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Rezensionen zu
Ein Geist in der Kehle

Doireann Ní Ghríofa

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Doireann Ní Ghríofa: „Ein Geist in der Kehle“ Aus dem Englischen von Cornelius Reiber (Text) und Jens Friebe (Lyrik) Was für ein Buch! Intensiv, lebensnah, intim, direkt und ausserordentlich poetisch. „Ein Geist in der Kehle“ hat auf mich eine Faszination ausgeübt, die ich kaum in Worte fassen kann. Jeder Satz ein Genuss. Eigentlich wollte ich vor dem Urlaub nur kurz blättern, die erste Seite anschauen. Den Klappentext. Das Foto der Autorin. Aber dann begann ich zu lesen, und die Sätze zogen mich so tief hinein in diesen außergewöhnliche Text, bewegten und begeisterten mich von Anfang an, und so durfte das Buch mit auf die Reise – trotz Hardcover. Doireann Ní Ghríofa, vierfache Vollzeitmutter, erinnert sich in einer herausfordernden Phase ihres Lebens an die irische Dichterin Eibhlín Dubh, die im 18. Jahrhundert ein Caoineadh, ein berühmtes, irisches Klagelied erschaffen hat. Während sie sich um die wachsende Familie kümmert, „Tausende Pflichen“ erfüllt, stillt, Milch zum Spenden abpumpt, taucht sie immer tiefer in das Gedicht und in das Leben von Eibhlín Dubh ein, beginnt den irischen Text neu ins Englische zu übersetzten und nach den Spuren Eibhlín Dubhs zu suchen. Die obsessiven Beschäftigung mit dem Caoineadh und seiner Urheberin, über deren Leben sehr wenig bekannt ist, gibt Doireann Ní Ghríofa Kraft und Halt. „Die Monate vergingen, wie Monate so vergehen, in einem Kreislauf aus Einkaufslisten, Magen-Darm-Infekten, Ostereiern, Staubsaugen und Stromrechnungen. Mein Bauch wurde dicker und dicker, bis sich mein dritter Sohn eines morphiumhellen Tages im Juli langsam seinen Weg aus meinem Bauch zu meiner Brust bahnte und ich wieder in die brutale Erschöpfung des nächtlichen Stillens geriet. In diesen Wochen der gelben Windeln, in denen sich alles um die erratische Welt der Bedürfnisse anderer drehte, waren die Zeilen des Caoineadh der einzige dauerhafte Halt.“ In ihrem Prosadebüt vermischt Doireann Ní Ghríofa geschickt und gut austariert ihr eigenes Leben als Mutter und ihre Beschäftigung mit der Dichterin Eibhlín Dubh. So verwebt sie zwei Frauenleben aus ganz unterschiedlichen Zeiten zu einem aussergewöhnlichen Kunstwerk. Obwohl zwischen dem Leben der beiden Frauen viel Zeit verstrichen ist, sind sie doch miteinander verbunden durch ihr Frau- und Muttersein. Immer wieder taucht in „Ein Geist in der Kehle“ der Satz: „Dies ist ein weiblicher Text“ auf. Als eine Art Leitmotiv weist er auf das von Frauen geschaffene, geleistete, getextete, gelebte und nicht wahrgenommene, nicht sichtbar gemachte hin. Der weiblicher Text Doireann Ní Ghríofas macht Weiblichkeit, Mutterschaft und weibliches Leben, Wirken und Schaffen sichtbar und ehrt es. Immer wieder wird dabei das auch über die Jahrhunderte Verbindende betont: „Sobald sich sein Kiefer entspannt und sich seine Augen nach hinten verdrehen, schleiche ich mich davon, erneut fasziniert vom Gedanken, wie oft einzelne Augenblicke meines Tages von unzähligen anderen Frauen in unzähligen anderen Wohnungen durchlebt werden, verbunden mit mir im Text unserer Tage. Ich frage mich, ob sie ihre Schufterei genauso lieben wie ich […]“ Noch nie habe ich einen so poetischen Text über Mutterschaft gelesen. Über alle diese Erfahrungen, Gefühle, Ängste, Schmerzen und Freuden dieser so besonderen, fordernden, einzigartigen Zeit mit kleinen Kindern. Doireann Ní Ghríofa schreibt klar, eindrücklich, schonungslos und roh. Aber nie abwertend. Und das macht das Buch für mich so einzigartig .Während in der feministischen Literatur oft alles, was mit Kindern, Care- und Hausarbeit zu tun hat, als Hindernis oder als etwas Minderwertiges dargestellt wird, das Frau daran hindert, das wirkliche, richtige Leben zu leben, lebt Doireann Ní Ghríofa ihre Mutterschaft ganz selbstverständlich, ohne sie zu bewerten, schildert die brutalen Seiten, ohne zu jammern. Ihre Beschreibungen sind voller Poesie. Statt auf Ungerechtigkeiten oder Mangel richtet Doireann Ní Ghríofa ihren Blick auf die Fülle und das das Besondere am Frau sein, ohne allerdings die schwierigen Seiten zu unterschlagen. So ist dieser Text voller Hingabe an das Leben, die Dichtkunst, Frauen früherer Jahrhunderte, an das Frausein und Muttersein und an die allgegenwärtige Vergangenheit, die unser Leben beeinflusst. „Dies ist ein weiblicher Text.“ Ein schöner Text. Ein Text mit vielen bewegenden Szenen und klugen Gedanken. Ein Text über die Kraft der Literatur. Ein Text über das Leben, die Liebe und das Loslassen.

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Auf dem Buch steht unter dem Titel folgender Text: „Dies ist ein weiblicher Text geschrieben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Wie spät es ist. Wie viel sich verändert hat. Wie wenig.“ Die Autorin Doireann Ní Ghríofa ist Dichterin und Essayistin und das spiegelt sich im ganzen Buch in ihrer außergewöhnlichen Schreibweise wider. Sie schafft es mühelos eine Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit herzustellen. Sie ist fasziniert und regelrecht besessen von den Parallelen zum Leben von Eíbhlin Dubh Ní Chonaill, die im 18. Jahrhundert lebte und wegen des von ihr verfassten Klageliedes auf ihren ermordeten Ehemann berühmt wurde. Auch auf mich hat das Buch eine Faszination ausgeübt, denn es lässt sich in keine Schublade stecken. Ní Ghríofa hat mich von Anfang an mit ihren eindringlichen, ehrlichen und tiefgründigen Worten mitgerissen. Sie schreibt von sich selbst, dem Alltag als Frau und Mutter, Rückschlägen und Erfolgen und hat offensichtlich ein Auge fürs Detail. Sie versucht, mehr über das Leben von Eíbhlin Dubh Ní Chonaill herauszufinden und wühlt sich durch alte Bücher, besucht Archive und Friedhöfe und stellt fest, dass es gar nicht so einfach ist, an Informationen zu gelangen. Das 18. Jahrhundert war eine von Männern bestimmte Welt und so sind auch nur von Männern verfasste Schriftstücke erhalten, die nur wenige Informationen über Frauen, insbesondere von Eíbhlin Dubh Ní Chonaill, enthalten. Aber Doireann Ní Ghríofa gibt nicht auf: Da wo sie keine Informationen bekommt, füllt ihre Fantasie die Lücke und so imaginiert sie, selbst an den Orten der Vergangenheit stehend, über den Werdegang der Frau, die durch ihr Klagelied einen nationalen Mythos schaffen soll. Nichts für schwache Nerven sind dabei die Einschübe, die die Autorin aus ihrem eigenen Leben preisgibt und nach und nach mit dem Leben von Eíbhlin Dubh Ní Chonaill verwebt. Ich fand das Prosadebüt absolut gelungen und mitreißend, auch wenn mich die Vehemenz einiger Nachforschungen schon an Besessenheit erinnern. Aber vielleicht ist es genau diese Leidenschaft, dieses Feuer, die die treibende Kraft hinter dem Werk war. Bei mir haben sich die Worte von Doireann Ní Ghríofa jedenfalls eingebrannt und machen das Leseerlebnis unvergesslich. Ich kann nicht anders, als die volle Punktzahl zu vergeben (5/5 Sternen) und eine Leseempfehlung für alle auszusprechen, die bereit für ein andersartiges Buch sind.

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Die Autorin hat mit diesem Werk in meinen Augen etwas Einmaliges geschaffen. Ein literarisches Meisterwerk, in einer Symbiose aus Prosa und Poesie. Die Sprache, die Sätze, sind ein Genuss, auch wenn der Inhalt manchmal fast schon zu pathetisch erscheinen mag. „Die seltsame Stille zwischen dem Abgang eines Briefes und seiner Zustellung, die sonderbare Zeit, nachdem die Worte erdacht und aufs Papier gebracht, aber noch nicht gelesen wurden.“ - Herrlich! Es ist eine gelungene Mischung aus lyrischen, historischen und biographischen Texten, in welche sich die Autorin verliert in einer Suche nach der ursprünglichen Weiblichkeit. Es ist ihr eigenes Leben zwischen Windeln und haushälterischer Aufopferung, welches sie beschreibt. Ein Leben auf der Suche nach einer anderen Zeit, nur um zu Bemerken, wie sehr die Männlichkeit (oder nennen wir es das Patriarchat), alles (weibliche) Dagewesene in den Schatten stellt. Ausgangspunkt ist ein von Eibhlín Dubh Ní Chonaill im 18. Jahrhundert verfasstes Klagelied in 36 Strophen, das „Caoineadh Airt Uí Laoghaire“, in dem sie den Tod ihres Gefährten Art Ó Laoghaire beklagt. Aufgewühlt von diesem irischen Text begibt sich Doireann Ní Ghríofa zurück in die Vergangenheit. Sie beginnt an zu forschen, wer diese Autorin war. Sie sucht nach Gemeinsamkeiten, da sie seit ihrer Schulzeit von dem Text fasziniert, ja fast schon gefangen ist. Die beiden Leben der Frauen scheinen sich zu vermischen. Es geht hin fast bis zur Selbstaufopferung in diesem autofiktionalem Text (fast schon zu viel des Guten). Sie findet allerdings wenig, die Spur der Dichterin nach dem Verfassen des Klageliedes verblasst. Sie wird nur weitergeführt mit einer Chronologie der männlichen Nachfahren. „Dies ist ein weiblicher Text“, lesen wir sehr oft. Nicht nur zu Beginn des Buches. Immer wieder erinnert uns die Autorin an diese paar Worte. Sie gibt nachhaltig Ausdruck darüber, was ihr wichtig ist. Zu recht, denn Texte von Frauen wurden verdrängt, der Männlichkeit einverleibt (z.B. George Eliot, um überhaupt Gehör zu finden). Und auch heute noch tun sich Autorinnen in der Verlagswelt wesentlich schwerer als ihre männlichen Kollegen. Wie gesagt, der lyrische Schreibstil ist eine Wucht, man kann sich zwischen den Zeilen verlieren, und liest und liest und liest und denkt sich, das war jetzt zu schnell gelesen. Der Text ist einnehmend, übt eine Art Magie aus, beutelt einen, macht wütend und glücklich zu gleich. Ein wunderbares Werk! Lest es! Absolute Leseempfehlung!

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Als Jugendliche schwärmt die Ich-Erzählerin aus Dhoireann Ni Ghirofas Roman „Ein Geist in der Kehle“ für ein Gedicht der sagenhaften irischen Adeligen Eibhlin Dub Ni Chonaill, welche darin die Ermordung ihres Mannes beweint, und letztlich von seinem Blut trinkt, in dem Wunsch im Tod eins mit ihm zu werden. Viel später ist es genau dieses Gedicht, dass der Ich-Erzählerin Trost spendet, während sie sich hingebungsvoll, aber doch in dem Bewusstsein, dass diese Hingebung Selbstaufgabe bedeutet, durch die Monotonie der ersten Jahre als Mutter bewegt. Das Gedicht wird zu einem zentralen Fixpunkt im Leben dieser Frau. Sie will sich Eibhlin mit Hilfe des Texts durch die Jahrhunderte nähern. Anhand von männlich gelesenen Quellen ein Porträt der Dichterin wie ein Mosaikbild aus Fragmenten zusammensetzen. Die Legende wird für sie zu einer Obsession. Mit ihrem Roman bewegt sich die Autorin abseits von gängigen Klischees. Der Text kommt teils fiktional und teils biographisch, teils lyrisch und teils erzählend daher. Es gibt keinen klar zu erkennenden Spannungsbogen. Das Buch gleitet viel mehr durch die Jahre. Zeit und Ereignisse reihen sich unbestimmt aneinander. Immer wieder wird Bezug auf das zentrale Gedicht von Eibhlin Dub Ni Chonaill genommen. Der Roman bietet eine ganz eigensinnige Form der Auseinandersetzung mit diesem Gedicht. Zentrale Themen sind dabei Weiblichkeit, Mutterschaft und die starren Schablonen, in die beides oft gepresst werden. Außerdem geht es um die Sichtbarkeit von Frauen in der Geschichte. Es soll eine Sichtbarkeit abseits ihrer Rollen als Mütter, Töchter oder Ehefrauen von Männern geschaffen werden. „Auf jeder Seite gibt es ungezeichnete Frauen und jede wartet in ihrer eigenen Stille.“ „Ein Geist in der Kehle“ hat eine unerwartete Eindringlichkeit an sich. Die Sprache und Metaphorik der Autorin konnten mich begeistern. Ich mag außerdem die Bezüge zur irischen Kultur und Geschichte, die das Buch immer wieder nimmt. Das ist ein Bereich, in dem ich mich literarisch noch kaum bewegt habe. Thematisch wie stilistisch kann ich nicht anders, als eine große Leseempfehlung auszusprechen.

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weiblich, urgewaltig, mitreißend

Von: ins_lebenlesen

24.06.2023

„Dies ist ein weiblicher Text geschrieben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Wie spät es ist. Wie viel sich verändert hat. Wie wenig.“ (Untertitel) Das Prosa-Debüt der vielfach preisgekrönten irischen Dichterin und Essayistin Doireann Ni Ghriofa hat eine Form und Wirkung, wie ich sie noch nicht erlebt habe. Gleichzeitig Roman, Essay und Lyrik scheint der Text urgewaltig und drängend aus den Tiefen ihrer Seele aufzusteigen und mich mitzuziehen. Die Ich-Erzählerin beginnt im Jahr 2012 von ihrem Leben als Ehefrau und Mutter dreier Kinder zu erzählen. Ihr Tag besteht aus einer Abfolge immer gleicher Tätigkeiten, die sie mit liebevoller Hingabe, doch auch mit einem schwermütigen Bewusstsein der Selbstaufgabe aus To-Do-Listen abstreicht. In seltenen Momenten der Stille schöpft sie Kraft aus dem Rezitieren des Gedichts einer anderen Frau. Die Rede ist von der irischen Adligen und Dichterin Eibhlin Dubh Ni Chonaill, die im 18. Jahrhundert mit einer Totenklage, in der sie ihren ermordeten Mann beweint, zu einem nationalen Mythos wurde. Die gesamte Totenklage ist an das Ende des Textes gestellt. Dieses Gedicht berührt sie so sehr, dass dessen Übersetzung und der Wunsch die Verbindung mit Eibhlin Dubh zu vertiefen, zur Obsession werden. Über der Recherche in schwer zugänglichen, zum größten Teil männlichen Dokumenten und Geschichten vergisst sie sich vollkommen. Aus diesen Texten, „das verborgene Leben der Frauen zum Vorschein [zu] bringen, das immer da ist, kodiert, geschrieben mit unsichtbarer Tinte“, bringt sie gleichzeitig wieder zurück zu sich selbst. „Ich richte mir mein Leben so ein, dass ich immer, wenn ich mal sitze, gleichzeitig blasse Silben aus Milch von mir gebe und selbst dunkle Nahrung aus Tinte trinke.“ Meinen Eindruck zu schildern fällt mir nicht leicht. Ich habe vor allem gestaunt, wie man so schreiben kann. Es ist Prosa, aber ich fühle mich auch an eine Ballade erinnert. Dann sehe ich mich in traumartigen Szenen, in dem die zwei Frauen miteinander verschmelzen und sich Grenzen zwischen ihnen und mir auflösen. Dann kann ich wieder zuschauen, wie Geschichten entstehen, wie Vergangenheit Gegenwart neu erzählt. Dann versinke ich in schönen Sätzen, tauche ein in Bilder und Emotionen, die der Text in mir wachruft. So stört es mich nicht, dass die Geschichte Redundanzen enthält und eher mäandert, als stringent und spannend einem roten Faden folgt. Es ist eine UNIVERSELLE Geschichte von Mutterschaft, Selbstaufgabe, Liebe und Tod. Sie lässt uns die weibliche Kraft, die oft im Verborgenen gefangen bleiben musste, die Spuren der Vergangenheit, die die Vielen vor uns hinterlassen haben, den Strom der Zeit, in dem auch wir nur ein Element sind, spüren. Ich wünsche diesem beeindruckenden, sehr besonderen Werk viele LeserInnen. Vielen Dank an Doireann Ni Ghriofa für dieses wunderbare Stück Literatur, an die Übersetzer und an das Bloggerportal und den btb Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Doireann Ní Ghríofa hat mit „Ein Geist in der Kehle“ etwas ganz Besonderes zu Papier gebracht. Es ist das Begehren und Sehnen, das Suchen, das sich Wiederfinden in einer anderen Zeit, die Verbundenheit mit einer anderen Schriftstellerin. Als Mutter von vier Kindern unter sechs Jahren verschwindet sie zwischen Listen, Sorgearbeit und ihrem Engagement für andere. Während sie Milch abpumpt, findet sie Ruhe und Zeit für sich. Reist zurück in die Vergangenheit, Jahrhunderte zurück zu Eibhlín, die ihr bereits zu Schulzeiten das erste Mal begegnet ist. Eibhlín trinkt nach der Ermordung ihres Mannes eine Hand voll seines Blutes und verfasst ein kraftvolles und einzigartiges Gedicht - caoineadh airt uí laoghaire. Sie vermischt lyrische, biografische und historische Teile mit mystischer und ursprünglicher Atmosphäre. Anfangs fürchte ich, sie geht verloren und könnte sich dabei ganz und gar vergessen, sogar aufgeben. Später verändern sich ihre Gedanken und meine Gedanken. Teilweise wird sie eins mit ihr und mir ist nicht mehr klar, ob sie von sich selbst schreibt oder von ihr. Eine Verwandlung. Diese Kraft und diese Magie zieht sich durch alle Seiten hindurch. Das Ende war für mich eine Überraschung und hat mich auf eine bestimme Art fast schon glücklich gestimmt. Ein faszinierendes und einnehmendes Werk! Ich wünschte, ich hätte es langsamer gelesen. Aber alles halb so wild: Ich werde es einfach immer wieder Mal aus dem Regal holen und es wiederentdecken, neue Seiten daran kennenlernen und nochmal diese Intensität auf mich wirken lassen. „Ich hatte mir jeden Sommer einen Rückzugsort im Gras geschaffen, ein Nest, in dem ich nicht gesehen werden konnte. Meine Methode war immer dieselbe: Ich suchte mir mit Bedacht eine Senke, warf mich dann auf die Knie und gab mich dem Land hin. Ich rollte mit aller Kraft herum, Rücken zum Boden, den Bauch zum Himmel, dann den Nabel zur Erde und zurück zur Wolke, warf mich hin und her, bis ich nur noch Himmel und Erde und Erde und Himmel sah.“

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Doireann Ní Ghríofa, eine irische Autorin, erzeugt mit ihrem Buch „Ein Geist in der Kehle“ ein absolut außergewöhnliches Leseerlebnis. Da strahlt eine Dunkelheit und Schwere, die aber gleichzeitig in Licht gehüllt erscheint. Da strahlt etwas Altes, das mit dem Jetzt, mit der Neuzeit verbunden erscheint. Da schreibt eine alte Seele, die aber gleichzeitig tief im Jetzt verankert erscheint. In diesem Text, in diesem Buch wohnt ein Zauber, der sich nicht sofort der Leserschaft eröffnet, der erst nach und nach seine immense Kraft freigibt. Man könnte sagen, dass dieses Buch erst etwas plätschert, aber dieses Plätschern meine ich hier nicht negativ, denn mit diesem Plätschern meine ich, dass dieses Buch seine Geheimnisse, seine Botschaft erst nur plätschernd und stückchenweise von sich gibt. Ich habe mich am Anfang gefragt, wo mich diese buchige Reise hintragen wird, habe noch nicht gleich erkennen können, was diese Geschichte soll. Das ist etwas, was mir sonst eigentlich nicht gefällt. Hier aber geschieht dieses verhüllt Geschriebene in einem ganz eigenen Zauber, mit einer ganz eigenen Kraft, die man sofort verspürt, die Macht über mich als Lesende erlangt, die mich fordert und fesselt, die mich an sich bindet, die einen Suchtfaktor erzeugt. Aber nicht dieses hachtige suchtige Verhalten, das mich Bücher verschlingen lässt, sondern eher eine Sucht, die mich verschlingt.  Die irische Dichterin und Essayistin Doireann Ní Ghríofa blickt in ihrem Buch "Ein Geist in der Kehle" auf eine irische Adlige aus dem 18. Jahrhundert, auf Eibhlín Dubh Ní Chonaill und gleichzeitig auch auf sich selbst. Dies geschieht recht einzigartig, ist voller Melancholie, aber auch mächtig und beherrschend, ist nachhallend und nachdenklich machend, ist alt und modern, ist düster, aber auch voller Hoffnung. Doireann Ní Ghríofa berichtet über ihr eigenes Leben, berichtet über die Mutterschaft, über die Liebe, über das Leben, über uns Frauen, über unsere Stellung, über unseren Wert in der Gesellschaft. Sie blickt dabei auf das Heute und auf das Gestern. Sie blickt auf die Unterschiede und die Übereinstimmungen. Und damit macht sie wach. Sie rüttelt an der Leserschaft. Denn dies ist ein weiblicher Text! Ein weiblicher Text, den es braucht in unserer heutigen Zeit. Leider!  Ein weiblicher Text, dem ich eine immense Bedeutung beimesse. Denn in seinem Klang ist es einzigartig, ich kenne bisher nichts Vergleichbares. Wem etwas Vergleichbares einfällt, der sollte mir dies bitte dringend mitteilen, denn dieses Buch hier. Ich habe es geliebt! Sehr! Innig und aus tiefstem Herzen! Ein bemerkenswertes Buch! Ein Buch, dem ich viele Leser wünsche. Definitiv ein 5-Sterne-Buch. Ein Buch, welches Blicke auf Frauen ermöglicht, ein Buch, das mich wütend gemacht hat, aber auch versöhnlich stimmt. Ein machtvolles Buch, mit einem Geist der Veränderung. Dies ist ein weiblicher Text! Und ich kann hier nur rufen, unbedingt lesen! Lesen! Lesen! Lesen! Und lieben! Lieben! Lieben! Lieben!

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>Dies ist ein weiblicher Text < so beginnt dieser außergewöhnliche Roman, der viel mehr als ein Roman ist, eher eine Mischung aus Lyrik, Essay und Autofiktion. Wobei diese Formen homogen vermischt sind. Unvergleichlich! Der Inhalt wird von zwei Frauen geprägt, zum einen die Ich-Erzählerin, die Mutter wird, mit ihrer kleinen Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt, ihre Muttermilch spendet und weitere Kinder bekommt. Sie erzählt von den Sorgen und Nöten und als sie nach dem dritten Jungen wieder schwanger wird, diesmal mit einem Mädchen erlangt diese schwangerschaft eine erschreckende Wendung. Das Mädchen muss frühzeitig auf die Welt gebracht werden, um überhaupt eine Überlebenschance zu bekommen. Doch auch als sie im Brutkasten liegt, ist es nicht gewiss, dass sie es schaffen wird. Die Mutter ist gefüllt mit Ängsten und Hoffnungen, die sich immer wieder mit der Lebensgeschichte der irischen Dichterin Eibhlín Dubh Ní Chonaill (1803 bis ca.1800) vermischen. >Meine Wochen teilen sich zwischen den beiden Kräften von Milch und Text auf, Wochen, die bald schon dann in Jahre übergehen. Ich richte mir mein Leben so ein, dass ich immer, wenn ich mal sitze, gleichzeitig blasse Silben aus Milch von mir gebe und selbst dunkle Nahrung aus Tinte trinke. < Die Biografie von Eibhlín Dubh Ní Chonaill ist es die es vermag, der jungen Mutter Halt zu geben. Denn zwischen Kindern und Haushalt findet sie immer wieder die Zeit die Mosaikteilchen aus Eibhlín Dubh Ní Chonaill Leben zusammenzutragen. Somit fließen zwei Lebensgeschichten zusammen, eine Autobiografische und eine Biografie, die immer wieder mit den Gedichten aus vergangener Zeit geschmückt werden. Doireann Ní Ghríofa erzählt in einer Sprache, die sich mit so vielen Nuancen auszeichnet. Sie ist in einer Poesie geprägt, die sehr kraftvoll ist und mutet manches Mal exotisch an. Doch der Kern, den ich hier für mich erkenne, ist, dass eine Frau und Mutter mit all ihren Pflichten und Erlebnissen, inständig versucht einer in Vergessenheit geratenen Dichterin, Frau und Mutter eine Stimme zu geben und selbst daran zu wachsen. Ein intensives Leseerlebnis! Im Anhang befindet sich ein 36 Strophen mächtiges Gedicht von Eibhlín Dubh Ní Chonaill in drei Sprachen.

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