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Rezensionen zu
Charlotte Löwensköld

Selma Lagerlöf

Manesse Bibliothek (28)

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Aus dem Schwedischen von Paul Berf mit einem Nachwort von Mareike Fallwickl. „Es heißt ja, dass ein Unglück selten allein kommt, es hat immer auch ein kleines Glück im Schlepptau“ (S. 309) So kenne ich das Sprichwort gar nicht, aber die Sichtweise gefällt mir. Das über 100 Jahre alte Meisterwerk der Nobelpreisträgerin kommt mit einer beeindruckenden Leichtigkeit daher. Selma Lagerlöf erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die zum Spielball der Gesellschaft zu werden droht. In einer Zeit, in der Frauen unmündig waren und in Abhängigkeiten lebten. Ein wundervolles Buch in einer wunderschönen Kleinformat-Ausgabe des Manesse Verlags.

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Viele verbinden die Autorin „nur“ mit ihrem großen Erfolg Nils Holgerson. Aber mit diesem Roman stellte sie einmal mehr ihr schriftstellerisches Können unter Beweis (nebenbei erwähnt, erste Frau, welche den Nobelpreis für Literatur gewann, sehr zu recht). Allein Sprache und Erzählweise hat mich in ihren Bann geschlagen, und der tiefere Inhalt sowieso. Auch wenn es manchmal an Geplänkel, Schweigen, Missverständnissen nicht mangelte, und sich meiner Meinung nach so manches in die Länge ziehen mochte, so der Anschein, wurde mir die Lektüre nie langweilig. Lagerlöf bediente sich wunderbarer Stilmittel, wie zum Beispiel einen feinen, hintergründigen Humor, strickte gefühlt tausende von Fäden, welche kreuz und quer gesponnen waren, und überzeugte von der starken Frauenfigur der Charlotte Löwensköld. Diese ging ihren Weg, mutig, mit Liebe und dem nötigen Schmunzeln. Nur kurz zum Inhalt, denn ohne Spoiler wäre der gar nicht zu erzählen. Charlotte ist seit fünf Jahren mit Karl-Artur Ekenstedt verlobt. Eine recht lange Zeit, und Charlotte sehnt sich nach der Ehe, es geht ja letztendlich auch darum, versorgt zu sein. Aber es hakt … und ein anderer versucht bei ihr sein Glück. Doch sie schlägt aus, trotz verlockendem Wohlstand. Jetzt müsste doch Karl-Artur nun wirklich den letzten Schritt tun, sollte man meinen, aber er ist zu verbohrt, steigert sich in die Sache hinein, und keine Erklärungs- oder Versöhnungsversuche von Seiten Charlottes fruchten. Sie kämpft … und nimmt ihr Schicksal letztendlich selbst in die Hand. Lagerlöf zeichnet starke Figuren (die Mitleid und Wut erzeugen), erzählt detailverliebt, und schafft es, die Gesellschaft (sehr misogyn) plastisch darzustellen. Die Kritik am „System“ ist nicht zu übersehen, und so ist der Roman ein Aufbäumen, ein Aufzeigen, eingepackt in das subtile Thema der Liebe, mit welchem sich gewiss viele Leser:Innen damals und heute identifizieren konnten und können. Sehr gerne gebe ich eine Leseempfehlung.

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Schon das erste Kapitel gibt einen Vorgeschmack darauf, was uns in diesem Roman erwartet, der vor 200 Jahren in der schwedischen Provinz Värmland spielt. Eine der zentralen Figuren, die Oberstin Beate Ekenstedt, wird aufs Genaueste charakterisiert: Ihre Erscheinung, ihr Charakter, ihr Ansehen und wer ihr wichtig ist, nämlich ihr Sohn Karl-Artur, der zu ihrem großen Bedauern Theologie studiert und Hilfspfarrer wird. Aus seiner Verlobten, der titelgebenden Charlotte, wurde ich manchmal nicht ganz schlau. Dass sie – üblich zu dieser Zeit – von Männern sozial und wirtschaftlich abhängig ist und ihre Existenz sichern muss, ist einleuchtend, doch ihr Charakter schwankt zwischen Selbstbewusstsein und Selbstaufgabe. Selma Lagerlöf versteht es, uns so nah an die Figuren heranzuführen, dass man sie in einem Moment noch verachtet, im nächsten schon wieder verständnisvoll trösten möchte. Auffällig ist, dass sie ständig damit beschäftigt sind, das Verhalten anderer zu analysieren und Schlüsse daraus zu ziehen – häufig leider die falschen, was zu Missverständnissen und Verwicklungen führt. Eine grandios beschriebene Szene, in der die Hochzeitsgäste von Karl-Arturs Schwester unter seinem Tanzverbot leiden und kaum stillsitzen können, zeigt, wie meisterhaft und humorvoll die Autorin erzählen kann. Wir werden mit vielen Arten von Liebe konfrontiert: Mutterliebe, selbstaufopfernde Liebe, Nächstenliebe, die Karl-Artur zwar predigt, selbst aber nicht praktiziert. Selma Lagerlöf schreckt nicht davor zurück, seinen scheinheiligen religiösen Übereifer ins Lächerliche zu ziehen. Auch an Intrigen, Verleumdungen und Rivalitäten zwischen Frauen mangelt es nicht. Der Zickenkrieg damals war in keinster Weise weniger grausam als heutzutage! Die im Manesse Verlag erschienene Neuausgabe mit Fadenheftung ist ein wahres Schmuckstück und wird diesem Klassiker bestens gerecht.

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chon Ewigkeiten habe ich keinen Klassiker mehr gelesen und als jetzt der schon Jahre vergriffene Roman der Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf ‚Charlotte Löwensköld‘ in einer wunderschönen Neuausgabe im Manesse Verlag erschienen ist, war mein Interesse geweckt. Die junge Charlotte Löwensköld lebt, nachdem sie ihre Eltern verloren hat, bei ihren nächsten Verwandten, dem Probst und der Pröbstin in Korskyrka, auf dem Land. Dort traf sie auf Karl-Artur Ekenstedt, einem egozentrischen Hilfspfarrer aus sehr gutem Haus. Die Beiden verliebten sich und es folgte gleich die Verlobung, die allerdings bereits schon fünf Jahre zurückliegt. Von einem scherzhaften Ausspruch seitens Charlotte aufgestachelt, macht der reiche Bergwerksdirektor Schagerström Charlotte seine Aufwartung und gleichzeitig einen Heiratsantrag, den Charlotte allerdings ablehnt. Daraufhin kommt es zwischen Karl-Artur und Charlotte zur Trennung, da Karl-Artur sich kopflos in seine Eifersucht hineinsteigert. Obwohl Charlotte alles versucht sich trotz der Missverständnisse und Verwirrungen mit ihrem Liebsten auszusöhnen, scheitern ihre Bemühungen. Karl-Artur lässt sich nicht umstimmen und bricht jede Verbindung ab. Charlotte beginnt stark und mutig für ihren Weg und ihr Glück zu kämpfen, das nicht an der Seite von Karl-Artur stattfinden wird. Selma Lagerlöf hat mit ‚Charlotte Löwensköld‘ eine starke und moderne Heldin geschaffen, die in einer für Frauen schwierigen Zeit lebte, jedoch sehr selbstbewusst und selbstbestimmt für sich, ihr Glück und ihr Leben kämpft. Vielen Dank an das Bloggerportal Random House für dieses wunderschöne Leseexemplar!

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Ich sammle die wunderschönen Bände des Manesse Verlags und habe mich auf diesen neuen Band mit dem unfassbar schönen Cover sehr gefreut. Er eignet sich auch perfekt als Geschenk zu Weihnachten. Ich empfehle ihn besonders für alle Klassikerfans, Skandinavienfans, Bibliophile, Freunde von Dorfgeschichten und Feminist*innen. Der Roman spielt im Värmland im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts und handelt von der Liebe der jungen Charlotte Löwensköld zu dem Pfarrer Karl-Artur Ekenstedt. Auf Grund einer Reihe von Missverständnissen wird die Verlobung der beiden aufgelöst, und Charlotte kämpft verzweifelt und letztlich vergebens darum, sich mit Karl-Artur zu versöhnen. Es ist ein spannendes Sittengemälde, dass viele unterschiedliche Themen der Zeit beleuchtet und etwa ein Frauenbild entlarvt, das die bedingungslose Aufopferung gegenüber dem Mann verlangt und die Auswirkungen von selbstgerechtem, intolerantem religiösem Übereifer zeigt, bei dem Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. Dabei hat es auch eine breite, detailreiche und sogar humorvolle Erzählweise, die die tragische Eltern-Kind Beziehung in den Fokus rückt und der Unfähigkeit zu lieben auf die Spur geht. Abgerundet wird alles durch das feministisch grundierte Nachwort von Mareike Fallwickl, die besonders die Auswirkungen mütterlicher Erziehung auf Söhne und die Grenzen untersucht.

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Selma Lagerlöf dürfte vielen Lesern in erster Linie durch ihren Kinderbuchklassiker Nils Holgersson bekannt sein. In den letzten Jahren erfuhr ihr Werk im deutschsprachigen Raum eine kleine Renaissance, die in Charlotte Löwensköld ihren vorläufigen Höhepunkt findet. Den Ausgangspunkt unserer Erzählung bildet der junge Karl-Artur Ekenstedt, ein hoffnungslos verzogener Zögling einer reichen und adligen Familie. Unter dem Einfluss eines religiös fanatischen Freundes entschließt er sich dazu, Theologie zu studieren und wird schließlich Hilfspfarrer einer kleinen Gemeinde. Während seiner Tätigkeit macht er die Bekanntschaft mit der titelgebenden Charlotte Löwensköld, und verlobt sich letztlich auch mit ihr. Im Laufe der Zeit kommt es immer wieder zu kleineren Konflikten zwischen beiden, da Karl-Artur sich strikt weigert, Karriere in der Kirche zu machen und stattdessen ein einfaches Leben anstrebt - mit der Folge, dass er sich eine Hochzeit schlichtweg nicht leisten kann. Zum Bruch kommt es, als der reiche Bergwerksbesitzer Schlagerström Charlotte einen Heiratsantrag macht. Zwar lehnt Charlotte diesen ab, doch zwischen ihr und ihrem Verlobten kommt es daraufhin infolge zahlreicher Missverständnisse zum Streit. Karl-Artur löst schließlich die Verlobung auf und verlobt sich mit der ersten Frau, der er auf der Straße begegnet. Aus Liebe zu ihm klärt Charlotte die Hintergründe ihrer Trennung nicht auf und wird Opfer von Hass und Abscheu seitens der Gemeinde. Kann sich Charlotte aus dieser Situation befreien? Mit Charlotte Löwensköld endet das KlassikerInnen Jahr 2022 im Manesse Verlag, dass uns so manches in Vergessenheit geratene Werk beschert hat. Dass das Jahr mit einem Werk vom Selma Lagerlöf endet, hat einen gewissen Charme, handelt es sich bei ihr doch um die erste Frau, die jemals den Nobelpreis für Literatur (1909) verliehen bekommen hat. Als 1925 der hier vorliegende Roman erschien, war Selma Lagerlöf also längst unumstößlich im Literaturolymp angelangt. Zu Beachten ist, dass Charlotte Löwensköld den zweiten Teil der Löwensköld-Trilogie darstellt. Bevor sich der geneigte Leser nun abwendet, möchte ich an dieser Stellung Entwarnung geben: Dieser Band kann für sich alleine stehen und erfordert weder die vorherige Lektüre des ersten (Der Ring des Generals) noch die anschließende Lektüre des dritten Teils (Anna, das Mädchen aus Dalamar). Selma Lagerlöf nimmt sich in Charlotte Löwensköld der Rolle der Frau im frühen 19. Jahrhundert an und zeigt auf, wie sehr die wirtschaftliche Existenz und soziale Rolle einer Frau von ihrem Mann abhängig war. Schwerpunktmäßig stellt Lagerlöf diese Zusammenhänge anhand der Beziehung zwischen Charlotte und ihrem (ehemaligen) Verlobten dar, wobei sie sich nicht auf diese beiden Figuren beschränkt, sondern zwischendurch auch kleinere Nebenfiguren zu Wort kommen lässt. Schwache Hauptfigur Bedauerlich ist in meinen Augen insbesondere, dass Lagerlöf die Gelegenheit verpasst hat, mit Charlotte eine wirklich starke Frauenfigur zu etablieren. Charlotte wird durch das Verhalten ihres Verlobten Opfer von einem Phänomen, was wir heutzutage wohl am ehesten als Shitstorm bezeichnen würden. Obwohl sie selbst keine Fehler gemacht hat, trennt sich ihr Verlobter von ihr und stilisiert sich anschließend selbst zum Opfer. Seine Gemeinde liegt ihm zu Füßen und wendet sich empört gegen Charlotte. Jedoch denkt diese gar nicht daran, sich dagegen zu wehren, sondern lässt jede Schmach ungerührt über sich ergehen. Ihr Verhalten ist dabei gerade nicht die Konsequenz einer wirtschaftlichen oder sozialen Abhängigkeit. Das gerade dies nicht die Triebfeder ihres Verhaltens ist, zeigen beispielsweise ihre Szenen mit Schlagerström, in denen sie sich durch Witz, Unabhängigkeit und Selbst-Bewusstsein auszeichnet, obwohl gerade dies dort auf dem Spiel steht. Diese Szenen eignen sich jedoch nicht, um sie als starke Frau zu charakterisieren, bietet Schlagerström selbst als moderne Männerfigur wenig Angriffsfläche in dieser Hinsicht. Stattdessen bleibt es einem Mann, nämlich Karl-Artur selbst, überlassen, die ungerechte Rollenverteilung durch sein eigenes Betragen anzuprangern. Er stellt eine wohl in jeglicher Hinsicht unsympathische Figur dar. Bereits als kleiner Junge wird er von seiner Mutter verwöhnt und entwickelt sich zu einem jungen Mann, der gerne recht hat und seine Meinung allen anderen aufzwingen möchte. Dabei legt er eine Selbstgefälligkeit an den Tag, wie man sie nur selten erblickt. Kar-Artur ist eine Figur, für die die Redewendung „Wasser predigen und Wein trinken“ erfunden zu worden sein scheint: Er gefällt sich dabei in seiner Rolle als zweiter Christus, der selbst asketisch lebt und auf jegliche weltlichen Freuden verzichtet. Dass er dabei bis auf Worte nichts zu bieten hat und die anfallende Arbeit an andere abwälzt (etwa bei den zehn Waisenkindern) ist am Ende nur konsequent. Letztlich bleibt Charlotte in ihrer Beziehung zu Karl-Artur also immer in ihrer Opferrolle und übernimmt an keiner Stelle die Kontrolle. Selbiges ließe sich auch über Karl Artur Mutter sagen, die den ganzen Roman über als starke Frauenfigur beschrieben wird, nur um am Ende dann … an dieser Stelle stoppe ich meine inhaltlichen Ausführungen, um nicht zu viel vom Ende des Romans vorwegzunehmen. Summa summarum verpasst Lagerlöf es, eine starke Frauenfigur zu etablieren, wie sie die Literatur dringend nötig hätte. Andererseits kann ich natürlich nicht ausschließen, dass Lagerlöf genau darauf hinauswollte, jedenfalls konnte ich in dieser Hinsicht nichts herausfinden. Stilistisch handelt es sich um einen hervorragend komponierten und erzählten Roman, der eindrucksvoll aufzeigt, dass der Nobelpreis mehr als nur verdient war. Bezeichnend für den Roman ist, dass jedes Kapitel für sich eine kleine Sinneinheit darstellt, die sich in jeglichen Aspekten deutlich von den anderen Kapiteln unterscheiden kann. Lagerlöf wechselt dabei munter Perspektive, Ton und Tempo, ohne dabei jemals den roten Faden zu verlieren. So erinnern einige Kapitel an eine Komödie (man denke nur an Löwenskölds Kutschfahrt mit Schlagerström), während andere Abschnitte eher einer Tragödie gleichen. Teilweise begleiten wir die Figuren dabei ganz nah, in anderen Abschnitten übernimmt hingegen ein allwissender Erzähler die Führung über das Geschehen. Unabhängig davon, was man als Leser favorisiert, muss man anerkennen, dass sich Lagerlöf auf jedem Gebiet souverän bewegt und zumindest keine Langeweile aufkommen lässt. Charlotte Löwensköld hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Stilistisch handelt es sich um einen abwechslungsreichen Roman, der Lagerlöf klar als Meisterin ihrer Zunft auszeichnet. Inhaltlich ist der Genuss wohl davon abhängig, was man von diesem Roman erwartet. Auf der einen Seite gelingt es Lagerlöf die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert plastisch darzustellen. Andererseits handelt es sich bei der titelgebenden Charlotte Löwensköld nicht um die starke Frauenfigur, die ich erwartet habe. Das macht die Lektüre nicht weniger lohnend, sollte aber auf jedem Fall im Hinterkopf behalten werden. Die mir vorliegende Ausgabe ist im Manesse Verlag in der legendären Bibliothek der Weltliteratur erschienen und bietet eine gewohnt hochwertige Ausstattung. Neben der obligatorischen Fadenheftung und den durchgehend hochwertigen Materialien dürfen wir uns dabei insbesondere über ein stimmiges Gesamtkonzept freuen, dass mit einem Auge fürs Detail begeistert. Ob es nun um das Zusammenspiel der verwendeten Farben, die Schriftart oder bedruckte Vorsatz- bzw Nachsatzpapier geht – hier stimmt wirklich alles. Angesichts des günstigen Preises verzeiht man es dem Verlag – gerade in diesen Zeiten – dass man mit einem Leinensurrogat statt einem richtigen Leinenumschlag vorliebnehmen muss. Die Übersetzung stammt von Paul Berf, der sich als Übersetzer zahlreicher skandinavischer Werke einen Namen gemacht hat. Neben einigen Anmerkungen finden wir im Anhang noch ein Nachwort der Schriftstellerin Mareicke Fallwickl, dass mich zwiegespalten zurücklässt. Einerseits bin ich froh, keine Überinterpretation eines Hochschullehrers lesen zu müssen, andererseits ist das Nachwort in meinen Augen ein Stück weit zu lässig und strukturlos geschrieben – aber das ist wie immer reine Geschmackssache. Fazit: Charlotte Löwensköld ist ein stilistisch starker Roman, der auch inhaltlich in weiten Teilen überzeugen kann. Leider trübt eine schwache Hauptfigur den ansonsten guten Gesamteindruck.

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Wie konnte ich nur jahrzehntelang überleben ohne Selma Lagerlöf gelesen zu haben? "Charlotte Löwensköld" ist witzig, charmant und aufmüpfig. Ein Roman, in dem nichts so endet, wie es zur damaligen Zeit üblich war. Das, was mich zB bei der Lektüre von Sigrid Undsets "Kristin Lavranstochter" so aufgeregt hat, die Unterwerfung der Frau in christlicher Demut als erstrebenswertes Lebensziel, das führt Selma Lagerlöf hier als lachhaft vor. Damit ist sie ihrer Zeit im Erscheinungsjahr 1925 weit voraus. Charlotte ist seit fünf Jahren mit dem Hilfspfarrer Karl-Artur verlobt, einem Pietisten am Rande des Fanatismus. Als sie einen Heiratsantrag des Landbesitzers Schagerström bekommt, steigert sich Karl-Artur in einen absurden Eifersuchtsanfall hinein und verstößt seine Verlobte. Die Schuld an dem Bruch weist die Gesellschaft aber augenblicklich dem weiblichen Part der Beziehung zu. Wie Charlotte reagiert, sich freikämpft und ihren eigenen Weg findet, das beschreibt Selma Lagerlöf ganz wunderbar. Ein irgendwo gelesener Vergleich mit Jane Austen ist keineswegs aus der Luft gegriffen. Beobachtungsgabe, feine Spitzen und ihrem Stand entsprechend handelnde Charaktere findet man hier wie dort. Insgesamt ist der Roman ein wiederzuentdeckendes Juwel! Das Nachwort von Mareike Fallwickl ist zwar einerseits ganz erhellend, aber mit seinen Anglizismen und bemüht cool-modernem Ton für mich keine gewinnbringende Ergänzung.

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Zu Beginn habe ich mich schwergetan, in die Geschichte hineinzufinden. Das lag hauptsächlich an der Sprache und dem Schreibstil, kann aber auch der Übersetzung geschuldet sein oder an der nicht immer chronologischen Erzählweise der Autorin liegen. Aber umso mehr ich las, desto vertrauter wurde mir ihr Schreibstil und desto interessanter und fesselnder fand ich das Buch, das mich dann bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten hat. Die Geschichte spielt vor über 100 Jahren und ich dachte mir beim Lesen von zahlreichen gesellschaftlichen Eskapaden und eigentümlichen Verhaltens- und Denkweisen mehrfach, dass sich der Mensch seither eigentlich kaum verändert hat. Die Verleumdungen von Charlotte und die Hetze gegen sie haben mich betroffen gemacht. Was damals im persönlichen Gespräch geschah, passiert heute vor allem in den sozialen Medien. Es war das erste Mal, dass ich einen Roman von Selma Lagerlöf las. Der Roman„Charlotte Löwensköld“ wurde von Paul Berf neu übersetzt und am Ende des Buches findet man noch ein Nachwort von Mareike Fallwickl. Darin erhält man Hintergrundinformationen zur Entstehungsgeschichte des Romans und findet Wissenswertes über die Autorin selbst. Zum Beispiel, dass sie lange den Zwanzig-Krone-Schein zierte, bevor sie von Astrid Lindgren abgelöst wurde oder dass sie den Roman „Charlotte Löwensköld“ erst im Alter von 67 Jahren schrieb. Die Geschichte zeigt ein interessantes Sittenbild der Gesellschaft und die Charaktere des Buches waren sehr vielschichtig. Vor allem Charlotte fand ich durchwegs sympathisch, obwohl ich nicht jede ihrer Handlungsweisen nachvollziehen konnte. Die antiquierte Sichtweise von Karl-Artur hat mich hingegen irritiert, wobei ich leider sagen muss, dass man einige seiner Verhaltensweisen durchaus auch in unserer Zeit noch findet. Für mich ist er ein Charakter, der sehr von sich selbst überzeugt ist und dem es gänzlich an Empathie fehlt. Generell fand ich manche Szenen genial, andere wiederum seltsam und manchmal war ich sogar abgestoßen. Insgesamt empfand ich es als ein sehr kluges, interessantes Buch, mit gesellschaftskritischem Anklang.

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