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Rezensionen zu
Unzertrennlich

Irvin D. Yalom, Marilyn Yalom

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Der Psychologe Irvin D. Yalom und seine Frau Marilyn Yalom, Literaturwissenschaftlerin, sind seit 65 Jahren verheiratet und durch die Liebe zur Literatur und zu ihrer Familie stark miteinander verbunden. Das Buch ist als gemeinsames Projekt entstanden, als bei Marylin eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird. Darin verarbeiten sie das Abschiednehmen voneinander und alle dazugehörigen Gedanken und Gefühle. Selbst seine Tätigkeit als Psychologie kann ihn nicht davor bewahren, bei seiner eigenen Trauer an seine Grenzen zu geraten. Wie ihr jetzt vielleicht schon vermutet: Nein, es ist keine leichte Lektüre, ich habe sehr lange dafür gebraucht und musste das Buch auch phasenweise beiseite legen. Aber es wirkt auf mich wie eine glaubwürdige Auseinandersetzung mit den Themen "Älterwerden, dem Abschiednehmen, dem Sterben", daher kann ich es dennoch empfehlen.

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Ergreifend

Von: Kathy30

03.04.2022

Dieses Buch haben die beiden Autoren Irvin D. Yalom und seine Ehefrau Marilyn Yalom geschrieben und zwar als Marilyn unheilbar krank wurde und nur noch wenige Monate zu leben hatte. Irvin und Marilyn waren 65 Jahre verheiratet und 70 Jahre ein Paar. Mit der Diagnose von Marilyn tun sich ganz neue Fragen auf: "Was ist mit dem, der zurückbleibt? Wie können wir uns gegenseitig stützen und unsere verbleibenden Tage, Monate, Jahre genießen? Wie kämpfen wir gegen die Verzweiflung? Wie schaffen wir es, bis zum Ende ein bedeutendes Leben zu führen?" Diese Fragen versuchen die beiden in diesem Buch für sich zu beantworten und lassen den Leser / die Leserin dabei sehr tief in ihr Inneres blicken und an ihren Gedanken, Gefühlen und Ängsten teilhaben. Ich kannte die beiden Autoren vorher nicht. Trotzdem hat mich ihr Schicksal berührt und ich empfand großes Mitleid mit den beiden. Mit Irvin noch ein wenig mehr weil er der zurückbleibende im Bewusstsein ist und den Schmerz und die Trauer ertragen muss. Vieles in dem Buch, dass die beiden erwähnten blieb mir jedoch fern und verschlossen. Ich weiß nicht genau wieso. Vielleicht weil ich noch nicht bereit bin über das Sterben nachzudenken? Oder weil ich einfach ein ganz anderes Lebenskonzept lebe als die beiden? Ich kenne diese Art enger Verbindung zu einem anderen Menschen nicht. Trotzdem fand ich diese Lektüre sehr interessant und zum Nachdenken anregend. Der Schreibstil war leicht verständlich und sehr emotional. Ich konnte die Trauer zwischen den Zeilen sehr deutlich spüren. Ich werde das Buch aufheben und es noch einmal lesen, wenn ich älter geworden bin. Wahrscheinlich habe ich dann einen ganz anderen Zugang zu diesem Thema. Bis dahin werde ich es handhaben wie ein guter Freund von Irvin es in diesem Buch sagte: "Du als du selbst hast nur dieses eine Leben. Genieß jeden Moment dieses erstaunlichen Phänomens, das man "Bewusstsein" nennt, und versinke nicht in Selbstmitleid angesichts dessen, was du mal hattest!"

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Nach über 60 Ehejahren müssen sich Marilyn und Irvin der Tatsache stellen, dass ihren gemeinsamen Jahren bald ein Ende gesetzt wird. Marilyn wird an einer aggressiven Krankheit sterben. Die verbleibende Zeit möchten die zwei nutzen, um ein Buch über diese intensive Erfahrung zu schreiben. Sie erinnern sich an ihre Anfänge, sind glücklich über ihre Familie und nähern sich dem unausweichlichen Ende. Es ist schwer über dieses Buch eine "Rezension" zu schreiben. Schließlich behandelt es ein sehr intimes Thema, über das nicht sehr gerne gesprochen wird. Der Tod begleitet uns, allerdings sind wir uns unserer Sterblichkeit erst spät bewusst. Jeder wird unterschiedliche Dinge aus diesem Buch mitnehmen. Doch am Ende geht es nur um die wertvolle Zeit, die wir mit Menschen verbringen, die wir mögen und lieben.

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Von Irvin Yalom habe ich fast alle Romane und Kurzgeschichten gelesen. Laut seiner eigenen Einschätzung sind es diese literarischen Werke, die ihn aus der Schar amerikanischer Psychoanalytiker hervorheben und den Weg dahin – schreibt er – habe ihm seine Frau Marilyn gewiesen. Marilyn Yalom (1932-2019) war Kulturhistorikerin mit einem besonderen Faible für Frankreich, die einen Frauensalon führte bei dem sich Literatinnen und Wissenschafterinnen diverser Gebiete regelmäßig trafen) Dieses Buch ist anders, es ist kein Roman sondern eine Art Tagebuch, das von Irvin und Marilyn Yalom gemeinsam begonnen und nach Marilyns Tod von Irvin beendet wurde. Das Projekt für dieses gemeinsame Buch entstand nach Marilyns Krebsdiagnose als absehbar wurde, dass sie bald sterben würde. Es sind nachdenkliche Betrachtungen über Leben und Tod, auch Biografisches beider Autoren und Erinnerungen an eine 65 Jahre dauernde Ehe, die in diesem Buch zu finden sind. Besonders beeindruckt hat mich Irvin Yaloms schonungsloser, offener Umgang mit den Beschwernissen seines Alters. Er hat Gleichgewichtsprobleme, die ihn zum Benützen eines Gehstocks zwingen und sein Gedächtnis wird immer schlechter. Der Text erweckt den Eindruck akribischer Beobachtung des eigenen Gemütszustands und absoluter Ehrlichkeit bei dessen Beschreibung. Ob das tatsächlich so ist, weiß nur der Autor selbst. Nach Marilyns Tod kramt Irvin Yalom in seinen eigenen Romanen und beschließt, sie nochmals zu lesen. „Die Schopenhauer Kur“ zu lesen, ist eine wirksame Therapie für mich. Seite um Seite werde ich ruhiger und zufriedener mit meinem Leben. In meinen Augen sind die Sätze schön komponiert, meine Wortwahl ist gut, und ich glaube, dass es mir gelungen ist, den Leser zu erreichen (…) Der Kerl, der dieses Buch geschrieben hat, ist um einiges gescheiter als ich es bin, und er weiß sehr viel mehr über Philosophie und Psychotherapie als ich. Und manche meiner Sätze rauben mir den Atem. Habe ich das wirklich geschrieben? (…) Mein alterndes Gedächtnis hat zum ersten Mal etwas Gutes: ich erinnere mich an so wenig aus dem Buch, dass mich die Ereignisse überraschen und unterhalten. S 251 – 253 Ein Kernstück dieses Berichts ist auch die Verzweiflung über Marilyns baldigen Tod auf einer Seite und deren Wunsch nach einem baldigen assistierten Suizid auf der anderen Seite. Auch dieser „Kampf“ wird sehr offen beschrieben. Ein empfehlenswertes Buch für Zeiten in denen der Tod weit weg und abstrakt erscheint und auch für Zeiten, in denen die Vergänglichkeit hinter jeder Ecke lauert. Alles, was ich von Yalom gelesen habe, auch dieses Buch, ist in der deutschen Übersetzung beim btb-Verlag erschienen. Der btb Verlag wurde 1996 in München als Taschenbuch-Verlag gegründet und gehört zur Penguin Random House Verlagsgruppe.

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Die Bücher des bekannten Psychotherapeuten Irvin David Yalom handeln häufig vom Umgang mit der Angst vor dem Tod, der Sinnlosigkeit und Einsamkeit. In seinen Therapien spezialisierte er sich unter anderem auf existenzielle Psychotherapie, die den Patienten dabei helfen soll, nicht am Leben zu verzweifeln, wenn geliebte Menschen sterben. Doch was geht in einem Psychotherapeuten vor, wenn er selbst mit den Problemen seiner Patienten konfrontiert wird und das Sterben und den Tod seiner großen Liebe ertragen muss? In „Unzertrennlich“ beschreibt das Ehepaar Yalom seinen persönlichen Umgang mit Abschiednehmen und Trauer und der Liebe, die diesen Prozess stets begleitet und potenziert. Die Krankheit Marilyns und ein gemeinsames Projekt Der Auslöser, ein gemeinsames Buch zu schreiben, war Marilyns Krebsdiagnose. Ein Multiples Myelom mit 87 Jahren machte wenig Hoffnung auf eine baldige Heilung. Beide wussten, dass Marilyn sehr wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit blieb. Das Schreiben eines gemeinsamen Buches war nicht Irvs Idee, sondern die seiner kranken Frau, die wusste, dass der Prozess des Schreibens beide am Leben halten wird. Auch über ihren Tod hinaus. Beide haben in ihrem Leben viel publiziert, aber noch nie ein gemeinsames Projekt verwirklicht. Sie begannen und schrieben die ersten Kapitel des Buches „Unzertrennlich“ im Wechsel. Der Zerfall In diesen ersten Kapiteln beschreiben beide Ehepartner den langsamen Zermürbungsprozess einer Chemotherapie. Nicht nur einmal fragen sich beide, ob es das Leben noch lebenswert macht, wenn man seine verbleibende Zeit nur mit solch wesensverändernden Therapien verlängern kann. Marilyn ist abgeschlagen, leidet an Appetitlosigkeit und Übelkeit und verliert all ihre Lebensfreude, die für sie eigentlich so typisch war. Beide gehen unterschiedlich mit dieser Phase um: Für Marilyn scheint das Leben gelebt worden zu sein, sie erhofft sich einen baldigen Tod. Irv hingegen kann sich mit dem Gedanken, ohne seine Marilyn weiterleben zu müssen, nicht anfreunden. Er klammert sich an ihr Leben und will nichts unversucht lassen. Der körperliche Zerfall ist nicht das Einzige, was in dieser Zeit belastend ist. Wenn ein Mensch stirbt, löst nicht nur er sich auf, sondern auch seine Besitztümer und sein Raum, den er im Leben seiner Familie und Freunde eingenommen hat. Die Yaloms waren ein lesebegeistertes Ehepaar und Bücher bildeten nicht nur in ihren Gesprächen häufig den Mittelpunkt. Auch ihr großes Haus war mit tausenden von Büchern gefüllt, die für sie eine ganz besondere Bedeutung hatten. Kurz vor ihrem Tod spendete die frankophile Marilyn viele ihrer Schätze an Bibliotheken von Universitäten. Die großen Lücken, die so in den Bücherregalen entstanden, waren nur ein Vorgeschmack des Schmerzes, der auf Irvin noch zukommen wird. Der langsam einkehrende Tod seiner Frau macht Irv seine eigene Vergänglichkeit immer bewusster. So gerne verdrängt man die Tatsache, dass das Leben endlich ist, doch wenn geliebte Menschen sterben, wird man mit aller Härte daran erinnert. Zu überleben ist kein Privileg, denn letztendlich müssen wir alle irgendwann gehen. Niemand sonst außer ihr trinkt Tee in unserem Haus. In jeder Schachtel sind zwanzig Beutel. Ich fürchte, sie wird nur noch ein paar Tage am Leben sein, dennoch kaufe ich zwei Schachteln – vierzig Teebeutel ein magischer Appell, sie noch etwas länger zu behalten. Unzertrennlich von I.D und M. Yalom, S.191 Ein Leben endet Nach zwanzig gemeinsamen Kapiteln wird das Schreiben wieder für Irv eine einsame Tätigkeit. Marilyn bricht die Behandlungen ab und wird nur noch palliativ behandelt. Nach einem letzten Energieschub stirbt sie in Anwesenheit ihrer Kinder und ihres Mannes. Sein Leben lang hat der Psychotherapeut mit Patienten, die über einen Verlust nicht hinwegkommen, gearbeitet, doch nun steht er auf einmal selbst vor der Aufgabe, die Lücke akzeptieren zu lernen. Ich betrachte meine Patientin Irene nun mit anderen Augen. Ich erinnere mich an meine Begegnung mit ihr, als wäre es gestern, besonders an ihre Kommentare über mein warmes, gemütliches, glückliches Leben, das mich davon abhalte, das wahre Ausmaß ihrer vielen Verluste zu begreifen. Nun nehme ich ihre Worte ernster. Unzertrennlich von I.D und M. Yalom, S.289 Trost sucht er in der Philosophie, seinen eigenen Büchern und der Psychologie. Er erinnert sich an Patienten, die mit genau dieser Leere, die er nun am eigenen Leibe zu spüren bekommt, konfrontiert wurden. Seine damals gegebenen Ratschläge kommen ihm auf einmal lächerlich vor, da er nun das erste Mal selbst merkt, dass diese viel leichter gesagt als umzusetzen sind. Wenn man sein Leben lang nie allein war, mit seiner Frau seit der Jugend zusammen war, dann erscheint einen zunächst alles sinnlos. Egal, wie viele gute Ratschläge einen andere oder die Literatur geben. Dabei gibt es rational betrachtet gar keinen Grund, Angst vor dem Tod zu haben. Aber es geht hier nicht um Einsamkeit. Es geht hier darum, dass ich lernen muss, dass etwas Wert haben und von Interesse sein kann, selbst wenn ich der Einzige bin, der es erlebt, selbst wenn ich es nicht mit Marilyn teilen kann. Unzertrennlich von I.D. und M. Yalom, S.223 Epikur: Furcht vor dem Tod ist unbegründet Der Philosoph Epikur lebte bereits 341 bis 270 v.Chr. Epikur beschäftigte sich mit Lebensphilosophie – wie muss ich leben, damit mein Leben lebenswert wird? Jeder Mensch sollte Seelenruhe und Gelassenheit anstreben, damit er glücklich werden kann. Doch wie erreicht man diese Geisteszustände? Vor allem nicht mit der Angst vor dem Tod. Epikur sah die Todes- und Gottesfurcht als größte Hindernisse, um inneren Seelenfrieden zu erreichen. Entscheidungen und Lebenswege beeinflussen ausschließlich wir, daher ist die Angst vor Göttern unberechtigt. Die Angst verursacht nur Unglück und neben der Gottesfurcht ist unsere größte Angst, die vor dem Tod. Nur wenn wir diese überwinden können, werden wir glücklich. Epikur sieht diese Angst als gänzlich unbegründet, da der Tod das Ende unseres Bewusstseins und unserer Gefühle ist. Daher kann der Tod weder körperlich noch emotional erfahrbar für uns sein. Und warum sollte man sich vor etwas fürchten, was jenseits unserer Wahrnehmung liegt? Angst vor dem Vergessenwerden Es klingt alles so logisch. Man wird am Ende sterben, es ist der Kreislauf, dem wir alle nicht entkommen können. Die Angst vor dem Tod ist etwas gänzlich Absurdes. Dennoch ist sie da, sucht uns ganz besonders heim, wenn eine geliebte Person mit der Endlichkeit des eigenen Seins überrumpelt wird und uns auf einmal schmerzlich bewusstwird, dass alles, was wir auf dieser Welt an Besitztümern anhäufen, an Freundschaften knüpfen oder uns an Wissen aneignen, mit uns gehen wird. Die Erinnerung an einen wird zunächst sehr präsent sein, aber von Tag zu Tag, Monat zu Monat und Jahr zu Jahr immer blasser werden. Ist es nicht das, was einen Angst macht? Nicht der Prozess des Sterbens, sondern das Sichauflösen? Kaum einer kann wohl leugnen, dass man die Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz infrage stellt, wenn man darüber nachdenkt, dass man schlichtweg ausgelöscht wird, unbedeutsam sein wird. So ergeht es auch Irvin Yalom, der auf einmal ein sexuelles Verlangen nach anderen Frauen an sich wahrnimmt und hin und wieder sich dabei erwischt, nicht an den Tod seiner Frau zu denken. Für die Hinterbliebenen ist das ein heilender Prozess, aber gleichzeitig auch ein seltsames Gefühl, dem Andenken einer geliebten Person nicht mehr gerecht werden zu können. Lesenswert? Dem Ehepaar Yalom ist es in „Unzertrennlich“ gelungen, dem Tod offen in die Augen zu schauen. Ein Thema, was insbesondere in diesem persönlichen Kontext, schwer in Worte zu fassen ist, wurde hier sowohl biologisch, psychologisch als auch irrational aufgegriffen. Insbesondere diese Mischung macht die Lektüre so interessant: Zwei Wissenschaftler beginnen teilweise objektiv und pathologisch über den Tod zu reflektieren. Von Kapitel zu Kapitel werden beide Wissenschaftler mehr zu emotionalen Menschen, die merken, dass sich metaphysische Themen wie Tod und Lebenssinn nicht immer rational erklären lassen. Der Tod geht auch bei klugen Denkern unter die Haut und viele Passagen, in denen Irv sich eingesteht, dass er sich das Leid seiner Patienten leichter vorgestellt hätte, zeugen von Ehrlichkeit und Menschlichkeit. Was dem Buch einen kleinen Minuspunkt verschafft, sind die sehr selbstverliebten Passagen des Psychotherapeuten. Es wird doch etwas zu häufig betont, welch eine heilende Wirkung seine eigenen Romane auf ihn haben und wie selten er in seinen Therapien falsch lag. Aber irgendwie ist das ja auch auf eine gewisse Weise ehrlich…

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Irvin Yalom, eines der bedeutendsten Psychiater Amerikas und Marilyn Yalom, Professorin für französische Literatur haben sich als Jugendliche ineinander verliebt, geheiratet, Kinder großgezogen und beeindruckende Karrieren gemacht. Nun ist Marilyn schwer an Krebs erkrankt, Multiples Myelom ist die Diagnose. Zwar kann man Jahre, gar Jahrzehnte mit der Krankheit leben, jedoch schlagen die Therapien bei Marilyn nicht an. Als ein Ende nahe wird, beginnen sie, gemeinsam ein Buch zu schreiben. Abwechselnd, Kapitel für Kapitel. So entsteht „Unzertrennlich“, ein Tagebuch der letzten Monate von Irvin und Marilyn als Paar. Sie schreiben von dem Kampf gegen den Krebs, von dem Rückhalt in der Familie und im Freundeskreis, von der Hoffnung auf ein bisschen mehr Zeit zusammen. Am Ende stirbt Marilyn – und Irvin schreibt das Buch allein fertig. Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, ein Buch wie „Unzertrennlich“ auf einer einfachen Rezensions-Skala von 1 bis 5 einzuordnen. Wie soll man das Tagebuch, die Erlebnisse, all das Persönliche und Intime von zwei Personen bewerten wollen? „Unzertrennlich“ ist keine Geschichte, die darauf ausgelegt ist, besonders spannend oder aufregend zu sein. Sie ist nicht in einem besonders schönen Schreibstil geschrieben, eher sachlich und nüchtern und beschreibt chronologisch die letzten Monate eines Paares. Ich habe das Buch relativ zügig gelesen, musste es aber zwischendurch immer wieder mal weglegen, weil die beschriebenen Tatsachen darin, die Tatsache, dass Marilyn bald stirbt und Irvin für immer verlässt, sehr bedrückend und traurig macht. Das Yalom-Paar ist nicht religiös und es glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod. Wenn Marilyn gestorben ist, so sagen es beide, dann gibt es sie schlichtweg nicht mehr. Kein Bewusstsein. Keine Marilyn. Nur noch ein Körper, der nach und nach in der Erde verwest. Oft zitieren sie andere Wissenschaftler zum Thema Sterben und Tod. Es wird deutlich, dass es sich bei den Yaloms um ein überaus intellektuelles Paar handelt. Einige Stellen in dem Buch finde ich persönlich etwas übertrieben in den Vordergrund gerückt, so betont Irvin Yalom zum Beispiel immer wieder subtil seine exzellenten Fähigkeiten als Therapeut und verweist in „Unzertrennlich“ des Öfteren auf seine eigenen Romane und Sachbücher, die so hervorragend seien und ihn in seiner Trauer begleiten, in dem er seine eigenen Bücher erneut liest. Seine hohe Meinung zu seinen Büchern wirken aber nicht in Szene gesetzt, sondern einfach authentisch, vielleicht ist er in seiner Person nun mal so. Irvin Yalom versucht nicht, sich in dem Buch besonders gut darzustellen, sondern die Wahrheit abzubilden. Er beschreibt die tollen Momente, die jeder gerne hört und liest, aber als Leser*in erhält man auch Einblick in die Schattenseiten seiner Persönlichkeit, so berichtet er zum Beispiel frei heraus von Zwangsgedanken, die er schon so oft bei anderen Menschen therapiert hat und nun selbst schwerlich loswird und beschreibt seine Schuldgefühle, die er hat, nachdem er nach Marilyns Tod auf einmal sexuelle Gedanken hat. „Unzertrennlich“ ist eine schwermütige, traurige Lektüre. Authentisch erzählen Irvin Yalom und Marilyn Yalom ihre Geschichte davon, was passiert, wenn die wichtigste Person im Leben stirbt.

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Das Liebes- und Ehepaar YALOM verabschiedet sich. Von einander, von einem großen Freundes- und Bekanntenkreis, von der internationalen Fachwelt, von Millionen treuer Leser und Anhänger. Anlass für diesen Abschied ist eine tödliche Krankheit von Marilyn, deren Verlauf und Folgen zunächst von beiden, nach dem Tod dann von Irving alleine beschrieben und reflektiert werden. (Ich benutze im Text die Vornamen, weil es zu der extrem persönlichen Grundfärbung des Buches passt). Der Name Irvin YALOM ist nicht nur in psychotherapeutischen Fachkreisen international bekannt; er hat eine Reihe von Romanen geschrieben, in denen er einem breiten Publikum grundsätzliche Erkenntnisse und Anregungen zu einem erfüllten Leben vermittelt hat. Marilyn hat als feministisch-orientierte Literaturwissenschaftlerin ebenfalls seit Jahrzehnten eine öffentliche Präsenz. Das Paar setzt mit diesem Buch in erster Linie der Beziehung selbst ein Denkmal. Hier haben sich zwei kreative und intellektuelle Persönlichkeiten schon im Jugendalter kennen- und lieben gelernt und es geschafft, sich bis ins hohe Alter auf eine Art zu begleiten, zu fördern, zu inspirieren, die für viele Menschen - sowohl im Umfeld als auch in weiten fachlichen und literarischen Kreisen - zu einem Modell einer Idealbeziehung geworden ist. Das Buch setzt sich aus zahlreichen Facetten zusammen. Es beinhaltet: - eine Art medizinisches Tagebuch über den Verlauf der Erkrankung, die Wirkung und Folgen der Behandlungsmaßnahmen, - einen Einblick in die Gestaltung des Zusammenlebens in den letzten gemeinsamen Monaten, - die Schilderung der Begleitung und Anteilnahme durch die Angehörigen und ein geradezu riesiges soziales Netzwerk, - Rückblicke auf die Beziehungsgeschichte und Stationen eines extrem erfüllten gemeinsamen Lebens, - die Darstellung der inneren Ambivalenz Marilyns zwischen dem Kampf um das Weiterleben (zuletzt mehr für Irving als für sich selbst) und ihrer wachsenden Bereitschaft, dem leidvollen und aussichtslosen Krankheitsprozess ein selbstbestimmtes Ende zu setzen, - eher allgemeine Reflexionen (schwerpunktmäßig von Irvin) über das Alter, die Angst vor dem Tod, die Furcht vor der Einsamkeit des Zurückbleibenden) wobei der Autor zunehmend auch auf eigene frühere Werke zurückgreift), - den schrittweisen Abschied von Irvin von seiner Berufung als Psychotherapeut (als Teil eines deutlich spürbaren Altersabbaus), - die Beschreibung (und Reflexion) des Alltagslebens von Iriving in den ersten Monaten als Witwer). Alle diese Themen sind durchzogen von immer wieder neuen Bekundungen des gegenseitigen Respekts, der gegenseitigen Bewunderung und der geradezu unendlichen gegenseitigen Liebe. Was ließe sich Kritisches sagen zu einem Buch mit solch berührenden, existenziell-bedeutsamen Inhalten? Müsste man nicht einfach nur ergriffen und begeistert sein, weil man an den (Selbst-)Erkenntnissen von solch besonderen Menschen teilhaben darf? Nun, außerhalb des echten Fan-Kreises (der sich ja stärker um Irvin gebildet hat) könnte man schon zu dem Eindruck kommen, dass es vielleicht doch von allem etwas zu viel ist. Einfach eine Schicht zu dick aufgetragen. So wird aus gelungener Liebe ein einzigartiges Monument, aus einer klugen, fürsorglichen und inspirierenden Frau fast eine Heilige, aus guten Sozialbeziehungen geradezu ein Meer von innigen Freundschaften. Es gibt Stellen in diesem Buch, die so persönlich und detailliert sind (Medikamente, einzelne Freundschaftsbeziehungen), dass sie doch eher für ein persönliches Umfeld als für die breite Öffentlichkeit eignen. Die Passagen, in denen Irvin beschreibt, wie hilfreich für ihn das Lesen seiner eigenen literarischen Werke ist, wirkt auch ein wenig selbstverliebt ("wie klug ich doch schon früher war"). Zusammengefasst: Wer YALOM schon lange für sich als Quelle von tiefen Erkenntnissen oder fachlichen Anregungen entdeckt hat oder Interesse an dieser so fruchtbaren Ausnahmebeziehung hat, wird dieses Buch mit großem Genuss und tief bewegt lesen. Auch für diejenigen, die sich mit der partnerschaftlichen Gestaltung des Lebensendes auseinandersetzen, bietet das Buch bedeutsame Anregungen (wenn man sich nicht dadurch irritieren lässt, dass alle Rahmenbedingungen bei den YALOMs so unfassbar optimal sind). Für weniger "betroffene" Leser/innen könnte sicher auch der Eindruck entstehen, dass hier etwas eigentlich sehr Privates sehr öffentlich zelebriert wird. Über das Ende ein (weitgehend) gemeinsames Buch zu schreiben, passt auf diese Personen und diese Beziehung sicher perfekt. Diese Möglichkeit, eigene Ängste und die eigene Verzweiflung in einer solchen Form - geradezu als Selbsttherapie - zu verarbeiten, steht sicherlich nur wenigen Menschen offen.

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