Von:
Calin Pirvu
14.08.2021
Als ich den Titel "Beseeltes Alter" las, war ich mir sicher, dass das Buch meine Seele als Altersmediziner berühren würde. Ich erwartete ein Buch, das mir bestätigt, dass meine Mutter mit ihren 75 Jahren Recht auf ihren Optimismus hat, im Hier und Jetzt zu leben. Ein Buch, das mir zeigt, wie alte Menschen trotz ihrer Einschränkungen ihre Hobbys weiterführen und freuen sich, am Leben teilzunehmen.
Herr Prof. Gerhard Sauter, geboren im Jahr 1935, erklärt theologisch wichtige Begriffe, wie Menschen im Alter vor Gott, das Altern annehmen. Er bewegt sich von Martin Luther zu Martin Buber, von Platon bis Hegel, wenn er über Seele im Körper, in der Kirche, im Gebet und Mensch als Seele spricht.
Und trotzdem kann ich das Gefühl nicht loswerden, dass ich den Menschen hinter den Begriffen nicht erahnen kann. Die Begriffe werden theologisch dargestellt, analysiert, interpretiert, verglichen. Aber der Mensch Gerhard Sauter bleibt mir unbekannt. Er begleitet mich in seinem Buch, ohne sich mir zu zeigen. Ich empfinde es als befremdlich.
Beim Lesen dieses Buches bekomme ich das Gefühl, dass sich der alte Mensch in seinem beseelten Alter nur mit dem Thema Tod beschäftigt. Meine Erfahrung als Altersmediziner ist eine andere - der Mensch im hohen Alter lebt, lacht, denkt, genauso wie die Menschen in anderen Lebensabschnitten.