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Rezensionen zu
Ich und Jimmy

Clarice Lispector

Manesse Bibliothek (27)

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€ 24,00 [D] inkl. MwSt. | € 24,70 [A] | CHF 33,50* (* empf. VK-Preis)

Jimmy weiß, wie Liebe, Sex und Beziehung funktionieren. In der titelgebenden Kurzgeschichte lässt sich eine junge Frau auf seine Argumentation ein und nimmt ihn schließlich auf eine Weise wörtlich, die ihm nicht behagt. In den Geschichten der brasilianischen Autorin Clarice Lispector stehen Frauen im Mittelpunkt, junge Mädchen und ältere Damen, Hausfrauen, Ehefrauen, Angestellte, Prostituierte. Die Autorin beschreibt einen exemplarischen Moment im Leben ihrer Protagonistinnen. Die Erzählanlässe erscheinen teilweise banal – eine Zugfahrt, bei der sich zwei Frauen gegenüber sitzen, ein Strauß Rosen, der verschenkt werden soll oder vielleicht auch nicht, die Verabschiedung der Mutter nach dem Besuch. Hinter dem alltäglichen Rahmen versteckt sich jedoch besonderes Erleben. Konträr dazu wird die Rache von zwei Frauen an ihrem untreuen Liebhaber so unspektakulär erzählt, als handle es sich um ein paar gestohlene Kartoffeln. In den meisten Geschichten geht es weniger um die Handlungen, vielmehr tauche ich in die Gedankenwelt der Frauen ein, begleite sie auf den verschlungenen Pfaden von Assoziationsketten und Erinnerungen, werde zur Mitwisserin versteckter Hoffnungen oder verschämten Egoismus. Es zeigen sich Wesenszüge, die tief unter der Oberfläche verborgen sind. Clarice Lispector seziert Gemütslagen und Seelenzustände, sie tut das mit leichter Feder, so dass ich ihr gerne folge. Sie gießt Gefühlswallungen in wunderbar gedrechselte Sätze und entblättert Schicht um Schicht, gibt den Blick frei auf Ermutigendes und Abgründiges. Gekonnt spielt sie mit Sprache, beherrscht die Leichtigkeit des scheinbar unbekümmerten Erzählens und doch sitzt jedes Wort. Sie erschafft wunderbare Bilder und überraschende Vergleiche. Manche Texte scheinen gleichsam zu schweben. An dieser Stelle soll auch die Arbeit des Übersetzers Luis Ruby gewürdigt werden, dem eine lesenswerte Neuübersetzung gelungen ist. Clarice Lispector wurde 1920 in Tschetschelnyk (Ukraine) geboren, kurz bevor ihre Eltern, russische Juden, zunächst nach Deutschland und schließlich nach Brasilien auswanderten. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie im Alter von 23 Jahren. Bis zu ihrem Tod 1977 erschienen weitere Romane und etliche Kurzgeschichten, zudem schrieb sie für Zeitschriften und arbeitete als Übersetzerin. Einen tieferen Einblick in ihr Leben und ihre Zeit gewähren das Nachwort von Teresa Präauer und verständnisfördernde Anmerkungen im Anhang. Der vorliegende Band vereint 30 Kurzgeschichten, von denen keine der anderen gleicht. Alle vereint das spürbare Vergnügen der Autorin am Erzählen. Es ist mir eine Freude, dieses auch äußerlich schöne Buch einer hoffentlich breiten Leserschaft empfehlen zu können.

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Innenansichten

Von: nil_liest

21.09.2022

Für alle die sich für Feministinnen erklärt haben und alle anderen auch, sollten unbedingt Clarice Lispector kennen und lieben lernen. Die 1920 in der Ukraine geborene und schon 1922 mit ihren Eltern nach Brasilien gelangte Autorin ist phänomenal und hat mich schon öfters begeistern können. Weil diese wunderbare Autorin in ihrer letzten Heimat Brasilien zu Recht Kultstatus, hat der Manesse Verlag sie in ihr ‚Mehr Klassikerinnen‘ Programm aufgenommen mit der Kurzgeschichtensammlung ‚Ich und Jimmy‘. Es wurde sehr gut frisch übersetzt ins Deutsche von Luis Ruby und mit einem Nachwort von Teresa Praäuser versehen, dass uns die Autorin noch mal näherbringt. Auch ist das Buch selbst eine reizend gestaltet und in einem handlichen Format, dass wirklich in jede Tasche passt, ich fand es praktisch als Unterwegs-Lektüre. Das titelgebende ‚Ich und Jimmy‘ ist nur eine der 30 Kurzgeschichten, die sich hier versammeln. Es sind allesamt alltägliche Szenen: mal unspektakuläre Handlungen, mal richtungsweisende Entscheidungen. Clarice Lispectors nimmt uns mit in die Köpfe der Frauen, die sie hier ins Scheinwerferlicht stellt. Wir begeben uns in ihre Köpfe und fühlen mit den einzelnen Protagonistinnen, mögen sie noch so unterschiedlich sein: alt, jung, arm, reich, verzweifelt oder zu gesättigt. Sie alle bekommen einen Platz in dieser feinen Sammlung an Kurzgeschichten. Was die Geschichten so gut macht ist vor allem Clarice Lispectors Prosa. Sie schreibt großartig. Sprachlich war sie eine Virtuosin und es macht einfach Spaß diese Texte zu lesen. Wie selbstgestimmt diese tolle Autorin im letzten Jahrhundert durchs Leben ging, zeigt schon die Anekdote, dass sie ihr Geburtsjahr offensiv um 5 Jahre nach vorne verlegte: 1925! Sollte ich auch in Betracht ziehen!

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Clarice Lispectors Erzählungen mit dem Titel „Ich und Jimmy“, nach der ersten Geschichte im Buch benannt, ist als Manesse-Ausgabe eine besondere Augenweide. Lispector wurde 1920 in der Ukraine geboren und kam auf der Flucht vor Progromen mit den Eltern nach Brasilien. Sie studierte Jura und arbeitete als Journalistin. Mit nur 23 veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Nahe dem wilden Herzen“, der aufgrund seiner Erzählart ein Sensationserfolg wurde. Sie heiratete einen Diplomaten mit dem sie auch nach Europa und in die USA ging. Später lebte sie in Rio de Janeiro von ihren Büchern und Übersetzungen. Lispector hat eine besondere Art das Wesentliche zunächst vollkommen verschleiert auf den Punkt zu bringen. In ihren Geschichten geht es hauptsächlich um die Rolle der Frau. Fast immer sind Frauen die Heldinnen, nicht immer wirken sie auf die Leserin sympathisch, oft skurril und sogar kauzig, zumindest aber eigensinnig. Doch immer werden die dieser Zeit zugrunde liegenden Themen, lange bevor Emanzipation ein Thema war, hervorragend beleuchtet. Bezeichnend ist der dauernde Einblick in die Innenwelten, der einem die Figuren dann doch sehr nahe bringt. Gleich in der ersten Geschichte „Ich und Jimmy“ zeigt sie den Weg vieler folgender vor. Es geht um Mann und Frau und das Ungleichgewicht, dass zwischen beiden herrscht, wenn es um Rechte und eigene Vorstellungen geht. Die Protagonistin, sie mag um die 16 sein, schlägt den gleichaltrigen Jimmy, mit dem sie zusammen ist, obwohl sie ihn gar nicht leiden kann, mit seinen eigenen Waffen, was das Thema Treue angeht, wobei sie im Denken und mit Worten sehr viel schneller und weiter ist als er. Ein ausgezeichneter Einstieg. Auch in der nächsten Geschichte „Flucht“ geht es um eine Frau, die eines Morgens beschließt, ihren Mann zu verlassen. Allerdings schafft die Heldin ihre Flucht nur in der Fantasie. Obwohl sie aus ihrem 12 Jahre dauernden Ehealltag ausbricht, kehrt sie doch am selben Abend zurück. Es liegt weniger am Mut, als am mangelnden Budget, dass sie sich wieder „nach Hause“ begibt. Ihr Mann hat letztlich von all dem gar nichts mitbekommen … Meine liebste Geschichte, obwohl sie sehr kurz ist, heißt „Eine Hoffnung“. Und wer hätte gedacht, dass manche Hoffnungen grün sind und hinter deinem Stuhl an der Wand entlang gehen; ich muss in Zukunft achtsamer sein: „Hoffnungen sind sehr diskret, normalerweise lassen sie sich direkt auf mir nieder, ohne dass es jemand merkt, und nicht erst an der Wand über meinem Kopf. Ein kleines Gewirr: Aber kein Zweifel, da war sie und hätte dünner und grüner nicht sein können.“ Schön auch die Geschichte vom Seidenäffchen, dass einen sonst langweiligen Tag verschönt: „Und sie beklagte mit einem unbeholfenen Lächeln, dass sich – wo doch die Tage dahineilten, lauter Neuigkeiten in den Zeitungen und so wenig Neues bei ihr –, dass die Ereignisse so ungünstig zusammengefallen waren: ein Seidenäffchen und ein Beinaheunfall zur selben Stunde. „Ich wette“, dachte sie, „jetzt passiert ganz lange nichts mehr, ich wette, jetzt kommt die Zeit der mageren Kühe.“ Die ganz allgemein die Ihre war.“ Ob eine Frau ganz still am Fenster dem Regen zusieht oder ein Rosendiebstahl in fremden Gärten zum Genuss wird, Lispectors Geschichten sind sinnlich und ja, auch elegant. Die letzte und auch eine der längeren Geschichten mit dem Titel „Einen Tag weniger“ bildet einen krönenden Abschluss. Hier lebt eine Frau seit Geburt an im Elternhaus, seit die Eltern gestorben sind mit der ehemaligen Kinderfrau als Gesellschafterin. Als diese 4 Wochen verreist, merkt sie, wie einsam sie eigentlich ist und wie lang sich ihr Tag hinzieht, den sie mit allerlei Ablenkungen zu füllen versucht. Schließlich klingelt sogar das Telefon. Mit großer Hoffnung nimmt sie ab, nur um festzustellen, dass die Anruferin sich verwählt hat und gar nicht sie erreichen wollte. Als sie, recht früh, zu Bett geht, erinnert sie sich an die Schlaftabletten ihrer Mutter. Eigentlich will sich nicht mehr als zwei einnehmen … Lispectors Erzählungen haben eine ungemeine Tiefe, oft mit doppelten Böden. Sie wagt den Blick ins menschliche Innere und erzählt unverstellt aus dem darin befindlichen Dunklen. Ihre Sprache ist dicht und schön, mitunter schillernd, vielfach überraschend direkt, oft arbeitet sie mit Wortwiederholungen zur Verstärkung, teils mit Metaebenen und surrealistischen Anteilen. Manch banal erscheinende Geschehnisse werden durch besondere Worte oder Wortkombinationen vergoldet. Clarice Lispector ist unbedingt eine Autorin, die es zu entdecken gilt. Dieser wunderschön ausgestattete Erzählband bietet dabei einen guten Einstieg. Ein Leuchten!

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„Die Zukunft, die wir hier eröffnen wollen, ist eine Schnur aus Metall. Etwas vorsätzlich Reduziertes. Von unserem ganzen Leben wird nichts anders bleiben, als diese Schnur.“ Es ist, als lebe die Autorin noch immer unter uns und als habe sie mit diesem ersten Satz einer ihrer großartigen Kurzgeschichten die aktuelle gesellschaftspolitische Situation unserer Zeit vorausgeahnt. Oder das menschliche Leben vollkommen durchschaut und auf eine Essenz reduziert. Denn in jedem ihrer Texte finden sich solche Aussagen, über die man stolpert, sei es wegen der sprachlichen Bilder, sei es wegen des so treffenden Inhalts, sei es eine Charakterisierung mit nur wenigen Worten. Clarice Lispector ( 1920 - 1977) war eine erst kürzlich ins deutsche übersetzte, bekannte brasilianische Schriftstellerin, und der Manesse-Verlag hat in dieser wunderschönen bibliophilen Ausgabe 30 ihrer Short Storys versammelt. Sie sind stilistisch sehr unterschiedlich, mal subjektiver, mal objektiver, doch reich an erstaunlich gut beobachteten und in Szene gesetzten Details. Ihre Themen sind vielfältig und weiblich und beschreiben Liebe, Abhängigkeit, Familienzwist und Übergriffe. „Was folgte, waren vier Hände, an denen nichts stimmte, vier Hände, die nicht wussten, was sie wollten, vier falsche Hände von Menschen, die keine Berufung hatten, vier Hände, die sie so unerwartet berührten, dass sie das Richtigste tat, was sie in der Welt der Bewegungen tun konnte: Sie erstarrte.“ Wer Geschichten aus ungewohnter Perspektive liebt, Subjektivitäten und erstaunliche Unmittelbarkeit, dem sei dieses Buch wärmsten empfohlen.

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In Brasilien erlangte Clarice Lispector schon zu Lebzeiten Kultstatus als Schriftstellerin und feministische Ikone, während sie in hiesigen Gewässern bislang nicht über den Status als Geheimtipp hinauskommt. Kann die Kurzgeschichtensammlung Ich und Jimmy daran etwas ändern? Ein Blick in meine Bücherregale offenbarte mir, dass dort überwiegend männliche Schriftsteller vertreten sind und damit dürfte ich zumindest im Klassiker Bereich nicht alleine dastehen. Klassische Literatur von weiblichen Schriftstellerinnen fristet, abgesehen von den üblichen Verdächtigen, leider immer noch ein Schattendasein in Regalen deutscher Leser. Es war also schon längst überfällig, diese Lücken zu schließen und da ich meinen Fokus momentan auf Kurzgeschichten lege, bot sich mit Ich und Jimmy eine gute Gelegenheit dazu. Clarice Lispector schrieb in ihrem kurzen Leben neben zahlreichen Romanen 84 Kurzgeschichten, von denen dreißig in dem hier vorliegenden Band versammelt sind. Diese umfassen dabei den gesamten Zeitraum ihres erzählerischen Schaffens, sowohl Erzählungen aus ihrem Frühwerk (etwa Ich und Jimmy) als auch aus ihrem Spätwerk (Tag um Tag) und sogar Geschichten aus ihrem Nachlass (Ein Tag weniger) sind hier vertreten. Ihr Werk dabei in irgendeiner Art und Weise zu charakterisieren oder einzuordnen, stellt sich dabei als nicht zu bewältigende Aufgabe heraus. Im Gegensatz zu meinem üblichen Vorgehen verzichte ich dieses Mal auch darauf, zumindest einige Geschichten zusammenzufassen: Die Wege, die sie mit ihren Erzählungen beschreitet, sind einfach zu vielfältig und unkonventionell, als dass einige wenige Worte meinerseits ihnen auch nur ansatzweise gerecht werden könnten. Darum versuche ich mich ihnen wenigstens anzunähern, indem ich einige Aspekte hervorhebe. Rein äußerlich handeln ihre Geschichten von geradezu banalen Alltagssituationen wie einer Zugfahrt oder einem Spaziergang, oft passiert dabei wenig bis gar nichts Nennenswertes. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, legt Lispector den Fokus ihrer Geschichten doch ganz klar auf die Gedankenwelt ihrer zumeist weiblichen Figuren. Prägende Motive ihrer Erzählungen sind dabei insbesondere die Rolle von Mann und Frau, die Emanzipation der Frau und damit einhergehend auch um die Loslösung von alten Denkmustern. Dabei variiert sie ihren Erzählton von Geschichte zu Geschichte, sodass wir eine gesunde Mischung aus humorvollen, tragischen und stellenweise auch zynischen Geschichten vor uns haben. Allen Geschichten gemein ist jedoch die unglaubliche schöpferische Kraft, die Lispector im Umgang mit der Sprache hat. Wir tauchen mit ihrer Hilfe tief in die Wahrnehmung ihrer Figuren hinab und es ist immer wieder von Neuem erstaunlich, was für Bilder sie für Gedanken und Gefühle findet. Noch für den unaussprechlichsten Gedanken findet sie ein (ungewöhnliches) Bild, das gleichermaßen klar und präzise und doch verworren und unverständlich ist. Das hört sich auf den ersten Blick widersprüchlich an, entspricht jedoch bei genauerer Betrachtung der Wirklichkeit eines inneren Gedankens. Das bedeutet allerdings auch, dass das Lesen ihrer Geschichten die beständige Aufmerksamkeit des Lesers fordert. Vollzieht man ihre Bilder nicht in Gänze nach, besteht die reale Gefahr, sich in den Geschichten zu verlieren und keinen Anschluss mehr an ihre weiteren Gedankenverästelungen zu finden. Darum eignet sich dieser Band auch nur bedingt als Nachtlektüre. Wer diesen Erzählungen allerdings die nötige Aufmerksamkeit widmet, wird mit einem umso ergiebigeren Leseerlebnis belohnt, dass noch lange in Erinnerung bleiben wird. Lispector wird oft mit Kafka verglichen und gewisse Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Bei beiden steht die Handlung nicht im Mittelpunkt ihrer Erzählungen und bei beiden sind die Protagonisten Getriebene, die keine Kontrolle mehr über ihr Leben haben und in geradezu surreale Situationen geraten, die von einer gewissen Tragik und Komik durchzogen sind. Ein wesentlicher Unterschied ist wohl darin auszumachen, dass der Kontrollverlust bei Kafka von übernatürlichen Mächten herrührt, während Lispectors Figuren Opfer der gesellschaftlichen Strukturen sind. Damit enden allerdings schon die Ähnlichkeiten. Während Kafka in seinen Erzählungen betont sachlich bleibt und eine journalistische Distanz zu seinen Lesern aufbaut, erleben wir bei Lispector das genaue Gegenteil. Es ist gerade ihr Ziel, die menschliche Gefühlswelt bis ins kleinste Detail auszuloten und darzustellen. Dadurch sind ihre Geschichten auch deutlich zugänglicher und nahbarer. Wenn man also schon den Vergleich mit Kafka bemüht, dann richtig, nämlich: Lispector ist Kafka mit Herz! Genauso faszinierend wie ihre Geschichten ist Clarice Lispectors Leben selbst. Sie wurde 1920 als Chaja Pinkussowna Lispektor in der heutigen Ukraine geboren. Schon kurz nach ihrer Geburt entfloh ihre Familie dem Hass, der der jüdischen Bevölkerung entgegenschlug und landete über Umwege in Brasilien, wo sie ihren heutigen Vornamen annahm. Nach einem erfolgreich absolvierten Jura Studium heiratete sie einen Diplomaten, den sie auf seinen Stationen in Europa und Amerika begleitete. Während dieser Zeit begann sie auch erste Erfolge als Schriftstellerin zu erzielen. 1959 ließ sie sich schließlich nach sechzehn Jahren Ehe von ihrem Mann scheiden und erlangte in den folgenden Jahren als Schriftstellerin und Journalistin endgültig Kultstatus, bevor sie 1977 an Krebs verstarb. Ich und Jimmy erscheint in der Manesse Bibliothek der Weltliteratur, die zuletzt 2017 eine Neugestaltung erfahren hat. Im Zuge dessen wurden die in die Jahre gekommene Buchgestaltung durch ein zeitgemäßes Äußeres ersetzt. Das ist eine Entwicklung, die ich damals grundsätzlich begrüßt habe, konnte ich den altbackenen Schutzumschlägen doch wenig abgewinnen. Dem Verzicht auf einen Leineneinband werde ich hingegen wohl ewig hinterhertrauern, gehören doch Klassiker und Leineneinbände in meinen Augen untrennbar zusammen. Das ist insbesondere deswegen zu bedauern, da wir – abgesehen vom fehlenden Leineneinband – ein schönes und hochwertiges Buch vor uns haben. Neben einer Fadenheftung, einem Leseband und bedruckten Vor- und Nachsatz begeistert vor allem der Gesamteindruck – hier wurde wirklich jede Komponente farblich perfekt aufeinander abgestimmt. Darüber hinaus finden wir im Anhang einen kleinen Abschnitt mit interessanten – zum Verständnis allerdings nicht unbedingt notwendigen – Anmerkungen und ein recht unterhaltsames Nachwort von Teresa Präauer, das den Band insgesamt abrundet. Fazit: Mit Ich und Jimmy liegt eine Sammlung vielfältiger und unkonventioneller Geschichten einer großartigen Schriftstellerin vor. Wer Freude an Sprache und Kurzgeschichten hat, wird um dieses Buch nicht herumkommen!

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