Dieses Buch eröffnet neue und interessante Perspektiven auf den Ursprung des Christentums.
Der Leser erfährt im ersten Teil, wie tief verankert Jesus im Judentum war und das viele Dinge, die wir als klare Abgrenzung vom Judentum ansehen (wie zum Beispiel Jesu Haltung zum Sabbat), schon damals von kleineren jüdischen Gruppen so gesehen und praktiziert wurden. Doch das Buch bleibt nicht bei Jesus stehen sondern zeigt weiter auf, dass auch die ersten Menschen, die heute als Christen wahrgenommen werden, wie zum Beispiel "der erste christliche Märtyrer" Stephanus aber auch der Apostel Paulus noch Juden waren.
Danach setzt sich das Buch im zweiten Teil ausführlich mit den Bruchstellen zwischen Judentum und Christentum, die im jüdisch-römischen Krieg entstanden, auseinander, um dann im dritten Teil einen Ausblick auf die Zeit nach dem Bruch zu geben und die Identitätsbildung der christlichen Gemeinden zu erklären.
Der Schreibstil des Buches ist leicht verständlich und das obwohl es inhaltlich schon anspruchsvoll ist und sich wissenschaftlich mit diesem Thema auseinandersetzt.
Ich persönlich fand es sehr spannend, mich mit den Ursprüngen des Christentums zu beschäftigen. Besonders im Bezug auf die antisemitischen Strömungen, die es in Deutschland und Europa lange gab. In der dortigen Propaganda wird das Judentum sehr scharf vom Christentum abgegrenzt. In diesem Buch erfährt man durch den historisch-wissenschaftlichen Hintergrund, wie falsch diese Propaganda ist. Nicht nur waren Jesus und alle seine Jünger Juden; auch noch lange Zeit nach Jesu Tod haben sich die Gemeinden als jüdische Gemeinden empfunden.
Das einzige, das mich an diesem Buch etwas gestört hat, ist, dass man an einigen Stellen merkt, dass der Autor einen evangelischen Hintergrund hat. Zum Beispiel, wenn er über das letzte Abendmahl schreibt. Da hätte ich mir persönlich etwas mehr Neutralität gewünscht.
Insgesamt würde ich dieses Buch auf alle Fälle weiterempfehlen. Es eignet sich für jeden, der ein geschichtliches Interesse am Juden- und Christentum hat. Aber es ist auch eine gute Lektüre für einfache Christen, die sich etwas mehr mit den Wurzeln ihres Glaubens beschäftigen wollen.