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Rezensionen zu
Altes Leid

Lea Stein

Die Ida-Rabe-Reihe (1)

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Hamburg 1947

Von: Ulrike Frey

06.11.2023

Hamburg 1947 Das Cover zeigt eine junge Fraumit lockigem Haar unter dem Uniformhut vor Hamburgs Trümmerlandschaft mitten in der Stadt. In großen roten Lettern lesen wir den Titel ALTES LEID unter dem Namen der Autorin Lea Stein und über der alten Schreibmaschine. Die neueingerichtete weibliche Polizei erhält nach nur kurzer Ausbildung die neue Mitarbeiterin Ida Rabe zur Anstellung bei der weiblichen Polizei in der Davidswache. Der Polizei zur Seite steht die britische Besatzungsmacht. Gemeinsam mit ihrer Kollegin streift sie durch das gebeutelte Hamburg. Sie sieht Bettler und verscheucht sie, stehlende Kinder nimmt sie mit auf die Wache und bringt sie später zu deren Eltern und natürlich hamstern auch viele Hamburger. Doch es gibt viel schlimmere Verbrechen, ein Monster geht offensichtlich um. Frauen werden vergewaltigt, z.T. werden sie ausgeschlachtet, nachdem sie "ausgewaidet"wurden. Ihre Vorgesetzten wollen sie zurückrufen, doch sie bleibt klammheimlich auf der Spur - und bringt sich in größte Gefahr! Lea Stein ist ein wunderbarer stimmiger Krimi, gemischt mit der Geschichte Hamburgs gelungen. Der Roman lässt sich toll lesen, auch wenn ich etwas länger dafür brauchte; es ist doch erschreckend, wie schwer das Leben nach dem Krieg war.

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Zu dem Buch habe ich aus mehreren Gründen gegriffen. Es ist ein neuer Reihenauftakt, es spielt in Hamburg und es handelt sich um eine junge Frau, die als eine der ersten Polizistinnen in der Nachkriegszeit auftaucht. Für mich drei wichtige Gründe, in dieses Buch hinein zu lesen. Kommt noch der Klappentext hinzu, aus dem hervor geht, das es sich um einen Serientäter handelt, der im Umland von Hamburg Frauen vergewaltigt und ausraubt. Keine einfache Kost, aber ich hatte so sehr Lust auf die Story. Hamburg 1947. Ida Rabe tritt nach einer recht kurzen Ausbildungszeit ihren Dienst auf St.Pauli in der Davidwache an. Gemeinsam mit einer weiteren Polizistin sollen sie Ansprechpartner für Frauen und Kinder sein. Als weibliche Polizei stoßen sie allerdings immer wieder auf Ablehnung, auch seitens ihrer männlichen Kollegen. Doch Ida versucht sich nichts anmerken zu lassen und versucht ihren neuen Job so gut wie möglich zu machen. Sie muss allerdings auch mit anderen Dingen kämpfen: Papiermangel, ständiger Hunger und überhaupt Mangel an allem. Als sie Berichte über Frauen durchschaut, die im Umland von Hamburg ausgeraubt wurden, stößt sie auf viel mehr und auf eine viel größere Sache. Sie geht dem ganzen nach und kommt in einen Strudel, wo sie sich auch ihrer Vergangenheit stellen muss, vor der sie eigentlich weg wollte. Der geschilderte Fall ist sehr gut und komplex. Als Ida einmal anfängt zu ermitteln (was eigentlich gar nicht ihre Aufgabe ist und dafür auch immer wieder Probleme mit ihrer britischen Vorgesetzten bekommt), kommt sie recht schnell dahinter, dass es um viel mehr, als nur einem Raub geht. Ich fand das sehr gut und es war wirklich gut geschrieben. Bis zum Schluss war auch ich in manchen Punkten unschlüssig. Andere taten sich in einer kleinen Nebenstory früh auf und als Leser wusste man schon ein bisschen mehr, als die Polizei. Aber nicht nur die Story fand ich sehr gut, auch die Protagonisten. Ida Rabe und ihre Kollegin Heide waren klasse, auch wenn man das bei Heide erst später merkte. Der Gerichtsmediziner Ares hat mir auch super gut gefallen und in ihm hatte Ida endlich einen männlichen Kollegen, der sie ernst nahm. Alle anderen haben sie nur belächelt, wenn sie mit ihren Thesen zu ihnen kam. Eine Frau die ermittelt, oh nein, ihr kann man den Verstand doch absprechen! Gut, dass sich die Zeiten seither sehr geändert haben. Auch den geschichtlichen Teil, nämlich Hamburg in der Nachkriegszeit und wie abhängig auch die Menschen da von den Briten waren, fand ich sehr gut, denn dies wurde ja zu meiner Zeit im Geschichtsunterricht nicht wirklich gelehrt. Ich bin damit aufgewachsen, dass es den Menschen in der britischen Zone viel besser ging, aber sie hatten ebenfalls mit unwahrscheinlicher Armut und Hunger zu kämpfen. Es ist schlimm, wenn man das alles so liest. Auf jeden Fall ein sehr guter Reihgenauftakt und ich bin schon total gespannt, auf den nächsten Band. Dieser wurde auch bereits unter dem Titel „Alte Schuld“ für Januar 2024 angekündig. Dieser spielt 1948 zur Währungsreform und macht mich auch schon sehr neugierig!

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Hamburg, 1947: Ida Rabe ist eine der ersten Mitarbeiterinnen der Weiblichen Polizei in Hamburg. Von den männlichen Kollegen belächelt, soll sie sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Heide um die Witwen und Waisen kümmern. Als Ida von einer brutalen Überfallserie erfährt, pfeift sie auf jegliche Konventionen. Und stößt nicht nur auf Ablehnung… „Altes Leid“ ist der Auftakt der Ida-Rabe-Reihe von Lea Stein und hat mir gut gefallen. Die Autorin erzählt ernst und gewissenhaft, verliert dabei aber nicht die Spannung aus den Augen. Als Leser:in begleitet man Ida Rabe in ihrem Alltag, der von Hunger, Verzweiflung, aber auch dem Wunsch nach einem Neuanfang geprägt ist. Ida ist beileibe kein einfacher Charakter. Ich mochte sie, fand aber so manche ihrer Aktionen undurchdacht und naiv. Ich rechne es Lea Stein hoch an, dass sie ihrem Krimi eine so vielschichtige und nicht durchweg sympathische Hauptfigur gegeben hat. Die Story ist spannend und teils ausschweifend erzählt. Lea Stein verwebt Details miteinander, bei denen ich erst im Laufe des Lesens rausfand, ob sie wichtig oder nebensächlich sind. Das Ende führt die losen Enden zusammen und war für mich logisch herbeigeführt. Eine klare Empfehlung für Fans von historischen Krimis!

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Starker Reihenauftakt

Von: Wolfhound

10.05.2023

Hamburg in der Nachkriegzeit. Als solches ja schon ein Buch wert. Aber dann noch gepaart mit einem Kriminalfall und einer weiblichen Ermittlerin. Das kann nur gut werden, dachte ich. Und ich hatte Recht. Dieses Buch hat mich wirklich begeistert. Ich mochte das Setting sehr und auch, dass gezeigt wird, wie es wirklich war inklusive Hunger, Verzweiflung, britischem Diktat etc. Der geschilderte Fall war sehr interessant, fast unglaublich und gerade deshalb so vorstellbar. Wir erleben die, sagen wir mal, doch noch sehr rudimentäre Polizeiarbeit der Nachkriegszeit mit, genauso werden wir kurz in Hamburgs Unterwelt entführt. Alles finde ich extrem spannend, da ich darüber noch nicht ganz so viel gelesen habe und weiß. Die Figuren, allen voran Ida Rabe, mochte ich unglaublich gerne und schon in diesem ersten Teil der Reihe konnte man Entwicklungen in den Persönlichkeiten der Charaktere gut mitverfolgen. Der Schreibstil von Lea Stein gefällt mir auch sehr. Angenehm und flüssig zu lesen und sie schafft es auch sehr gut, Atmosphäre zu erschaffen. Natürlich wird noch nicht alles über Ida Rabe verraten, umso größer ist die Vorfreude auf den nächsten Band, auch wenn es noch etwas dauert (Januar 2024)

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Hamburg, 1947. Nach wenigen Wochen Ausbildung tritt Ida Rabe als eine der ersten weiblichen Polizistinnen in Hamburg ihren Dienst an. Auf der Davidwache im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist sie alles andere als willkommen. Doch die Polizisten können sich gegen die Frauen im Polizeidienst nicht wehren: Sie kommen auf direkten Befehl der britischen Besatzungsmacht. So erzählt es Lea Stein in ihrem Roman – und so war das damals in Hamburg. Ida Rabe schert sich nicht um die Machos in Uniform. Sie kümmert sich um stehlende Kinder, Prostituierte und Geflüchtete. Bis im Umland die verstümmelte Leiche einer Frau auftaucht. Die Frau ist grausam vergewaltigt worden. Es ist nicht das erste Vergewaltigungsopfer, von dem Ida Rabe hört: Offenbar hat es da ein menschliches Monster auf Frauen abgesehen. Obwohl sie eigentlich nicht als Kriminalerin arbeiten darf, sondern nur als gewöhnliche Polizistin, beginnt Ida Rabe zu ermitteln. Und bringt sich damit selbst in Gefahr. In meinem 152. Buchtipp sage ich Ihnen diese Woche, warum sich die Lektüre des Romans nicht nur lohnt, weil der Plot so spannend ist. Nach dem zweiten Weltkrieg liegt die Stadt Hamburg in Trümmern. Zwar ist es nicht zu einer letzten Schlacht gekommen, die britische Armee hat die Stadt kampflos übernommen. Die jahrelangen Bombenangriffe der Alliierten haben aber dazu geführt, dass fast die Hälfte der Wohnungen zerstört ist. Ganze Stadtviertel besonders im Osten liegen in Trümmern. Trotzdem strömen Evakuierte aus dem Umland, Geflüchtete aus den deutschen Ostgebieten und entlassene Kriegsgefangene in die Stadt. Hunderttausende leben in Notunterkünften. Viele Menschen leiden Hunger. Es mangelt auch am Allernötigsten, an Kleidern, Schuhen, Möbeln. Strom, Gas und Kohle sind streng rationiert. Der Schwarzhandel blüht, vor allem am Grossneumarkt, am Goldbekplatz und an der Reeperbahn. Hier auf dem Kiez im Stadtteil St. Pauli an der Reeperbahn, Ecke Spielbudenplatz/Davidstrasse befindet sich die Davidwache. Im Buch von Lea Stein tritt in dieser Polizeiwache Ida Rabe am 1. Mai 1947 als uniformierte weibliche Polizistin ihren Dienst an. Gegen den Willen der deutschen Polizisten notabene. Denn dass Frauen Polizeidienst leisten, ist das Resultat einer Reorganisation der Polizei durch die britische Besatzungsmacht. Der lokale Polizeimeister hat dazu nichts zu sagen: Die weibliche Polizei ist in einer Dienststelle organisiert, die direkt dem Chef der Polizei untersteht. Ida Rabe freut sich riesig über ihre Stelle und sagt ihrem neuen Chef, Polizeimeister Hildesund, dass sie es nicht fassen kann, hier zu sein. «‹Als Polizistin.› ‹Ah.› Er kniff die Augen zusammen. Sein Blick, mit dem er sie nun musterte, war plötzlich hart. ‹Sie sollten sich nicht zu sehr daran gewöhnen. Die Zeiten könnten sich schneller ändern, als Sie vermuten.› ‹Und dann?›, sagte Ida lauter als beabsichtigt. ‹Was passiert Ihrer Meinung nach, wenn sich die Zeiten ändern, Polizeimeister Hildesund?› ‹Wenn die Briten weg sind, ist es auch mit den Damen in Uniform vorbei, das kann ich Ihnen versprechen. Frauen bei der Polizei …›, er sah aus, als habe er etwas Fauliges im Mund. ‹Das mag funktionieren, solange die Männer in Kriegsgefangenschaft sind. Aber wenn sie erst wieder zurück sind, wenn wieder Ruhe und Ordnung herrscht und alles beim Alten ist, dann wird es in allerlei Haushalten ein gewaltiges Donnerwetter geben.› Er setzte eine selbstzufriedene Miene auf. ‹Doch bilden Sie sich ruhig für eine Weile ein, hier auf Verbrecherjagd gehen zu können. Bald ziehen wir andere Saiten auf. Dann heisst es: zurück in Ihren Wirkungskreis, Beste, ins traute Heim zu Kindern und Kochtöpfen. Und lassen Sie uns hoffen, dass Ihnen Ihre Anmut bis dahin nicht restlos verloren gegangen ist.›» Nein, Frauen sind auf deutschen Polizeiposten nicht willkommen. Auch wenn sie 1.82 Meter gross sind wie Ida Rabe. Zusammen mit einer Kollegin bezieht sie im Keller ein Büro, das jeder Beschreibung spottet. Nicht einmal Schreibpapier stellen ihr die Kollegen zur Verfügung. Aber Ida lässt sich nicht abschieben. Sie wird hellhörig, als sie gleich mehrmals in Protokolleinträgen über beraubte Frauen in den Vierlanden auf Bemerkungen darüber stösst, dass die Frauen verstört wirkten. Die Vierlande, das ist ein Gebiet in der Elbmarsch, das bekannt ist für seine Landwirtschaft. Wenn die Frauen aus Hamburg in diesem Gebiet unterwegs sind, dann sind sie auf «Hamsterfahrt»: Weil es 1947 in Hamburg viel zu wenig Nahrungsmittel gibt, müssen sich die Menschen an die strenge Rationierung der Briten halten. Im Monat gibt es neun Kilogramm Brot – zu wenig, um satt zu werden. Ins Umland von Hamburg zu reisen und Lebensmittel aufzutreiben, ist streng verboten. Warum, weiss Ida Rabe nicht. Darauf angesprochen, sagt die britische Ausbildnerin, Miss Watson, in scharfem Ton: «Wir kontrollieren, weil dieses Volk einer Kontrolle bedarf.» Das lässt die Deutschen 1947 verstummen. Ida beschäftigt sich also mit den auffällig verstörten Frauen. Sie hat einen Verdacht und stellt auf eigene Faust Ermittlungen an. Schnell stellt sich heraus: Die Frauen sind in den Vierlanden brutal vergewaltigt worden, haben das der Polizei aber aus Angst nicht angezeigt. Die Polizei beginnt sich erst für das «Monster der Vierlande» zu interessieren, als eine Frau ermordet aufgefunden wird. Zusammen mit dem griechischstämmigen Gerichtsarzt Ares Konstantinos versucht Ida dem Monster nun auf die Spur zu kommen. Lea Stein erzählt eine spannende Geschichte mit einer ebenso eigenwilligen wie interessanten Hauptfigur: Ida Rabe gerät immer wieder in Schwierigkeiten, weil sie sich für Frauen, Kinder und Geflüchtete zu engagieren versucht. Mich hat an der Geschichte der sozialhistorische Kontext aber mindestens genauso interessiert wie der spannende Plot des Krimis. Und zwar aus zwei Gründen. Zum einen habe ich eine Lücke in meinem historischen Bewusstsein zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland bis 1945 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949. Die Notlage der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg war und ist mir nicht wirklich bewusst. Zum anderen kommt im Buch sehr gut die prekäre Stellung der Frauen zum Ausdruck. Wenn ich lese, was Ida Rabe sich als Polizistin anhören muss, gerade von Kollegen, dann schüttelt es mich. Und dabei reden wir nicht vom Mittelalter, sondern von einer Zeit, die jetzt 76 Jahre her ist. Ich habe «Altes Leid» deshalb nicht nur als Krimi gelesen, sondern auch als spannende Geschichtslektion, als Lektion einer Geschichte, die mir zu wenig bewusst war.

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Altes Leid von Lea Stein ist der Auftakt einer Reihe mit der Ermittlerin Ida Rabe. Und dieser Auftakt ist für meinen Geschmack absolut gelungen. Ich hätte sofort den nächsten Band in die Hand nehmen mögen. Wer meine Rezensionen öfter liest, weiß, dass ich Bücher über starke Frauen, die ihrer Zeit voraus waren, sehr gerne mag. Frauen, die ihren Weg gehen und sich nicht daran stören, was andere zu ihrem Verhalten sagen. Deshalb ist Altes Leid von Lea Stein für mich ein absoluter Volltreffer. Ein spannender Krimi im historischen Umfeld der 50er Jahre. Lest selbst.

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Vor kurzem habe ich den historischen Roman "Elbleuchten" gelesen und habe mich damit bereits aus meiner Komfortzone heraus gewagt. Daher freute ich mich darauf, mich mit "Altes Leid" erneut auf eine literarische Reise in die Vergangenheit der Hansestadt zu begeben. Zeitlich spielt "Altes Leid" jedoch einige Jahrzehnte später, kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Weitere Gemeinsamkeiten sind die starken Frauen als Protagonisten, wenngleich die Lebensumstände sehr unterschiedlich sind. Doch nun mehr zu Lea Steins Kriminalroman mit Ida Rabe als Hauptfigur. Es handelt sich um den ersten Band einer Kriminalromanreihe. Das Cover finde ich schlicht aber ansprechend und sehr passend für einen historischen Kriminalroman. Wir begleiten Ida Rabe bei ihren ersten Tagen auf der Wache in St. Pauli bei der weiblichen Polizei. Sie beginnt zu ermitteln und findet sich sehr rasch mitten in einem Kriminalfall wieder. Eigentlich nicht ihr Aufgabengebiet, beißt sie sich doch sehr fest in dem Fall und ermittelt viel auf eigene Faust. Leider habe ich sehr lange gebraucht um so richtig mit dem Roman, den Hauptfiguren und auch mit dem Fall warm zu werden. Erst nachdem ich ca. die Hälfte der 448 Seiten gelesen hatte, konnte mich auch die Story fesseln und ich wurde langsam warm mit Ida Rabe. Nachdem ich den Roman nun beendet habe, kann ich mir jedoch vorstellen, auch den zweiten Band der Reihe (nach Erscheinen) zu lesen. Bei einer Krimireihe, wird man oft ja auch erst so nach und nach mit den Protagonisten warm und erfährt auch mehr aus dem Privatleben und der Vergangenheit, denn das fehlte mir im ersten Band der Ida-Rabe Reihe etwas. Gegen Ende hätte ich aber gerne noch mehr erfahren. Die Stimmung der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurde anschaulich beschrieben und man konnte sich gut hineinversetzen. Emotionen was die Figuren betrifft, kamen bei mir nicht wirklich an, es sei aber erwähnt, dass es sich nun mal um einen Kriminalroman handelt, und nicht um einen Liebesroman. Ab der zweiten Hälfte hat mich der Roman sehr gut unterhalten und ich habe mit Ida Rabe mit gerätselt und mit gefiebert. Die Protagonistin bleibt mir aber am Anfang leider etwas zu blass und die Story packte mich nicht gleich, bleibt man jedoch dran ist die Auflösung am Ende schlüssig und der "Showdown" sehr spannend.

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(CN: v. a. Vergew*ltigung, Frauenfeindlichkeit, Abtreibung) INHALT: Hamburg, 1947: Ida Rabe tritt ihre Arbeit als frisch ausgebildete Schutzpolizistin in der Davidwache auf St. Pauli an. Nicht alle auf der Wache sind davon begeistert, dass neuerdings auch Frauen bei ihnen angestellt werden: „,Bald ziehen wir andere Saiten auf. Dann heißt es: zurück in Ihren Wirkungskreis, Beste, ins traute Heim zu Kindern und Kochtöpfen.‘“ So wird auch Ida im Keller bei der einzigen weiblichen Kollegin untergebracht. Gemeinsam sind sie für die „leichteren“ Fälle zuständig, die Kinder, weibliche Jugendliche sowie Frauen betreffen. Hunger und Armut sind in der Bevölkerung so kurz nach dem Krieg groß. Die britischen Besatzer dulden trotzdem weder Hamsterfahrten zu den Bauern im Umland, noch Schwarzmarktgeschäfte – so verzweifelt die Leute auch sind. Ida Rabe und ihre Kollegin haben sich zu fügen und müssen eingreifen, obwohl manche Menschen kurz vor dem Verhungern sind. Die junge Polizistin interessiert sich allerdings schon bald viel mehr für die Leiche einer Frau, welche mit grausam zugerichtetem Unterleib vorgefunden wird. Eigentlich eine Sache der Kripo. Doch nach und nach hört Ida von immer mehr Frauen, die in der letzten Zeit beraubt und vergew*ltigt wurden. Ob es da eine Verbindung gibt? Ein Serientäter scheint sein Unwesen zu treiben! Doch die Polizistin bekommt bei ihren männlichen Kollegen kein Gehör und wird nicht ernst genommen mit ihren Theorien. Ida bleibt nichts anderes übrig, als der Sache, verbotenerweise, selbst auf den Grund zu gehen. Dabei kommt sie mit ihrer dunklen Vergangenheit in Berührung und dem Täter näher, als ihr lieb ist … MEINUNG: In letzter Zeit entdecke ich das Genre der historischen Krimis immer mehr für mich, daher hat auch „Altes Leid“ - der erste Band um die Polizistin Ida Rabe - gut in mein derzeitiges Beuteschema gepasst. Man bekommt einen guten Eindruck davon, wie arm und hungrig die Menschen so kurz nach dem Krieg waren. Viele Hamburger und auch Flüchtlinge aus ehemaligen Ostgebieten hatten kein Zuhause mehr und einige lebten jahrelang unter schlimmsten Bedingungen in großen Bunkern, was mir dieses Buch eindrucksvoll in Erinnerung gerufen hat. Schwer vorstellbar, wenn man es nicht am eigenen Leib erleben musste. Und trotzdem geht es so vielen Flüchtlingen noch heute so … Am meisten beeindruckt haben mich die Schilderungen von den Anfängen der weiblichen Polizeiarbeit im Dienst. Man kann beim damaligen Frauenbild nur wütend werden, wenn Ida Rabe und ihre Kollegin so wenig ernst genommen werden, kaum Anerkennung oder gar Wertschätzung erfahren. Für ihre Arbeit steht ihnen nicht einmal genug Papier zur Verfügung, welches so kurz nach dem Krieg knapp ist. Ihre Ausbildung ging, wenn ich das richtig verstanden habe, nur wenige Wochen. Waffen dürfen sie als Frauen nicht tragen – wie sollen sie sich dann bitte verteidigen? Wenn es nach einigen der männlichen Polizisten geht, am liebsten gar nicht. Schließlich gehören Frauen hinter den Herd und nicht zur Polizei! Hier konnte ich mich gut in Ida hineinversetzen, die sich sehr zusammenreißen muss, um ihre Fassung und damit ihren Job nicht zu verlieren. Doch so schnell lässt sie sich nicht unterbuttern und von ihren privaten Ermittlungen (die eigentlich Sache der Kripo sein sollten), lässt sie sich auch nicht abbringen. Ob Idas Handeln, dem einer damaligen Polizistin tatsächlich entspricht, kann ich schwer beurteilen. Für mich war sie eine sehr taffe und starke Protagonistin, die ich gerne auf ihrem abenteuerlichen Weg begleitet habe! Erstaunt war ich darüber, wie viel Potenzial das Buch auch thematisch hat. Es zeigt u. a. gut auf, wie ungerecht Gesetze vor allem gegenüber Frauen und bei Se*ualdelikten damals waren. Frauen wurden damit oft nicht ernst genommen, es kam häufig zur Täter-Opferumkehr. Schlimm, welches Bild manche der Herren im Buch, in Sachen Vergew*ltigungen an Frauen an den Tag legen! „,Wie sehr sich die Frau wehrt, ist entscheidend, wenn einem Mann Notzucht vorgeworfen wird. (…) Die wahren Opfer sind die Männer, die um ihr Geld gebracht werden sollen.‘“ „(...) Kochend vor Zorn starrte sie ihm nach und fragte sich, wieso es eigentlich nur Männer waren, die solche Gesetze machten; Männer, die beschlossen, wie lange Frauen als Opfer galten und ab wann als Täterinnen. Hatte einer dieser Herren je selbst Gewalt erfahren? Wusste er, dass man vor Angst erstarren konnte, was mit eitlem Zieren so gar nichts zu tun hatte?“ FAZIT: Wer sich für die Anfänge von Frauen in der Polizeiarbeit interessiert und eine Mischung aus Krimi und historischem Roman zu schätzen weiß, könnte mit dem Buch einen Volltreffer landen! Von mir gibt es daher eine Empfehlung, ich freue mich auf Band 2 und vergebe 4,5/5 Sterne!

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