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Rezensionen zu
Was im Verborgenen ruht

Elizabeth George

Ein Inspector-Lynley-Roman (21)

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schutzlos ausgeliefert

Von: mimitatis_buecherkiste

20.04.2022

Die Polizistin Teodora Bontempi wird bewusstlos in ihrer Wohnung aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht, wo sie erst ins Koma fällt und dann verstirbt. Bei der Autopsie ergibt sich, dass sie einen Schlag auf den Kopf abbekommen hat, der zu einem Schädelbruch geführt hat, sodass es sich um Mord handeln muss. Die Ermittlungen führen DS Thomas Lynley in den Norden Londons, wo Teo in der nigerianischen Gemeinde ermittelt hat. In dem persönlichen Umfeld von Teo scheint fast jeder ein Geheimnis zu haben und auch Teo hatte etwas zu verbergen. Die Aufklärung gestaltet sich schwieriger als gedacht. Als erstes möchte ich den außergewöhnlichen Aufbau des Buches erwähnen, denn auf den ersten fast hundertfünfzig Seiten werden die Ermittler nicht einmal erwähnt. Erst einmal werden die beteiligten Personen vorgestellt und diverse Handlungsstränge begonnen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Das schürt die Neugier und befeuert meine Phantasie. Als klar wird, dass ein Verbrechen vorliegt, werden zwar einige Fragen beantwortet, dafür aber meine Vermutungen und Verdächtigungen immer wieder in andere Richtungen gesteuert, was ich unglaublich spannend finde. Mein Kopfkino läuft auf Hochtouren und ich bin total begeistert darüber, wie die einzelnen Puzzleteile ineinander greifen und passend zueinander finden. „Das ist entsetzlich, grauenhaft, unmenschlich, entwürdigend, abstoßend, abscheulich, verachtenswert. Aber Sie haben recht, man kann es mit Worten nicht beschreiben, sagte die Ärztin.“ (Seite 207) Womit wir beim Thema des Buches wären, denn auch mir fehlen fast die Worte, um zu beschreiben, was ich beim lesen gefühlt habe und immer noch fühle. Es geht um Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen. Dabei handelt es sich um diverse Formen von operativen Eingriffen mit kulturellem Hintergrund. Bei diesen Eingriffen werden die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane teilweise oder ganz entfernt. Ich wollte hier noch die extremste Variante beschreiben, Infibulation genannt, sehe davon aber ab, weil es so fürchterlich, so barbarisch ist, dass es fast nicht zu glauben ist, dass diese Praktiken auch heute noch gang und gäbe sind. Immer wieder musste ich das Buch zur Seite legen, war entsetzt, erschüttert und mehr als einmal den Tränen nahe. Tatsächlich kam ich hier ganz oft an meine Grenzen und das passiert mir sonst nicht so schnell. „Die Beschneidung ist etwas, worum in den meisten Familien ein Riesengeheimnis gemacht wird. Die Mütter sagen ihren Töchtern nicht die Wahrheit: dass es sich de facto um eine Verstümmelung handelt. Die Mädchen werden eines Teils ihres Körpers und damit ihrer selbst beraubt, weil eine ignorante Tradition bestimmt, dass sie nichts empfinden dürfen. (…) Die Verstümmelung beraubt sie ihrer Identität, sie macht sie zur käuflichen Ware.“ (Seite 500) Vieles habe ich nicht gewusst, von manchen Sachen wünschte ich fast, ich hätte sie nie erfahren. Aber es ist wichtig und unumgänglich, dass noch viel mehr darüber berichtet und aufgeklärt wird. Die Autorin schafft es, dieses Thema mit viel Feingefühl in den Kriminalroman einzubauen und dabei großartige Aufklärungsarbeit zu leisten. Für diesen Mut und das Können ziehe ich ganz tief meinen imaginären Hut. Der Fall selbst war interessant, die Ermittlungsarbeit spannend und authentisch dargestellt, die Auflösung überraschend und schlüssig. Trotz des schwierigen Themas, das aufrüttelt und erschüttert, war das für mich Unterhaltung auf dem höchsten Niveau, einfach meisterlich und verdient die volle Punktzahl.

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21 Inspektor-Lynley-Krimis und alle sind etwas ganz Besonderes: spannend, mitreißend und immer wieder unfassbar gut recherchiert. Vom ersten Krimi ‚Gott schütze dieses Haus‘ bis zum neuesten ‚Was im Verborgenen ruht‘ fand ich alle Krimis toll und bin ein großer Elizabeth-George-Fan der ersten Stunde. Teo Bontempo, eine schwarze Polizistin, die in einer Spezialeinheit der Londoner Polizei ermittelte, liegt im Koma und wird mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und verstirbt. Die Obduktion zeigt, dass sie ermordet worden ist. Barbara Havers, Winston Nkata und Thomas Lynley ermitteln in diesem neuen Fall und geraten sowohl in Teos Privatsphäre als auch in ihrem beruflichen Umfeld auf Hindernisse, die sie kaum überwinden können. Denn Teo hat in verschiedenen Richtungen ermittelt und ist dabei auf Geheimnisse gestoßen, die sie mit ihrem Leben bezahlen musste. Einige wichtige Hinweise liefert auch Deborah, die zufällig als Fotografin in einer Organisation der nigerianischen Gemeinde im Norden Londons, in der Teo sowohl privat als auch beruflich unterwegs war, weiblichen Opfern von Genitalverstümmelungen beiseite steht. In einem zweiten Handlungsstrang lernt der Leser die nigerianisch- stämmige Familie Bankole kennen, in der es drunter und drüber geht. Denn der gestrenge Vater versucht sowohl seinem Sohn Tani als auch seiner achtjährigen Tochter Simi die traditionellen Riten der nigerianischen Tradition nahe zu bringen, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne seine Frau Monifa einzubeziehen. Und wie es Elizabeth George jedes Mal so wunderbar schafft die Handlungsstränge miteinander zu vereinen, werden die verschiedenen Geschichte zu einem einzigen spannenden großen Finale. Ein Krimi mit 794 Seiten und mir war es niemals langweilig! Vielen Dank an das Bloggerportal Random House für das Leseexemplar.

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Genitalverstümmelt und verheiratet - ein Thema mit dem sich Elisabeth George in "Was im Verborgenen ruht" beschäftigt. Dazu Mord, Gewalt und ein Mann-Frau-Kinder-Kampf. Spannender Krimi um ein ernstes hartes Thema - brilliant geschrieben!

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Als in London eine nigerianisch-stämmige Polizistin ermordet wird, übernehmen Thomas Lynley, Barbara Havers und Winston Nkata den Fall. Eine Spur führt in die nigerianische Community, in der der illegale Brauch, Mädchen zu beschneiden, teilweise noch immer praktiziert wird. Aber auch im privaten Umfeld des Opfers finden sich einige Verdächtige. Als Leserinnen verfolgen wir nicht nur die Ermittlungen (und ein wenig das Privatleben der Kommissare), sondern bekommen darüber hinaus Einblick in eine nigerianische Familie, in der der achtjährigen Tochter FGM (Female Genital Mutilation) droht. Die Autorin hat mehrere Handlungsstränge miteinander verwoben und so einen äußerst spannenden, komplexen Kriminalroman geschaffen. Sowohl die Ermittlungen als auch das Drama um die kleine Simi und ihre Familie haben mich bis zum Schluss gefesselt. Gleichzeitig fand ich das Thema FGM erschütternd und wichtig. Kritikpunkte: Es gibt da und dort kleine Längen und Wiederholungen, was mich aber nicht gestört hat. Barbara Havers wirkt für mich etwas reduziert auf ihr Essverhalten, ihren fragwürdigen Kleidungsstil und ihren rauen Umgangston. Das fand ich schade, ich hätte mir hier eine Weiterentwicklung gewünscht. Auch Lynley blieb für mich ein wenig blass. Ich habe lange keinen Roman mehr von Elizabeth George gelesen, weil ich von „Nur eine böse Tat“ so enttäuscht war. Bei diesem neuen Band aus der Lynley/Havers-Reihe hat sich für mich die Lektüre aber sehr gelohnt und empfehle ihn gern weiter.

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Zwei Welten

Von: wal.li

09.04.2022

Die Polizistin Teo Bomtempi ermittelt in der nigerianischen Gemeinde. Sie soll in erster Linie Aufklärungsarbeit leisten, doch in gewissen Bereichen ermittelt sie auch. Eines Abends jedoch wird sie verletzt in ihrer Wohnung gefunden und fällt ins Koma. Sie wacht nicht wieder auf. Inspector Linley und sein Team übernehmen den Fall. Es ist Sommer, es ist heiß und eigentlich keine Zeit zum Sterben. Im Mord einer Polizistin wird natürlich alles daran gesetzt, die Sache aufzuklären. Teo kam aus einer wohlhabenden Familie, setzte sich jedoch in letzter Zeit immer mehr mit ihren afrikanischen Wurzeln auseinander. In ihrem 21. gemeinsamen Fall müssen sich Thomas Linley und Barbara Havers mit einem Thema beschäftigen, von dem sie nicht einmal wussten, dass es auch in England von Bedeutung sein kann. Wem kam der Tod dieser jungen intelligenten Polizistin gelegen? In welcher Sache genau stellte sie Nachforschungen an? Bestanden zwischen ihr und einem ihrer Kollegen mehr als nur freundschaftliche Verbindungen? Gleichzeitig versucht die Nigerianerin Monifa ihrer achtjährigen Tochter Simi das bestmögliche Leben zu verschaffen und ihren älteren Sohn Tani bei seiner Ausbildung zu unterstützen. Die Gefahr, dass ihr gewalttätiger Ehemann ihre Pläne durchkreuzen könnte, ist allgegenwärtig. Monifa ist immer auf der Hut. Die Autorin nimmt sich in ihrem neuen Linley-Roman eines Themas an, dass nicht so bekannt ist, aber sehr viel mehr Beachtung braucht. Mal wieder führen althergebrachte Traditionen dazu, dass Frauen geradezu unterirdisch schlecht behandelt werden und das auch noch für richtig halten. Wie kann geholfen werden? Wie schwierig es ist, erstmal das Verständnis zu wecken, das überhaupt etwas schief läuft, wird sehr eindrucksvoll geschildert. Eine komplizierte Ermittlung lässt in die Seele von Teo Bomtempi schauen und bringt die Machenschaften irregeleiteter Gutmenschen zutage. Ein tolles Team in diesem intensiven Fall bilden Inspector Linley, Barbara Havers und Winston Nkata. Sie müssen sich richtig ins Zeug legen, um die Hintergründe der Tat zu durchschauen, wobei auch Nebenstränge schlüssig aufgelöst werden. Ein sehr gelungener Linley, der eine Zierde für die Reihe ist. 4,5 Sterne

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Eine schwarze Polizistin wird ermordet in ihrer Wohnung gefunden. Wer könnte sie umgebracht haben? Der Ex-Mann? Der neue (heimliche) Freund? Oder hat es mir ihrer aktuellen Ermittlung zu tun? Teo Bontempi hat im Bereich FGM ermittelt - weibliche Genitalverstümmelung. In einigen Communities in London wird diese noch angewandt, obwohl sie natürlich illegal ist. Sie soll die Mädchen "rein" erhalten und die Bedrohung für diese Kinder kommt perfiderweise aus der eigenen Familie. Ich bin großer Lynley Fan und habe alle bisherigen Bände gelesen. Dieser hier hat mir sehr gut gefallen, vor allem weil das ganze Team ermittelt (es gab ja auch schon Bände, die sich zum Beispiel sehr auf Barbara konzentriert haben). Sogar Deborah St. James hat eine größere Rolle! Es gibt viele Verdächtige und falsche Spuren. Ich wäre nie im Leben auf die Auflösung gekommen und es hat Spaß gemacht mitzurätseln. Interessant fand ich auch einen Einblick zu bekommen in FGM. Vieles wusste ich noch nicht. Schön fand ich auch, dass eine der Figuren auf Eel Pie Island wohnt: eine Insel in der Mitte der Themse, kann man sich gut auf Google Maps anschauen. Solche besondere Orte sind bei einem Krimi das Tüpfelchen auf dem i! Der Krimi hat rund 800 Seiten und das ist vielleicht das einzige Manko: zwischendurch dachte ich, dass es auch ein paar weniger hätten sein dürfen. Aber gelangweilt habe ich mich trotzdem nicht. Wer noch keine Lynley Bücher gelesen hat: Man kann diesen Band auch ohne Vorwissen lesen, die Krimihandlung ist unabhängig von den anderen Büchern. Aber es fehlt dann natürlich ein bisschen Wissen um die einzelnen Ermittler. Diese Rahmenhandlung lohnt sich auch sehr!

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Diese Reihe verfolge ich ja schon seit vielen, vielen Jahren und letztens hab ich sogar die ersten Bände nochmal gelesen, um wieder reinzufinden und endlich auch die neueren Teile zu lesen. Ich mag vor allem die Spannung, die sich in den Krimis immer wieder aufbaut und steigert und mich die Bücher nicht mehr aus der Hand legen lässt! Dieses Mal gibt es wieder eine Menge Protagonisten. Neben den bekannten Figuren des etwas antiquierten Inspektor Lynley und seiner skurrilen Kollegin Havers spielt auch Deborah eine wichtige Rolle. Eine langjährige Freundin von Lynley und berufliche Fotografin. Ihr neuer Auftrag führt sie zum Orchid House, einer Organisation, die sich zum Schutz von Mädchen und Frauen einsetzt. Explizit nigerianische und somalische, da diese noch immer der Tradition von FGM ausgesetzt sind: der Verstümmelung der Genitalien. Ich muss gestehen, dass ich darüber nicht viel weiß und auch schockiert war, dass dieses grausame Ritual noch immer durchgeführt, obwohl es verboten ist. Meist in Hinterzimmern von dubiosen Frauen mit den primitivsten Mitteln, wodurch die Mädchen ein Leben lang Schmerzen haben, zu keiner Lust mehr fähig sind und nicht selten auch an den Nachwirkungen sterben. Ebenfalls im Fokus steht die Familie Bankole, deren Tochter Simi genau dieses Schicksal droht. Außerdem Mark Phinney, ein Polizist, dessen Arbeit sich mit diesen Problemen auseinandersetzt. Dass diese Thematik hier zur Sprache kommt finde ich eine sehr gute Sache, da darüber sehr wenig geredet wird und ich tatsächlich kaum etwas davon höre. Da müsste wirklich mehr Aufklärung betrieben werden. Die Autorin erklärt im Nachwort, dass sie viel Recherche betrieben hat, was die Polizeiarbeit angeht, aber auch, was sich in den betroffenen Familien abspielt. Die Unterdrückung der Frau ist hier traditionell und anerzogen. Der Mann hat das Sagen, das Geld und kann im Prinzip machen, was er will. Frauen haben zu dienen und beim Sex keine Lust zu empfinden - auch um keine Ambitionen zu entwickeln, Erfahrungen sammeln zu wollen oder evtl fremdzugehen. Was mich ein bisschen gestört hat war die übertriebene political correctness im Hinblick auf das Schlagwort Diskriminierung. Leider ja immer noch ein Thema und wahrscheinlich hat die Autorin deshalb so konsequent das Misstrauen und die Abneigung dargestellt, das viele Schwarze der weißen Bevölkerung entgegenbringen. Ich benutze hier extra die Wortwahl aus dem Buch! Hier gibt es einige somalische Frauen, die einen regelrechten Hass auf "die Weißen" haben - teilweise durchaus verständlich, andererseits hat es mich in dem Kontext auch etwas gewundert, da es im Zusammenhang mit FGM eigentlich ja ein Problem aus dem Heimatland ist. Da es für mich aber schwierig nachzuvollziehen ist, da ich die Ängste und Erfahrungen dieser Menschen nicht geteilt habe, hab ich es einfach mal so stehenlassen und mich darauf verlassen, dass die Autorin hier die Szenen aus der Familiengemeinschaft bzw. der Somalier einigermaßen authentisch wiedergegeben hat. Es war jedenfalls wieder relativ kurzweilig und auch wenn ein paar Wiederholungen dabei waren und Passagen, die man ruhig hätte kürzen können, konnte ich das Buch schlecht aus der Hand legen. Man fliegt wirklich recht schnell durch die Seiten und ist gespannt, was dahintersteckt - denn natürlich passiert ein Mord und es mangelt nicht an Verdächtigen. Manche Gespräche wirken forciert bzw. etwas hölzern, was ich eigentlich nicht gewohnt bin aus der Reihe und grade Lynley in seiner etwas altbackenen Art was Beziehungen betrifft, könnte gerne auch mal etwas moderner werden mittlerweile. Auch der Abschluss war etwas unspektakulär - da hatte ich mir mehr erwartet. Insgesamt hat es mir trotz der kleinen Kritikpunkte wieder sehr gut gefallen und die ausgefeilten Charakterzeichnungen und komplexen Zusammenhänge waren gut aufgebaut! Noch ein schönes Zitat von S. 691 "... Wir müssen den Menschen als Ganzes nehmen, auch wenn es bequemer wäre, sich nur die Teile auszusuchen, die uns gefallen."

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Seit 1988 gibt es die Lynley/Havers-Reihe, die mittlerweile auf 21 Bände angewachsen ist. Ich bin seit Beginn eine überzeugte Leserin von Elizabeth Georges Kriminalromanen, in denen das Verbrechen fast immer in den sozialen und gesellschaftspolitischen Kontext eingebettet ist. Manche Leser*innen kritisieren genau das, andere sind mit dem Umfang nicht glücklich (ja, knapp 800 Seiten eigenen sich nur bedingt als Happen für zwischendurch), kritisieren die Akribie der Autorin, mit der sie die handelnden Personen und deren Umfeld charakterisiert, ihr Beziehungsgeflecht beschreibt, die verschlungenen Wege der Ermittlungen aufzeichnet, die bisweilen die Geduld der Leser auf eine harte Probe stellen. Es sind verschiedene Handlungsebenen, die uns in „Was im Verborgenen ruht“ begegnen, wobei mich Georges Eintauchen in die abgeschlossene Welt der nigerianischen Community im Londoner Nordosten am stärksten beeindruckt und erschüttert hat. Simi, die achtjährige Tochter der Familie Bankole soll beschnitten werden, ein illegaler und verachtenswerter Eingriff, denn „„Die Mädchen werden eines Teils ihres Körpers und damit ihrer selbst beraubt, weil eine ignorante Tradition bestimmt, dass sie nichts empfinden dürfen. Versuchen sie, sich vorzustellen, was FGM für das Leben einer Frau bedeutet, für ihre Zukunft. Die Verstümmelung beraubt sie ihrer Identität, sie macht sie zur käuflichen Ware“ (Zitat, Seite 500), damit der Vater ein Hochzeitsversprechen arrangieren und einen hohen Brautpreis für sie erzielen kann. Deshalb hat er auch keine Skrupel, dieses Vorhaben auch mit brachialer Gewalt gegen den Willen seiner Familie durchzusetzen. Aber nur Tani, Simis Bruder, spricht sich offen dagegen aus und versucht alles Menschenmögliche, um seine kleine Schwester vor diesem Schicksal zu bewahren, die Mutter hingegen steht hinter dem Vorhaben ihres Mannes, möchte aber, dass die Beschneidung fachgerecht und unter hygienischen Bedingungen durchgeführt wird. Lynley, Haver und Nkata tauchen erst nach knapp 200 Seiten auf und werden mit der Suche nach dem Mörder der schwarzen Polizistin Teo Bontempi beauftragt, was sich schwieriger als erwartet in der Hauptstadt des CCTV gestaltet. Viele Motive, viele Verdächtige. Erst als sich im Lauf der Handlung herausstellt, dass diese nicht nur als Mitglied einer Sondereinheit im Londoner Norden ermittelt hat, sondern selbst ein FGM-Opfer war, lichtet sich das Dunkel allmählich. Natürlich tauchen auch jede Menge bekannte Gesichter aus der Reihe auf, manche wesentlich stärker in die Handlung involviert, als es auf den ersten Blick scheint, andere lediglich als Seitenfüller. Ohne Verlust für die Story hätte man hier rigoros kürzen können und sollen, beispielsweise diese langatmigen Beziehungsdiskussionen zwischen Lynley und seiner Freundin. Oder die Verkupplungsversuche von Havers‘ Kollegin. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

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