Von:
Bücherliebe
25.07.2022
Der Name „Dunkel Schnee“ passt für mich nicht zu dem ca. 550 Seiten starken Thriller von Samuel Björk, aber das Cover gefällt mir ansonsten gut und die Geschichte hat mich sehr schnell in ihren Bann gezogen. Vor dem Hintergrund eines spannenden Falls (siehe Klappentext) lernte ich schnell verschiedene ungewöhnliche Charaktere, sowie deren Beziehungen untereinander und zur Welt kennen. Sie waren zum Glück (für meinen Geschmack) nicht zu skurril oder überzeichnet stereotyp dargestellt, wenn auch eine gewisse Eigenheit bei jedem Charakter vorhanden ist, die ihn interessant und meist auch sympathisch macht. Vor allem Mia Krüger (Polizeischülerin und angehende Profilerin) und Holger Munch (Leiter der Einheit), die ich als Hauptprotagonisten bezeichnen würde, sind mir im Laufe der Geschehnisse immer mehr ans Herz gewachsen.
Aber auch die Geschichte an sich hat mir sehr gefallen, mich mitgerissen und sehr gut unterhalten. Die Geschehnisse werden aus den unterschiedlichen Sichtweisen der Ermittler erzählt und beleuchtet, so dass immer wieder neue Blickwinkel und Einsichten möglich werden, was mir sehr zugesagt hat. Gerne hätte ich am Ende noch literarisch an der abschließenden Fallbesprechung teilnehmen wollen, die jedoch leider nicht mehr beschrieben wurde. Unerwartete Wendungen und das fieberhafte Hineindenken in die Motive des Täters haben das Buch für mich ganz besonders spannend gemacht.
Etwas gewöhnen musste ich mich an den eigenen, recht cleanen und knappen sprachlichen Stil des Autors, da ich eigentlich wohlgeformte und üppige Sätze liebe, aber dies war bereits nach den ersten Kapiteln kein Thema mehr für mich da der Inhalt im Fokus stand und ich habe mich mit seinem Schreibstil angefreundet. Der Text liest sich flüssig und durch die teils eingeflochtenen Einwortsätze, knappen Bemerkungen oder Gedankengänge entwickelt das Erzählte manchmal einen besonderen Sog.
Aufgefallen ist mir auch, dass Alkohol, im Gegensatz zu den allermeisten Thrillern und Krimis nicht verherrlicht positiv, sondern gar im Erleben negativ dargestellt wird, was ich erfrischend und gut fand, da das literarische Bild dieses Genussmittels sonst in meiner Erfahrung sehr einseitig ist.
Nicht ganz erschlossen hat sich mir bisher die Reihenfolge der Thriller von Samuel Björk, ich denke jedoch, dass „Dunkel Schnee“ quasi die Vorgeschichte zu den anderen, vorher erschienen Bänden ist.
Mir hat das Leseerlebnis sehr gefallen, so dass ich das Buch mit Freude weiter empfehlen kann und bei nächster Gelegenheit auch sehr gerne die anderen Titel des Autors lesen möchte!