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Rezensionen zu
Der Markisenmann

Jan Weiler

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Ach, dieses Buch hat richtig Spaß gemacht zu lesen!!! Das Cover ist super - weil doch so wichtig und bezeichnend für diese Geschichte!! Auch hier geht es um einen Sommer, der Leben verändert - diesmal der 15-jährigen Kim, die diesen bei ihrem ihr unbekannten Vater verbringen muss. Ihr erster Eindruck von ihm ist so enttäuschend, aber sie lernt schnell die Sanftmut, Bescheidenheit und Redlichkeit ihres Vaters, des Markisen- Verkäufers Ronald Papen, schätzen und lieben. Beide lernen durch Ihre Begegnung mit ihren jeweiligen schweren Schuldgefühlen besser zurecht zu kommen.... Die Gedanken zu dieser Schuld werden mir im Gedächtnis bleiben. Jan Weiler ist ein toller Erzähler, dieses Buch ein sehr unterhaltsamer Roman mit lieb gewonnenen Charakteren - ein paar Tränen flossen, schmunzeln musste ich öfters, und an einer Stelle musste ich schallend lachend!!! Es gibt einen Soundtrack zum Buch, was ich aber leider erst auf der letzten Seite erfahren habe.

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Inhalt: Nach einem von ihr verschuldeten tragischen Vorfall wird die 15-jährige Kim in den Sommerferien kurzerhand zu ihrem leiblichen Vater abgeschoben. An Roland Papen, von Kims Stiefvater ironisch nur „der feine Herr Papen“ genannt, kann Kim sich allerdings nicht erinnern, denn sie war erst zwei Jahre alt, als er sie und ihre Mutter verließ. Seitdem hatten sie keinen Kontakt. Natürlich hat sich Kim in ihrer Phantasie ein Bild von ihm gemacht und als sie ihn zum ersten Mal sieht, ist sie maßlos enttäuscht. Ein kleiner Mann, mit dünnem Haar und schiefer Brille. Und zu allem Überfluss lebt er in einer Lagerhalle und verkauft hässliche Markisen aus Restbeständen der ehemaligen DDR. Doch nach und nach werden Vater und Tochter zu einem tollen Team und der Sommer wird für beide unvergesslich… Meine Meinung: Jan Weiler erzählt die Geschichte aus der Sicht der damals 15-jährigen Kim. Inzwischen ist sie um die dreißig Jahre alt und erinnert sich an diesen besonderen Sommer. Das Cover ist so hässlich wie die Markisen, die Ronald Papen verkauft. Hätte ich nicht im Internet gegeisterte Rezensionen gelesen, so hätte ich das Buch auf keinen Fall beachtet. Das ist schade, denn hinter dem Cover steckt eine gute Geschichte. Kim ist eine verwöhnte und unzufriedene 15-jährige, der es zwar nicht an materiellen Dingen fehlt, dafür aber an Verständnis und Liebe. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und dem jüngeren Halbbruder, der die volle Aufmerksamkeit und Zuneigung der Eltern bekommt. Kim fühlt sich unverstanden und es kommt zu einer plötzlichen und völlig unerwarteten Reaktion von ihr, die für ihren Bruder schmerzvolle und weitreichende Folgen hat. Den Urlaub bei ihrem leiblichen Vater hält sie für eine Strafaktion und verhält sich zunächst bockig. Ronald Papen wohnt in seiner Lagerhalle und verkauft im Haustürgeschäft ziemlich erfolglos seine Markisen. Er nimmt die Arbeit als seine Strafe für etwas an, das wir erst am Ende des Buches erfahren. Er ist ein bescheidener Mann und scheinbar zufrieden mit seinem Leben. Seine Tage sind durchstrukturiert und haben meistens den gleichen Ablauf. Weder stellt er Kim Fragen, noch versucht er, sie zu erziehen und macht dadurch unbewusst alles richtig. Er wird als ziemlich skurril, aber auch äußerst liebenswert beschrieben, ebenso wie seine Freunde, mit denen er abends in Rosis Pilztreff zusammensitzt. Alle Charaktere sind mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen. Durch Kims manchmal etwas fragwürdige und absurde Ideen, verkaufen sie zusammen mehr Markisen als jemals zuvor und erleben einige sehr schräge und witzige Situationen. Je besser Kim und Ronald sich kennenlernen, desto mehr mögen sie sich und es macht Spaß die beiden auf ihrem tragisch komischen Weg zu begleiten. Denn „Der Markisenmann" ist eigentlich eine ernste Geschichte über nicht wieder gutzumachende Fehler in der Vergangenheit, über das Erwachsenwerden und über Freundschaft und Familienbande. Jan Weiler ist es gut gelungen, die Tragik mit Humor zu verbinden und eine unterhaltsame Geschichte zu schreiben.

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Mit seinem neuen Roman “Der Markisenmann” legt der deutsche Autor und Journalist Jan Weiler wahrscheinlich eine seiner besten Geschichten vor. Fast zwei Jahrzehnte nach seinem Durchbruch mit “Maria ihm schmeckt’s nicht”, hat man beinahe vergessen, dass er seine ganz eigene Weise für das Erzählen mit schrägen Typen hat und ausgehend vom bürgerlichen Milieu große Geschichten erfindet. So auch mit der Geschichte von der fünfzehnjährigen Kim, die über Umwege ihren Vater Ronald Papen zwangskennenlernen muss, indem sie einfach über die Sommerferien bei ihm geparkt wird. Ihre materiell sorgenfreie Welt und seine minimalisierte könnten kaum unterschiedlicher sein. Doch ziemlich schnell stellt sich heraus, dass ihr dieser Aufprall auf dem Boden der Realität guttut und sie mit ihrem Vater, auch abgesehen von Äußerlichkeiten, doch einiges verbindet. Sommer im Pott Das Buch “Der Markisenmann” von Jan Weiler springt potenziellen Leserinnen und Lesern bereits durch das Artwork ins Auge. Das Motiv einer sehr hässlichen Markise im Design der Siebzigerjahre und darüber noch dieser neongrüne, verschiebbare Umband. Wahrscheinlich trifft man hier schon die erste wichtige Entscheidung: Umband abmachen und zur Seite legen, nach oben oder nach unten schieben? Jan Weiler gelingt es, uns fix in das schrullige Umfeld von Ronald Papen einzuführen. Man gewöhnt sich schnell, an die Tatsache, dass er in einer Lagerhalle wohnt und von seinem mäßig lukrativen Tagesgeschäft mit den Markisen mehr schlecht als recht lebt. Und auch die wettfreudigen Saufkumpanen wachsen einem schnell ans Herz. Wobei der Ausdruck Saufkumpanen dem Verhältnis wohl nicht gerecht wird und Papen selbst bei den regelmäßigen Besuchen in Rosi’s Pilstreff auch meistens gar keinen Alkohol trinkt. Aus gut kann schlecht werden und umgekehrt Seine Tochter Kim erkennt schnell, was die Vorzüge ihres Erzeugers sind, gewöhnt sich an das Klein-Klein und hilft ihm dabei, beim täglichen Klinkenputzen erfolgreicher zu sein. Tochter und Vater bewegen sich schrittweise aufeinander zu und selbst wenn keine langen oder tiefgründigen Gespräche stattfinden, dann merkt man doch als stille Mitleserin, dass es zwar sehr zaghafte, aber kontinuierliche Verständnisschritte sind, die das Verhältnis der beiden überhaupt mal in irgendwelche Bahnen lenken. Vor allem erkennt man, dass vermeintlich negative Handlungen aus positiven Absichten erfolgen können und umgekehrt. Jan Weiler schreibt humorvoll und vor allem, schreibt er vorrangig von Dingen, über die er Bescheid weiß und schaut den Leuten direkt auf den Mund. Deshalb versteht man auch schnell den Reiz der verrauchten Kneipen, die Wertigkeit einer Pfütze, mag die Schnoddrigkeit des Potts, findet die Einkaufstheorien von Papen einleuchtet, kann die Gespräche im Fußballstadion ebenso nachvollziehen, wie die kleinen Wissenschaften über Würste und den Ansporn im Skat-Wettbewerb einen großen Schinken zu gewinnen. Klein halten oder groß machen? Zum Ende hin, gibt es dann doch noch einen verhältnismäßig großen Knall, der aber zumindest sauber aufarbeitet, warum “Der Markisenmann” eigentlich so ist, wie er ist. Und plötzlich wandelt sich der Ansatz von Coming of age in eine große Erzählung über Schuld, Reue und Verzeihen. Das kommt etwas plötzlich und wird zum Ende hin auch zu viel und zu fantastisch ausgewalzt. Es gibt dem Roman aber die notwendige Tiefe. So wirkt das Buch aber erst wie eine harmlose Balkonlektüre, die man schmunzelnd mal eben so verschlingt. Dass Jan Weiler zum Ende hin den emotionalen Knüppel auspackt, ein großes Familiengeheimnis lüftet, viele Perspektiven ruckartig verschiebt und die Markisen als Parabel auspackt, ist typisch für seine Erzählweise und hebt ihn von anderen Autoren und Autorinnen ab. Das Schönste an seinen Bücher ist, dass sie immer so stark nach ihm selbst klingen, dass man seine Stimme im Ohr hat und meint, er würde sie selbst vorlesen.

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Über die Schuld (k)ein Vater zu sein Rezension zu Jan Weilers »Der Markisenmann« »Mein Vater war vielleicht einer der letzten seiner Art, und auch wenn seine Arbeit eine selbst auferlegte Strafe war, so ging er ihr mit einer Freude und einer Demut nach, die man sich nur erklären kann, wenn man versteht, was es bedeutet, eine Strafe anzunehmen. Es heißt unter Umständen, sie sich zur Lebensaufgabe zu machen. Sie abzutragen wird zum Beruf. Und warum sollte man diesen nicht mit Freude absolvieren?« (S. 250) Behütet doch deplatziert. Kim ist noch mitten in der Pubertät. Um genau zu sein: sie ist fünfzehn Jahre alt. Sie wohnt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihrem Halbbruder in einem großen Haus, mitten in einer wohlhabenden Gegend. Wer sich hier niederlassen kann, muss wirklich reich sein. Und wenn es einer ist, dann ihr Stiefvater. Abgesehen davon hat das Leben in dieser Umgebung für Kim wenig Gutes. In der Schule rutscht sie immer weiter ab und ihr Stiefvater Heiko lässt sie bei jeder Gelegenheit spüren, dass sie doch nicht so richtig zur Familie gehöre, dass sie das schwarze Schaf sei und er von ihr zwar nichts erwarte, trotzdem aber immer wieder enttäuscht würde. So lebt sie Tag für Tag mit der Last, in ihrer eigenen Familie nicht gewollt zu sein. Diese Last ist erdrückend und eines Abends explodiert sie einfach. Aus dem Nichts, Kim selbst hatte es nicht geplant, es war keine Absicht. Es passierte einfach und zerbrach den letzten Rest familiären Halt, den sie noch hatte. Den Unfall, der ihrem kleinen Bruder beinahe das Leben gekostet hätte, wird sie nie vergessen. Ihre Schuld wird sie, trotz seines Überlebens, nie abschütteln können. Nebenbei neigt sich auch das Schuljahr seinem Ende entgegen und lädt zur familiären Urlaubsplanung ein. In die Vereinigten Staaten solle es gehen, Heiko habe schon alles gebucht und bezahlt. Es ist eine Mischung aus Urlaub und Arbeitsreise. Doch Kim wird nicht fliegen. Als ihre Mutter es ihr erzählte, war es für beide keine leichte Unterhaltung. Aber Heiko hatte entschieden und ein solches Urteil duldete keinerlei Verhandlung. Es stand fest. Kim verbrachte ihre Ferien in Deutschland, allerdings nicht allein... Der verschwommene Vater. Sie hat ihn nie kennen gelernt, er hat sich nie bei ihr gemeldet, nie zum Geburtstag gratuliert, ihr nie eine Weihnachtskarte geschickt. Auf dem einzigen Bild, das von ihm existierte, steht er verschwommen da, sodass in ihrem Kopf für immer eine verschwommene, unnahbare Gestalt die Rolle des biologischen Vaters einnahm. Und genau zu diesem Mann sollte sie nun für sechs volle Wochen ziehen. Sie fuhr mit dem Zug und er holte sie vom Bahnhof ab. Die ersten Momente waren komisch, beide waren mehr als überfordert mit der Situation und Kim wusste schnell, sie müsse sich einen Weg zu Flucht suchen, nie im Leben würde sie ihre Ferien bei diesem fremden Mann verbringen. Auch als sie sein Haus sah, rutschte der Schreck tiefer in ihren jugendlichen Körper. Er lebte mitten im Gewerbegebiet, in einer alten, heruntergekommenen Lagerhalle. Dort hatte er ein kleines, fensterloses Zimmer für sie eingerichtet, garniert mit einem Regal voller Schrauben und Nägel. Das liebevolle Ferienhaus der nächsten sechs Wochen. Doch nach und nach kamen beide ins Gespräch. Sie lernten sich kennen, trotz der Distanz, die zwischen ihnen herrschte. Sie erfuhr auch grob, warum dieser Mann, der ihr Vater war und Ronald Papen hieß, in diesem Lagerhaus lebte: Er arbeitete hier und Ronald Papen ist ein funktionaler Geschäftsmann, der sich eine Miete sparen kann, indem er einfach in seinem Ein-Mann-Betrieb lebt. Und so tat er es seit vierzehn Jahren und brachte seine erstaunliche Ware an die Menschen des Ruhrgebiets: Markisen. Aber keine neuen, gutaussehenden. Nein, Ronald Papen verkaufte einen gigantischen Altbestand an unsagbar hässlichen DDR-Markisen in zwei Varianten: Version »Mumbai« in einer Vermischung aus Braun, Orange und Gelb, sowie Version »Stockholm«, eine Musterung aus Gelb, Blau und Grün. Eines hässlicher als das Andere, verkaufte er immerhin knapp über zwanzig dieser Ungetüme. Innerhalb der letzten vierzehn Jahre... Dass ihr Vater ein erfolgloser Geschäftsmann sondergleichen war, begriff Kim innerhalb von Minuten. Doch in den kommenden Wochen wurde aus seinem Markisenhaufen das Fundament einer Beziehung, die eigentlich fünfzehn Jahre Verspätung hatte. Doch Ronald Papen wäre nicht Ronald Papen, wenn er gegen jede Widrigkeit dem Schicksal trotzen und das Beste aus seiner Gesamtsituation machen würde. Denn eines steht fest: So leicht gibt ein Ronald Papen nicht auf. Und Kim, tja. Die erlebte trotz allem den besten Sommer ihres Lebens! Die Überraschungen des Unbekannten. »Der Markisenmann« ist in erster Linie eines: eine sensationelle Überraschung. Das Cover in hässlichstem Markisenmuster gehalten und unfassbar unästhetisch. Ein perfektes Beispiel dafür, dass man sich nicht immer nur auf das Cover verlassen kann. Denn hinter diesem steckt ein Buch voller Gefühl und Tiefe, die niemand erwarten würde. Im Fokus der Erzählung steht Kim selbst, die sich Jahre später an eben jenen Sommer erinnert. Obwohl es ihre Perspektive ist, weiß sie als Erzählerin doch mehr, als sie als Charakter wissen kann. Dieser kleine Fehler wird aber schnell verziehen. Denn das Buch zieht einen hinein in das Leben des pubertierenden Mädchens, das sich nun plötzlich mit einem Vater herumschlagen muss, der vorher scheinbar nie Interesse an ihr zeigte. Es ist keine freiwillige Kontaktaufnahme, sondern Ergebnis eine ausweglosen Situation, derer sich beide nicht entziehen können. Und weil sie sich nicht entziehen können, nehmen sie ihr Schicksal an. Sie ertragen es auf die Papen-Art. Sprachlich ist das Buch punktgenau geschrieben: Aus der Sicht der Erwachsenen Kim, die zurück auf den Sommer blickt, der ihr einen Vater schenkte. Es ist eine Mischung aus der ablehnenden Sprache einer Jugendlichen, kombiniert mit der Herzlichkeit und Liebe einer Tochter zu ihrem Vater. Das Buch ist, anders als es auf den ersten Blick vermuten lässt, bis zum Rand gefüllt mit Emotionen und Fingerspitzengefühl. Jan Weiler scheint ein wahres Gespür dafür zu haben, an welchen Stellen er den Lesenden die Tränen in die Augen treibt und wann er sie zum Lachen bringt. Beides ist ihm wunderbar gelungen. Im besonderen Maße muss der Erzählstrang hervorgehoben werden, der die verschiedenen Ebenen der Geschichte verbindet und auf großartige Weise aus einem Strang mehrere formt, um sie am Ende wieder zusammen zu bringen. Die Mischung aus jenem Sommer in den frühen 2000er Jahren, gepaart mit der Geschichte des jungen Papen, Kims Mutter und ihrem Stiefvater Ende der 1980er Jahre, die sich mit dem Zusammenbruch ihrer einstigen Heimat konfrontiert sahen, ist grandios gelungen. Beide Geschichten sind so fein miteinander verknüpft, dass sie ein kompaktes neues Gesamtwerk ergeben. Das Fazit. In beeindruckender Art ist es Jan Weiler gelungen, eine Geschichte zu erzählen, die mich vollumfänglich überrascht und gepackt hat. Ohne Erwartungen öffnete ich das Buch und konnte es lange Zeit nicht aus den Händen legen. Sogwirkung ohne Ende, Figuren, die mit fortlaufender Erzählung immer sympathischer werden und deren Entwicklung als Charakter deutlich zu spüren ist und das Verweben von Geschichte und Gegenwart. Eine ganz große Gesamtkomposition und ein absolutes Highlight. Schlicht und ergreifend lesenswert. Bei diesem Buch handelt es sich um ein vom Heyne Verlag in Kooperation mit dem Bloggerportal zur Verfügung gestelltes Rezensionsexemplar. Das Buch erschien im März 2022 im Heyne Verlag.

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Der Markisenmann Jan Weiler Die 15-Jährige Kim Papen wächst bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater im Kölner Villenviertel auf. Eigentlich hat sie alles, was man sich für Geld kaufen kann, nur an Elternliebe fehlt es komplett. Ihr Stiefvater Heiko behandelt sie wie ein Anhängsel, als etwas, was er dazubekam, als er ihre Mutter heiratete. Er stichelt sie, zieht sie auf und beachtet sie nicht. Als ihr kleiner Stiefbruder geboren wird, verstärkt sich die Situation und Kim erfährt keine Aufmerksamkeit mehr. Von ihrem leiblichen Vater besitzt sie nur eine verschwommene Fotografie - er verliess die Familie als sie 2 Jahre alt war, seitdem hat sie nie wieder etwas von ihm gehört. Ständig denkt sie sich Entschuldigungen aus, weshalb ihr Vater sich nicht meldet. „>>Ich habe keine Zeit.<< >>Ich habe kein Interesse an dir.<< >>Ich darf nicht.<< >>Ich trau mich nicht.<< Keiner diese Sätze passte, auch nicht der Gedanke, dass er mich nicht hätte finden können. Schliesslich hatte ich ihn ja auch aufgespürt, zumindest in meinem Tagtraum.“ (S. 9) „Wenn mein Stiefvater Heiko meinen Vater erwähnte, nannte er ihn den >>feinen Herrn Papen<<. Ich wusste noch nicht, was Sarkasmus war, aber diesen feinen Herrn stellte ich mir als einen Mann mit Sonnenbrille und dreiteiligem Anzug vor, sehr groß, wie alle Väter sind, sehr freundlich auch, aber beschäftigt mit ernsten Details eines unbegreiflichen Berufes.“ (S. 9) Kims Vernachlässigung nimmt immer mehr zu, und da sie mit guten Noten nicht punkten kann, beginnt sie die Schule zu schwänzen und zu klauen. An einem Nachmittag, beim Grillen kommt es zu einem Unfall, wo ihr Bruder durch Kims Kurzschlusshandlung verletzt wird. Kim wird kurzerhand über die Sommerferien zu dem Mann abgeschoben, den sie seit 13 Jahren nicht mehr getroffen hat: Ihren Vater. So wird Kim in den Zug gesetzt und nach Duisburg geschickt, wo der "feine Herr Papen" sich als kleiner, bescheidener Markisenvertreter entpuppt, ein Mann, der in einer verfallenen Halle wohnt, ein altes Auto fährt und bescheidener sowie ehrlicher nicht sein könnte. Jan Weiler hat mit dem Markisenmann ein unglaublich feines Buch geschrieben. Es ist nicht nur eine tiefgründige Geschichte, gespickt mit einem Hauch von Sarkasmus und Humor, vielmehr ist es ein Buch über Freundschaft, Verantwortung und begangene Fehler, welche unverzeihlich und nicht mehr umkehrbar sind. Für mich ist dieses Buch nicht nur eine ganz besondere Sommergeschichte, sondern ein Buch mit Tiefgang, ein Jahreshighlight und ein MUST READ. 5 / 5

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Inhalt: Sommer, 2005. Für die Mikullas ist das Maß in Bezug auf die fünfzehnjährige Kim voll. Sie konzentriert sich nicht auf die Schule, ist schon mehrmals sitzen geblieben, klaut und ist für kein Wort offen. Und dann muss auch noch ihr Halbbruder wegen ihr ins Krankenhaus. Kurzerhand schiebt Kims Mutter sie über die Sommerferien ab – zu einem Mann, dem Kim noch nie begegnet ist: ihrem Vater. Der fristet sein Leben als Vertreter alter DDR-Markisen –irgendwo in Duisburg-Meiderich auf einem abseitigen, leicht verwahrlosten Gewerbehof. Für Kim beginnen Sommerferien, die ihr leben verändern werden. Persönliche Meinung: „Der Markisenmann“ ist ein Coming of Age-Roman von Jan Weiler. Erzählt wird die Handlung retrospektiv aus der Ich-Perspektive von Kim, die sich aus der Gegenwart an die Sommerferien 2005 zurückerinnert. Die beiden Protagonisten, Kim und ihr Vater Ronald Papen, könnten nicht unterschiedlicher sein: Gerade zu Beginn der Handlung ist Kim laut, anspruchsvoll, uneinsichtig und macht einen verwöhnten Eindruck. Roland hingegen ist verhuscht, eigenbrötlerisch und prinzipientreu; gleichzeitig aber auch voller (versteckter) Wärme. Schön gemacht ist die Entwicklung beider Figuren: Je näher sie sich kennenlernen, desto mehr tauen sie auf. Sie lernen voneinander, werden immer sympathischer und zeigen, dass sie das Herz am rechten Fleck tragen. Der Plot ist vergleichsweise simpel: Kim tingelt mit ihrem Vater quer durch das Ruhrgebiet, immer auf der Suche nach einem markisenlosen Balkon. Das DDR-Markisen-Geschäft läuft allerdings so, wie man es sich vorstellt – genau: schlecht –, sodass Kim es sich zur Mission macht, das Geschäft neu anzukurbeln. Auf ihren Fahrten durch den Pott führen Kim und Roland immer wieder humorvolle, schräge und auch tiefschürfende Gespräche. Daneben spielt die Handlung auch auf dem Gewerbehof in Meiderich: Hier freundet Kim sich mit einem Jungen an, der auf dem Schrottplatz nebenan arbeitet, und lernt die Freunde ihres Vaters kennen – allesamt Pott-Originale –, die sich tagtäglich in Rosis Pilstreff wiederfinden. Spannungselemente treten dadurch in die Handlung, dass Roland sich über die Beziehung zu Kims Mutter, den Trennungsgrund und seine Vergangenheit ausschweigt (hierzu gibt es zum Ende des Romans einige überraschende Antworten). So werden in „Der Markisenmann“ viele Themen behandelt: Freundschaft, die erste Liebe, die Vergangenheit der Eltern, die (nicht immer reibungslose) Eltern-Kind-Beziehung, das Eingestehen/Vergeben von Fehlern und das Erwachsenwerden. Weiterhin zeichnet sich der Roman durch eine große Portion Humor aus: Die Handlung wird leicht ironisch von Kim erzählt, es finden sich viele schräge Momente (u.a. das vermutlich epischste Skatturnier, das man in der deutschen Literatur finden kann), skurrile Lebensweisheiten von Roland und aus der Zeit gefallene Figuren. Das Ende des Romans ist schön gefühlvoll. Insgesamt ist „Der Markisenmann“ ein humorvoll erzählter Coming of Age-Roman und eine Liebeserklärung an das Ruhrgebiet.

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Es ist das beste Buch, das ich seit längerem gelesen haben. Es hat nur 336 Seiten, aber es hat mich zwei Wochen beschäftigt. Die Geschichte hat so viele Facetten, dass ich es genossen habe, es langsam zu lesen. Kim wird in diesen sechs Wochen bei ihrem Vater zu einem gewissen Grad erwachsen. Interessant ist die Perspektive, aus der Kim ihre eigene Geschichte in dem Roman erzählt. Sie denkt heute mit Anfang 30 zurück an den Sommer 2005, den sie als 15-/16jährige bei ihrem Vater verbracht hat. Den Sommer ihres Lebens. Sie hinterfragt ihr damaliges Handeln, hat aber ebenso Empathie für ihr Sein als Teenager. Sie blickt auf das, was sie in den damaligen Momenten hätte anders machen können und weiß, was sich bis heute nicht geändert hat. Kim versucht, sich selbst und ihre Familienverhältnisse zu verstehen. Das macht es ihr leichter, eine neue Beziehung zu ihren Familienmitgliedern aufzubauen und einen eigenen Lebensweg zu gehen. Mehr möchte ich Dir nicht verraten, zum Beispiel warum sie in diesem Sommer zu ihrem leiblichen Vater abgeschoben wird, der sich den furchtbaren Markisen dermaßen verschrieben hat, und was ihren Stiefvater und den leiblichen Vater miteinander verbindet und was die Mutter damit zu tun hat. Das findest Du am besten beim Lesen selbst heraus!

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MEIN LESEEINDRUCK: Diese *UNERHÖRT GUTE Vater-Tochter Geschichte* eines zauberhaften Ferien Sommers, spielend inmitten einer Industriebrache des Ruhrgebiets hat eine ganz eigene und besondere Ausstrahlung auf mich gehabt. Die Selbstfindung des 16 jährigen Mädchens Kim bei der Suche nach einem Teil ihrer Identität , den für sie unbekannten biologischem Vater zu begleiten, war unglaublich anregend und spannend. Der Autor hat mit sehr viel empathischem Mitgefühl ihre Gedankenwelt, eine jugendliche Zerrissenheit und doch schon die aufkommende abgeklärte Weisheit dieser jungen Frau im Verständnis von anderen Erwachsenen aufgezeigt. Kim lebt in einer auf den ersten Blick normalen und heilen Familie, die ihr alle Annehmlichkeiten und materielle Verwöhnung bietet. Plötzlich soll sie nach einem tragischen Vorfall vorübergehend in den Ferien bei ihrem für sie unbekannten Vater wohnen. Alle Protagonist*en dieses Buches wurden in ihren Charakteren und einzigartigen Lebensgeschichten unverwechselbar skizziert . Der junge Deutsch-Tunesier Alik fasziniert mit seiner Suche nach recycelbaren Metallen inmitten von verdreckten Kanälen und einsamen Fabrikgeländen. Andere dort lebende alleinstehende Männer dieser Industriebrache, wie auch Kims Vater, bekommen eine verständliche und gut beobachtete Schilderung ihres Auftretens und der jeweiligen unkonventionellen Lebensgeschichten. So auch der neu auftauchende Vater in Kims Leben. Ein erfolgloser Vertreter auf den ersten Blick, der keinerlei Ahnung von Pädagogik und/oder Familienleben hat, aber emsig und liebevoll versucht, es seiner *neuen* Tochter gemütlich und heimisch in dieser für sie ungewohnten Umgebung herzurichten. Sein Leben in einer grossen Halle inmitten seiner Markisen Produkte kommt Kim völlig chaotisch vor. Als sie als Unterkunft ein fensterloses Zimmer zur Übernachtung vom Vater zugewiesen bekommt denkt sie zu Beginn ihrer Ferien nur noch an Flucht. Doch es kommt unerwartet alles anders. Sie begleitet den unbekannten Vater bei seinen Verkaufsgesprächen und Verkäufen an den Haustüren unbekannter Wohnungen und die Beziehung zwischen Vater und Tochter nimmt rasante und ungewöhnliche Formen an..... Die Diskrepanz zwischen materieller Überversorgung der Kinder und Jugendlichen unserer Gesellschaft und mangelnder Liebe,Verständnis und seelischer Fürsorge tritt scharf in dieser Lektüre heraus. Der Schreibstil des Autors ist sehr ansprechend, fesselnd und super gut verständlich für Leser*innen jeglichen Alters. Eine sehr gute Lektüre , die ich jedem Leser*in uneingeschränkt empfehlen kann. Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diesen überraschenden und ungewöhnlichen Roman , der auch deutsche Zeitgeschichte der Wendezeit beinhaltet. Vielen Dank an den Autor und den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar!

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