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Rezensionen zu
Das letzte Mahl

Karla Zárate

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Eigentlich konnten weder der Titel des Buches (der absolut nichts mit Florian Frerichs' gleichnamigem Film von 2019 zu tun hat), noch das Cover das Interesse des Rezensenten wecken. Der reichlich plakativ wirkende Untertitel ebenfalls nicht. Es waren gewisse Verdachtsmomente, die dann aber doch die Neugierde weckten und nicht zuletzt die Erfahrung, dass er von Werken, die in der Heyne-Hardcore-Reihe (die nun leider beendet wurde) erschienen sind, noch nie enttäuscht wurde. Leonardo da Vincis "Vorwort" gibt dann ebenfalls zu berechtigten Vermutungen Anlass und spätestens das sehr kurz gehaltene erste Kapitel bestätigt den Verdacht auf den Beginn einer abgründigen Geschichte. Um ein Fazit vorwegzunehmen, das Versprechen, einer Reise "in die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele", wird eingehalten. "Der Tod ist die Substanz des Lebens..." Die Autorin nimmt ebenfalls etwas vorweg. Den Mord an einer bestimmten Person setzt sie an den Anfang ihrer wahnwitzigen Geschichte. Auch den Täter stellt sie uns im gleichen Zug vor, was die Strukturen eines Thrillers etwas auf den Kopf stellt. Die Vermutung, dass es mit der Spannung somit bereits auf Seite neun zu Ende ist, kann aber falscher nicht sein. "John Guadalupe Ontuno", die uneingeschränkte Hauptperson des Romans, ist Küchenchef in der "Strafanstalt Polunsky Unit", der "Koch der Todgeweihten", und wird in zahlreichen Rückblenden vorgestellt. Karla Zárate nimmt sich hierfür jede Menge Zeit, bringt aber das Kunststück fertig, dies in knappen und sehr präzisen Worten zu tun. Und diese können teilweise schockieren und sogar richtig wehtun. Johns Vorstellung ist ganzheitlich. Sie beginnt mit seiner Geburt. "Mein Weinen und ihr Wehklagen ließen das Peitschen des Sturms verstummen." Die Personenbeschreibungen sind auf den Punkt formuliert, auch wenn es sich um reine Statisten handelt. Menschen in einer Bar zum Beispiel: "Alle so gewöhnlich, so langweilig." Dennoch entstehen Bilder auch von diesen, welche sich einprägen und in gewisser Weise gewichtiger sind, als die Person selbst. Die Grenzen zwischen dem Gefängnisalltag und der Welt jenseits der Mauern verwischen. Die Nahrungszubereitung wird hier oder dort zu einem existenziellen Akt, einer Zeremonie mit grundverschiedenen Vorzeichen. Vielleicht hätte man sich das Ende irgendwie anders vorgestellt. Doch meistens enden Dinge nicht nach vorgestanzten Denkschablonen. Und was ist schon dabei, wenn eine spektakuläre Geschichte "unspektakulär" endet? Mahlzeit!

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Karla Zárate beschreibt in ihrem Roman wie ein Sohn mexikanischer Migranten in Texas seinen Platz in der Gesellschaft sucht und als Koch im Todestrakt eines Gefängnis arbeitet. Erschreckend lapidar und mit erheblicher Respektlosigkeit überwindet oder ignoriert der Protagonist alle Zweifel und sucht seinen Zugang zu gesellschaftlicher Anerkennung. Seine Bemühungen und sein herausgehobene Position führen zu interessanten Konstellationen und einer überraschenden Wendung, der Ausgang bleibt offen und es scheint eine Fortsetzung zu geben. Eine interessante und lesenswerte Lektüre, nicht sehr anspruchsvoll aber glaubhaft.

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John Guadalupe Ontuno Macías, Sohn illegaler Einwanderer, arbeitet als Gefängniskoch in einem texanischen Hochsicherheitsgefängnis. Seine Vergangenheit ist geprägt von einigen wenigen unbeschwerten Momenten, doch hauptsächlich von (Banden-)Kriminalität bei den Reyes Latinos, Langeweile, Trostlosigkeit und Perspektivlosigkeit. Jetzt hat er alles hinter sich gelassen, ist Küchenchef im Todestrakt der Allan B. Polunsky Unit, einem Staatsgefängnis im Polk County, im US-amerikanischen Bundesstaat Texas und somit Herr über die Mahlzeiten der Insassen, der Belegschaft und über das letzte Mahl der Todgeweihten. Als der abgebrühte Gefängniskoch von dem gefürchteten Langzeitinsassen und zum Tode verurteilten Kartellboss Ryan Gomez zu einer folgenschweren Tat gezwungen wird, wird John Guadalupes Leben völlig auf den Kopf gestellt. Karla Zárates zweiter Roman "Das letzte Mahl", welcher im Jahre 2019 im Original unter dem Titel "Llegada la hora" ("Die Zeit ist gekommen") erschien, spielt in der näheren Vergangenheit. Die bösartigen Zeilen, der 1975 in México-City geborenen Schriftstellerin, triefen regelrecht vor schwarzem Humor und Sarkasmus. Karla Zárate wird in ihrer Heimat sogar als weibliche Antwort auf Quentin Tarantino gefeiert, was ich anhand ihres Romans über das Abyssal der menschlichen Seele, jedoch nicht so ganz nachvollziehen kann. Karla Zárate spielt auf 240 Seiten durchaus mit der Leichtigkeit des Wortes, "Das letzte Mahl" ist jedoch eher eine Art makabre Erzählung, denn ein Thriller oder Spannungsroman. John Guadalupe, der die Weisheit lediglich in kleinen, mundgerechten Stückchen verabreicht bekommen zu haben scheint, berichtet von seiner Kindheit im hispanoamerikanisch geprägten Eden, einer Kleinstadt mitten in Texas. Bei seinen Ausführungen über seine gläubige, liebevolle Mutter Doña Elvira Macías, seinen fiesen, selbstgerechten Vater Don Pascual Ontuno, seiner Zeit bei den Reyes Latinos, seiner Ausbildung zum Koch und letztlich der Stellenanzeige des texanischen Justizministeriums, ist allerdings nicht so recht ersichtlich, worauf das ganze hinauslaufen soll und man stellt sich als Konsument zurecht die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses belletristischen Romans. Der seltsame, leicht verschroben wirkende Küchenchef schwadroniert und philosophiert in der Ich-Perspektive, über das Leben und gibt uns tiefe Einblicke in seine Gedankenwelt und sein Sexualleben, was dem sarkastischen Gehalt des Plots zusätzlich Schärfe und Würze verleiht. Bei seinem Umfeld hält sich dies allerdings in Grenzen. Nicht, dass der absolut von sich selbst überzeugte Gefängniskoch im Allgemeinen nicht gut ankäme, aber seine leicht narzisstischen Züge lassen sich eben nicht zu weiten Teilen auf Außenstehende übertragen. So wird er von Gefängnisdirektors Chief Brown oder den Wärtern eher als Lakai behandelt, wohingegen er bei seinen Küchenhilfen doch relativ gut angesehen ist. Als Chefkoch John Guadalupe in einem unbedachten Moment den folgenschweren Auftrag des einflussreichen Kartellbosses und Todeskandidaten Ryan Gomez erhält, macht sich nicht zuletzt für ihn eine bisweilen groteske Stimmung innerhalb der Gefängnismauern breit, die ihre Fühler auch weit darüber hinaus und bis tief in sein Privatleben hinein ausstreckt. Es ist ein Auftrag, den der Gefängniskoch nur schwer ablehnen kann. Es sei denn, ihm sei an seinem eigenen Fortbestehen nicht sonderlich gelegen. Karla Zárate hat in ihrer Geschichte "Das letzte Mahl" vieles vage gehalten oder nur leicht angerissen. So bleiben diverse Fragen offen, die lediglich den Ausweg zur eigenen Interpretation ebnen. Ich hätte mir daher auch eine deutlichere und klarere Strategieform für das leicht zu lesende, durchaus interessante Storyboard gewünscht.

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Der Koch der Todgeweihten erzählt

Von: gaby2707 aus München

17.11.2022

Die Strafanstalt Allan B. Polunsky Unit in West Livingston, Texas, sucht einen Koch für die Gefangenen. Was John Guadelupe Ontuno, der sich beworben hat und der den Job dann auch bekommt nicht weiß: Er ist für die Henkersmahlzeit der Todeskandidaten zuständig. Genauso hat er die kulinarischen Wünsche der Chefetage zu erfüllen und auch das restliche Personal wird von ihm bekocht. Sein erster Abgang, den er nie vergessen hat war Häftling 43, der mit einer Schaufel seinen Arbeitgeber erschlagen hat. Alles läuft bestens für John – bis zu dem Tag an dem der am längsten im Knast sitzende Ryan Gómez, der nun endgültig hingerichtet werden soll, keinen Essens- sondern einen anderen ganz speziellen letzten Wunsch / Befehl äußert. Ab da heißt es dann sein Leben oder das von… Wem es da ans Leben gehen soll, das müsst ihr beim Lesen selbst heraus finden. Mir hat dieser zweite Roman von Karla Zárate in der Übersetzung von Daniel Müller sehr gut gefallen. Der Erzählstil ist leicht und locker, manchmal mit einer kleinen Portion Humor gespickt. John Guadelupe erzählt aus seinem Leben, ich lerne seine Familie kennen und seinen neuen Arbeitsplatz die Küche mit seinem Personal, 2 Männer und drei Frauen. Ich erfahre etwas über Anthropophage (Kannibalismus), kenne nun das Geheimnis der Küchenhilfe Tiwa (was ja nun keines mehr ist) und bin bei einer Predigt von Reverend Peter O´Neill aus Houston dabei. Witzig finde ich auch den Mäusestrategieratgeber, den John immer mit sich herum schleppt und aus dem ich immer wieder kleine schlaue Sprüche zu lesen bekomme, die gekonnt in den Text eingearbeitet sind. Ich lerne auch verschiedene Menschen kennen, die alle irgendwie mit der Haftanstalt verbandelt sind. Personalleiter Giovanni Bosco, der mit den Gefangenen Geschäfte macht; Direktor Brown, ehemaliger verdeckter Ermittler, der am liebsten Jack Daniel´s trinkt oder die aus der Schweiz stammende Kriminalpsychologin Dr. Rosemarie Baier, die sich der Resozialisierung der Täter verschrieben hat. Dank der Beschreibungen konnte sich mein Kopfkino ein gutes Bild von ihnen machen. Sehr interessant finde ich die Einblicke in den Tagesablauf hinter den Gefängnismauern, wo die Gefangenen nur mit einer Nummer oder ihrem Vergehen angesprochen werden. Das Thema Todesstrafe mit dem Für und Wider kommt auch immer wieder zur Sprache. Das ist ein Thema über das ich stundenlang diskutieren könnte. Eine tolle Geschichte, die ich wegen ihrer Vielseitigkeit und ihrer vielen Informationen ab der ersten Seite genossen habe und die von mir eine klare Leseempfehlung bekommt.

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