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Rezensionen zu
Tanz mit dem Tod. Der erste Fall für Karl Raben

Christian v. Ditfurth

Karl-Raben-Reihe (1)

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„Tanz mit dem Tod“ ist der Auftaktband einer neuen Krimireihe, in deren Mittelpunkt der Kriminalassistent Karl Raben steht. Wir schreiben das Jahr 1932 und befinden uns in Berlin. Es brodelt in der Stadt, die Arbeitslosenzahlen gehen durch die Decke, Hunger und Armut wohin man schaut, Die Menschen leben von der Hand in den Mund. Ein Rattenfänger schürt Hoffnung. Hitler schickt sich an, die Macht zu übernehmen und findet willige Unterstützer. Als eine Horde von SA-Schergen Kurt Esser, Mitglied der KP und Redakteur der „Roten Fahne“, vor aller Augen in einer Kneipe erschießen, muss sich Raben der Tatsache stellen, dass nicht jedem seiner Kollegen an der Aufklärung des Mordes gelegen ist. Kein Wunder, denn viele von ihnen sympathisieren, offen oder heimlich, mit den Nationalsozialisten. Aber er lässt nicht locker, und so gelingt es ihm gegen alle Widerstände, den Anführer der Mördertruppe, der sich im Ausland der Verhaftung entziehen will, zu verhaften und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Die Freude über diesen Erfolg währt allerdings nicht lange, denn nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler im Januar 1933 wird Fehrkamp aus der Haft entlassen und rehabilitiert. Raben, (noch) nicht politisch, aber immer getrieben von persönlicher Moral und Berufsethos, setzt alles daran, Gerechtigkeit für den Toten walten zu lassen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Auch wenn er dafür zwischen alle Fronten gerät und dem sprichwörtlichen Teufel, in diesem Fall Gestapo- Chef Heydrich, seine Seele verkaufen muss. Ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben und das seiner Frau. An Christian von Ditfurths Kriminalromanen schätze ich die akkurate Sicht und die tiefen Einblicke in politische Zusammenhänge, die so nur die gründliche Recherche eines Historikers bieten kann. Die politischen Umbrüche dieser Zeit und ihre Auswirkungen auf den Einzelnen sind immens und werden hier realitätsnah durch die Handlungen und Beziehungen bekannter Personen, vor allem aus dem nationalsozialistischen Dunstkreis, dokumentiert. Allen voran natürlich Heydrich, aber auch Goebbels, Himmler, Göring etc. sowie die Karrieristen der Polizei, Reichskriminaldirektor Nebe und Kriminalrat Gennat. Auf der kommunistischen Gegenseite bleibt am ehesten Ernst Thälmann, bis 1933 Vorsitzender der KPD, im Gedächtnis. „Tanz mit dem Tod“ ist mehr als ein Krimi. Es ist ein historischer Roman, der uns eindrücklich an diese dunklen Jahre der deutschen Geschichte erinnert, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Eine Lektüre mit Mehrwert, die ich allen historisch Interessierten nachdrücklich ans Herz lege.

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Dieser Roman ist, abgesehen von der eigentlichen Handlung, im ersten Abschnitt eine Erzählung über die letzten Tage und Wochen des Jahres 1932 vor der endgültigen Machtübernahme durch die Nazis, als Hitler Anfang 1933 Reichskanzler wurde. Davor stand der Staat immer nahe an einem offenen Bürgerkrieg, während, kaum verborgen, Kommunisten und Nazis ohne Rücksicht die jeweils anderen verprügelten und ermordeten. Mitten drin ist mit Kriminalassistent Karl Raben ein Polizist, der sich noch von Moral und Anstand leiten lässt, während die Polizei und die Sicherheitsbehörden schon längst von Nazis unterwandert sind. Karl Raben möchte Verbrechen aufklären, ganz egal welcher politischen Seite Opfer oder Täter zuneigen. Mit dieser Einstellung ist er jedenfalls in der Minderheit, die meisten seiner Berufskollegen sympathisieren ganz offen mit den Nazis. Als ein führendes Mitglied der Kommunistischen Partei öffentlich von einem Trupp SA-Schläger ermordet wird, ist es Raben, der nicht davon ablässt, die Täter zu fassen. Unterstützung durch seine Vorgesetzten kann er kaum erwarten – jedenfalls nicht offizielle – und vor einem Gericht würde ein SA-Mann sowieso äußerst milde behandelt werden. Raben lässt nicht locker und unternimmt alles, um den führenden Kopf des Trupps zu verhaften. Eine Aufgabe, die für ihn bald zu einer richtig gehenden Obsession wird. Im zweiten Abschnitt es Romanes hat sich die Welt geändert – Hitler ist Reichskanzler und die Nazis beginnen, Deutschland zu transformieren. Mit den geänderten Machtverhältnissen muss sich Karl Raben entscheiden, welchen Weg er gehen will; soll er sich dem neuen Regime fügen oder soll er dagegen ankämpfen? Soll er das Angebot annehmen, weiterhin für die Polizei und die Gestapo zu arbeiten oder soll er Deutschland den Rücken kehren? Eine Entscheidung, die dadurch noch schwere wird, dass seine Frau Lena Jüdin ist und sie nur solange sicher ist, als Karl im Sinne der neuen Machthaber agiert. In dieser Phase beginnt die „Nationalsozialistische Revolution“ auch ihre Kinder zu fressen. So wie es unter Stalin mit alten Genossen passierte, wie es gerade jetzt einige der Oligarchen von Putins Gnaden erwischt, müssen auch unliebsamen alten Weggefährten aus der SA beseitigt werden. Gestapo und SS sind die passenden Mord- und Folterwerkzeuge. Eindruck macht auf mich die Beschreibung, wie es auf einzelne Menschen gewirkt hat, als die SA-Schlägertrupps, die schon vor der Machtergreifung ungestraft durch die Strafen marodierten, sich nun als Arm der Regierung verstanden und auch noch die letzten Hemmungen fallen ließen. Niemand war sicher vor willkürlicher Gewalt. Man liest einiges, das erahnen lässt, wie die einen voller Angst jeden Tag erlebten und wie die anderen sich von Wahn der Nazis anstecken ließen und sich diesen Wahn zu eigen machten. Diese Abschnitte sind bedrückend, bedrohlich – auch weil man weiß, dass an so vielen Orten auf der Welt gerade in den 2020er-Jahren ganz ähnliche Organisationen wie damals die Nazis an Kraft gewinnen. Unüberlesbar großen Gefallen hat Christian v. Ditfurth daran, für Karl und Lena witzige Dialoge zu schreiben. Die beiden lassen keine Gelegenheit aus, einander aufzuziehen, liebevoll natürlich und manches verschmitzte Lächeln und Augenzwinkern kann man förmlich sehen. Eine Vielzahl an Nebendarstellern aus den Reihen der Polizei, Nazigrößen und Kommunisten in großen und kleinen Rollen stellen quasi den historischen Bezug her, schaffen ein Bild, das einen Eindruck von dieser dunklen Zeit vermittelt: darunter sind Ernst Gennat, Arthur Nebe, Ernst Thälmann, Goebbels und vor allem Reinhard Heydrich. Als Krimi würde ich den Roman nicht bezeichnen, obwohl es so auf dem Cover steht. Vielmehr als in vielen Abschnitten bemerkenswerten historischen Roman, dessen Hauptdarsteller Polizist ist. Ganz eindeutig ein sehr lesenswerter Roman, in dem auch der Autor ganz klar Stellung bezieht gegen Gewalt, Ausgrenzung und Rassismus. Ein toller Auftakt zu einer geplanten Buchreihe,

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