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Rezensionen zu
Die neue Wildnis

Diane Cook

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€ 16,00 [D] inkl. MwSt. | € 16,50 [A] | CHF 22,50* (* empf. VK-Preis)

Dystopien lese ich sehr gerne, aber manchmal machen mir die doch sehr echt gestalteten, düsteren Zukunftsaussichten auch ein bißchen Angst. Der Zukunftsroman ‚Die neue Wildnis‘ hat mir keine Angst gemacht, aber einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen, denn so ähnlich könnte auch unsere Zukunft irgendwann aussehen, wenn nicht bald irgendetwas passiert. Der Roman spielt in Amerika in der nahen Zukunft, allerdings wird offen gelassen wann genau. Die Städte sind zu riesigen Metropolen ohne Grün und nur noch wenigen Bäumen geworden. Die Menschen, insbesondere die Kinder, leiden unter dem Smog, der schlechten Luft und viele sind schwer krank. Um diesem Schicksal zu entfliehen, haben sich Bea und Glenn mit ihrer Tochter Agnes, die kurz vorm Tod steht, aufgemacht, um an einem Experiment teilzunehmen. Es gibt, am anderen Ende des Landes, einen geschützten Bereich, ein riesiges Areal, in dem keine Menschen leben dürfen. Dieser Nationalpark ist ursprünglich, mit einer großen Artenvielfalt, sauberer Luft und funktionierender Vegetation und wird sehr streng von Rangern bewacht. Bea und ihre Familie erhalten mit siebzehn anderen Ausgewählten die Erlaubnis dort zu leben. Doch es gibt schwierige Auflagen, die sie unbedingt einhalten müssen: sie müssen als Nomaden leben, etwa sieben Tage an einem Platz verbringen und dann weiterziehen. Alles wieder so hinterlassen, wie sie die Plätze vorgefunden haben, ohne Abfall und menschlicher Hinterlassenschaften. Das Leben ist sehr hart, aber sie lernen damit umzugehen, lernen zu jagen, ihre erlegten Tiere zu verarbeiten, Werkzeuge herzustellen, sammeln Beeren, Früchte und Pilze und lernen sie zu unterscheiden und fügen sich in ihr neues Leben. Doch es ist auch schwer mit der Natur im Einklang zu leben, denn die Gemeinschaft erfährt Hunger, Tod und die Erkenntnis, dass immer der Stärkere überlebt und der Mensch nicht in Frieden leben kann. Das Buch hat mich sehr nachdenklich gemacht und noch Tage nach Beendigung sehr beschäftigt. Die Charaktere sind lebendig und kraftvoll dargestellt, besonders Bea und Agnes. Mir hat dieser ungewöhnliche Roman sehr gut gefallen, obwohl er keine ‚leichte‘ Lektüre ist.

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Szenario einer nicht lebenswerten Zukunft

Von: iGirl aus Bad Nauheim

05.06.2022

Es geht um eine Gruppe von Menschen, Teilnehmende an einer Studie zum Leben in der Wildnis, deren Leben auf das Wesentliche reduziert ist, nämlich dem Überleben. Ein Leben in der Steinzeit. Ein Leben in dem das Retten eines Seils wichtiger wird als ein Menschenleben. Ein Leben ohne Zukunft, da es keinen Weg zurück in ein lebenswertes Leben gibt. Das Leben der Wildnisgruppe wird von einer Gruppe von Rangern überwacht, die unbarmherzige Regeln umsetzen und Strafen festsetzen und die Gruppe ohne sichtbaren Grund von einem Ort zum anderen treiben. Ist es wirklich eine Studie oder eher ein Menschenversuch? Der Autorin gelingt es sehr gut die ungewöhnlichen Emotionen der einzelnen Personen der Gruppe hautnah zu beschreiben. Es ist eine eigenartige Mischung von Unberührtheit, Grausamkeit, Verlässlichkeit und Vertrauen, basierend auf dem zusammen geschweißt sein in der Gruppe wohl wissend, dass man alleine keine Chance hat. Der Schreibstil spiegelt die Charaktere wieder, die fast emotionslos und teils gnadenlos ihr Schicksal dieses unerbittlichen Lebens in der Wildnis angenommen haben. Die Grenzen zwischen Menschsein und Tierwerden verschwimmen. Erzählerisch bildhaft begleiten wir Lesenden wie sich die Sinne der Protagonisten schärfen und sogar die Sprache in der Gruppe, speziell die der Kinder, sich anpasst an Beobachtungen aus dem tierischen Leben („Rudel“, „Junge“). Die soziale Interaktion in der Gruppe ist geprägt von Unterstützung, Rücksichtnahme, Arbeits- und Eigentumsteilung einerseits jedoch andererseits durch Machtstreben, Führungswille, gefühllosem Trennen, Zurücklassen und Tod. Fortwährend hatte ich das Gefühl, dass etwas Unheilvolles über der Gruppe schwebt, dass der Schrecken hinter dem nächsten Baum lauert, dass es keine Gnade gibt, denn es geht um das Überleben des Einzelnen, so dass für Gefühl kein Platz ist. Und doch gibt es Momente des absoluten Zusammenhalts, der Zuneigung und des Sorgens. Sehr eindrücklich geschildert fand ich die heranwachsende Agnes, die einerseits um die Liebe ihrer Mutter Bea ringt und sich gleichzeitig versucht sich von ihr zu lösen. Es scheint ein schier unzertrennbares Band zwischen den beiden zu geben, das gleichzeitig aufgrund der gnadenlosen Umstände nicht sein darf, ja gar gefährlich wäre. Agnes ist ein Kind der Wildnis, einerseits stark, durchsetzungsfähig, eigenwillig, andererseits jedoch verletzlich und verunsichert, Halt und Bindung suchend (gut dargestellt durch das Umklammern des Knöchels ihrer Mutter). Ihre Mutter Bea nimmt ebenfalls eine besondere, bestimmende Rolle ein, sowohl in der Gruppe, also auch zu ihrer Tochter Agnes. Letztendlich war Agnes Gesundheitszustand als Kleinkind der Anlass für die Entscheidung zum Leben in der Wildnis. Der Charakter Beas ist facettenreich, sie ist sowohl hart und unerbittlich, teils abweisend gegenüber Agnes, jedoch ebenso sorgend, behütend, planend. Sehr gut gefallen haben mir die Beschreibungen wie die Gruppe lernt die Natur zu beobachten und daraus Überlebenstechniken ableitet: wo ist Wasser, wie erkenne ich leicht erlegbare Beute, wie mache ich Lebensmittel haltbar, wie schütze ich mich vor Kälte, Wind, Wetter, wie finde ich meinen Weg, was brauche ich in der Wildnis und welche Zivilisationserrungenschaften sind in der Wildnis komplett sinnlos? Mein Fazit: Diane Cook ist es hervorragend gelungen die Grenzen zwischen menschlichem und tierischem Verhalten verwischen zu lassen. 'Die neue Wildnis' ist für mich eine absolute Grenzerfahrung für einen Stadtmenschen, was mich angesichts der vorhandenen Klimaproblematik sehr nachdenklich gemacht hat. Daher gibt es von mir eine 5-Sterne-Bewertung mit absoluter Leseempfehlung.

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Die Flucht in die Wildnis – back to the roots als letzter Ausweg

Von: Dr. Anja Kischel aus Köln

04.06.2022

Ein bequemes Bett oder ein Schlafplatz auf dem Waldboden? Der Gang in den Supermarkt oder die Jagd auf wilde Tiere? Das Siechtum Deines Kindes oder eine letzte Chance auf sein Überleben? Um das Leben ihrer Tochter zu retten, entscheiden sich Bea und Glen zu einem ungewöhnlichen Schritt: Als Teilnehmer*innen einer Studie lassen sie die Stadt mit ihren krankmachenden Lebensbedingungen hinter sich und durchwandern als Teil einer Gruppe die schier endlose Weite des Wildnisstaates. Das Leben als Nomad*innen verlangt ihnen dabei alles ab, und neben Unterernährung, Verletzungen und Todesfällen sind es vor allem die sozialen Konflikte, die den Mitgliedern zusetzen und einen Großteil ihrer Gedanken und Kräfte einnehmen. Trotz all der Widrigkeiten scheinen Bea und Glen ihr ursprüngliches Ziel erreicht zu haben: Ihre Tochter Agnes wächst zu einem starken, selbstbewussten Mädchen heran, wird Teil der sie umgebenden Natur und Ordnung, emotional dabei verschlossen und abweisend ihrer Mutter gegenüber. Bestimmt wird das Leben der Gruppe jedoch nicht nur von der Wildnis und den Lebensbedingungen, welche diese ihnen bietet, sondern auch von den Rangern als Vertreter des Staates, die mit Vorgaben, Regelungen und Sanktionen die Menschen sowohl auf deren Wanderungen lenken als auch deren Annehmlichkeiten auf ein absolutes Minimum beschränken – und sie dabei scheinbar zunehmend ihrer Willkür aussetzen. Der Einbruch der Außenwelt in das abgeschottete Leben der Gruppe lässt zunehmend Fragen nach dem Fortbestand der Studie wie auch nach Vorgängen in dem Wildnisstaat aufkommen, welche darauf hindeuten, dass zentrale Informationen und Entwicklungen deren Mitgliedern vorenthalten werden. Doch wie soll es für die Menschen weitergehen, wenn sie tatsächlich die Wildnis verlassen müssen? Die Ungewissheit über die eigene Zukunft zerrt nicht nur an den Nerven der einzelnen sondern scheint sie in dieser zentralen Frage auch als Gruppe zu spalten. Dass wir Menschen in den Industrieländern verschwenderisch mit unseren Ressourcen umgehen, ist uns bekannt, die Auswirkungen dessen mögen sich viele von uns aber nur ungern vor Augen führen. Diane Cook scheut sich nicht davor, ein mögliches Szenario aufzuzeigen, wohin uns Klimawandel, Umweltverschmutzung und Überbevölkerung führen können. Das alles gelingt ihr, ganz ohne den „mahnenden Zeigefinger“ zu erheben sondern ausschließlich in Form eines packenden Pageturners – der vielleicht nicht mehr lange im Bereich der Science Fiction bleiben wird.

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Überleben!

Von: B.H.

02.06.2022

Irgendwo auf dem amerikanischen Kontinent in nicht allzu ferner Zukunft: Das Leben der in Megacities wohnenden Menschen wird geprägt von den Folgen des fortschreitenden Klimawandels. Immer mehr Menschen leben auf immer weniger Raum. Es fehlt an gesunden Lebensmitteln. Die Luftqualität ist extrem schlecht. Energie ist knapp. Das öffentliche Gesundheitssystem ist zusammengebrochen. Es herrscht eine nächtliche Ausgangssperre. ... Das Mädchen Agnes erkrankt schwer, wie viele andere Kinder ebenfalls. Bea, ihre Mutter, und ihr Stiefvater Glen wissen: Agnes wird sterben, wenn sie in ihrem bisherigen Umfeld bleibt. Als einziger Ausweg scheint die Teilnahme an einem Forschungsexperiment. So landen die Drei, gemeinsam mit 17 anderen Menschen, im Wildnis-Staat. Um Daten für eine Studie zu sammeln, ist es ihre Aufgabe durch die Natur zu ziehen und im Einklang mit ihr zu leben. Ich hatte eine Dystopie erwartet, in der das Leben in und mit der Klimakatastrophe im Vordergrund steht. Dieses Sujet spielt jedoch – erst einmal – eine untergeordnete Rolle. Während wir die Gruppe durch "Die neue Wildnis" begleiten, tauchen Themen wie Überleben, Tod, Macht, Liebe, Gemeinschaft, Gesellschaft, Normen und deren Veränderung, Mutter-Tochter-Beziehung, Kindsein, Erwachsenwerden, Verantwortung... auf. Zwangsläufig wurde ich beim Lesen mit Fragen wie "Was würde ich tun, um zu überleben? Was würde ich unternehmen, um mich (und meine Liebsten) vor dem Tod zu retten?" konfrontiert. Diana Cook schreibt nüchtern und eingängig. Erlebnisse der Gruppenmitglieder werden von ihr eher sachlich und ohne große Emotionen beschrieben. Ob die Figuren sympathisch oder unsympathisch wirken, scheint für sie keine Rolle zu spielen. Vielmehr sollen sie m.E. der Leserin, dem Leser, Raum geben für die Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen des menschlichen Zusammenlebens, um in Folge dessen eine Positionsbestimmung vornehmen zu können, die dann doch wieder zur Klimakatastrophe führt. So lautet m.M.n. die ultimative Frage nun: "Was tust du, liebe Leserin, lieber Leser, jetzt, in diesem Moment, um der aktuellen Klimakrise noch Herr werden zu können?" Insofern ist dieses Buch nicht nur eine Dystopie und ein coming-of-age-Roman, sondern auch ein Weckruf für all diejenigen, die vor den Zeichen der Zeit immer noch die Augen verschließen.

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Wunderbarer Schreibstil

Von: Buchstaebliches aus Balge

28.05.2022

Wir befinden uns in näherer Zukunft, in einer Welt, die fast nur noch von Megacities, Überbevölkerung und Dürre geprägt ist. Eine kleine Gruppe von Menschen bekommt die Gelegenheit, im Rahmen eines Forschungsprojektes in einer Art Wildnis-Reservat zu leben. Bea und ihre Tochter Agnes sind Teil des Experiments und ihre Geschichte hat mich von Beginn an fasziniert. Ich mag diese Art von Roman, dystopisch und kritisch, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu mahnen. Diese Geschichte ist nochmal ganz besonders und ich glaube, es liegt zum großen Teil an dem Schreibstil der Autorin, dieser passt genau zu dem Inhalt. Er ist auf der einen Seite knallhart, nüchtern, manchmal distanziert und unemotional. Damit spiegelt er das Leben in der Wildnis deutlich wieder, das Leben dort ist eben knallhart und das Überleben steht über allem. Auf der anderen Seite ist die Sprache immer wieder poetisch, fein und doch gefühlvoll, wie die Balladen, die sich die sogenannte Gemeinschaft am Lagerfeuer erzählt. Die Autorin lässt die Figuren wachsen, sich entwickeln, aber sie macht sie nicht zwingend sympathisch. Dafür authentisch, in einer rätselhaften Welt. Auch die Zeit entwickelt sich im Verlaufe des Buches besonders, es gibt große Sprünge und dann wieder viele dichte Handlungen. Das passt ebenfalls gut zu der Geschichte, für die Figuren spielen Zeiten und Daten keine große Rolle (mehr). Und dann folgt das Ende, ebenso passend wie der Rest. Vielleicht nicht schön im eigentlichen Sinne. Aber rund. Dieses Buch wird nachhaltig in meinem Kopf bleiben, es hat mir unglaublich gut gefallen und ich vergebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Wir befinden uns in näherer Zukunft, in einer Welt, die fast nur noch von Megacities, Überbevölkerung und Dürre geprägt ist. Eine kleine Gruppe von Menschen bekommt die Gelegenheit, im Rahmen eines Forschungsprojektes in einer Art Wildnis-Reservat zu leben. Bea und ihre Tochter Agnes sind Teil des Experiments und ihre Geschichte hat mich von Beginn an fasziniert. Ich mag diese Art von Roman, dystopisch und kritisch, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu mahnen. Diese Geschichte ist nochmal ganz besonders und ich glaube, es liegt zum großen Teil an dem Schreibstil der Autorin, dieser passt genau zu dem Inhalt. Er ist auf der einen Seite knallhart, nüchtern, manchmal distanziert und unemotional. Damit spiegelt er das Leben in der Wildnis deutlich wieder, das Leben dort ist eben knallhart und das Überleben steht über allem. Auf der anderen Seite ist die Sprache immer wieder poetisch, fein und doch gefühlvoll, wie die Balladen, die sich die sogenannte Gemeinschaft am Lagerfeuer erzählt. Die Autorin lässt die Figuren wachsen, sich entwickeln, aber sie macht sie nicht zwingend sympathisch. Dafür authentisch, in einer rätselhaften Welt. Auch die Zeit entwickelt sich im Verlaufe des Buches besonders, es gibt große Sprünge und dann wieder viele dichte Handlungen. Das passt ebenfalls gut zu der Geschichte, für die Figuren spielen Zeiten und Daten keine große Rolle (mehr). Und dann folgt das Ende, ebenso passend wie der Rest. Vielleicht nicht schön im eigentlichen Sinne. Aber rund. Dieses Buch wird nachhaltig in meinem Kopf bleiben, es hat mir unglaublich gut gefallen und ich vergebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Ein eigenartiges Erlebnis bot “Die neue Wildnis“ von Diane Cook. 2020 nominiert für den Bookerpreis, für mich das dann doch überzeugende Aurgument, diese dystopische Geschichte lesen zu wollen. Gefühlt habe ich schon mehr als genug dystopische Zukunftsszenarien gelesen, irgendwann ist es auch gut aber der Hoffnung auf ein Schmankerl des Genres kann ich mich nicht entziehen. Diane Cook nähert sich diesem Genre in ihrem Debütroman auf besondere Art. Sie lässt ihre beiden Hauptpersonen, Bea und Agnes, Mutter und Tochter die geschichte aus ihrer jeweiligen Perspektive berichten, angenehmerweise aber durch einen allwissenden Erzähler und nicht in dem, besonders bei Debütromanen beliebten, mir mittlerweile ziemlich unangenehmen Ich-Erzählermodus. Cook wirft ihre LeserInnen ebenso wie die ProtagonistInnen mitten ins Geschehen und beide müssen irgendwie zurechtkommen. Es dauerte bis ich in den Lesefluss kam doch plötzlich ist man mittendrin in diesem brutalen und doch so nüchtern geschilderten Überlebenskampf. Bea eröffnet sich die Möglichkeit aus der verseuchten, überbevölkerten Stadt herauszukommen und an einer Studie im Wildnisstaat teilzunehmen. Sie ergfreift diese einzige Chance ihre schwerkranke, todgeweihte achtjährige Tochter zu retten und begibt sich mit Glen, einem Wissenschaftler und ihrem Liebhaber in die neue Wildnis. Einer Art Naturschutzreservat, dem letzten Refugium für die Flora und Fauna. Überwacht wird die auserwählte Gruppe von Abenteueren und Verzweiflten von den Rangern. Es gibt ein Handbuch, den Verhaltenskodex und strenge Umweltauflagen die überprüft werden. Die Beziehungen innerhalb der Gruppe, die extrem harten Lebensbedingungen, der alltägliche Kampf um Nahrung, Wasser und wie die Gruppe ihre Sozialleben organsiert mit den Ranger als kontrollierende und Einschränkungen auferlegende Institution, die gerne ihre Macht demonstriert davon berichten Mutter und Tochter die in ihrem eigenen Tanz gefangen sind, ihre Beziehung zueinander immer wieder neu definieren und um Verständnis ringen. Das entwickelt eine sehr eigenwillige Art der Poesie trotz oder vielleicht auch gerade wegen der schlichten Dialoge und Beschreibungen, die aus dem Umgang mit der, und aus dem Blick auf die Natur entsteht. Es gibt Schönheit im Überlebenskampf. Dankbarkeit für die Chance den übervölkerten verseuchten Städten, der Welt da draussen zu entfliehen. Es ist harte Kost, die die Autorin hier entwickelt. Und doch entsteht beim Lesen ein Sog, eine Neugier auf das Kommende die sich nicht an den Hauptpersonen orientiert, denn diese bleiben distanziert. Es ist wie ein Blick ins Terrarium, auf einen Staat den man interessiert beäugt, dessen Verhalten man nachvollziehen kann, dem man aber auf keinen Fall angehören möchte. Faszination und Neugier tragen „Die neue Wildnis“, die aus dem Genre eben wegen der Beziehungseben zwischen Mutter und Tochter so fesselnd und dabei auch so schmerzhaft ist. Was zählt wirklich im Leben, was macht uns Menschen aus, hebt uns heraus? Diesen Fragen nähert sich der Roman und die Antworten darauf mag jede/ LeserIn für sich selbst darin finden. Die Washington Post schrieb: „Die neue Wildnis liest sich wie ein zeitloser Klassiker.“ Dem schließe ich mich an. Ein zwar unbequemer aber reichhaltigerund vielschichtiger Roman, der mir im Gedächtnis bleiben wird.

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Klimawandel, Umweltverschmutzung und immer weiter voranschreitende Urbanisierung sind Themen, die unsere Gesellschaft schon seit Jahren beschäftigen. In ihrem dystopischen Debütroman 'Die neue Wildnis' (erschienen im Mai 2022 im Heyne-Verlag) blickt Diana Cook in eine gar nicht so abwegige Version der Zukunft und fragt, wie wir in Zukunft eigentlich leben wollen. Amerika in naher Zukunft: Die Menschen leben zusammengedrängt in Großstädten, in denen es weder frische Luft, genügend Rohstoffe oder grüne Pflanzen gibt, dafür aber jede Menge Müll, Kriminalität und Smog. Das zerrt an den Kräften der Menschen, viele werden krank. So auch Beas Tochter Agnes. Um das Leben des kleinen Mädchens zu retten, beschließt Bea, an einem waghalsigen Projekt teilzunehmen. Am anderen Ende des Landes befindet sich die ‚neue Wildnis‘, ein riesiges Naturschutzgebiet, zu dem niemand außer den Rangern Zutritt hat. Hier ist die Natur noch intakt: Es gibt frische Luft, sauberes Wasser, eine üppige Vegetation und Artenvielfalt. Zusammen mit wenigen Auserwählten erhalten Bea und Agnes die Chance, dort zu leben – unter der Bedingung, dass sie nie länger als ein paar Tage an einem Ort bleiben und keine Spuren hinterlassen. Die Gruppe der Pioniere muss auf mitunter schmerzhafte Weise lernen, was es heißt mit der Natur im Einklang zu leben… 'Die neue Wildnis' ist ein Roman, der Spuren beim Leser hinterlässt und noch lange nachwirkt, was wohl vor allem daran liegt, dass die Zukunft, die Cook hier entwirft, überhaupt nicht so abwegig erscheint. Denn schon jetzt sind die im Roman geschilderten Probleme vorhanden: Wohnraummangel, Rohstoffknappheit, Luftverschmutzung, Urbanisierung. Die Autorin spinnt den Faden nur noch ein wenig weiter. Und so stellt man sich als Leser zwangsläufig die Frage, in was für einer Welt wir in Zukunft leben wollen und was wir tun können, um die Erde auch in Zukunft zu einem lebenswerten Ort zu machen. Der Roman ist zugleich aber auch eine faszinierende Reise zurück zur Ursprünglichkeit und gewährt dem Leser einen tiefen Blick in das Wesen der menschlichen Natur. Er zeigt die Schönheit der Natur, aber auch ihre Grausamkeit und dass ein Leben in der Natur eben auch das Überleben des Stärkeren bedeutet. Die Protagonisten sind komplex konzipiert und die Autorin stellt eine ganze Reihe an sehr unterschiedlichen Charakteren vor. Es ist besonders spannend zu sehen, wie die Gruppe, die losgelöst von Gesellschaft und Regierung in der Wildnis lebt, ihr Zusammenleben organisiert und wie auch hier Machtstrukturen entstehen. Cook beweist damit auch ein gutes Gespür für soziologische und gesellschaftliche Phänomene. Mit ihrem detailreichen und lebendigen Erzählstil zieht die Autorin ihre Leser sofort in ihren Bann. Die vielen in der Wildnis lauernden Gefahren machen die Geschichte spannend bis zur letzten Seite. 'Die neue Wildnis' ist ein Roman über Liebe, Verlässlichkeit, Ursprünglichkeit und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Es ist ein Roman, der die dringendsten Fragen unserer Zeit stellt: Was macht uns Menschen aus und wie müssen wir mit unserer Umwelt umgehen, um eine lebenswerte Zukunft gestalten zu können?

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