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Rezensionen zu
Unzertrennlich

Irvin D. Yalom, Marilyn Yalom

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Bewegend

Von: heinoko

21.07.2021

Wer sich je mit Psychotherapie beschäftigt hat, sei es beruflich, sei es aus persönlichem Interesse, dem wird der Name des angesehensten und einflussreichsten Psychotherapeuten Amerikas, Irvin D. Yalom, bekannt sein. Unvergleichlich seine Gabe, die Grundpfeiler der existentiellen Psychotherapie, die weit ins Tiefenpsychologisch-Philosophische hineinragen, anhand von „Therapiegeschichten“ unterhaltsam-verstehbar zu machen (z. B. „Die Liebe und ihr Henker“ u.v.a.). Als seine Frau Marilyn, hochgebildete Kulturwissenschaftlerin und Autorin, todkrank wird, beschließen sie, über diese letzte gemeinsame Zeit miteinander ein Buch zu schreiben, das erste und einzige gemeinsame Werk. Vergangenen Herbst starb Marilyn und Irvin musste das Buch alleine fertigstellen. Während der Lektüre des Buches habe ich mir die zahlreichen Fotos im Buch immer wieder neu angesehen. Viele wirken gestellt, gewollt, in Szene gesetzt. Dem Leser wird kaum ein spontaner Einblick gewährt. Und diese Distanz spüre ich auch über die gesamte Lektüre hinweg durch die meist eher intellektuell-rationale Erzählweise. Was ich aber auch spüre, und das ist sicher nicht überraschend: Wie die Schilderungen des Buches mich persönlich anpacken. Denn der Abschied, das Weggeben, das Weggehen, das Verlassen und Verlassen-Werden, das Sterben und der Tod in seiner Endgültigkeit sind große Themen des Menschseins, und genau diesen begegnet der Leser ganz direkt. Alles, wirklich alles dreht sich im Buch letztlich um Nietzsches Satz „Stirb zur rechten Zeit“. Im Wechsel erzählen Marilyn und Irvin von ihrem gelebten Leben, von Erfahrungen, von Hoffnungen, von geistigen Begleitern, von Kindern, Enkelkindern und Freunden. Marilyn bleibt lange stark für Irvin, bis sie ans Ende ihrer Kraft gelangt und den in Amerika erlaubten begleiteten Suizid wählt. Unerwartet war für mich zu lesen, dass Transzendenz kein Thema für das Ehepaar Yalom war, auch nicht im direkten Angesicht des Todes. Oder dass für Musik kein Platz war im Leben der Beiden. Das letzte Drittel des Buches muss Irvin schließlich allein schreiben. Er schildert darin in vielen Facetten seine unfassbar tiefe Einsamkeit nach Verlust seiner geliebten Frau, Partnerin und verlässlichen Stütze im Leben wie im intellektuellen Miteinander, wie sie es über die unglaublich lange Zeit einer 65-jährigen Ehe war. „Trauern ist der Preis, den wir zahlen, wenn wir den Mut haben, andere zu lieben.“ Fazit: Ein bewegendes, ein wichtiges Buch für alle, die sich mit Leben, Liebe und Tod gleichermaßen beschäftigen.

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In ihrem gemeinsamen Buch "Unzertrennlich: Über den Tod und das Leben" beschreibt der Psychotherapeut Irvin D Yalom herzzerreißend und intim von der Verarbeitung des Tods seiner Frau Marilyn, mit der er gemeinsam an eben diesem Buch arbeitete - und es nach ihrem Tod alleine beenden musste. Es hat mich zu Tränen gerührt und mein Herz weinen lassen, wie intensiv, wie nahbar und empathisch die beiden mit dem Thema umgehen, es thematisieren und so den Menschen mit ihrer Kompetenz, ihrem Hintergrund der Psychotherapie nahebringen. Sie geben einen Anker, eine Linie, an der man sich in einer solch schweren Verlustzeit orientieren kann - und damit genau das, was man braucht. Was für ein Buch!

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Trauer ist immer ein schwieriges Thema. Auch wenn es bei mir hoffentlich noch lange hin ist, bis jemand aus dem engsten Familienkreis stirbt, hat mich das Buch „Unzertrennlich – über den Tod und das Leben“ von Irvin D. Yalom und seiner Frau Marilyn Yalom direkt angesprochen. Die Literaturwissenschaftlerin Marilyn ist an einem Multiplen Myelom erkrankt und angesichts des dadurch bevorstehenden Todes, entschließt sie sich gemeinsam mit ihrem Mann, dem Psychiater Irvin D. Yalom, ein Buch über die letzte gemeinsame Zeit und darüber hinaus zu schreiben. Beide schildern aus ihrer Sicht die Gedanken und Gefühle, die sich mit dem herannahenden Tod beschäftigen. Sie schreiben darüber, was es heißt, sein Leben, seine Erinnerungen, seine Liebsten zurücklassen zu müssen. Sie schreiben über praktische Überlegungen zur Wohnsituation, zu den Hinterlassenschaften, dazu wie man am besten aus dem Leben scheiden kann, aber auch zu den Gefühlen, die mit dem Sterben einhergehen. Im letzten Drittel schreibt Irvin dann allein über seine Trauer nach dem Tod seiner Frau und wie sehr sich seine Sichtweise auf seine Arbeit noch einmal gewandelt hat. Das Buch ist aber noch viel mehr. Es ist auch das Dokument einer außergewöhnlichen Liebe. Ich glaube, ich habe noch nie so eine Liebeserklärung eines Mannes an seine Frau gelesen. Irvin macht immer wieder deutlich, wie sehr er Marilyn liebt bzw. geliebt hat und wie sehr er sie bewundert. Er schätzt ihre intellektuellen Fähigkeiten und sieht in ihr seinen wichtigsten Berater in allen privaten und beruflichen Belangen. Die Beiden haben bzw. hatten ein eindrucksvolles Leben und gehen ebenso bemerkenswert mit dem Tod um. Ihr Schreibstil ist außergewöhnlich. Sowohl Marilyn als auch Irvin schaffen es, den Leser im tiefsten Herzen zu berühren, bleiben dabei stets authentisch und werden niemals pathetisch. Ich bin nicht nah am Wasser gebaut, aber ich musste beim Lesen weinen, so sehr hat mich das Gelesene berührt. Dieses Buch war mein erstes des Ehepaar Yalom, aber sicher nicht mein letztes. Ich kann es jedem ans Herz legen, ob in Trauer oder nicht.

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Berührend und interessant

Von: Sabrina Tschorn - Aus Liebe zum Lesen Literaturblog aus Rannungen

12.07.2021

Trauer ist immer ein schwieriges Thema. Auch wenn es bei mir hoffentlich noch lange hin ist, bis jemand aus dem engsten Familienkreis stirbt, hat mich das Buch „Unzertrennlich – über den Tod und das Leben“ von Irvin D. Yalom und seiner Frau Marilyn Yalom direkt angesprochen. Die Literaturwissenschaftlerin Marilyn ist an einem Multiplen Myelom erkrankt und angesichts des dadurch bevorstehenden Todes, entschließt sie sich gemeinsam mit ihrem Mann, dem Psychiater Irvin D. Yalom, ein Buch über die letzte gemeinsame Zeit und darüber hinaus zu schreiben. Beide schildern aus ihrer Sicht die Gedanken und Gefühle, die sich mit dem herannahenden Tod beschäftigen. Sie schreiben darüber, was es heißt, sein Leben, seine Erinnerungen, seine Liebsten zurücklassen zu müssen. Sie schreiben über praktische Überlegungen zur Wohnsituation, zu den Hinterlassenschaften, dazu wie man am besten aus dem Leben scheiden kann, aber auch zu den Gefühlen, die mit dem Sterben einhergehen. Im letzten Drittel schreibt Irvin dann allein über seine Trauer nach dem Tod seiner Frau und wie sehr sich seine Sichtweise auf seine Arbeit noch einmal gewandelt hat. Das Buch ist aber noch viel mehr. Es ist auch das Dokument einer außergewöhnlichen Liebe. Ich glaube, ich habe noch nie so eine Liebeserklärung eines Mannes an seine Frau gelesen. Irvin macht immer wieder deutlich, wie sehr er Marilyn liebt bzw. geliebt hat und wie sehr er sie bewundert. Er schätzt ihre intellektuellen Fähigkeiten und sieht in ihr seinen wichtigsten Berater in allen privaten und beruflichen Belangen. Die Beiden haben bzw. hatten ein eindrucksvolles Leben und gehen ebenso bemerkenswert mit dem Tod um. Ihr Schreibstil ist außergewöhnlich. Sowohl Marilyn als auch Irvin schaffen es, den Leser im tiefsten Herzen zu berühren, bleiben dabei stets authentisch und werden niemals pathetisch. Ich bin nicht nah am Wasser gebaut, aber ich musste beim Lesen weinen, so sehr hat mich das Gelesene berührt. Dieses Buch war mein erstes des Ehepaar Yalom, aber sicher nicht mein letztes. Ich kann es jedem ans Herz legen, ob in Trauer oder nicht.

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Die Bücher des bekannten Psychotherapeuten Irvin David Yalom handeln häufig vom Umgang mit der Angst vor dem Tod, der Sinnlosigkeit und Einsamkeit. In seinen Therapien spezialisierte er sich unter anderem auf existenzielle Psychotherapie, die den Patienten dabei helfen soll, nicht am Leben zu verzweifeln, wenn geliebte Menschen sterben. Doch was geht in einem Psychotherapeuten vor, wenn er selbst mit den Problemen seiner Patienten konfrontiert wird und das Sterben und den Tod seiner großen Liebe ertragen muss? In „Unzertrennlich“ beschreibt das Ehepaar Yalom seinen persönlichen Umgang mit Abschiednehmen und Trauer und der Liebe, die diesen Prozess stets begleitet und potenziert. Die Krankheit Marilyns und ein gemeinsames Projekt Der Auslöser, ein gemeinsames Buch zu schreiben, war Marilyns Krebsdiagnose. Ein Multiples Myelom mit 87 Jahren machte wenig Hoffnung auf eine baldige Heilung. Beide wussten, dass Marilyn sehr wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit blieb. Das Schreiben eines gemeinsamen Buches war nicht Irvs Idee, sondern die seiner kranken Frau, die wusste, dass der Prozess des Schreibens beide am Leben halten wird. Auch über ihren Tod hinaus. Beide haben in ihrem Leben viel publiziert, aber noch nie ein gemeinsames Projekt verwirklicht. Sie begannen und schrieben die ersten Kapitel des Buches „Unzertrennlich“ im Wechsel. Der Zerfall In diesen ersten Kapiteln beschreiben beide Ehepartner den langsamen Zermürbungsprozess einer Chemotherapie. Nicht nur einmal fragen sich beide, ob es das Leben noch lebenswert macht, wenn man seine verbleibende Zeit nur mit solch wesensverändernden Therapien verlängern kann. Marilyn ist abgeschlagen, leidet an Appetitlosigkeit und Übelkeit und verliert all ihre Lebensfreude, die für sie eigentlich so typisch war. Beide gehen unterschiedlich mit dieser Phase um: Für Marilyn scheint das Leben gelebt worden zu sein, sie erhofft sich einen baldigen Tod. Irv hingegen kann sich mit dem Gedanken, ohne seine Marilyn weiterleben zu müssen, nicht anfreunden. Er klammert sich an ihr Leben und will nichts unversucht lassen. Der körperliche Zerfall ist nicht das Einzige, was in dieser Zeit belastend ist. Wenn ein Mensch stirbt, löst nicht nur er sich auf, sondern auch seine Besitztümer und sein Raum, den er im Leben seiner Familie und Freunde eingenommen hat. Die Yaloms waren ein lesebegeistertes Ehepaar und Bücher bildeten nicht nur in ihren Gesprächen häufig den Mittelpunkt. Auch ihr großes Haus war mit tausenden von Büchern gefüllt, die für sie eine ganz besondere Bedeutung hatten. Kurz vor ihrem Tod spendete die frankophile Marilyn viele ihrer Schätze an Bibliotheken von Universitäten. Die großen Lücken, die so in den Bücherregalen entstanden, waren nur ein Vorgeschmack des Schmerzes, der auf Irvin noch zukommen wird. Der langsam einkehrende Tod seiner Frau macht Irv seine eigene Vergänglichkeit immer bewusster. So gerne verdrängt man die Tatsache, dass das Leben endlich ist, doch wenn geliebte Menschen sterben, wird man mit aller Härte daran erinnert. Zu überleben ist kein Privileg, denn letztendlich müssen wir alle irgendwann gehen. Niemand sonst außer ihr trinkt Tee in unserem Haus. In jeder Schachtel sind zwanzig Beutel. Ich fürchte, sie wird nur noch ein paar Tage am Leben sein, dennoch kaufe ich zwei Schachteln – vierzig Teebeutel ein magischer Appell, sie noch etwas länger zu behalten. Unzertrennlich von I.D und M. Yalom, S.191 Ein Leben endet Nach zwanzig gemeinsamen Kapiteln wird das Schreiben wieder für Irv eine einsame Tätigkeit. Marilyn bricht die Behandlungen ab und wird nur noch palliativ behandelt. Nach einem letzten Energieschub stirbt sie in Anwesenheit ihrer Kinder und ihres Mannes. Sein Leben lang hat der Psychotherapeut mit Patienten, die über einen Verlust nicht hinwegkommen, gearbeitet, doch nun steht er auf einmal selbst vor der Aufgabe, die Lücke akzeptieren zu lernen. Ich betrachte meine Patientin Irene nun mit anderen Augen. Ich erinnere mich an meine Begegnung mit ihr, als wäre es gestern, besonders an ihre Kommentare über mein warmes, gemütliches, glückliches Leben, das mich davon abhalte, das wahre Ausmaß ihrer vielen Verluste zu begreifen. Nun nehme ich ihre Worte ernster. Unzertrennlich von I.D und M. Yalom, S.289 Trost sucht er in der Philosophie, seinen eigenen Büchern und der Psychologie. Er erinnert sich an Patienten, die mit genau dieser Leere, die er nun am eigenen Leibe zu spüren bekommt, konfrontiert wurden. Seine damals gegebenen Ratschläge kommen ihm auf einmal lächerlich vor, da er nun das erste Mal selbst merkt, dass diese viel leichter gesagt als umzusetzen sind. Wenn man sein Leben lang nie allein war, mit seiner Frau seit der Jugend zusammen war, dann erscheint einen zunächst alles sinnlos. Egal, wie viele gute Ratschläge einen andere oder die Literatur geben. Dabei gibt es rational betrachtet gar keinen Grund, Angst vor dem Tod zu haben. Aber es geht hier nicht um Einsamkeit. Es geht hier darum, dass ich lernen muss, dass etwas Wert haben und von Interesse sein kann, selbst wenn ich der Einzige bin, der es erlebt, selbst wenn ich es nicht mit Marilyn teilen kann. Unzertrennlich von I.D. und M. Yalom, S.223 Epikur: Furcht vor dem Tod ist unbegründet Der Philosoph Epikur lebte bereits 341 bis 270 v.Chr. Epikur beschäftigte sich mit Lebensphilosophie – wie muss ich leben, damit mein Leben lebenswert wird? Jeder Mensch sollte Seelenruhe und Gelassenheit anstreben, damit er glücklich werden kann. Doch wie erreicht man diese Geisteszustände? Vor allem nicht mit der Angst vor dem Tod. Epikur sah die Todes- und Gottesfurcht als größte Hindernisse, um inneren Seelenfrieden zu erreichen. Entscheidungen und Lebenswege beeinflussen ausschließlich wir, daher ist die Angst vor Göttern unberechtigt. Die Angst verursacht nur Unglück und neben der Gottesfurcht ist unsere größte Angst, die vor dem Tod. Nur wenn wir diese überwinden können, werden wir glücklich. Epikur sieht diese Angst als gänzlich unbegründet, da der Tod das Ende unseres Bewusstseins und unserer Gefühle ist. Daher kann der Tod weder körperlich noch emotional erfahrbar für uns sein. Und warum sollte man sich vor etwas fürchten, was jenseits unserer Wahrnehmung liegt? Angst vor dem Vergessenwerden Es klingt alles so logisch. Man wird am Ende sterben, es ist der Kreislauf, dem wir alle nicht entkommen können. Die Angst vor dem Tod ist etwas gänzlich Absurdes. Dennoch ist sie da, sucht uns ganz besonders heim, wenn eine geliebte Person mit der Endlichkeit des eigenen Seins überrumpelt wird und uns auf einmal schmerzlich bewusstwird, dass alles, was wir auf dieser Welt an Besitztümern anhäufen, an Freundschaften knüpfen oder uns an Wissen aneignen, mit uns gehen wird. Die Erinnerung an einen wird zunächst sehr präsent sein, aber von Tag zu Tag, Monat zu Monat und Jahr zu Jahr immer blasser werden. Ist es nicht das, was einen Angst macht? Nicht der Prozess des Sterbens, sondern das Sichauflösen? Kaum einer kann wohl leugnen, dass man die Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz infrage stellt, wenn man darüber nachdenkt, dass man schlichtweg ausgelöscht wird, unbedeutsam sein wird. So ergeht es auch Irvin Yalom, der auf einmal ein sexuelles Verlangen nach anderen Frauen an sich wahrnimmt und hin und wieder sich dabei erwischt, nicht an den Tod seiner Frau zu denken. Für die Hinterbliebenen ist das ein heilender Prozess, aber gleichzeitig auch ein seltsames Gefühl, dem Andenken einer geliebten Person nicht mehr gerecht werden zu können. Lesenswert? Dem Ehepaar Yalom ist es in „Unzertrennlich“ gelungen, dem Tod offen in die Augen zu schauen. Ein Thema, was insbesondere in diesem persönlichen Kontext, schwer in Worte zu fassen ist, wurde hier sowohl biologisch, psychologisch als auch irrational aufgegriffen. Insbesondere diese Mischung macht die Lektüre so interessant: Zwei Wissenschaftler beginnen teilweise objektiv und pathologisch über den Tod zu reflektieren. Von Kapitel zu Kapitel werden beide Wissenschaftler mehr zu emotionalen Menschen, die merken, dass sich metaphysische Themen wie Tod und Lebenssinn nicht immer rational erklären lassen. Der Tod geht auch bei klugen Denkern unter die Haut und viele Passagen, in denen Irv sich eingesteht, dass er sich das Leid seiner Patienten leichter vorgestellt hätte, zeugen von Ehrlichkeit und Menschlichkeit. Was dem Buch einen kleinen Minuspunkt verschafft, sind die sehr selbstverliebten Passagen des Psychotherapeuten. Es wird doch etwas zu häufig betont, welch eine heilende Wirkung seine eigenen Romane auf ihn haben und wie selten er in seinen Therapien falsch lag. Aber irgendwie ist das ja auch auf eine gewisse Weise ehrlich…

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Irvin Yalom, eines der bedeutendsten Psychiater Amerikas und Marilyn Yalom, Professorin für französische Literatur haben sich als Jugendliche ineinander verliebt, geheiratet, Kinder großgezogen und beeindruckende Karrieren gemacht. Nun ist Marilyn schwer an Krebs erkrankt, Multiples Myelom ist die Diagnose. Zwar kann man Jahre, gar Jahrzehnte mit der Krankheit leben, jedoch schlagen die Therapien bei Marilyn nicht an. Als ein Ende nahe wird, beginnen sie, gemeinsam ein Buch zu schreiben. Abwechselnd, Kapitel für Kapitel. So entsteht „Unzertrennlich“, ein Tagebuch der letzten Monate von Irvin und Marilyn als Paar. Sie schreiben von dem Kampf gegen den Krebs, von dem Rückhalt in der Familie und im Freundeskreis, von der Hoffnung auf ein bisschen mehr Zeit zusammen. Am Ende stirbt Marilyn – und Irvin schreibt das Buch allein fertig. Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, ein Buch wie „Unzertrennlich“ auf einer einfachen Rezensions-Skala von 1 bis 5 einzuordnen. Wie soll man das Tagebuch, die Erlebnisse, all das Persönliche und Intime von zwei Personen bewerten wollen? „Unzertrennlich“ ist keine Geschichte, die darauf ausgelegt ist, besonders spannend oder aufregend zu sein. Sie ist nicht in einem besonders schönen Schreibstil geschrieben, eher sachlich und nüchtern und beschreibt chronologisch die letzten Monate eines Paares. Ich habe das Buch relativ zügig gelesen, musste es aber zwischendurch immer wieder mal weglegen, weil die beschriebenen Tatsachen darin, die Tatsache, dass Marilyn bald stirbt und Irvin für immer verlässt, sehr bedrückend und traurig macht. Das Yalom-Paar ist nicht religiös und es glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod. Wenn Marilyn gestorben ist, so sagen es beide, dann gibt es sie schlichtweg nicht mehr. Kein Bewusstsein. Keine Marilyn. Nur noch ein Körper, der nach und nach in der Erde verwest. Oft zitieren sie andere Wissenschaftler zum Thema Sterben und Tod. Es wird deutlich, dass es sich bei den Yaloms um ein überaus intellektuelles Paar handelt. Einige Stellen in dem Buch finde ich persönlich etwas übertrieben in den Vordergrund gerückt, so betont Irvin Yalom zum Beispiel immer wieder subtil seine exzellenten Fähigkeiten als Therapeut und verweist in „Unzertrennlich“ des Öfteren auf seine eigenen Romane und Sachbücher, die so hervorragend seien und ihn in seiner Trauer begleiten, in dem er seine eigenen Bücher erneut liest. Seine hohe Meinung zu seinen Büchern wirken aber nicht in Szene gesetzt, sondern einfach authentisch, vielleicht ist er in seiner Person nun mal so. Irvin Yalom versucht nicht, sich in dem Buch besonders gut darzustellen, sondern die Wahrheit abzubilden. Er beschreibt die tollen Momente, die jeder gerne hört und liest, aber als Leser*in erhält man auch Einblick in die Schattenseiten seiner Persönlichkeit, so berichtet er zum Beispiel frei heraus von Zwangsgedanken, die er schon so oft bei anderen Menschen therapiert hat und nun selbst schwerlich loswird und beschreibt seine Schuldgefühle, die er hat, nachdem er nach Marilyns Tod auf einmal sexuelle Gedanken hat. „Unzertrennlich“ ist eine schwermütige, traurige Lektüre. Authentisch erzählen Irvin Yalom und Marilyn Yalom ihre Geschichte davon, was passiert, wenn die wichtigste Person im Leben stirbt.

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Der letzte Wunsch der todkranken Marylin Yalom ist es, ein gemeinsames Buch mit ihrem Ehemann Irvin D.Yalom zu schreiben. Serh emotional und mitreißend, ich konnte das Buch nicht weglegen.

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Ich möchte dieses Werk lieber Tagebuch, als Biografie, Roman oder Erzählung bezeichnen, denn die intimen Gedanken, die einem hier schonungslos und ehrlich begegnen, geben dem Leser das Gefühl, heimlich an einem fremden Leben teilzuhaben. Die Fotografien, die abgedruckt und von dem Sohn der beiden gefertigt wurden, verstärken diese persönliche Bindung. Es gehört viel Mut dazu, auch seine dunkelsten Gedanken mit anderen zu teilen. Die Autoren Irv und Marilyn Yalom sind in vielerlei Hinsicht beeindruckenden Persönlichkeiten. Intellektuell, liebevoll, empathisch - Sie sind von nun an mein Vorbild für eine liebevolle Ehe (und das nach 73! Jahren Beziehung) und Nächstenliebe. Diese unfassbar respektvolle Zuneigung, die diese beiden füreinander empfinden, ist für meine zarten 26 kaum greifbar. Sie leben nach der Formel: Drei Dinge sind im Leben eines Menschen wichtig: Menschlichkeit, Menschlichkeit und Menschlichkeit. Als Marilyn ihre tödliche Diagnose erhält, beschließt sie, mit ihrem Mann dieses Buch zu schreiben. Ihr letztes von vielen veröffentlichten Werken, denn Irv muss es alleine beenden. In ihren letzten Wochen sagt Marilyn zu ihm: „Irv, ich bereue nichts.“ Ich hoffe diese Worte auch eines Tages sagen zu können. Das Thema Tod wird oft tabuisiert. Nun: Hier nicht! Beide teilen ihre Gefühle und Gedanken über die Angst vor dem Tod, das Loslassen, das Trauern, Schamgefühle, Das Weiterleben, Suizidgedanken und die Angst, vergessen zu werden. Wer in diesem Buch nach Aktion und Spannung sucht, sucht vergeblich. Was man aber bekommt: Tiefe psychologische Einblicke eines jahrelang erfolgreichen Psychologen. Die Möglichkeit, die Erinnerungen über das bewegte Leben zweier Menschen zu wahren, wenn sie es nicht mehr können und sie somit weiterleben zu lassen. Emotionen, die einen so ins Herz treffen, dass auch Tränen laufen können. Wunderschöne Worte und Zitate! Irv ist vor vier Tagen 90 Jahre alt geworden. Herzlichen Glückwunsch und danke, für diese Seiten. Ich hoffe wirklich, dass diese beiden Menschen noch 100te von Jahre in den Köpfen und Gedanken ihrer Leser weiterleben. Ich bin mir sicher, dass ich in meinem Leben noch oft an ihre Worte denken und an so manchen schlechten Tag zu diesem Buch greifen werde. Ohne sie persönlich gekannt zu haben, bin ich dankbar, ihre Erinnerungen zu meinen hinzuzufügen.

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