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Rezensionen zu
Das Ministerium für die Zukunft

Kim Stanley Robinson

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€ 18,00 [D] inkl. MwSt. | € 18,50 [A] | CHF 24,90* (* empf. VK-Preis)

Mit dem hochgelobten „Ministerium für die Zukunft“ habe ich mich an das für mich neue Genre Climate-Fiction gewagt. Der Roman zeichnet ein bedrückendes Bild von der nahen Zukunft, in der die Welt durch den Klimawandel von immer verheerenderen Katastrophen heimgesucht wird. Schonungslos zeigt bereits das erste Kapitel auf, wie hunderttausende Menschen durch eine Hitzewelle sterben können, wenn gleichzeitig der Strom ausfällt. Der ausländische Helfer Frank May überlebt, zieht in die Schweiz und schwört Rache an jenen zu üben, die er für verantwortlich hält. Gleichzeitig kämpft die Irin Mary Murphy als Vorsitzende des neu eingerichteten Ministeriums für die Zukunft mit diplomatischen Mitteln für ein Umdenken der Menschen und für ein schnelles Handeln gegen die Klimakrise. Die Kapitel des Buches werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt und unterscheiden sich in der Erzählweise stark. Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf Marys Versuchen einen Wandel herbeizuführen. Die Leser*innen begleiten sie bei Treffen mit den Chef*innen der großen Weltbanken, Sitzungen zu möglichen Handlungsmöglichkeiten aus dem Ministerium werden durch Mitschriften begleitet und einige Situationen aus ihrem Privatleben werden im Zuge der Gefahr, der sie sich in ihrer Position aussetzt, beleuchtet. Während Marys Passagen teils sehr politisch sind und durch Kapitel mit Erklärungen zum Markt, zum Geldwesen und menschlichen Verhaltensweisen gestützt werden, werden diese „trockeneren“ Kapitel immer wieder von solchen abgewechselt, in denen Katastrophen geschildert werden oder Personen beim Versuch begleitet werden Maßnahmen zur Umkehr der Klimakatastrophe umzusetzen. Diese sorgen dafür, dass der Roman stets auch packende Momente hat, in denen Einzelpersonen stärker im Fokus stehen. Gleichzeitig wird Frank dabei begleitet, wie er seine Wut auf die Politik und sein Trauma nach den Ereignissen in Indien verarbeitet. Frank und Mary besitzen sehr unterschiedliche Denkansätze, ihr Aufeinandertreffen birgt jedoch neue Chancen für beide. Während die erste Hälfte des Buches noch recht bedrückend und hoffnungslos wirkt, wird die Stimmung im Laufe des Buches optimistischer. Nach und nach werden erfolgreiche Maßnahmen aufgezeigt, Wege zum Schutz des Ökosystems beschrieben und die Botschaft vermittelt, dass die Welt noch zu retten ist wenn ein Umdenken und ein Wille für Veränderung da ist. Die Art und Weise, wie technologischer Fortschritt, Klimawandel, Menschlichkeit und Hoffnung zusammengeführt wurden, sodass der Roman inhaltlich komplex, politisch und technologisch, aber gleichzeitig auch spannend, lebendig und handlungsreich war konnte mich wirklich begeistern. Das Ministerium für die Zukunft ist ein Roman, den ich als unheimlich aktuell und wichtig empfunden habe und der zum Nachdenken anregt. Große Leseempfehlung! 5 Sterne.

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Was für ein Buch! Was für eine wilde Mischung! Was für eine heftige Dröhnung! Der renommierte amerikanische Science-Fiction-Autor legt mit seinem aktuellen Werk eine Stilmischung vor, die sich allen gängigen Zuordnungsrastern entzieht. Schon allein das lohnt eine nähere Betrachtung. Doch auch inhaltlich sprengt ROBINSON die Grenzen der üblichen Genres. Absolut bemerkenswert! Wir bewegen uns im Bereich der Nachhaltigkeit-Literatur. Die Grundbotschaft und das Ziel des Autors werden schnell klar: Die Menschheit muss es packen in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten. Und es wird komplex und extrem schwierig. Diese Botschaft wurde in den letzten Jahren schon sehr häufig zwischen zwei Buchrücken (bzw. in entsprechende digitale Formate) verpackt: in verschiedenste Sachbücher, in Romane, in Thriller, in Science-Fiction, in persönliche Reflexionen und Anekdoten. Gelegentlich wurde mit einer Mischung verschiedener Stilmittel gespielt. ROBINSON legt eine riesige Schippe drauf: Sein Buch handelt von zwei Hauptfiguren (ihren inneren Welten, Handlungen und Begegnungen); es liefert Informationen über den aktuellen Stand der Klimakatastrophe und dessen bevorstehenden Folgen; es spielt faktenreich und detailliert mögliche Eingriffe in die Biosphäre des Planeten durch („Geo-Engineering“); es entwirft ein denkbares Szenario für Öko-Terrorismus; es führt in differenzierter Form ein wirtschafts- und finanzpolitisches Alternativ-Modell vor; es schafft Zugang zu einer emotionalen Naturbetrachtung, es beinhaltet kurze philosophische Reflexions-Sequenzen… Dieses Buch ist gleichzeitig spannend, poetisch, psychologisch, lehrreich, fantasievoll – und zwischendurch nüchtern wie ein Volkswirtschafts-Seminar. ROBINSON liebt die Intensität: Wenn er einmal in die Antarktis führt, um dort den Gletscher-Drift zu bremsen – dann ist man auch eine Weile da: Man erfährt, wie kalt es ist, wie viele Pumpen man braucht, was das alles kostet. Wenn man sich auf die Logik des Finanzsystems einlässt und zusieht, wie eine neue Währung entsteht: dann bleiben einem die Einzelheiten nicht erspart. Die Welt braucht und will Gerechtigkeit – das Modell für die Umsetzung wird haarklein geliefert. Halbe Sachen mag der Autor nicht; nicht bei der Rettung des Planeten und nicht beim Schreiben! Man spürt das Motiv für diese leidenschaftliche Detailverliebtheit: Der Autor will nicht nur das breite Publikum unterhalten. Er will mit Sicherheit auch die Entscheider dieser Welt erreichen: Er spricht ihre Sprache, er kennt ihre innere Logik und will mit der Genauigkeit seiner Szenarien für ein beherztes Handeln werben. Gegenargumente sind schon eingepreist, Bedenken entkräftet. Extrem beeindruckend! Im Zentrum der strategischen Überlegungen steht dabei die Internationalität aller Bemühungen. Daher basiert das in Zürich angesiedelte Zukunftsministerium (deren Leiterin wir genauer kennenlernen) auf einem weltweiten Zusammenschluss. Weitsichtig wie der Autor nun mal ist, spielen die Chinesen eine besonders wichtige Rolle (und die Amis sind mal wieder die Nachzügler). Der beschriebene Prozess beginnt in der ganz nahen Zukunft (2024) und zieht sich bis in die Mitte des Jahrhunderts. Es beginnt mit einem Paukenschlag: Eine Hitzeperiode in Indien wird in aller Intensität und Dramatik aus Innensicht eines Beteiligten geschildert – kaum zum Aushalten. Der überlebende Berichterstatter wird zu einem der Protagonisten des Romans; seine psychischen Verletzungen lassen ihn dabei nie mehr los. Alles was folgt, ist letztlich eine Reaktion auf diesen dramatischen Weckruf. ROBINSON spielt durch, wie die Mühlen der internationalen Politik mahlen könnten – und wie viel Druck sie dafür von außen vielleicht bräuchten. Das „Ministerium für die Zukunft“ ist ein außerordentlich kreatives, kluges und anregendes Buch. Es erscheint aufgrund seiner Faktenorientierung fast als eine Art Blaupause für die potentiellen Entwicklungen der nächsten Jahrzehnte. Wer sich nicht scheut, dem Autor auch in feinste Verästelungen seiner Entwürfe zu folgen, hat für die nächsten Jahre einen Riesen-Fundus an Konzepten und Visionen

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