel wird jeweils ein Ort abgehandelt, der für das Verständnis der amerikanischen Geschichte und wie sie erzählt wird, zentral ist. Warum wird Jefferson als Gründungsvater der USA gefeiert, aber sein Besitz von Sklaven beschönigt? Warum wird die fundamentale Rolle der Sklaverei für den Bürgerkrieg so oft ignoriert? Wie kann es sein, dass heute noch Nachfahren der Südstaatenveteranen die Sklaverei verherrlichen? Smith besucht historische Orte – darunter solche, die die Sklaverei explizit thematisieren und aufarbeiten wie die ehemalige Plantage Thomas Jeffersons. Er nimmt die Leser*innen aber auch an Orte wie das Angola Prison, das bis heute so genannt wird und sich als Mustergefängnis präsentiert, obwohl es noch immer nach rassistischen Mechanismen funktioniert und kaum etwas aufgearbeitet hat. Die Frage, „how the word is passed“ – so der Titel im Original – bleibt dabei nicht unkritisch gegenüber historischer Instrumentalisierung für einen „guten Zweck“. So hinterfragt Smith das Selbstverständnis der nördlichen Staaten, die „Guten“ im Bürgerkrieg gewesen zu sein und reist nach Goreé Island (Senegal), um die Spannung von rassistischer Geschichtsschreibung und mitunter faktenverfälschender Selbstermächtigung darzustellen. Ist es nur verständlich oder auch legitim, mit gar nicht belegbaren Zahlen zu arbeiten, um das Bewusstsein für die Geschichte der Sklaverei zu schärfen, wenn ein Teil der Bevölkerung über Jahrhunderte ihrer Wurzeln beraubt wurde? Es ist gerade dieser selbstkritische Anspruch, der mir sehr gefiel und der auch in unserer Diskussion immer wieder Thema war. Dass zugleich auch die Juneteenth-Feiern ein Kapitel bekommen, verbindet diesen selbstkritischen Anspruch dann mit Selbstermächtigung, Optimismus und politischem Aktivismus. Sprachlich schafft Smith es, die Leser*innen an diese historischen Orte mitzunehmen. Er bietet einen Handapparat zum Nachschlagen seiner Referenzen und findet eine gute Mischung aus persönlicher und wissenschaftlicher Herangehensweise – auch, indem er immer wieder fragt, welche Einblicke ihm als Schwarzem Historiker verwehrt bleiben und welche er gerade deshalb erst erhält. Trotzdem gibt es manches, was mich störte. So kommt auch er leider nicht ohne Holocaust-Referenz aus, wenn er die Absurdität des überwiegend Schwarze Menschen inhaftierende Angola State Prison damit betonen will, dass ein Gefängnis in Deutschland, in dem überwiegend Jüd*innen eingesperrt seien, sicher zu Recht Empörung hervorriefe.. Ich verstehe das Argument, aber hier auf die NS-Zeit zu verweisen, ist vor allem instrumenteller Natur und das halte ich für unangebracht. An anderer Stelle zitiert er mehrere Schülerinnen, die Hegel aufgrund seines Rassismus gänzlich ablehnen – ja, den Rassismus klassischer Philosophen zu kritisieren, ist wichtig. Sie und ihr Denken deshalb in Gänze abzulehnen und sie ausschließlich mit ihrem Rassismus zu assoziieren, greift zu kurz. Und zuletzt fand ich an manchen Stellen die Übersetzung etwas holprig, auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob die Sprache im Original bereits ähnlich ist oder nicht. Trotz dieser Kritikpunkte möchte ich das Buch insgesamt aber sehr empfehlen, da es die Auseinandersetzung mit Sklaverei sehr nahbar und ohne viele Vorkenntnisse ermöglicht, dabei zugleich informativ und berührend ist, uns innerhalb einer gemeinsamen Leserunde an vielen Stellen zu lebhaften Diskussionen brachte und zugleich fassungslos und begeistert zurückließ. Die Frage, was wir uns erzählen, gilt schließlich auch für Smith. Und deshalb erhebt sein Buch auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern ermöglicht einen Einblick in die Vielschichtigkeit dieses Themas. Dass es dabei nicht dogmatisch ist, sondern ein Bewusstsein wecken möchte und vor allem Fragen auslöst, hat mir sehr gut gefallen.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.