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Rezensionen zu
Königsmörder

Robert Harris

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Fazit: Robert Harris gilt für mich als Meister der sogenannten „Alternative History“. Allerdings können seine Bücher für gewöhnlich auch dann überzeugen, wenn sie sich an historische Fakten halten. So erkläre ich heute noch jedem, der nicht danach gefragt hat, für wie gelungen ich in dem Zusammenhang Harris‘ Roman „Intrige“ halte. Und auch in seinem neuen Buch „Königsmörder“ spielt der britische Autor seine altbekannten Stärken wieder aus. Die Handlung des Romans setzt in England im Jahr 1660 ein. Die für die Geschichte relevanten historischen Ereignisse liegen jedoch noch etwas länger zurück: Karl I. aus dem Hause Stuart regierte England von 1625 bis 1649. Seine Herrschaft war geprägt von Streitigkeiten mit dem Parlament, die sich daraus ergaben, dass das Parlament gerne in irgendeiner Form mitregiert hätte, da es ansonsten nun ja auch bestenfalls überflüssig gewesen wäre, es von Karl I. aber im Wesentlichen nur dann zusammengerufen wurde, wenn dieser mal wieder Geld und für dieses Geld die Zustimmung des Parlaments brauchte. Abseits davon schien Karl I. eine eher absolutistische Form der Monarchie, basierend auf „Gottesgnadentum“, zu bevorzugen, für die so etwas wie Parlamente allenfalls lästig ist. Die Streitigkeiten und Spannungen führten letztlich zum Bürgerkrieg, in dem die New Model Army – nicht die mit „51st State“ -, deren Oberbefehlshaber Oliver Cromwell später ab 1650 war, den Sieg davontrug. Infolgedessen wurde Karl I. 1649 hingerichtet. Das Parlament erklärte England zur Republik, regiert unter Oliver Cromwell. So richtig gut funktionierte aber auch das nicht. Nach mehreren Parlamentsauflösungen – unter anderem gewaltsam durch Cromwell selbst – und erfolglosen Versuchen, eine Verfassung für die neue Republik auszuarbeiten, regierte Cromwell das Land ab 1653 als sogenannter Lordprotektor. Heute würde man seine Herrschaft wohl als Militärdiktatur bezeichnen. Die Zeit der Republik war jedoch eine vergleichsweise kurze. Nach Cromwells Tod im September 1658 übernahm sein Sohn Richard das Amt, erwies sich nur als mäßig talentiert, gab dieses Amt schon im April 1659 auf und ging ins Exil. Das folgende Machtvakuum wurde dadurch aufgelöst, dass das Parlament von einst wieder zusammentrat und beschloss, den ebenfalls im Exil lebenden Sohn von Karl I. als Karl II. auf den Thron zu heben und zur Staatsform der Monarchie zurückzukehren. An diesem Punkt setzt nun die Handlung des Romans ein: Zur Wiederherstellung der Monarchie gehörte auch, die Männer, die für die Verurteilung und Hinrichtung Karls I. verantwortlich waren, zur Verantwortung zu ziehen. Edward „Ned“ Whalley, Cousin von Oliver Cromwell, und sein Schwiegersohn William Goffe gehörten zu den 59 Unterzeichnern des Todesurteils gegen den ehemaligen Monarchen, müssen um ihr Leben fürchten und verlassen deshalb ihre Familien und setzen sich nach Neuengland ab. In ihrer englischen Heimat wiederum ist eine Kommission unter Richard Naylor damit beauftragt, alle noch lebenden Königsmörder ausfindig zu machen, und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Oder was man im England des 17. Jahrhunderts eben so unter gerechter Strafe versteht. Meistens eher unappetitliche Dinge. Es folgt eine Art Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden ehemaligen Revolutionären und dem von persönlichen Rachegelüsten getriebenen Richard Naylor, das Whalley und Goffe zwingt, sich in immer weiter entfernte Siedlungen in den englischen Kolonien abzusetzen, jahrelang in irgendwelchen Höhlen oder Kellerräumen auszuharren und möglichst niemandem ihre wahre Identität preiszugeben. Nun mag das bis hierhin, insbesondere was meinen geschichtlichen Exkurs zu Beginn angeht, etwas trocken klingen, ist es aber nicht. Viel mehr halte ich diesen Exkurs für ziemlich hilfreich. Zwar ist es ohne Probleme möglich, der Handlung auch ohne Kenntnis dieser geschichtlichen Begebenheiten zu folgen, es macht aber vieles einfacher, wenn man die Zusammenhänge kennt. Harris selbst schildert diese Zusammenhänge leider erst vergleichsweise spät in seinem Buch. Das ergibt vor dem Hintergrund der Handlung Sinn, ist für die, die nicht sonderlich firm in englischer Geschichte sind, aber trotzdem schade. Gleichzeitig ist das aber auch fast das Einzige, was sich an Harris Roman bemängeln lässt. Grundlage dafür, dass „Königsmörder“ mich so überzeugt hat, ist vermutlich in erster Linie Harris‘ ausgesprochen atmosphärische Erzählweise. Egal, ob man sich an Bord eines Schiffes auf der Überfahrt befindet, im gegen Mitte des 17. Jahrhunderts von so manchen Schicksalsschlägen geplagten London oder in den unendlichen Weiten der sogenannten Neuen Welt – man ist immer irgendwie mittendrin, statt nur dabei. Ohne das jetzt genauer beschreiben zu können. Zu diesem Eindruck trägt sicherlich auch seine überzeugende Figurenzeichnung bei. Man nimmt Harris seine Interpretationen der historischen Figuren Whalley und Goffe einfach ab. Und gleiches gilt für die Entwicklung der beiden Charaktere, die oft genug für Spannungen sorgt, welche unter anderem darin begründet liegt, dass Goffe, der Jüngere, ein fundamentalreligiöser, fast schon fanatischer Puritaner ist, der sein komplettes Leben auf Gott ausrichtet, und hoffnungsfroh auf das Jahr 1666 wartet, für das er die Ankunft des Messias prophezeit – stattdessen kam in London erst die Pest und dann der Große Brand -, während sein Schwiegervater selbstverständlich als Mensch seiner Zeit ebenfalls religiös ist, mit seiner größeren Lebenserfahrung aber mehr Dinge hinterfragt und sich Gedanken darüber macht, ob man seinerzeit mit Bürgerkrieg und Monarchenhinrichtung nicht vielleicht doch einen Fehler gemacht hat. Den beiden steht mit Richard Naylor – meines Wissens die einzige fiktive Figur des Romans – ein Antagonist gegenüber, der zwar auch überzeugen kann, dessen Hintergrundgeschichte und Handlungsmotivation aber dann doch ein wenig zu klischeehaft geraten ist. Er erinnert insgesamt unangenehm an eine weniger gut gelungene Version von Victor Hugos Javert. Das tut dem guten Gesamteindruck des Figurenensembles aber keinen Abbruch. Und im Grunde erstreckt sich der positive Gesamteindruck auch auf die Geschichte selbst. Die jahrelange Flucht der beiden Revolutionäre, die Entfernung und Entfremdung von ihrer Familie, die Einsamkeit, das Gefühl des Eingesperrtseins – alles das schildert Harris spannend, atmosphärisch und auch in emotionaler Hinsicht sehr überzeugend. Wenn man aber zum Einstieg des Romans kritisiert, dass der Autor seiner Leserschaft nennenswerte Informationen vorenthält bzw. diese erst spät preisgibt, muss man auch die Entwicklung der Geschichte gegen Ende des Romans kritisieren. Diese verliert im Laufe der Zeit nämlich deutlich an Dynamik, was sich gezwungenermaßen aus den historischen Tatsachen ergibt. Denn irgendwann ließ dann auch in der englischen Heimat das Interesse daran nach, nach Jahren noch irgendwie zwanghaft ein paar ehemaliger Verräter habhaft werden zu wollen. Dadurch funktioniert das Katz-und-Maus-Spiel, das den Roman bis zu diesem Punkt über weite Strecken getragen hat, nur noch bedingt und Harris wendet sich demnach folgerichtig zeitweise von seinen Protagonisten ab und der Schilderung geschichtlicher Ereignisse wie der Pestepidemie in London 1665/66 bzw. dem Großen Brand von London 166 zu. Der Roman zerfasert ob der gezwungenermaßen geänderten Ausrichtung ein wenig und die Handlung plätschert eher so aus. Insgesamt bleibt jedoch ein mehr als überzeugendes Leseerlebnis für alle geschichtsinteressierten Menschen oder die, die es werden wollen. Wer mal wieder Lust hat, sich über mehr als 500 Seiten in einem Abenteuerroman zu verlieren, dem sei „Königsmörder“ wärmstens ans Herz gelegt.

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Spannend erzählt, historisch interessant

Von: Buchbesprechung

30.01.2023

REZENSION – Wie in seinen früheren historischen Romanen, darunter „München“ (2017) oder zuletzt „Vergeltung“ (2020), besticht der britische Schriftsteller Robert Harris (65) auch in seinem im November 2022 beim Heyne-Verlag veröffentlichten Roman „Königsmörder“ wieder durch intensive Fakten-Recherche in Archiven und historischen wie neuzeitlichen Publikationen. „Die Ereignisse, die Zeitangaben und die Orte sind historisch zutreffend, und fast jede handelnde Figur hat tatsächlich gelebt“, versichert der Bestseller-Autor in seinem Vorwort. Dennoch bleibt sein Roman die „fantasievolle Neuschöpfung einer wahren Geschichte, der Suche nach den 'Königsmördern' von König Karl I., der größten Menschenjagd des 17. Jahrhunderts“. Harris schildert das, von notwendigen Ortswechseln abgesehen, lähmende Leben der beiden als „Königsmörder“ verfolgten und in den erst kürzlich an der amerikanischen Ostküste gegründeten Kolonien versteckten Offiziere Edward „Ned“ Whalley (1598 – 1674) und William Goffe (1618 – ca. 1679). Beide waren nachweislich mit dem Schiff aus England am 27. Juli 1660 im Hafen von Boston (Massachusetts) eingetroffen, womit auch die Romanhandlung beginnt. Beide hatten nach dem Bürgerkrieg auf Seiten der Republikaner unter Oliver Cromwell (1599-1658) das Todesurteil zur Enthauptung des 1649 abgesetzten Königs Karl I. (1600-1649) aus dem Haus Stuart an vorderster Stelle mitunterzeichnet. Sowohl Whalley als auch sein Schwiegersohn Goffe mussten trotz des erlassenen Amnestie-Gesetzes („Act of Oblivion“, so auch der Originaltitel des Romans) seit Wiederherstellung der Monarchie am 29. Mai 1660 und der Thronbesteigung Karls II. (1630-1685) mit der Todesstrafe rechnen. Seitdem werden sie in Harris' Roman bis zu ihrem Tod von Richard Nayler – eine vom Autor als Chef des königlichen Geheimdienstes erfundene Figur – nicht nur in dienstlichem Auftrag, sondern auch aus persönlicher Rache gejagt. In atmosphärischer Dichte und immenser Faktenfülle sowie durch erstaunliche Realitätsnähe überzeugend erzählt Harris in seinem spannenden Geschichtsroman drei ineinander verwobene Handlungsstränge: Im Vordergrund steht das Leben der beiden Offiziere über einen Zeitraum von fast 20 Jahren in den teils von liberalen, teils von fanatischen Puritanern bevölkerten Kolonien Massachusetts und Connecticut. Wir erfahren viel über Leben und Denken dieser Pietisten in Neu-England, die sich nur in der Ablehnung englischer Herrschaft weitestgehend einig sind. Wir erleben 1664 die Eroberung der holländischen Siedlung Neu-Amsterdam im Auftrag des Herzogs von York, die fortan New York genannt wird, sowie 1675 die ersten kriegerischen Zusammenstöße der Siedler mit Indianern, wobei sich William Goffe als „Engel von Hadley“ besondere Verdienste erwirbt. Die zwangsläufig ereignislose Zeit in den Verstecken nutzt Autor Harris geschickt, in dem er Whalley seine – tatsächlich nie verfassten – Memoiren schreiben lässt. Darin berichtet uns der Offizier, und dies ist der zweite Handlungsstrang des Romans, über die ihrem Exil vorausgegangenen Jahre des englischen Bürgerkriegs und die wenigen Jahre der von Cromwell geführten Republik. Zeitgleich zum Aufenthalt der Exilanten in Neu-England (1660-1679) erfahren wir im dritten Handlungsstrang vom ärmlichen Leben der in London zurückgebliebenen Angehörigen von Whalley und Goffe in anhaltender Angst vor Sippenhaft sowie über die Herrschaft des neuen Königs und seinen Höflingen und Beamten. In diesen Zeitraum fallen auch die Pest von London (1665) und der große Brand des Jahres 1666. Robert Harris gelingt es auf wieder faszinierende Weise, uns die Fülle historischer Fakten, denen er sogar dank seiner akribischen Recherche das bislang unbekannte Geburtsdatum von William Goffe hinzufügen konnte, als lebhaft geschilderten Szenen ein Gesamtbild zu vermitteln, ohne uns Leser damit zu erschöpfen. „Königsmörder“ ist ein spannender, realitätsnaher Roman, der, wie bei diesem Autor gewohnt, wieder das Zeug zum Bestseller hat. Lediglich das etwas überraschende „Happy End“ des Romans kann man als allzu phantasievolle Schwachstelle empfinden.

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Im England des Jahres 1660 wird König Karl I. enthauptet. Die Königsmörder, , die das Urteil zur Hinrichtung des Königs unterzeichnet haben, sind auf der Flucht. Zu diesen Flüchtigen gehören auch die Oberste Whalley und Goffe, die rechtzeitig nach Amerika fliehen können. Doch die fanatischen Häscher bleiben ihnen dicht auf den Fersen. . Robert Harris gehört zu jenen Autoren, deren Bücher ich, sofern es mir möglich ist, sofort nach Erscheinen lesen möchte. Sein Schreibstil und die überwiegend ruhige Erzählweise faszinieren mich bei jedem seiner Romane. Beim vorliegenden "Königsmörder" schafft der Autor es erneut, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu überzeugen. Auch wenn es an einigen Stellen sehr historisch zugeht, was dem ein oder anderen durchaus zu langatmig sein könnte, verströmt die Geschichte zweier Männer, die als Königsmörder gejagt werden, eine unglaublich dichte Atmosphäre. Jedes Mal, wenn man das Buch in die Hand nimmt, fühlt man sich mittendrin in der Geschichte. Wie gesagt, man muss sich an manchen Stellen ein wenig durchbeißen, wenn es zu sehr ins Historische geht, aber letztendlich gehört es zur Geschichte und vor allem zum Verständnis jener Zeit. Harris erweckt die Vergangenheit nämlich sehr detailliert und bildhaft und erklärt politische Zusammenhänge so, dass man sie auch versteht. "Königsmörder" ist ein typischer Harris, der durch seinen angenehmen Erzählstil überzeugen kann. Man fühlt sich wohl in der Handlung und möchte die beiden Protagonisten nicht mehr verlassen. Selbst wenn man sich für die historische Geschichte an sich nicht interessiert, so vermag der Autor alleine wegen dem Handlungsstrang der beiden Protagonisten zu faszinieren, denn man sieht diese Szenen der Flucht wie einen Film vor seinem inneren Auge. Vor allem das (erfundene?) Ende ist ihm außerordentlich gut und emotional gelungen. Robert Harris hat mich auch mit "Königsmörder" erneut in seinen Bann gezogen wie all seine Romane. Vor allem seine letzten Werke haben es mir (ähnlich wie bei John Grisham und Stephen King) angetan, obwohl viele gerade die Bücher der letzten Jahre von den genannten Autoren nicht mögen. Ich jedenfalls bin von diesen Spätwerken und eben auch dem vorliegenden Roman begeistert und freue mich schon jetzt auf ein weiteres Abenteuer von Robert Harris. . Fazit: Spannender und sehr gut geschrieben historischer Roman, wie man es von Harris gewohnt ist. ©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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1660. Der englische Bürgerkrieg zwischen den Anhängern des absolutistischen König Charles I. und den „Roundheads“ um den frömmelnden Puritaner Oliver Cromwell ist Geschichte. Nach der Enthauptung seines Vaters 1649 sitzt mittlerweile „The Merry Monarch“ Charles II. auf dem Thron, der 1660 den „Act of Oblivion“ (so der Originaltitel des Romans) erlässt, und damit all jene begnadigt, die gegen den König gekämpft haben. Alle, mit Ausnahme der Unterzeichner des Urteils, aufgrund dessen Charles I. geköpft wurde. Diese werden gnadenlos verfolgt, gefangen genommen und mit äußerster Brutalität hingerichtet. Doch zwei „Königsmörder“ aus den Reihen Cromwells können sich diesem Schicksal entziehen, Edward Whalley, ein Cousin Cromwells und sein Schwiegersohn William Goffe, beide keine jungen Männer, verlassen ihre Heimat, gehen an Bord eines Schiffes, verlassen ihre Heimat, fliehen nach Amerika und finden in einer puritanischen Kolonie in Neuengland Unterschlupf. Ihnen auf den Fersen ist Richard Nayler, Sekretär des Geheimen Rats, übrigens die einzige fiktive Person dieses Romans, ein verbohrter, verbitterter und traumatisierter Mann, der geschworen hat, den Königsmord zu rächen. Die Jagd beginnt. Robert Harris, der ehemalige politische Journalist, hat für diesen Roman gründlich recherchiert, man sehe sich nur die ausführliche Literaturliste im Anhang an. Dabei richtet er seinen Fokus aber nicht ausschließlich auf die Verfolgung der beiden Flüchtigen, sondern vermittelt durch Whalleys Aufzeichnungen auch einen überzeugenden Einblick in Leben und Denkweise dieser Epoche. Royalisten und Puritaner, auf der einen Seite das Festhalten an gottgegebenen Machtstrukturen, auf der anderen Seite die religiös geprägten Überzeugungen, die in Anklängen das revolutionäre Potenzial ahnen lassen, die ihnen innewohnt. Beide Gruppen überzeugt davon, dass nur ihr Leben und Handeln gottgefällig ist und seine Berechtigung hat. Königsmörder ist zwar ein historischer Roman, aber er spielt in einer komplett anderen Liga als das, was man üblicherweise von diesem Genre kennt. Über weite Strecken ähnelt er zwar einem Sachbuch, was aber dennoch nicht zu Lasten des Lesevergnügens geht. Allerdings sollte man weniger an amourösen Verwicklungen als an historischen Fakten, insbesondere an denen, die Großbritannien nicht nur in der Vergangenheit sondern auch in der Brexit-Gegenwart betreffen, interessiert sein. All denen kann ich diesen beeindruckenden Roman wärmstens empfehlen.

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Die Geschichte spielt im Jahr 1660, zur Zeit der Restauration der Monarchie. Die Königsmörder, die das Todesurteil gegen Karl I. unterzeichnet hatten, sind auf der Flucht, nachdem sie des Hochverrats für schuldig befunden wurden. General Edward Whalley und Colonel William Goffe fliehen nach Amerika. Goffe ist der Schwiegersohn von Whalley und mit dessen Tochter verheiratet. Richard Nayler ist Sekretär des Königsmordkomitees des Geheimen Rates, ein Mann, dessen Frau nach seiner Verhaftung in den vorzeitigen Wehen starb. Nayler, verwitwet und kinderlos, nimmt Goffe seine in England zurückgelassene Frau und seine Kinder übel. Mit Karl II. auf dem Thron werden die für den Tod seines Vaters verantwortlichen Männer gejagt, und Nayler macht sich auf den Weg nach Amerika, um den Aufenthaltsort von Whalley und Goffe herauszufinden. Dieses Buch umfasst viele Jahrzehnte. Es zeigt, wie viele Menschen auf beiden Seiten des englischen Bürgerkriegs ihren Glauben verloren und für ihre Loyalität bezahlten. Royalisten, die von dem Karl II. unbeeindruckt waren, und Puritaner, die Oliver Cromwells Ernennung seines Sohnes zu seinem Nachfolger in Frage stellten. Dies ist die Geschichte einer Menschenjagd, die sich über ganz Europa und Amerika erstreckte und jahrzehntelang andauerte. Karl II. suchte Vergeltung und wollte all jene zur Strecke bringen, die das Todesurteil seines Vaters unterschrieben hatten. Nayler ist ein guter Charakter, ein Mann, der wenig zu verlieren hat und ein persönliches Interesse an der Jagd hat. Dennoch war dies für mich keine Fünf-Sterne-Lektüre. Ich war zwar interessiert, hatte aber das Gefühl, dass etwas fehlte. Vielleicht war es schwierig, die Spannung aufrechtzuerhalten, wenn sich die Geschichte so lange hinzog. Dennoch ist es ein interessanter Abschnitt der Geschichte und eine gute Lektüre.

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