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Rezensionen zu
Zur See

Dörte Hansen

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"Zur See" spielt auf einer kleinen, nicht benannten Insel in der Nordsee. Hier kennt Jeder kennt Jeden - mal abgesehen von den vielen Erholungstouristen, die für ein paar Tage Seeluft, Wellness und Achtsamkeit anreisen. Vordergründig geht es um die Sanders, eine Familie, in der die Seefahrt seit vielen Generationen Tradition hat. Die Männer wurden schon im jungen Alter zur See geschickt, während die Mütter gleichwohl wie später dann die Ehefrauen, sehnsuchtsvoll auf die Rückkehr ihrer Liebsten warteten. Doch mittlerweile wohnt die Mutter der Familie alleine im alten reetgedeckten Haus, verlassen vom Vater ihrer drei Kinder. Der einstige Kapitän hat sich in eine zugige Stelzenhütte am Deich zurückgezogen, aus welcher er in aller Abgeschiedenheit die Vögel beobachtet. Der älteste Sohn trat schon früh sein Familienerbe auf See an, doch mittlerweile fährt er nur noch die Inselfähre und betäubt sich tagtäglich mit reichlich Alkohol. Der jüngere Sohn der Familie hat mit den alten Bräuchen gar nichts mehr am Hut; er baut aus Schwemmgut Skulpturen, die er ziemlich erfolgreich an Neu- und Kurzzeitinsulaner verkauft. Und Tochter Eske ist nur noch genervt von der maritimen Inszenierung der Insel, mit ihren blau-weißen Souvernirshops, den bärtigen Seemännern am Hafen und den urigen Kombüsenkneipen mit klischeehafter Fischernetzdeko und Messinglampen in den Fenstern. Jeder Ur-Insulaner spielt hier nur noch seine Rolle für die Touristen, während Eske im Seniorenheim der Insel die einstigen, wahren Seemänner und deren Frauen pflegt. Wir Leser begleiten die Familie durch einige tiefe Zerwürfnisse, die sich während der Zeit aufgetan haben, denn trotz der augenscheinlichen Idylle am Wattenmeer läuft das Leben auch hier nie so richtig rund. Da es keine so ganz stringente Handlung gibt, treten hier die kleinen, aber bedeutenden zwischenmenschlichen Geschichten besonders deutlich zutage. Meist steht dabei die Einsamkeit im Vordergrund, oft daraus resultierend, dass die einstige Seefahrerkultur durch die Touristenströme immer mehr zur Farce und sich zeitgleich sehr nostalgisch an die alten Zeiten zurückerinnert wird. Aber auch die See selbst kommt in diesem Inselportrait natürlich nicht zu kurz und wird oft Thema, das die Handlung durchbricht und bestimmt. Bei Dörte Hansens Roman handelt sich um eine insgesamt leichte Lektüre mit ziemlich melancholischer Erzählstimme, die mich schon allein wegen der Atmosphäre überaus stark unterhalten (und ja, auch gut entschleunigen) konnte. Schöne, greifbare Figuren mit Ecken und Kanten, von denen sehr gefühlvoll erzählt wird, runden das Buch ab, und doch hat mir in Bezug auf die Handlung zwischendurch ein bisschen mehr Tiefgang gefehlt. Es war interessant, dem Werdegang einer Familie zu folgen, die zwar Nachkommen sturmerprobter und kälteresistenter Seefahrer sind, aber trotzdem in den dunklen Wellen der modernen Gesellschaft treibt. Denn auch wenn der Fischfang nicht mehr im Mittelpunkt ihrer Leben steht, das Leben an der Küste wird fortwährend stark von der See bestimmt.

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„Hanne weiß noch, dass sie Lampenfieber hatte, wenn sie am Hafen stand und ihre ersten Gäste von der Fähre kamen, ein bisschen bleich vom Wellengang, die Kinder fremdelnd und die Eltern fröstelnd, ‚weil es doch ziemlich frisch ist hier bei Ihnen‘, und sie erinnert sich, dass sie das anfangs immer noch persönlich nahm. Als trüge sie die Schuld an der zu frischen Luft. Als hätte sie auch noch das Wetter vorbereiten müssen.“ (aus „Zur See“) Dörte Hansen zaubert nicht nur Bilder in meinen Kopf, es entspricht eher einem audiovisuellen Erlebnis; so real wirken ihre Beschreibungen. Ich lese ihre Werke gerne, weil in ihrer Sprache stets Wärme und Sympathie mitschwingt, ihre Charaktere wunderbar menschlich sind und Macken haben. Wenn man so will schreibt Dörte Hansen “Feel-Good Romane”, die allerdings auch sprachlich sehr viel hergeben. „Zur See“ 🌊 ist eine Einladung auf eine Nordsee-Insel; wir lernen die Familie Sander kennen, die seit Generationen hier lebt. Vater Jens, ehemals Schiffskapitän ⛴️ nun jedoch ein schrulliger Vogel-Beobachter. Hanne, seine Frau, die im Sommer Feriengäste empfangen und sich etwas dazuverdient hat. Auch ihre inzwischen erwachsenen Kinder werden vorgestellt. So richtig glücklich ist niemand. Aber weg von der Insel ist keine Option, das Heimweh holt sie sogleich wieder ein. Ich mochte die Schwermut, die mitschwingt in dieser Geschichte, diese unausgesprochene Angst der Sanders vor dem Anderen oder einem Neuanfang, weg von daheim. Ein großes Danke! 😊 an das @bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar 📖 Wieder mal eine Bestätigung dafür: Dörte Hansen mag man (und ich) eben.

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Nun habe auch ich Dörte Hansens „Zur See“ gelesen. Ich glaube, zum Inhalt muss ich kaum mehr etwas schreiben, da es hier ja schon sehr viele Besprechungen dazu gab. Darum nur kurz: In ihrem dritten Roman entführt uns Dörte Hansen auf eine fiktive norddeutsche Insel und stellt uns nach und nach die verschiedenen Bewohner vor. Den Mittelpunkt der Geschichte bildet dabei das Schicksal der Familie Sander. Sie und ihre Vorfahren lebten und leben seit bald drei Jahrhunderten auf der Insel, abhängig von Wind, Gezeiten, Fischfang, Bewahrung oder Schicksalsschlägen. Die aktuelle Familie besteht aus der Mutter, drei erwachsenen Kindern und dem von ihnen getrennt lebenden Vater. Kapitelweise bekommen wir Einblick in den Alltag und das Seelenleben der Protagonisten, die allesamt einen Weg gefunden haben oder noch finden müssen, wie sie im Einklang mit oder auch im Widerspruch zu ihrem Inselzuhause zurechtkommen. Oder daran zerbrechen. Dörte Hansens Roman ist ein wunderbares und trauriges Buch, das mich sehr bewegt hat und ich auf jeden Fall empfehlen möchte. Ich war und bin überwältigt von der unglaublich berührenden Art und Weise, wie Dörte Hansen schreibt. Da sitzt jeder Satz. Es ist diese scheinbar nüchterne und schnörkellose norddeutsche Art zu formulieren und ebenso auch mit den eigenen Gefühlen umzugehen, die ich so gut kenne. Pragmatismus und Gegen sich selbst angehen können sind ein Charakterzug, der von Kleinauf gelernt wird, vielleicht auch gelernt werden muss. Dies gepaart mit einer gewissen Schicksalsergebenheit im Wissen um die eigene innere und äussere Begrenztheit. Es war für mich nicht immer einfach, das zu lesen, denn diese Art zu leben kann einem auch zu viel abverlangen. Und so geht es eben auch den Figuren im Buch. Sie lieben ihre Insel, lieben die Abgeschlossenheit und Einsamkeit, sehen aber auch die Schäden, die so ein Leben anrichten kann. Ebenso wissen sie, dass sie die Touristen brauchen. Aber das Leben der Einheimischen wird zunehmend verändert, überdeckt und dominiert von den zahlreichen Inselurlaubern und den Neuzugezogenen, die auf der Insel das suchen, was sie auch dort nicht finden werden. Ich fand die Lektüre dieses Buches nicht einfach, weil mir die Protagonisten sofort ans Herz gewachsen sind und ich Seite um Seite miterleben konnte, wie sie in ihrem Dasein gefangen sind. Dennoch ist das Buch ein absolutes Highlight für mich.

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Dörte Hansen hat es wieder geschafft die besondere, ernste und bisweilen düstere Stimmung in ihren Geschichten sehr lebendig werden zu lassen. Sie hat einfach ein Gespür für Menschen und hat dieses Mal die Insulaner der deutschen Nordseeinseln aufmerksam beobachtet. Ich habe mir diese kleine raue Insel mitsamt den vom Wind gekrümmten Bäumen und reetgedeckten Fischerhäusern und deren kauzigen Bewohnern sooo gut vorstellen können. “Irgendwo in diesem Haus, verborgen unter Deckenbalken, hinter den Mauerankern oder alten Fliesen, in den Ritzen des Knochenzauns vielleicht, müssten auch noch die Geschichten sein, die nicht geschrieben wurden: die Erinnerungen der Ertrunkenen, von einem Mast erschlagenen, Verschollenen, Erfrorenen und an Skorbut Gestorbenen.“ ( Seite 11) Man entdeckt hier so manches Klischee mit einem Augenzwinkern aufs Korn genommen. Z.B. die Ringelshirt-Familien, die ihre Rollkoffer übers Kopfsteinpflaster ziehen oder die Touristen, die mit leerem Fischbrötchen ungläubig der frechen Möwe nachschauen.. und entdeckt sich selbst auch darin wieder. Den erhofften Einblick hinter die Türen der Insulaner habe ich aber ebenfalls bekommen. Vor Allem begleiten wir die Mitglieder der Familie Hansen, die noch in so einem alten Haus leben ( dürfen) und ihre jeweiligen Probleme und Gefühle. Besonders konnte ich mich in Eske Hansen ( die erwachsene Tochter) hineinversetzen, da sie im Pflegeheim arbeitet und dort die Nachtschichten schiebt. Ihre Gedanken über die alten Menschen und ihre Arbeit mit ihnen kamen mir sehr vertraut vor. Das Inselleben wird hier ungeschönt dargestellt und auch die Umweltproblematik, Abwanderung der jungen Leute und die beiden Seiten der Medaille des Tourismus sind Themen dieses Buches.

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Verbunden mit ihrer Insel lebt die alteingesessene Familie Sander schon Jahrhunderte an der Nordsee. Jens fährt schon lange nicht mehr zur See und seine Frau Hanne mag keine Zimmer mehr an Feriengäste vermieten. Ihre drei erwachsenen Kinder fühlen jeder für sich den Verlust von Tradition und die Angst vor Veränderung, die auch Befreiung bedeuten kann. Nicht nur diese Familie ist im Aufbruch, durch die ganze Insel geht ein Ruck, bei dem am Ende das Meer das letzte Wort hat. Dörte Hansen hat einen wundervoll ruhigen und gleichzeitig aufwühlenden Roman über den Wandel der Nordseeinseln geschrieben. Eine Seefahrer-Familie, wie es unzählige auf den Inseln gibt, bildet den Rahmen für eine intensive Betrachtung des Unaufhaltsamen, dem Verlust von alten Traditionen, aussterbenden Dialekten und dem Suchen von neuen Werten. Die Charaktere werden so intensiv und kraftvoll mit ihren Ecken und Kanten beschrieben, dass sie fast greifbar und spürbar werden. Wenn Eske Sander morgens nackt mit all ihren Tätowierungen zum Schwimmen ins Meer geht, kann man das nachspüren. Man hört die harten Bässe, wenn sie mit ihrem Auto über die Insel fährt und keinem Touristen den Weg freimacht. Man kann sich die Treibholzwesen von Henrik Sander vorstellen, die in seiner Werkstatt auf das eine, vollendende Stück Treibgut warten. Dieser unruhige Mann, der vom Meer lebt und ohne es nicht sein kann. Die Last und Angst, die den ehemaligen Kapitän Rykmer Sander treibt und die er nur im Vollrausch erträgt, legt sich wie ein dunkler Schleier um einen. Dabei gibt es kaum Dialoge, sondern nur Schweigen und Handeln. Besonders glaubwürdig und erlebbar wird dies von Nina Hoss mit Leidenschaft gelesen. Es gibt so viele kleine Dinge, die ich gar nicht alle erwähnen kann. So detailliert beschriebene traurige und düstere Szenen, bei denen man einen Moment innehalten muss. Eine einsame Frau, die nach und nach ihre ganze Familie beerdigen musste und nur noch ihren altersschwachen Dackel durch den Ort trägt und selbst der Inselpastor sich beim Aufeinandertreffen still abwendet, weil er ihr keinen Trost mehr spenden kann. Die zwei Gesichter der Mutter, die während die Feriengäste im Haus sind, freundlich und gelöst ist und nach der Saison wieder zu schweigen beginnt. "Und Hanne hängt an diesem Brocken Land, sie weiß nur manchmal nicht, ob dies noch ihre Insel ist. Vielleicht gehört sie längst den Wellenreitern und den Wolkenmalern, den Nacktbadern und Muschelsuchern - oder den Eintagsfliegen, die in Schwärmen jeden Tag vom Festland kommen, eine Inselrunde mit der Pferdekutsche drehen, Kaffee trinken in der Leuchtturmstube, weiterzuckeln Richtung Inselkirche, Vogelkoje und Museum, einmal kurz die Promenade rauf und runter, Abendessen im Klabautermann und mit der letzten Fähre wieder auf das Festland, wo die Reisebusse auf sie warten." Inselbewohner führen in Trachten und Seemansskluft für Inselgäste tagein, tagaus ein Stück auf, an das sie selbst nicht mehr glauben und selbst der Inselpastor Matthias Lehmann inszeniert seine leidenschaftlichen Predigten mit goldbestäubten Muscheln, bis die Saison zu Ende ist und seine Kirchenbänke sich wieder leeren. Trotz meiner Liebe zum Meer und deren Inseln werde ich wohl nie wieder eine Insel betreten, ohne an die Menschen zu denken, die uns Gäste ertragen müssen und deren Welt eine andere geworden ist. Es ist ein düsterer Roman, der wenig Licht zulässt. Aber die Intensität der Worte, die Beschreibung der Natur und die Kraft des Meeres und die wundervollen kantigen Charaktere haben mich einfach begeistert. Für mich eine klare Hörempfehlung.

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Dieses Buch ist etwas Besonderes. Schon das erste Kapitel geht tief unter die Haut mit seiner sprachlichen Schönheit. Es liest sich fast wie ein Gedicht und lässt die Fantasie das raue Inselleben in der Nordsee zeichnen. Fast schmeckt man das Salzwasser auf den Lippen, man spürt den launischen Wind in den Haaren und schmunzelt über die Wellnesstouristen. Dörte Hansen beschreibt in ihrem dritten Roman Zur See das Leben der Familie Sander. Der Vater, der als Ornithologe auf einer einsamen Vogelinsel lebt, hat die Familie vor Jahren verlassen. Die drei Kinder, die aus der zerbrochenen Ehe hervorgegangen sind, sind mittlerweile erwachsen und kämpfen alle mit ihren eigenen Dämonen. Anhand dieser Inselfamilie öffnet Hansen viele weitere gesellschaftliche Themenfelder. Der zunehmende Zerfall des ursprünglichen Insellebens geht einher mit immer mehr Touristen, die zur schnellen Erholung auf die Inseln reisen. Verklärt und blauäugig romantisieren sie alles und tapern mit wenig Bedacht durch die Vorgärten der Insulaner, die wenig davon preisgeben, was sich wirklich hinter den Fassaden abspielt. Hier wird von Veränderung erzählt, von dem Zerfall der Seefahrt und einer Insel, die sich daraufhin mit Dienstleistung über Wasser halten muss. Dass das für alteingesessene Nordfriesen nicht immer leicht ist, bedarf wohl kaum einer Erklärung.

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»Sie ist nicht unfreundlich, sie baut nur keine Brücken. Bleibt, wo sie ist, und sieht dem Gegenüber zu, wenn es ins Leere läuft und strampelnd in der Luft hängt.« (S.69) 🌊 
Das denkt Jana, die Freundin ihres jüngsten Sohnes Henrik, über Hanne Sander. Dörte Hansen beschreibt in ihrem neusten Roman »Zur See« nordische Insulaner, die - wie wir alle - ihre Eigenarten haben. Im Mittelpunkt des Romans steht die Familie Sander: Hanne und Jens und deren drei erwachsenen Kinder Ryckmer, Eske und Henrik. Es sind Seefahrer-Nachkommen, die an Traditionen wie Delfter Fliesen, Knochenzaun und ihrer geliebten Insel festhalten. Doch das Leben auf der fiktiven (oder vielleicht auch ein Summenabbild aller Nordsee-Inseln? 🌊) nordfriesischen Insel verändert sich. Während die See noch immer das Leben auf der Insel mitprägt, haben sich Tourismus, Klima und Tätigkeiten stark verändert. Jeder der Figuren auf der Insel hat sein eigenes Päckchen zu tragen: Sei es Eske, die als Krankenpflegerin auf der Insel tätig ist, und deren Insel-Heimweh so groß ist, dass sie ihre Liebe auf dem Festland zurücklässt. Sei es Ryckmer, den die ‚weiße Wand‘ für immer zerrissen hat. Oder Henrik dessen wahre Liebe der Ozean ist. Das größte Rätsel - nicht nur für ihre Kinder - sind vielleicht doch die Eltern: »Zwanzig Jahre miteinander, zwanzig Jahre auseinander. Jetzt wieder miteinander. Nicht der Rede wert.« (S.205) 
Es ist ein Roman über Liebe, über Familie, über die Fragen dazwischen, über das Leben. 💙 Genau wie die beschriebenen Protagonist:innen ist in Dörte Hansens neustem Roman kein Wort zu viel. Die nordische Wortkargheit wird hier nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch im positivisten Sinne vermittelt. Es gibt keine wörtliche Rede in diesem Roman, dafür viele Sätze, die für die Ewigkeit formuliert sind: »Sie hütet sich davor, den Dingen auf den Grund zu gehen. Was sie da unten finden könnte, will sie gar nicht sehen. Man darf nicht jede Frage endlos weiterdenken und an allem ewig kratzen oder schürfen.« (S.176) Zynisch, authentisch, realistisch und ehrlich erzählt die Autorin diese norddeutsche, fiktive Inselgeschichte. Als Nordlicht kann ich nur sagen: Der Roman hat mich heartbroken zurückgelassen. Große Leseempfehlung für alle Insel-Fans, Nordlichter und Liebhaber von großartigen Familiengeschichten. 💙

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MEINUNG: Letzten Monat war unfassbar begeistert von Mittagsstunde von Dörte Hansen. Es war mein erstes Buch von der Autorin und ich war so begeistert, dass es für mich klar war, dass ich auch Zur See lesen möchte. Wie bei Mittagsstunde hatte ich auch hier ein paar Probleme, um erstmal wieder in den Schreibstil reinzukommen. Ich finde den Schreibstil sehr besonders, aber gleichzeitig auch sehr speziell. Die Sätze sind oft wohl formuliert, so dass ich mir hier gerne auch Zeit nehme, sie ein zweites Mal zu lesen. Das stört natürlich manchmal etwas das Lesefortkommen. Auf der anderen Seite ist das aber auch nicht so wichtig, denn es ist keine Geschichte die ein genaues Ende verfolgt. Hier erschien es mir eher wie eine Momentaufnahme, wie ein Kameraschwenk, der für eine gewisse Zeit auf der Insel und deren Bewohner zeigt. So lernen wir erst etwas über die Insel kennen. Wie auch in Mittagsstunde gibt es wieder das Thema mit den Inselbewohner und solchen vom Festland bzw. Zugezogenen. Es wird deutlich, dass dort wieder einmal eine unsichtbare Grenze verläuft. Auch Tourismus ist ein großes Thema. Mit einem kritischen Seitenhieb schaut die Autorin auf die Auswirkungen der Touristenströme, die dafür sorgen, dass Inselkultur zu einer Art Folklore verkommt. Auf der anderen Seite werden aber auch die Einnahmen aus dem Tourismus benötigt und sie sorgen für Arbeitsplätze. Familie Sander fand ich recht speziell, aber auch liebenswert. Da ist Hanne Sander, die nie die Frau eines Seefahrer sein wollte. Da ist Jens Sander, der Seefahrer, der 20 Jahre mehr weg als da war und plötzlich wieder im Haus auftaucht und dort wohnt. Die Seefahrt hat zur Gunsten von Vögeln eingetauscht. Außerdem ist da der älteste Sohn, Rykckmer, der Seefahrer ist, aber auch ein schweres Alkoholproblem hat. Dann ist da Eske, das mittlere Kind, die im Seniorenheim arbeitet und Tattoos liebt. Henrik, der jüngste der Geschwister, hat sich von der See ferngehalten und macht aus Treibholz Kunst. Eine Familie, die manchmal nicht mehr als solche erscheint, aber der Zusammenhalt unter den Geschwistern besteht auf jeden Fall. Jeder der drei hat irgendwie seinen Weg gefunden, auch mit oder vielleicht trotz des abwesenden Vaters. Wie immer bei Dörte Hansen muss man vieles zwischen den Zeilen lesen. In diesem Roman schwenkt auch eine gehörigen Portion Melancholie mit, die am Ende richtig gehend umschlägt in Bedrückung. Es wirkt häufig wirklich sehr fragmentarisch und findet sich erst so in der Mitte so einer "Handlung", wenn man sie als solche überhaupt bezeichnen kann. Fokus liegt eindeutig auf das "Wie" Dörte Hansen erzählt und wie sie die Stimmung und die Eindrücke vom Leben auf einer Nordseeinsel überträgt. Der Titel ist auch maßgebend, denn die See nimmt einen wirklich großen Teil der Seele eines/ einer Inselbewohner/in ein. Die See kann auch vieles sein - gut und böse. FAZIT: Zur See war mal wieder ein klassischer Roman von Dörte Hansen mit Fokus auf das Leben auf einer Nordseeinsel. Auch wenn ich den Schreibstil sehr schätze, habe ich immer so ein paar Anlaufschwierigkeiten bis ich dann drin bin. Es ist kein Buch, was man mal so nebenbei weg liest. Es ist zu empfehlen sich hier die nötige Zeit und den Raum zu geben, die Geschichte auf sich wirken zu lassen. 

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