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Rezensionen zu
Altes Leid

Lea Stein

Die Ida-Rabe-Reihe (1)

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Hamburg 1947

Von: Ulrike Frey

06.11.2023

Hamburg 1947 Das Cover zeigt eine junge Fraumit lockigem Haar unter dem Uniformhut vor Hamburgs Trümmerlandschaft mitten in der Stadt. In großen roten Lettern lesen wir den Titel ALTES LEID unter dem Namen der Autorin Lea Stein und über der alten Schreibmaschine. Die neueingerichtete weibliche Polizei erhält nach nur kurzer Ausbildung die neue Mitarbeiterin Ida Rabe zur Anstellung bei der weiblichen Polizei in der Davidswache. Der Polizei zur Seite steht die britische Besatzungsmacht. Gemeinsam mit ihrer Kollegin streift sie durch das gebeutelte Hamburg. Sie sieht Bettler und verscheucht sie, stehlende Kinder nimmt sie mit auf die Wache und bringt sie später zu deren Eltern und natürlich hamstern auch viele Hamburger. Doch es gibt viel schlimmere Verbrechen, ein Monster geht offensichtlich um. Frauen werden vergewaltigt, z.T. werden sie ausgeschlachtet, nachdem sie "ausgewaidet"wurden. Ihre Vorgesetzten wollen sie zurückrufen, doch sie bleibt klammheimlich auf der Spur - und bringt sich in größte Gefahr! Lea Stein ist ein wunderbarer stimmiger Krimi, gemischt mit der Geschichte Hamburgs gelungen. Der Roman lässt sich toll lesen, auch wenn ich etwas länger dafür brauchte; es ist doch erschreckend, wie schwer das Leben nach dem Krieg war.

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Hamburg, 1947: Ida Rabe ist eine der ersten Mitarbeiterinnen der Weiblichen Polizei in Hamburg. Von den männlichen Kollegen belächelt, soll sie sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Heide um die Witwen und Waisen kümmern. Als Ida von einer brutalen Überfallserie erfährt, pfeift sie auf jegliche Konventionen. Und stößt nicht nur auf Ablehnung… „Altes Leid“ ist der Auftakt der Ida-Rabe-Reihe von Lea Stein und hat mir gut gefallen. Die Autorin erzählt ernst und gewissenhaft, verliert dabei aber nicht die Spannung aus den Augen. Als Leser:in begleitet man Ida Rabe in ihrem Alltag, der von Hunger, Verzweiflung, aber auch dem Wunsch nach einem Neuanfang geprägt ist. Ida ist beileibe kein einfacher Charakter. Ich mochte sie, fand aber so manche ihrer Aktionen undurchdacht und naiv. Ich rechne es Lea Stein hoch an, dass sie ihrem Krimi eine so vielschichtige und nicht durchweg sympathische Hauptfigur gegeben hat. Die Story ist spannend und teils ausschweifend erzählt. Lea Stein verwebt Details miteinander, bei denen ich erst im Laufe des Lesens rausfand, ob sie wichtig oder nebensächlich sind. Das Ende führt die losen Enden zusammen und war für mich logisch herbeigeführt. Eine klare Empfehlung für Fans von historischen Krimis!

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Hamburg, 1947. Nach wenigen Wochen Ausbildung tritt Ida Rabe als eine der ersten weiblichen Polizistinnen in Hamburg ihren Dienst an. Auf der Davidwache im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist sie alles andere als willkommen. Doch die Polizisten können sich gegen die Frauen im Polizeidienst nicht wehren: Sie kommen auf direkten Befehl der britischen Besatzungsmacht. So erzählt es Lea Stein in ihrem Roman – und so war das damals in Hamburg. Ida Rabe schert sich nicht um die Machos in Uniform. Sie kümmert sich um stehlende Kinder, Prostituierte und Geflüchtete. Bis im Umland die verstümmelte Leiche einer Frau auftaucht. Die Frau ist grausam vergewaltigt worden. Es ist nicht das erste Vergewaltigungsopfer, von dem Ida Rabe hört: Offenbar hat es da ein menschliches Monster auf Frauen abgesehen. Obwohl sie eigentlich nicht als Kriminalerin arbeiten darf, sondern nur als gewöhnliche Polizistin, beginnt Ida Rabe zu ermitteln. Und bringt sich damit selbst in Gefahr. In meinem 152. Buchtipp sage ich Ihnen diese Woche, warum sich die Lektüre des Romans nicht nur lohnt, weil der Plot so spannend ist. Nach dem zweiten Weltkrieg liegt die Stadt Hamburg in Trümmern. Zwar ist es nicht zu einer letzten Schlacht gekommen, die britische Armee hat die Stadt kampflos übernommen. Die jahrelangen Bombenangriffe der Alliierten haben aber dazu geführt, dass fast die Hälfte der Wohnungen zerstört ist. Ganze Stadtviertel besonders im Osten liegen in Trümmern. Trotzdem strömen Evakuierte aus dem Umland, Geflüchtete aus den deutschen Ostgebieten und entlassene Kriegsgefangene in die Stadt. Hunderttausende leben in Notunterkünften. Viele Menschen leiden Hunger. Es mangelt auch am Allernötigsten, an Kleidern, Schuhen, Möbeln. Strom, Gas und Kohle sind streng rationiert. Der Schwarzhandel blüht, vor allem am Grossneumarkt, am Goldbekplatz und an der Reeperbahn. Hier auf dem Kiez im Stadtteil St. Pauli an der Reeperbahn, Ecke Spielbudenplatz/Davidstrasse befindet sich die Davidwache. Im Buch von Lea Stein tritt in dieser Polizeiwache Ida Rabe am 1. Mai 1947 als uniformierte weibliche Polizistin ihren Dienst an. Gegen den Willen der deutschen Polizisten notabene. Denn dass Frauen Polizeidienst leisten, ist das Resultat einer Reorganisation der Polizei durch die britische Besatzungsmacht. Der lokale Polizeimeister hat dazu nichts zu sagen: Die weibliche Polizei ist in einer Dienststelle organisiert, die direkt dem Chef der Polizei untersteht. Ida Rabe freut sich riesig über ihre Stelle und sagt ihrem neuen Chef, Polizeimeister Hildesund, dass sie es nicht fassen kann, hier zu sein. «‹Als Polizistin.› ‹Ah.› Er kniff die Augen zusammen. Sein Blick, mit dem er sie nun musterte, war plötzlich hart. ‹Sie sollten sich nicht zu sehr daran gewöhnen. Die Zeiten könnten sich schneller ändern, als Sie vermuten.› ‹Und dann?›, sagte Ida lauter als beabsichtigt. ‹Was passiert Ihrer Meinung nach, wenn sich die Zeiten ändern, Polizeimeister Hildesund?› ‹Wenn die Briten weg sind, ist es auch mit den Damen in Uniform vorbei, das kann ich Ihnen versprechen. Frauen bei der Polizei …›, er sah aus, als habe er etwas Fauliges im Mund. ‹Das mag funktionieren, solange die Männer in Kriegsgefangenschaft sind. Aber wenn sie erst wieder zurück sind, wenn wieder Ruhe und Ordnung herrscht und alles beim Alten ist, dann wird es in allerlei Haushalten ein gewaltiges Donnerwetter geben.› Er setzte eine selbstzufriedene Miene auf. ‹Doch bilden Sie sich ruhig für eine Weile ein, hier auf Verbrecherjagd gehen zu können. Bald ziehen wir andere Saiten auf. Dann heisst es: zurück in Ihren Wirkungskreis, Beste, ins traute Heim zu Kindern und Kochtöpfen. Und lassen Sie uns hoffen, dass Ihnen Ihre Anmut bis dahin nicht restlos verloren gegangen ist.›» Nein, Frauen sind auf deutschen Polizeiposten nicht willkommen. Auch wenn sie 1.82 Meter gross sind wie Ida Rabe. Zusammen mit einer Kollegin bezieht sie im Keller ein Büro, das jeder Beschreibung spottet. Nicht einmal Schreibpapier stellen ihr die Kollegen zur Verfügung. Aber Ida lässt sich nicht abschieben. Sie wird hellhörig, als sie gleich mehrmals in Protokolleinträgen über beraubte Frauen in den Vierlanden auf Bemerkungen darüber stösst, dass die Frauen verstört wirkten. Die Vierlande, das ist ein Gebiet in der Elbmarsch, das bekannt ist für seine Landwirtschaft. Wenn die Frauen aus Hamburg in diesem Gebiet unterwegs sind, dann sind sie auf «Hamsterfahrt»: Weil es 1947 in Hamburg viel zu wenig Nahrungsmittel gibt, müssen sich die Menschen an die strenge Rationierung der Briten halten. Im Monat gibt es neun Kilogramm Brot – zu wenig, um satt zu werden. Ins Umland von Hamburg zu reisen und Lebensmittel aufzutreiben, ist streng verboten. Warum, weiss Ida Rabe nicht. Darauf angesprochen, sagt die britische Ausbildnerin, Miss Watson, in scharfem Ton: «Wir kontrollieren, weil dieses Volk einer Kontrolle bedarf.» Das lässt die Deutschen 1947 verstummen. Ida beschäftigt sich also mit den auffällig verstörten Frauen. Sie hat einen Verdacht und stellt auf eigene Faust Ermittlungen an. Schnell stellt sich heraus: Die Frauen sind in den Vierlanden brutal vergewaltigt worden, haben das der Polizei aber aus Angst nicht angezeigt. Die Polizei beginnt sich erst für das «Monster der Vierlande» zu interessieren, als eine Frau ermordet aufgefunden wird. Zusammen mit dem griechischstämmigen Gerichtsarzt Ares Konstantinos versucht Ida dem Monster nun auf die Spur zu kommen. Lea Stein erzählt eine spannende Geschichte mit einer ebenso eigenwilligen wie interessanten Hauptfigur: Ida Rabe gerät immer wieder in Schwierigkeiten, weil sie sich für Frauen, Kinder und Geflüchtete zu engagieren versucht. Mich hat an der Geschichte der sozialhistorische Kontext aber mindestens genauso interessiert wie der spannende Plot des Krimis. Und zwar aus zwei Gründen. Zum einen habe ich eine Lücke in meinem historischen Bewusstsein zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland bis 1945 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949. Die Notlage der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg war und ist mir nicht wirklich bewusst. Zum anderen kommt im Buch sehr gut die prekäre Stellung der Frauen zum Ausdruck. Wenn ich lese, was Ida Rabe sich als Polizistin anhören muss, gerade von Kollegen, dann schüttelt es mich. Und dabei reden wir nicht vom Mittelalter, sondern von einer Zeit, die jetzt 76 Jahre her ist. Ich habe «Altes Leid» deshalb nicht nur als Krimi gelesen, sondern auch als spannende Geschichtslektion, als Lektion einer Geschichte, die mir zu wenig bewusst war.

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"Altes Leid" ist der Auftaktband der neuen Ida-Rabe-Reihe von Lea Stein (einem Pseudonym der Autorin und Journalistin Kerstin Sgonina). Zwei Jahre sind nach Kriegsende vergangen. Die Menschen in Hamburg leiden Hunger, der Schwarzmarkt blüht. Nach ihrer Ausbildung zur Schutzpolizistin tritt Ida Rabe ihre erste Stelle in der Davidwache auf der Reeperbahn an. Doch sie und ihre neue Kollegin haben dort einen schweren Anfang. Abgeschoben in ein Kellerbüro, ein Vorgesetzter Polizeimeister Hildesund, der alles andere als begeistert von der neuen "Weiblichen Polizei" ist und die britische Superintendent Watson, die ein hartes Regiment als oberste Chefin führt. Zudem hat Ida Rabe eine Vergangenheit, die ihr in ihrer neuen Aufgabe als Polizistin gefährlich werden kann. Als sie auf eine grausame Serie von Vergewaltigungen stößt, ist ihr Ermittlerinstinkt geweckt. Und dann wird auch noch eine bestialisch entstellte Frauenleiche im Hamburger Umland entdeckt. Entgegen ihrer eigentlichen Aufgabe als Schutzpolizistin und entgegen den Willen ihres Vorgesetzten beginnt sie mit der Spurensuche. Mit sehr viel Zeitkolorit der schweren Nachkriegsjahre in Hamburg lässt die Autorin ihre Protagonistin in einem Umfeld agieren, die damals noch sehr männerdominiert war und wo man Frauen mehr als "Heimchen am Herd" anstatt als vollwertige Kollegen ansah. So agiert Ida Rabe teils als sehr starke Persönlichkeit, die sich immer wieder über Anweisungen hinwegsetzt, aber teilweise auch als Frau, die von ihren Gefühlen und Ängsten geleitet wird. Dieser Kriminalroman beginnt anfangs länger mehr als Roman, konzentriert sich auf die Protagonistin und ihre Einführung in ihre Rolle. Erst nach und nach entwickelt sich der Krimi und die Spannungskurve steigt dadurch dann merklich an. "Altes Leid" ist ein solider Auftaktband dieser neuen Reihe, bei dem man anfangs ein wenig langen Atem benötigt, der aber mit zunehmender Story fesselnder wird und mit einem spannenden Ende aufwartet.

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„Altes Leid“ ist der Beginn einer neuen Krimi-Reihe um eine Angehörige der weiblichen Polizei - einer neuen Polizei-Einheit im Hamburg der Nachkriegszeit. Ida Rabe hat sich mit viel Einsatz, Fleiß und Durchhaltevermögen einen Platz in dieser Einheit gesichert und ist fest gewillt, diesen auch zu behalten. Denn ein festes Einkommen ist unheimlich viel wert in diesen Zeiten, als viele Städter auf Land „hamstern“ fahren mussten. Ich selbst habe von meiner Großmutter erzählt bekommen, wie es war, als die Städter nach dem Krieg in Scharen aus dem Zug fielen und wie eine Mückenplage über die Dörfer der Umgebung herfielen. Sie wollten Kartoffeln, Möhren, Obst - alles was man irgendwie zu Essen verarbeiten konnte und brachten dafür Silberbesteck, Schmuck oder Handwerksarbeiten mit. Diese Hamsterfahrten spielen auch in diesem Buch eine große Rolle und ich war ehrlich entsetzt, als ich hörte, wie die Polizei mit den verzweifelten, hungrigen Menschen umgegangen ist, wenn sie erwischt wurden. Denn „hamstern“ war verboten. Es gibt eine Szene in „Altes Leid“, in der Ida als Neu-Polizistin gegen ihre Überzeugung arbeiten und auf dem Bahnhof Hamsterer dingfest machen muss. Diese ist mir aus dem Buch besonders in Erinnerung geblieben und wird wohl lange in meinem Kopf bleiben. Das ist aber auch schon die Krux mit dem Buch, denn so gut mir die Schilderungen des Alltagslebens gefallen haben, habe ich doch recht wenig an dem Fortgang des Falls gehangen, den Ida hier verfolgt. Ein Serien-Vergewaltiger geht um in Hamburgs Umgebung und nach und nach fallen ihm scheinbar eine ganze Reihe von Frauen zum Opfer. Mitunter war ich etwas verwirrt davon, welche Frau nun welche Geschichte hatte, welche Verletzungen, welches Schicksal. Vielleicht lässt sich das beim Lesen (statt Hören) besser nachvollziehen, aber ich habe dadurch nicht so mitgefiebert wie mitunter bei anderen (historischen) Krimis. Dennoch fand ich das Buch sehr interessant - wie schon erwähnt hauptsächlich wegen der bewegenden Schilderungen des Alltagslebens. Das machte für mich hauptsächlich den Wert des Buches für mich aus. 3,5 Sterne für einen soliden, aber noch ausbaufähigen Reihenauftakt!

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Altes Leid von Lea Stein erschienen bei Heyne Zum Inhalt Hamburg, 1947. Nach nur wenigen Wochen Ausbildung tritt Ida Rabe ihre erste Stelle als Polizistin an. Mitten auf St. Pauli, in der Davidwache, soll sie die neu gegründete Weibliche Polizei verstärken. Und schon bald bekommt sie viel zu tun: Im nachkriegszerbombten Hamburg trifft man das Elend an jeder Ecke – in Form von Bettlern, Prostituierten und stehlenden Kindern. Als eine Frau im Umland tot aufgefunden wird, grausam verstümmelt und mit aufgeschnittenem Unterleib, scheint sich niemand besonders für den Fall zu interessieren. Doch Ida, deren eigene dunkle Vergangenheit mit der Unterwelt Hamburgs verschlungen ist, macht sich auf die Suche nach dem Täter. Bald ist klar: In Hamburg geht ein Monster um. Und um es zu fassen, muss Ida ihm gefährlich nahe kommen ... (Quelle: Verlag) Zum Buch Das Cover dieses Krimis passt genau zu der angegebenen Zeit und ist recht schlicht gehalten. Man sieht einzig Protagonistin Ida Rabe vor dem Hintergrund Hamburgs. Erzählt wird die Story in der ersten und dritten Person, was ich interessant fand. In der Klappenbroschur befindet sich außerdem noch eine Karte von Hamburg 1947. Ida Rabe hat es als weibliche Polizisten in der Nachkriegszeit nicht leicht. Sie ist eine der wenigen Frauen, die in diesem Beruf arbeiten und die Ablehnung der Männer spürt man selbst als Leser ganz deutlich. Doch Ida ist zielstrebig und hatte in den letzten Jahren auch kein leichtes Leben. Worum es genau geht, erfährt der Leser stückchenweise. Ihre Art gefiel mir auf der einen Seite sehr gut, zeigt sie doch in gewissen Situationen eine große Portion Herz. Auf der anderen Seite fand ich sie ein wenig penetrant und ihre Vorgehensweise der Situation nicht angepasst. Der Rechtsmediziner Ares Konstantinos gefiel mir wirklich gut. Er hat keine Vorurteile gegenüber einer Frau im Polizeidienst und macht seine Arbeit gut. Der Einblick war zwar nur klein, aber alles in dem Zusammenhang finde ich wahnsinnig interessant. Idas Kollegin Heide Brasch war auf den ersten Blick nicht mein Fall. Von ihr erhält Ida keine Unterstützung in ihrem Vorgehen, sondern wird eher bei der Vorgesetzten angeschwärzt. Unter Kollegialität verstehe ich persönlich etwas anderes … Lea Stein hat mir tolle Lesestunden mit dem ersten Fall von Ida Rabe beschert. Sie hat authentische Figuren und eine sehr realistische Umgebung erschaffen. Die Nachkriegszeit in Deutschland fühlte sich für mich beim Lesen bald genauso schlimm an, wie eine Geschichte während des Krieges. Überall sind Ruinen zu finden, die Leute kommen schlecht oder gar nicht auf die Beine und der Hunger muss übermächtig gewesen sein … Die zum Teil unglaublichen Ansichten, die gerade die Herren der Schöpfung in diesem Buch von sich geben, waren wirklich allerliebst. Hier wird von den Schwachen in der Gesellschaft geredet und geurteilt, da konnte ich nur noch mit dem Kopf schütteln! Dazu passend habe ich mal ein Zitat herausgesucht, das den Nagel auf den Kopf trifft. Auch, was den vorliegenden Fall betrifft, sträubten sich mir die Nackenhaare bei so viel geradezu dummen Aussagen in meinen Augen. Wenn ihr das Buch lest, werdet ihr verstehen, was ich anspreche. Der eingebaute norddeutsche Slang wurde von der Autorin gut getroffen und wirkte nicht übertrieben. Die Kapitel sind oft relativ lang gehalten, was mir persönlich nicht so gut gefiel. Insgesamt mochte ich das Buch aber und ich werde auf jeden Fall Band 2 zur Hand nehmen. Im ganzen Land waren es diese vermeintlich Schwachen, die Schutt schleppten, die die Männer, die ohne Beine von der Front zurückgekehrt waren, aufpäppelten und ernährten. Die Kinder wurden in der Zwischenzeit ohne Hilfe groß. Seite 92 Die Reihe Altes Leid Band 2? Zum Autor Lea Stein ist das Pseudonym der Autorin und Journalistin Kerstin Sgonina, die bereits mehrere Romane veröffentlichte. Als sie mit 18 nach Hamburg zog, verliebte sie sich sofort in die Stadt. Nach dem Abitur schlug sie sich auf der Reeperbahn als Türsteherin und Barfrau durch. Heute lebt sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Brandenburg. „Altes Leid“ ist ihr erster Kriminalroman und der Auftakt der Reihe um Polizistin Ida Rabe. WERBUNG Nachfolgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung: 448 Seiten ISBN 978-3-453-42606-1 Preis: 16 Euro erschienen bei https://www.penguinrandomhouse.de/Verlag/Heyne/30000.rhd Leseprobe https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Altes-Leid/Lea-Stein/Heyne/e592457.rhd © Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!

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Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, aber die Auswirkungen des Hungerwinters sind auch in Hamburg noch deutlich zu spüren. Nahrungsmittel sind knapp, und wer noch etwas zum Eintauschen hat, fährt zu den Bauern ins Umland und versucht dort sein Glück. Viele Männer sind noch in Gefangenschaft, nicht aus dem Krieg heimgekehrt, und so bleibt es meist an den Frauen hängen, die Hamsterfahrten zu übernehmen. Im Mai 1947 treten Ida Rabe und Heide Brasch als erste Frauen ihren Dienst in dem Revier Davidwache auf St. Pauli an. Weibliche Polizisten? Ein Novum, das die britischen Besatzer eingeführt haben. Von Vorgesetzten und Kollegen misstrauisch beäugt, verbannt man sie in einen Abstellraum im Keller, wo sie sich um das Dienstbuch kümmern und Schreibarbeiten übernehmen sollen. Keine befriedigende Beschäftigung für Ida. Bei den Anzeigen im Dienstbuch stößt sie auf kurze Randbemerkungen eines Kollegen, die den Gemütszustand der Frauen dokumentieren, die bestohlen worden sind und wird hellhörig, kursiert doch das Gerücht, dass ein Vergewaltiger in der Gegend von Vierlande sein Unwesen treibt. Gegen jede Vernunft und ohne Autorisierung beginnt sie, auf eigene Faust zu ermitteln. Sie vertraut ihrem Instinkt, aber sämtlich Versuche, die Erlaubnis und Unterstützung ihrer Vorgesetzten einzuholen, scheitern. Dennoch lässt sie sich nicht beirren, selbst auf die Gefahr hin, dass sie durch ihr eigenmächtiges Handeln ihre Arbeitsstelle verlieren könnte. „Altes Leid“ ist der Auftakt einer Reihe, in deren Mittelpunkt die uniformierte Polizistin Ida Rabe stellvertretend für die Frauen steht, die in dieser Männerdomäne um ihren Platz kämpfen. Gleichzeitig wirft dieser Kriminalroman aber auch einen entlarvenden Blick auf eine Nachkriegsgesellschaft, die sich im Wandel befindet. Viele Frauen sind nicht mehr bereit, sich damit zufrieden zu geben, was ihnen von den Männern zugestanden wird. Sie suchen nach ihren eigenen Wegen, haben sie doch während der Kriegsjahre Stärke bewiesen und die Gesellschaft am Laufen gehalten. Ein historischer Kriminalroman zeichnet sich durchgründliche Recherchearbeit aus, die durch stimmige Beschreibungen die atmosphärischen Besonderheiten dieses Zeitabschnitts aufzeigt. Das ist der Autorin hier sehr gut gelungen, und auch die Einbettung des spannenden Kriminalfalls lässt durch seine Vielschichtigkeit nichts zu wünschen übrig. Allerdings hätte ich mir mehr Informationen zu der Vergangenheit der Protagonistin gewünscht. Diese werden zwar hier und da häppchenweise in Nebensätzen eingestreut, reichen aber bei weitem nicht aus, um sich ein umfassendes Bild von Ida Rabe zu machen. Offenbar sollen/müssen wir uns gedulden und darauf hoffen, dass unser Informationsbedürfnis in den nachfolgenden Bänden, die ich mit Sicherheit lesen werde, befriedigt wird.

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Polizistin Nr. 1

Von: wal.li

22.01.2023

Im Jahr 1947 soll unter der Britischen Besatzung in Hamburg eine Einheit aus weiblichen Polizistinnen einen Teil der Aufgaben übernehmen. Ida Rabe ist eine der Ersten, die im Mai 1947 ihren Dienst antritt. Nur oberflächlich ausgebildet dienen sie und ihre Kollegin Heide Brasch eher als Alibi. In einem Kellerraum sind sie eher zur Untätigkeit verdammt. Da hat die Davidswache aber nicht mit Ida Rabe gerechnet. Aus den Eintragungen im Dienstbuch entnimmt sie, dass einigen jungen Frauen Schlimmes widerfahren ist, obwohl diese das nicht direkt angezeigt haben. Eigenmächtig beginnt Ida zu ermitteln. Sie muss weiteres Leid verhindern. So kurz nach dem zweiten Weltkrieg ist es zwar langsam soweit, dass sich das Leben wieder ordnet. Doch von normal kann noch lange keine Rede sein. Noch immer gibt es nicht einmal genug zu essen für alle. Auch Ida Rabe kann nicht behaupten, dass sie noch weiß, was es heißt satt zu sein. Immerhin hat sie ein Dach über dem Kopf und ihren energischen Geist, mit dem sie unbedingt dazu beitragen will, den Frauen in Gefahr zu helfen. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn von den männlichen Polizisten werden weder sie noch ihre Kollegin für voll genommen. Und dass sich jemand an Frauen vergreift? Aus Sicht der Männer eher unwahrscheinlich. Gleich zu Beginn ihrer Karriere bringt Ida Rabe frischen Wind in die Räume der Davidswache. Sie hatte es nicht immer leicht, doch nun will sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Und sie hat ein Gespür für die Frauen und auch dafür, dass da überhaupt ein Fall ist. Fast ist es unausweichlich, dass sie ihre Kompetenzen überschreitet, doch immer hat sie einen guten Grund. Ida Rabe ist vielleicht etwas forscher als ihre Position erlaubt, doch die Ergebnisse ihrer Gedanken und Ermittlungen geben ihr meist recht. Sie ist eine überzeugende neue Ermittlerin, die aus einer Reihe weiblicher Polizistinnen durch ihre Energie und Vielschichtigkeit heraussticht. Beeindruckend sind auch die Schilderungen der Stellung der Frau in Beruf und Gesellschaft so kurz nach dem Krieg. Eigentlich halten sie alles am Laufen und sollen doch zurück an den Herd, wenn die Männer, die noch oder wieder da sind, an ihre angestammten Positionen streben. Das und auch die Darstellung der schlechten Ernährungslage wirken sehr eindringlich und lassen den Gedanken aufkommen, dass früher doch nicht alles besser war und man froh sein kann, dass man heute lebt. Ein packender historischer Kriminalroman, in dem die Schuld realistisch dargestellt ist, der aber auch von Neuanfang berichtet und von der Hoffnung auf eine bessere Zeit.

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