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Rezensionen zu
Auf Bewährung

Jonas T. Bengtsson

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Seine Welt wird vom Gott der Gewalt gelenkt. Es fällt ihm schwer, Menschen zu begreifen, die noch nie wegen Körperverletzung verurteilt wurden. (S. 113). Sich selbst charakterisiert Danny auf seine ganz spezielle Weise: „Er ist ein Krimineller, seit er krabbeln kann, er hat bereits mit Spielzeugbausteinen gedealt und im Sandkasten Schutzgeld verlangt.“ (S. 20) Dannys spannende Geschichte möchte man gern immer wieder lesen. Vielleicht gibt es irgendwann eine Fortsetzung.

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Seit seinem 2005 veröffentlichten Romandebüt „Aminas breve“, das drei Jahre später in deutscher Übersetzung als „Aminas Briefe“ im Tropen Verlag veröffentlicht wurde, hat der dänische Autor Jonas T. Bengtsson eine erstaunliche Karriere hingelegt, wurde nicht nur mit dem Dänischen Debütantenpreis ausgezeichnet, sondern erhielt 2010 auch den Per-Olov-Enquist-Preis. Sein zweiter Roman „Submarino“ wurde vom dänischen Kultregisseur Thomas Vinterberg („Am grünen Rand der Welt“, „Der Rausch“) verfilmt. Nun legt Bengtsson mit „Auf Bewährung“ seinen vierten Roman und damit seinen Einstand im Wilhelm Heyne Verlag vor. Der letzte seiner vielen Gewaltausbrüche hat Danny acht Jahre Knast eingebracht. Nun hat ausgerechnet der alternde Kommissar Ivertssen, der für seine Inhaftierung verantwortlich war, dafür gesorgt, dass er zwei Jahre vor seiner eigentlichen Entlassung überraschend auf Bewährung freikommt. Dannys Jugendfreunde Christian und Malik haben ganz andere Karrieren eingeschlagen. Während der hochintelligente Äthiopier Malik ein Zahnmedizinstudium begonnen hat und alles dafür tut, das Restaurant seines Vaters vor dem Ruin zu retten, ist ausgerechnet Christian bei der Polizei gelandet und nimmt mit seinem Partner Thomas den Kampf gegen die Drogendealer auf. In Kopenhagen kommt er zunächst in einem Resozialisierungszentrum für Junkies unter und macht sich auf die Suche nach seinen Freunden. Im Restaurant von Maliks Vater erfährt er allerdings, dass Malik seit einigen Tagen verschwunden ist. Maliks Schwester Aisha verspricht er, ihn ausfindig zu machen. In dessen Wohnung stößt er allerdings auf keine nennenswerten Hinweise auf seinen Verbleib, stellt nur fest, dass Malik offensichtlich mit einer Frau zusammen gewesen ist. Malik soll sich allerdings auch 80.000 Kronen von einem rothaarigen Typen namens Erik geliehen haben. Leider weiß nicht mal Christian Näheres. Er verschafft Danny erst einmal eine eigene Wohnung und muss die erschütternde Einschätzung verarbeiten, dass das bei einer Versteigerung erstandene Haus, von dem seine Frau so geträumt hat, völlig marode ist. Danny freundet sich mit seiner Nachbarin aus der über ihm liegenden Wohnung an, muss bei seinen weiteren Nachforschungen aber feststellen, dass Malik offensichtlich in einen Bandenkrieg geraten ist… „Natürlich hat er sich verändert. Und vielleicht ist dieser Film doch nicht so schnulzig. Er bedient sich einiger billiger Effekte, daran besteht kein Zweifel. Er spielt mit Emotionen. Aber vielleicht ist es doch kein netter, schöner Film, der dem Zuschauer Tränen in die Augen treibt. Malik hat einen Bandenkrieg ausgelöst. Es gab Schießereien, ein paar Leute sind tot. Das waren Kriminelle. Sie hatten eine Wahl getroffen, die der Rest der Welt nicht verstehen kann. Nur die, die ihnen am nächsten standen, werden sie vermissen. Und keiner von ihnen war schlimmer als Danny.“ (S. 300f.) Es ist eine ungewöhnliche Freundschaft, die Bengtsson in seinem vierten Roman als Ausgangspunkt für eine triste Milieubeschreibung in einem von Armut, Arbeitslosigkeit, Drogenkonsum und Kriminalität geprägten Stadtviertel von Kopenhagen nimmt. In einer klaren wie bildreichen Sprache begleitet Bengtsson seine drei Protagonisten durch ihren Alltag, wobei die Malik-Kapitel komplett in der Vergangenheit spielen und den Weg vorzeichnen, der zu seinem Verschwinden führt. Ganz nüchtern beschreibt der Autor den wenig erbaulichen Alltag von Danny und Christian, immer wieder liegt Gewalt in der Luft. Sympathieträger und Identifikationsfiguren findet man hier definitiv nicht. Aber Bengtsson enthält sich auch einer Verurteilung, macht den ständig gewaltbereiten Kriminellen Danny zum Ermittler und den Roman zu einem Neo-Noir, der sich für eine Verfilmung durch seinen Landsmann Nicolas Winding Refn („Pusher“, „The Neon Demon“) geradezu anbietet. Auch wenn die Geschichte selbst nicht besonders originell ist, funktioniert „Auf Bewährung“ als pointierte Milieustudie und als kurzweiliges, in bedächtigem Tempo inszeniertes Drama über drei Männer, die ungewöhnliche Entwicklungen während ihrer langjährigen Freundschaft durchgemacht haben und sich irgendwie durchzuschlagen versuchen.

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Danny, Malik und Christian sind Freunde seit der fünften Klasse. Danny hat Malik bereits damals beschützt, denn alle anderen fanden ihn seltsam. Ein dunkelhäutiger Junge mit Brille und ein Bücherwurm außerdem. Danny hat sich als Junge schon gerne geprügelt. Es war klar, dass er auf die schiefe Bahn gerät. Später, als junge Männer, gehen er und Christian auf Raubzüge. Nach einem besonders gelungenen Coup wollen sie feiern und rufen Malik hinzu. Die überhitzte Bar ist voller Adrenalin. Ein blonder Typ zieht über Maliks Hautfarbe her und zum ersten Mal schlägt er zurück. Bald prügeln alle wild aufeinander ein, wie bei einer Schlägerei im Wilden Westen. Danny wird verhaftet. Der zuständige Polizist für Jugendkriminalität bietet ihm einen Deal an. Er soll sich schuldig bekennen, damit Malik und Christian eine Zukunft haben, die Danny verbaut ist. Er sitzt acht Jahre im Gefängnis. Als er auf Bewährung entlassen wird, ist Malik unauffindbar. Wohin ist der ruhige, junge Zahnmedizin-Student verschwunden? Es gibt offensichtlich keinen Grund. Danny verspricht seiner Familie, dass er ihn finden wird und bekommt unerwartet Hilfe von Christian, der mittlerweile bei der Drogenfahndung arbeitet. Ein klarer, unterhaltsamer und schnörkelloser Krimi im Stil dänischer Serien, mit viel Einblick in unterschiedliche Sozialmilieus.

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Ein sehr hartgesottener und sprachlich intensiver Roman mit kurzen Kapiteln. Es wird abwechselnd aus drei Perspektiven der Freunde erzählt. Wobei die ziemlich brutale Einstellung von Danny erschreckend wirkt. Trotz aller Brutalität erzählt der Roman in ruhiger Weise über den Werdegang der drei Freunde. Die Suche nach dem verschwundenen Freund erfolgt ohne reisserische Spannung, ist aber dadurch umso interessanter. Ein Leseerlebnis der besonderen Art und empfehlenswert.

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"Auf Bewährung" ist ein unngewöhnlicher , ruhiger und zugleich kraftvoller Roman des in Kopenhagen lebenden Autors Jonas T. Bengtsson  Es geht um die drei Freunde Danny, Christian und Malik, die sich im Laufe der Jahre aus den Augen verloren haben. Nachdem Danny eine Gefängnisstrafe verbüßt hat, ist Malik verschwunden und er verspricht dessen Familie diesen zu finden.  Für mich ist dies das erste Buch von Jonas T. Bengtsson, aber sicherlich nicht das letzte. Sein Schreibstil ist schon sehr besonders, ruhig und kraftvoll zugleich, ohne große Action aber dennoch spannend und fesselnd. Kurze Sätze und kurze Kapitel mit zahlreichen Dialogen machen die Ereignisse lebendig. Die Story wird im Wechsel aus der Perspektive der drei Freunde Danny, Christian und Malik erzählt. Dannys Ziel ist es Malik zu finden. Wer nun mit spannenden Ermittlungsarbeiten rechnet, wird enttäuscht werden. Viel mehr fließt die Geschichte so wie das Leben. Die Darstellung der Charaktere ist keineswegs nur positiv, dafür aber äußerst authentisch. Insbesondere Danny ist ein Mensch, zu dem ich durch sein brutales Verhalten nur schwer Zugang finden konnte. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang, dass der Autor sehr objektiv berichtet und zu keinem Zeitpunkt versucht seine Leser in irgendeine Richtung zu beeinflussen. „Auf Bewährung“ ist ein intensiver Roman, der durch seine nüchterne Sprache ein ungewöhnliches Leseerlebnis bietet. Es ist sicherlich kein Mainstreambuch und genau deswegen hat es mich gefesselt.

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„Gewalt hinterlässt einen besseren Geschmack im Mund, wenn sie sich gerecht anfühlt.“ Auf Bewährung setzt sich aus den Perspektiven dreier Freunde zusammen: Christian, der inzwischen bei der Drogenfahndung arbeitet, Malik, der Zahnmedizin studiert und seit mehreren Wochen verschwunden ist sowie Danny, der frühzeitig entlassen wird und verspricht Malik zu finden. Sprachlich war die Geschichte auf den Punkt. Der Autor liefert gerade genügend Informationen, um ein Gefühl für die Charaktere und das Setting zu bekommen, sie sind jedoch nicht ausschweifend genug, um sich darin lediglich treiben zu lassen. Es werden Andeutungen gemacht, Geschichten aufgegriffen und wieder fallengelassen. Gleichzeitig geht die Geschichte in einem ruhigen, nicht weniger kraftvollen, Ton immer weiter, lässt einen mit den eigenen Gedanken alleine und keine Zeit, um sich in Vergangenem oder Kleinigkeiten zu verlieren. Spannend finde ich in diesem Kontext auch, dass kaum Wertungen stattfinden. Wir werden nicht in eine Richtung gelotst, wie wir zu den Figuren stehen sollen und auch Danny plagen z. B. keine Schuldgefühle, um ihn nahbarer zu gestalten. Stattdessen scherzen Christian und er darüber, dass er ihn seiner Frau als reumütigen Mann vorgestellt hat, während die Wahrheit eher so aussieht: „ᴅᴇʀ ᴍᴀɴɴ öғғɴᴇᴛ ᴅᴇɴ ᴍᴜɴᴅ, ᴜᴍ ᴇᴛᴡᴀs ᴛᴏᴛᴀʟ ʜᴀʀᴛᴇs ᴜɴᴅ ᴍäɴɴʟɪᴄʜᴇs ᴢᴜ sᴀɢᴇɴ, ᴅᴀ sᴄʜʟäɢᴛ ɪʜᴍ ᴅᴀɴɴʏ ɢᴇɢᴇɴ ᴅɪᴇ ᴋᴇʜʟᴇ. […] ᴅᴀɴɴʏ ɪsᴛ ᴇs ɴɪᴄʜᴛ ɢᴇᴡᴏʜɴᴛ, ᴅᴀss ᴇɪɴ ᴋᴀᴍᴘғ sᴏ sᴄʜɴᴇʟʟ ᴠᴏʀʙᴇɪ ɪsᴛ, ᴀʟsᴏ ᴛʀɪᴛᴛ ᴇʀ ɪʜᴍ ᴍɪᴛ ᴅᴇᴍ ᴋɴɪᴇ ɪɴs ɢᴇsɪᴄʜᴛ. ɴᴜʀ ᴜᴍ ᴅᴀs ɢᴀɴᴢᴇ ᴏʀᴅᴇɴᴛʟɪᴄʜ ᴀʙᴢᴜʀᴜɴᴅᴇɴ.“ Danny leistet keine bahnbrechende Ermittlungsarbeit. Er stellt weder geschickte Fragen, noch geht er sonderlich subtil vor. Uns erwartet kein Nervenkitzel und auch keine unerträgliche Spannung. Aus meiner Sicht lebt die Geschichte aber gerade von dieser Ruhe, weil sie uns so die Chance eröffnet, um die Ecke zu denken, Bezüge herzustellen und eigene Urteile zu fällen. Mir hat das Buch insgesamt ausgesprochen gut gefallen, obwohl mich der Stil überrascht hat.

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