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Rezensionen zu
Der Fall des Präsidenten

Marc Elsberg

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Dass man als US-Präsident aus strafrechtlicher Sicht praktisch unantastbar ist, hat nicht zuletzt die umstrittene Amtszeit von Donald Trump jüngst eindringlich unter Beweis gestellt. Doch wie wäre es, wenn sich das wohl mächtigste Staatsoberhaupt der Welt tatsächlich einmal für von ihm begangene oder abgesegnete Verbrechen vor einem neutralen Gericht verantworten müsste? Ein solches Szenario entwirft Bestsellerautor Marc Elsberg in seinem neuen Thriller „Der Fall des Präsidenten“, allerdings ist der hier zur Rechenschaft gezogene Douglas Turner zum Zeitpunkt seines vermeintlichen Niedergangs bereits aus dem Amt gewählt worden – Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen mit den Initialen D.T. sind dabei natürlich rein zufällig… Ein (ehemaliger) US-Präsident auf der Anklagebank Eben jener Turner schlug aus seiner Wahlniederlage jedoch mächtig Profit und verkaufte nicht nur seine Memoiren für eine unverschämte Millionensumme, sondern lässt sich auch geschäftig von Unternehmen in aller Welt durch lukrative Aufsichtsratsposten und gut besuchte Vorträge die Taschen füllen. Und so tritt der Ex-Präsident auch in Athen selbstbewusst und gut gelaunt aus seinem Privatjet, nur um sich kurz darauf plötzlich in Handschellen wiederzufinden – verhaftet von griechischen Beamten im Auftrag des International Criminal Court (ICC), dem Internationalen Strafgerichtshof, weil ihm Verstöße gegen das Völkerrecht vorgeworfen werden. Nicht nur Douglas Turner und seine Gefolgschaft fallen daraufhin aus allen Wolken, auch für seinen sich mitten im Kampf um die Wiederwahl befindlichen Nachfolger Arthur Jones ist die Nachricht aus Südeuropa eine Katastrophe. Denn auch wenn er angesichts der misslichen Lage seines früheren Widersachers innerlich eine gewisse Schadenfreude kaum verhehlen kann, so kann er es sich doch keinesfalls erlauben, dass die USA unter seiner Führung durch die Verhaftung eines ehemaligen Staatsoberhauptes in der Welt bloßgestellt werden. Was wäre wenn… Marc Elsberg wirft in seinem Roman eine interessante Frage auf, nämlich ob man einen amerikanischen (Ex-)Präsidenten tatsächlich für in seiner Amtszeit begangene Kriegsverbrechen wie Militärschläge gegen zivile Ziele zur Verantwortung ziehen und vor Gericht stellen kann. Da es eine vergleichbare Situation in der Realität bisher noch nicht gab, konnte sich der Autor – wie er im Nachwort selbst offenbart – bei seiner Geschichte einige erzählerische Freiheiten erlauben. Davon macht Elsberg auch gerne Gebrauch, was im Optimalfall der Dramaturgie zugute kommt, mitunter aber auch für skurrile Szenen sorgt. Denn auch wenn man den USA als Staat vielleicht nicht unbedingt wohlgesinnt sein mag darf doch bezweifelt werden, dass ein europäisches Land einen ehemaligen US-Präsidenten unter den Augen der Weltöffentlichkeit wie einen x-beliebigen Schwerverbrecher in eine karge, völlig überhitzte und hygienisch fragwürdige Zelle eines heruntergekommenen Gefängnisses stecken würde. Aber gut, bei „Der Fall des Präsidenten“ handelt es sich schließlich in erster Linie um einen Unterhaltungsroman. Alles für den Unterhaltungswert Da überrascht es dann auch kaum, dass die Charaktere durch die Bank eher schablonenhaft geraten sind. So sind zum Beispiel der Ex-Präsident Turner und sein Nachfolger Jones in ihrer selbstverliebten Hitzköpfigkeit kaum zu unterscheiden und auch Hauptfigur Dana Marin, die als junge Juristin etwas unfreiwillig den ICC bei der Anklage in Athen vertritt, zeichnet sich vor allem durch ein hohes Maß an Naivität aus und lässt sich von griechischen Schönlingen den Kopf verdrehen und von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit schleppen, als ob sie in dieser hochbrisanten politischen Situation nichts Wichtigeres zu tun hätte. Dazu passt auch, dass Griechenland hier praktisch durchweg als etwas bessere Bananenrepublik dargestellt wird, in der korrupte Richter fast nach Belieben entscheiden und geltende Gesetze mehr als großzügig ausgelegt werden können – und das in einem derartigen Präzedenzfall, der das Potenzial hat, die Welt an den Rand eines Krieges zu führen. Am stärksten im Gerichtssaal Diese oft etwas unglaubwürdigen „erzählerischen Freiheiten“ haben aber den gewünschten Effekt und sorgen trotz des nicht gerade geringen Umfangs von knapp über 600 Seiten für einen durchweg hohen Unterhaltungswert, dem die vereinfachende Straffung der Geschichte zumeist zugute kommt. Am stärksten ist dieser Thriller dabei immer dann, wenn der Autor sein Publikum mitnimmt in den Gerichtssaal und man spannende Einblicke in die Funktion und Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofes bekommt, wobei oft juristische Details entscheidend sind. Derartige Zusammenhänge werden anschaulich und unterhaltsam vermittelt und sind auch in Hinblick auf das aktuelle Weltgeschehen interessant. Kurzweilig, aber ohne wirklichen Nachhall Wer nun aber einen Justizthriller im Stile eines John Grisham erwartet hat hier zu hohe Ansprüche, denn die gerichtlichen Episoden sind zumeist kurz und werden in der Regel auch eher vereinfacht dargestellt. Stattdessen ist „Der Fall des Präsidenten“ eher aus der Kategorie „von allem etwas“: ein wenig Politik hier, eine Portion Gerichtsdrama dort, dazu immer wieder ein paar Actionszenen – alles in leicht bekömmlicher Dosierung, ohne bei einem bestimmten Aspekt – ähnlich wie bei den austauschbaren Charakteren – aber wirklich ins Detail zu gehen. So ist der neue Elsberg dann auch ein durchweg unterhaltsamer Spannungsroman, der aber wie die nach dem Mega-Erfolg „Blackout“ erschienenen Titel des Autors kaum durch erzählerischen Tiefgang in Erinnerung bleiben wird, sondern im besten Fall lediglich für ein paar kurzweilige Stunden sorgt – aber das ist ja auch schon mal was.

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Douglas Turner, der Ex-Präsident der USA, wird in Griechenland aufgrund eines Haftbefehls des internationalen Gerichtshof festgenommen. Ihm werden Kriegsverbrechen vorgeworfen. Für seine Überführung nach Den Haag muss ein griechisches Gericht aber zuvor die Rechtmäßigkeit der Vorwürfe feststellen. Dem aktuellen Präsidenten, der sich gerade im Wahlkampf befindet, ist die Angelegenheit ein Dorn im Auge und er spricht harte Sanktionen gegen die Beteiligten aus. Dana Martin, die für den Internationalen Gerichtshof vor Ort ist, werden dadurch hohe Steine in den Weg gelegt und auch dem potenziellen Whistleblower, der den Stein ins Rollen gebracht hat, sind die Amerikaner bereits auf den Fersen. Ein Spezialistenteam arbeitet zudem daran, Turner aus dem Gefängnis zu befreien und zurück in die USA zu bringen. Obwohl das Buch eine fiktive Begebenheit schildert, ist es aufgrund der Thematik aber durchaus vorstellbar, dass sie so oder so ähnlich auch in der Realität stattfindet. Genau das hat das Lesen für mich so interessant gemacht. Die politischen Verflechtungen und das Geplänkel der Politiker ist bestimmt nicht sehr weit hergeholt. Auch der Gerichtsprozess und die Ausführungen der Anwälte und Staatsanwaltschaft kommen sehr realistisch daher und werden sehr ausführlich beschrieben. Doch leider gibt es auch den einen oder anderen Kritikpunkt für mich. Die Perspektivwechsel und Zeitsprünge waren teilweise sehr verwirrend und ich musste einige Male wieder zurück blättern, um sie zu verstehen. Gerade nach dem Umblättern war dieser Wechsel nicht gut erkennbar, weil kein Absatz zu erkennen war. Diesem sehr raschen hin und her war es auch zuzuschreiben, dass ich gerade zu Beginn etwas gebraucht habe, bis ich herausbekommen habe, wer wer ist und wie die Verbindungen zueinander sind. Der Schreibstil war teilweise auch gewöhnlich, weil eher stichwortartig. Auch das hat zu Verständnisschwierigkeiten geführt. Von einem Thriller habe ich mir dazu mehr Spannung erhofft. Die blieb aber bis kurz vor Ende aus. Bis zur Hälfte war es eher ereignislos und bestand aus vielen Erklärungen und Ausführungen. Der Showdown brachte dann doch noch die erhoffte Spannung, wenn er auch etwas weit hergeholt war. Insgesamt ein wirklich interessantes Buch, das für mich aber nicht die Aufschrift Thriller verdient und an manchen Stellen nicht ganz überzeugen kann.

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Mehr als 600 Seiten stark ist dieser fiktive Thriller von Marc Elsberg. Diese Menge will gut gefüllt sein und um über diese lange Zeit Spannung zu halten oder immer wieder neu aufbauen zu können, muss einfach alles stimmen. Das war für mich hier nicht immer der Fall. Die Geschichte rund um einen US-amerikanischen Ex-Präsidenten, der sich wegen seiner Kriegsführung und bestimmter Befehle offiziell verantworten muss, beginnt sehr vielschichtig. Der Internationale Strafgerichtshof (Sitz in Den Haag) - im Buch meist englisch mit ICC abgekürzt - ist den meisten Europäern wohl spätestens seit dem öffentlichen Suizid von Slobodan Praljak bekannt. Im Buch hier erfahren wir etwas mehr darüber, wie die Dinge vor einer solchen Gerichtsverhandlung laufen könnten. Der ICC gelangt an Beweise gegen den Ex-Präsidenten und sammelt auch selbst Zeugenaussagen, Bilder, alles was nötig ist um letztlich eine Festnahme durchführen zu können. Auf dem Weg zu einem Vortrag in Athen klicken die Handschellen, doch das ist nur der fulminante Auftakt zu einer langwierigen Odyssee für alle Beteiligten. Ein griechisches Gericht muss erst darüber entscheiden, ob alles korrekt ablief und ob der Verhaftete tatsächlich auch nach Den Haag ausgeliefert werden kann. Als Leser hätte mich diese “finale” Verhandlung viel mehr interessiert, aber der Thriller dreht sich ausschweifend um alles, was in Griechenland (mit gelegentlichen Abstechern in die USA und nach Deutschland sowie zur EU-Politik) passiert. Die Tage nach der Verhaftung, die Auseinandersetzungen im Gericht, die Besprechungen und der Umgang der Öffentlichkeit inner- und außerhalb Griechenlands werden so minutiös erzählt, dass man fast das Gefühl hat, alles in Echtzeit zu lesen. Genauso wie in der Handlung im Ganzen betrachtet nicht viel vorwärts geht, scheint auch das Lesezeichen keine große Sprünge machen zu können. Wirklich fesselnde Spannung kam bei mir nur zu Beginn und gegen Ende wieder auf, dazwischen ziehen sich die vielen Seiten eher langsam dahin. Obwohl man als Leser hauptsächlich die Perspektive der Vertreterin des ICC vor Ort, Dana Marin, hautnah mitbekommt, gibt es auch Einblicke in die Strategie der Gegenseite und in allerlei andere Schauplätze. Das macht die Geschichte einerseits natürlich greifbarer, aber dadurch kommen auch sehr viele Namen, Figuren vor, die man immer wieder neu einordnen können muss wenn sie plötzlich wieder zur Sprache gebracht werden. Die Schauplätze wechseln generell auch nicht nur mit den Kapiteln, sondern auch innerhalb, nur durch einen größeren Absatz gekennzeichnet. Das erfordert gute Konzentration und kann leicht unübersichtlich wirken. Ich kann nur erahnen, dass hinter “Der Fall des Präsidenten” sehr sehr viel juristische Recherchearbeit steckt und habe Hochachtung vor dieser Arbeit. Aufgrund der so positiven Stimmung zu Elsbergs bisherigen Büchern (von denen ich auch noch einige lesen möchte), hat mich dieser Thriller hier leider etwas enttäuscht. Über lange Strecken konnte mich die Handlung nicht recht mitreißen und ich habe relativ lange gebraucht um das Buch zu beenden.

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Marc Elsberg war für mich kein Unekannter, zwei Bücher habe ich von ihm schon gelesen, „Blackout“ begeisterte mich und für seinen Roman „Zero“ erhielt der Autor 2015 den Wirtschaftspreis der Stuttgarter Kriminächte und ich durfte damals bei der Verleihung die Laudatio halten. Marc Elsberg steht für sorgfältig recherchierte Thriller mit hohem Spannungsfaktor und ich war gespannt, was mich dieses Mal erwarten würde. Der Inhalt Athen in einer nicht allzufernen Zukunft (aber auf jeden Fall nach Corona): Am Flughafen wird der ehemalige amerikanische Präsident Douglas Turner im Auftrag des Internationalen Strafgerichtshofes von der griechischen Polizei festgenommen. Der Grund: Kriegsverbrechen. Sofort nach der Festnahme beginnen hektische Aktivitäten: Der aktuelle Präsident steckt mitten im Wahlkampf – nichts kommt ihm ungelegener als ein Skandal dieses Ausmaßes. Mit diplomatischen Mitteln und wirtschaftlichem Druck auf Griechenland und Europa versucht er, Turner frei zu bekommen. Dana Marin wiederum, die Vertreterin des Internationalen Gerichtshofes vor Ort hat jahrelang auf diesen Moment hingearbeitet. Mit Hilfe eines griechischen Anwalts und der griechischen Staatsanwaltschaft soll es ihr gelingen, daß Turner nach Den Haag ausgeliefert wird. Ihr Problem: Die amerikanische Regierung erkennt die Zuständigkeit des Internationalen Gerichtshofes für US-Bürger nicht an. Wird es gelingen, Turner tatsächlich in Den Haag vor Gericht zu stellen? Eines jedoch ist am Ende des Buches auf jeden Fall klar: Das ist nicht nur der juristische Fall des Präsidenten, sondern auch der tiefe Fall eines einst mächtigen Mannes im Ansehen der Weltöffentlichkeit. Meine Meinung Marc Elsberg versteht sein Handwerk: Dieser Thriller ist spannend und voller gut recherchierter Fakten. Er spinnt dabei mehrere Handlungsfäden: Da ist Dana Marin, die mit ihren Eltern aus dem jugoslawischen Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen ist. Sie kämpft leidenschaftlich um Gerechtigkeit für die zahlreichen zivilen Opfer der Kriege im Irak, Afghanistan und anderen Bürgerkriegsregionen. Schnell gerät sie ins Visier der amerikanischen Entourage, die versucht, sie mit allen Mitteln zu diskrediterien und ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Parallel dazu lesen wir von Steve, einem Amerikaner, der in Deutschland lebt und ein Geheimnis zu haben scheint. Nach und nach stellt sich heraus: Er hat dem ICC ein Video zugespielt, das eine entscheidende Rolle in der Beweisführung gegen Turner spielen soll. Nach der Festnahme von Turner droht seine Identität aufzufliegen und er weiß, was Whistleblowern in Amerika blühen kann. Sean Delmario ist ehemaliger Soldat, arbeitet als Securitymann und ist bekannt dafür, besonders kniffelige Aufträge professionell und zuverlässig auszuführen. Ein lybischer Millionär beauftragt ihn, Turner aus dem Gefängnis zu befreien. Er stellt eine Trupe zusammen und macht sich an das scheinbar aussichtslose Unterfangen. Diese Handlungsfäden verknüpft Elsberg geschickt, baut immer wieder Rückblenden ein, die sowohl in Dana’s, Steve’s als auch Seans Vergangenheit führen. Es gibt noch jede Menge weiteres Handlungspersonal, hier fiel es mir manchmal schwer, die Übersicht zu behalten. Besonders spannend waren für mich die Gerichtsszenen, in denen Staatsanwaltschaft und Verteidigung darum ringen, ob Turner nach Den Haag ausgeliefert werden darf oder nicht. Sie sind voller juristischer Spitzfindigkeiten, denn eigentlich geht es vor dem Athener Gericht nur darum, ob Turner’s Rechte bei seiner Festnahme beachtet wurden, ob die Anklage des ICC rechtmäßig ist und seine Auslieferung nach Den Haag deshalb auch eine gültige rechtliche Grundlage hat. Aber natürlich wird in dem Verfahren dennoch aufgerollt, was für Kriegsverbrechen es sind, die Turner begangen haben soll. Dabei gelingt es Marc Elsberg gut, herauszuarbeiten, wie schwierig, ja eigentlich unmöglich es ist, hier Recht zu sprechen oder gar für Gerechtigkeit zu sorgen. Wenn Dana ein Video zeigt, bei dem eine ganze Familie ausgelöscht wird durch einen amerikanischen Drohnenangriff, präsentiert die Gegenseite eine seitenlange Liste von zivilen Opfern von terroritischen Anschlägen. Opfer werden gegen andere Opfer aufgerechnet. Ist also nicht der Angeklagte einer, der für Gerechtigkeit sorgt? Es stellt sich im Laufe der Handlung aber auch immer wieder die Frage, wie unabhängig die Justiz eigentlich wirklich von der Politik ist. Gleichzeitig macht er noch ein zweites Thema auf, nämlich das der Desinformation in den sozialen Medien. Dana wird diskreditiert durch gefälschte Videos und erhält irgendwann Unterstützung durch eine Gruppe junger griechischer Aktivisten, die eine unabhängige Onlinezeitung betreiben. Drohnen filmen aus der Luft, Demonstrationen werden über die sozialen Netzwerke organistert und was letztendlich Tatsache und was Fake ist, weiß im Grunde genommen kaum noch jemand. Hier merkt man, daß sich der Autor in diesem Thema wirklich gut auskennt. Aber diese Fülle der hervorragend recherchierten Fakten gerät dem Buch ein Stück weit auch zum Nachteil: Die Figuren haben für mich nie an Tiefe gewonnen, sie sind eher Prototypen, die für eine bestimmte Handlung oder Einstellung stehen. Und so spannend das Buch ist – am Ende erliegt Elsberg der Versuchung, ein actionreiches Finale zu kreieren, das vor technischen Details und Klischees nur so strotzt und jede Glaubwürdigkeit vermissen lässt. Mein Fazit: Marc Elsberg hat ein wirklich starkes Thema aufgegriffen, nämlich wie lassen sich Menschenrechtsverletzungen juristisch aufarbeiten, ja, lassen sie sich überhaupt aufarbeiten? Leider hat er dieses wichtige Thema letztendlich (zumindest in meiner Wahrnehmung) einer Thrillerhandlung untergeordnet wenn nicht gar dafür instrumentalisiert. Das ist legitim, aber bei mir hinterlässt es, trotz aller Spannung und trotz aller sorgfältiger Recherche, die das Buch auszeichnen, einen faden Nachgeschmack. Ich hätte mir ein paar Drehungen in der Handlung weniger und vor allem ein weniger achtionreiches Ende mit mehr Substanz gewünscht.

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Ein "Elsberg"?

Von: WolfgangB

12.04.2021

Was wäre, wenn ein ehemaliger US-Präsident sich für Kriegsverbrechen in seiner Amtszeit vor einem internationalen Gerichtshof verantworten müsste? Der österreichische Autor Marc Elsberg wurde mit Thrillern aus Hightech und Wissenschaft bekannt und wagt sich mit seinem neuen Roman an jene Untergattung aus dem Spannungsfach, die in der Justiz angesiedelt ist. Elsberg verliert keine Zeit. Gleich zu Beginn wird der ehemalige amerikanische Präsident Douglas Turner auf dem Athener Flughafen in Gewahrsam genommen, die griechischen Behörden müssen über das weitere Vorgehen entscheiden. Die Frage ist nun: Wie reagieren die USA, andere Staaten, die Öffentlichkeit auf diesen beispiellosen Schritt? Der Autor hat sich den Ruf erarbeitet, sich mit fundiertem Fachwissen an die Tastatur zu setzen. Schnell entfaltet sich ein spannendes Szenario, in dem die USA zunächst diplomatischen Druck auf die Beteiligten ausüben. Der griechische Botschafter wird einbestellt, über Mitarbeiter des Internationalen Gerichtshof (ICC) werden Reiseverbote verhängt und ihre Konten eingefroren. Ein kleines Team von Spezialisten reist nach Athen, um die Verteidigung Turners vor Ort zu organisieren. Eine mögliche gewaltsame Befreiungsaktion als Plan B wird selbstverständlich auch vorbereitet. Als klar wird, dass die Situation nicht innerhalb weniger Stunden gelöst sein wird, brechen die Börsenkurse ein, europäische Staaten verlegen ihre Truppen im Mittelmeer. Auch der Journalismus steht vor einer sehr aktuellen Herausforderung: " 'Warum veröffentlicht es deine Quelle nicht einfach online?' 'Weil es dann in dem Meer von Desinformation da draußen untergehen würde. Da kommst du doch mit echter Information nicht mehr durch. Und selbst wenn, wird sie sofort zerpflückt, umgedeutet, zerteilt, verfälscht ...' " (S. 99) Marc Elsberg will ein möglichst umfassendes Bild der dipolmatischen Ausnahmesituation zeichnen. Dafür benötigt er zahlreiche Figuren, denen man in rascher Abfolge begegnet. Durch das anfangs hohe Tempo bleibt nicht immer ausreichend Zeit, mit den zahlreichen Namen und Funktionen auch vertraut zu werden. Rasant auf der Erzählstraße unterwegs, verpasst das Gehirn leicht eine wichtige Abzweigung. innerhalb eines Kapitels sind solche Abzweigungen. Weil aber tpyographische Markierungen fehlen, die wie Hinweisschilder zur Orientierung dienen, braust das Gehirn ungebremst weiter. Nach kurzer Zeit aber wieder umkehren zu müssen, trägt nicht zur Lesefreude bei. In einem Interview mit einer österreichischen Zeitung bezeichnet sich der Autor als "proamerikanisch". Dennoch fällt es wesentlich leichter, Sympathien für Dana Marin, die Vertreterin des ICC zu entwickeln als für ihre amerikanischen Kontrahenten. Von der Verstärkung aus Den Haag abgeschnitten, findet sie Unterstützung vor Ort. Mit einer bunten Gruppe sympathischer Anarchisten gegen die geballe Macht der US-Geheimdienste anzutreten, das ist doch eine plakative David-Goliath-Situation. Die emotionale Rede, zu der sich der angeklagte Ex-Präsident vor Gericht hinreißen lässt, wirkt wie ein verzweifelter Versuch, Dana Marins Vorsprung in der Gunst der Leserinnen und Leser noch aufzuholen. "Wir könnten Ihnen Bilder zeigen. Ganze Hallen voll von Bildern. Von den Opfern der Vigilanten, Warlords, Terroristen und anderen Barbaren, die wir zu stoppen versuchen. Wollen Sie Bilder sehen? Von Hunderten entführter Schulmädchen in Afrika? Wollen Sie Bilder sehen von Abertausenden Menschen, die von Autobomben und Selbstmordattentätern zerfetzt wurden?" (S.341) Eindringlich versucht er, die Rolle der Weltmacht USA im Wahnsinn der internationalen Konflikte einzuordnen. Damit wirft er jedoch eine entscheidende Frage auf: Warum beschäftigt sich die Strafverfolgungsbehörde im Roman gerade mit den USA? Warum erhebt sie nicht Anklage gegen verbrecherische Regime, Staaten, die weitaus offensichtlicher gegen internationales Recht verstoßen, gegen jene, die Kriege anzetteln? Marc Elsberg setzt sich damit dem Vorwurf aus, den scharfen Wind, der den USA in den letzten Jahren entgegengeschlagen ist, in den Segeln seiner Geschichte zu nutzen. Die Initialen des Delinquenten sind wohl nicht zufällig gewählt. Nach dem Hochgeschwindigkeitsauftakt verliert die Erzählung an Fahrt. Das griechische Gericht achtet in diesem delikaten Fall penibel darauf, nur ja keinen Fehler in der Prozessführung zu begehen. Sehr ausführlich beschäftigt es sich daher mit der Frage, ob der Angeklagte überhaupt an den ICC ausgliefert werden kann. Die immergleichen Abläufe, das wiederholte Vertagen der Entscheidung kosten unnötig viel Erzählzeit. Die Geschichte handelt zu weiten Teilen in Griechenland. Elsbergs reizvolles Gedankenexperiment bleibt im Ansatz stecken, wirkt nicht vollständig durchgespielt. Denn wie interessant wäre es wohl gewesen, Douglas Turner und die immer nervöser werdende Weltöffentlichkeit beim eigentlichen Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof zu beobachten? Wie spannend wäre es wohl, den gesamten Prozess mitsamt all seinen politschen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Nebenwirkungen durchzuexerzieren? Nach dem Umblättern der letzten Seite dürfte wohl auch die Frage hängenbleiben, ob "Der Fall des Präsidenten" ein echter "Elsberg" war. Aber was ist das eigentlich, was ist unverwechselbar typisch für den Autor? Bekannt wurde Elsberg mit dem 2012 erschienenen "Blackout", das vom Zusammenbruch der Stromversorgung handelt. Der Folgeband "Zero" handelt von der algorithmischen Macht von Social Media, und "Helix" von den Möglichkeiten der Gentechnik. Ein fühlbarer Stilbruch folgte 2019 mit "Gier", in dem nicht mehr Naturwissenschaft oder neue Technologien die Handlung vorgaben, sondern die weltweit verflochtene Wirtschaft. (Bereits in der Rezension ist dieser Umstand nicht zu übersehen: https://buecherkaffee.de/2019/11/marc-elsberg-gier-rezension.html) Diese Zäsur ist auch auf dem Cover erkennbar. Während auf den ersten drei Büchern lediglich der jeweilige Titel farblich hervorgehoben prangt, präsentiert "Gier" ein konkretes Objekt, ein Containerschiff. Hier schließt "Der Fall des Präsidenten" und zeigt das Projektil einer Schusswaffe über einem nächtlichen Straßenzug. Die veränderte inhaltliche Gewichtung ist offensichtlich auch dem Verlag bewusst. Mit "Blackout", "Zero" und "Helix" hat sich Elsberg den Ruf als Seismograph für die Bruchlinien zwischen Technologie und Gesellschaft erarbeitet. Die in den Romanen zum Leben erweckten Innovationen wurden zuverlässig zwei Jahre später in den Abendnachrichten mit sorgenvollem Unterton in die Wohnzimmer getragen. "Gier" ist zwar als Roman nicht minder spannend, hat aber Bild des Autors als Wissenschaftsorakel getrübt. Nun verhalten sich neue Ideen und der Drang nach Weiterentwicklung für einen kreativen Geist wie Sonnenlicht für eine Pflanze. Eine wohl etablierte, scharf konturierte Marke ist jedoch von unschätzbarem Wert. Wer sich für Claudia Rossbacher entscheidet, schätzt steirisches Lokalkolorit. Wer Andreas Gruber liest, stellt sich auf nervenzehrende Stunden über dem Buch ein. Würde jemand, der "Blackout", "Zero" und "Helix" gelesen hat, auch den "Fall des Präsidenten" sofort Marc Elsberg zuordnen? Persönliches Fazit "Der Fall des Präsidenten" ist ein spannender Justiz-Thriller mit detaillierten, weitreichenden Überlegungen. Allerdings wirkt der Roman wie eine in die Länge gezogene Vorgeschichte zu einem deutlich weitreichenderen Gerichtsprozess. Außerdem scheint Marc Elsberg nicht mehr daran gelegen, seinen Ruf als Seismograph für aufkommende technologische Entwicklungen zu kultivieren.

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Athen, Griechenland. Als der Ex-Präsident Douglas Turner in Griechenland zu einem Besuch eingeladen wird, wird er dort sofort verhaftet. Zuständig für die Verhaftung ist der ICC, der Internationale Gerichtshof. Vor Ort die junge Juristin Dana Marin. Sie soll eigentlich nur die Verhaftung beaufsichtigen. Die Verhaftung schlägt jedoch so große Wellen, dass sie völlig auf sich alleine gestellt in die Gerichtsverhandlung muss. Ihr zur Seite steht nur ein griechischer Jurist, der ihr aber auch nicht sehr viel weiter helfen kann. Eigentlich geht es nur darum, ob die Verhaftung des Ex-Präsidenten rechtskonform abgelaufen ist oder nicht. Der Ex-Präsident schmachtet im schlimmsten Gefängnis von Athen. Währenddessen von anderer Seite bereits die Befreiung geplant wird. „Der Fall des Präsidenten – HB“ ist ein Thriller aus der Feder des Autors Marc Elsberg. Ich fand die Inhaltsangabe mega spannend, also musste ich das Buch auf jeden Fall hören. Der Sprecher Dietmar Wunder hat wieder eine fantastische Arbeit geleistet. Wie immer habe ich ihm gerne gelauscht. Nennt mich kleinlich, doch der Titel des Buches ist schon falsch. Es geht hier nicht um den Präsidenten, sondern um den Ex-Präsidenten. Ich dachte nämlich, nach dem Titel würde auch noch der amtierende Präsident in dieses Thema mit hinein gezogen. Es geht jedoch nur um den Ex-Präsidenten. Man sollte den Titel eventuell etwas anpassen. Dazu kommt, dass ich einen „vollständigen Fall“ erwartete. Verhaftung, Gericht in Athen und Verhandlung in Den Haag. Da habe ich leider viel zu viel erwartet. Es geht in dem kompletten Buch wirklich nur darum, ob der Ex-Präsident jetzt rechtens verhaftet wurde oder nicht. Es ging nur um die Prüfung, ob ihm seine Rechte vorgelesen wurde, ein Dolmetscher dabei war etc. Das Gericht prüfte ewig lange die Beweise, wozu es eigentlich überhaupt nicht befugt war. Und das dauerte fast das ganze Buch über. Was soll ich sagen, das Buch wurde von Minute zu Minute langweiliger. Dazu kam eine Szene, in der eine Familie erschossen wurde, was gar nichts mit dem Fall des Präsidenten … Ex-Präsidenten zu tun hatte. Warum wurde die Szene erwähnt? Ebenso die Leidensgeschichte von Dana Marin in ihrer Kindheit. Man kann hier natürlich auf das Mitleid der Leser pochen. Ja, Krieg ist nie etwas Schönes. Die Abschnitte hatten hier im Buch aber ebenso nichts zu suchen, wie die Ermordung dieser Familie. Es gab einfach keinen Zusammenhang mit diesem Fall des Ex-Präsidenten. In einem Buch hätte ich sie überblättert, im Hörbuch habe ich sie halt gehört und mich gefragt, wann das noch wichtig werden sollte. Interessant war, wie weit die USA gehen würden, um ihren Ex-Präsidenten zu retten. Ich denke, in Wirklichkeit wäre das auch nicht anders. Dass ein amerikanischer Präsident großkotzig ist, kann man so auch stehen lassen. Wobei amerikanische auch nicht anders sind, als die Präsidenten aus manch anderen Ländern. Genauso wie der Dreck, den sie am Stecken haben. Wenn man einen nach Den Haag zerrt, müsste man fast alle dort hin zerren und anzeigen. Wenn man das Buch mächtig gekürzt hätte, dafür noch die Verhandlung in Den Haag dazu geschrieben hätte, wäre die Story echt Bombe geworden. Warum es hier aber stundenlang nur darum ging, ob Turner jetzt in allen vier Punkten anständig verhaftet wurde oder nicht, weiß ich bis jetzt noch nicht. Gut, das war auch noch einigermaßen zu verkraften. Ab dem Zeitpunkt, als ich merkte, dass es gar nicht mehr nach Den Haag gehen kann, langweilte ich mich dann auch nicht mehr ganz so sehr. Ich wusste dann ja, es wird nicht mehr spannender. Als dann aber noch in die über Stunden gehende, ich nenne es mal Endschlacht ging, wurde es mir fast zu viel. Muss man wirklich stundenlang diese Flucht beschreiben? Mein Hirn driftete mehrmals weg und ich hörte stellenweise schon gar nicht mehr zu. Der Fall war leider so gar nicht mein Fall. Ich hatte mir wirklich mehr von dem Titel versprochen, auch gerade wegen dem Autor des Buches. Ich wurde hier leider mehr als enttäuscht. Auch die Personen waren nicht sympathisch. Dana Marin war irgendwie blass, auch wenn sie sich anstrengte. Was dann der Rückblick in ihre Kindheit auch nicht besser machte. Hier wurde auch nicht wirklich etwas ausgebaut. Was macht man in einem fremden Land, wenn man nur noch das Bargeld zur Hand hat, das man gerade im Geldbeutel hat? Dana hat sich da überhaupt keine Gedanken darüber gemacht. Es wurde auch gar nicht mehr groß Thematisiert. Ich fand das schon als mächtig bedrückend, wenn man nur noch seine Barschaft zum Leben hat. Oder hat man als junge Juristin in einem fremden Land so viel Bargeld im Geldbeutel, dass man sich keine Sorgen zu machen braucht? Die Leute um Dana kamen auch nicht wirklich richtig ins Licht. Alexander, gut, böse, gut? Seine Freunde, die Spezialisten, die alles konnten, ja klar. Welch ein Zufall und wie praktisch. Die Amerikaner, egoistisch, großkotzig, rechthaberisch. Klar, wie kann man es auch wagen, in Griechenland einen Ex-Präsidenten verhaften zu lassen. Und am Ende zählt irgendwie nur die Meinung des Mobs, der verlangt, den Ex-Präsidenten zu richten, anstatt dass dies der Richter im Amt tut. Ich weiß nicht, will man wirklich, dass Leute in Facebook, Twitter und Co. über Leute richten, anstatt die Richter in den Gerichtshöfen? Den griechischen Juristen, vom Hörbuch her weiß ich den Namen nicht mehr, und die Befreiungstruppe an sich fand ich ganz gut. Ein Viertel des Buches war spannend, der Rest für mich leider eher langweilig. Ein paar Personen waren gelungen, viele nicht. Es gab viele unnötige Szenarien, die nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun hatten. Dazu gemischt ein genialer Sprecher. Mit Hängen und Würgen vergebe ich hier dann noch die drei Sterne.

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Spannend, aber langatmig

Von: LeseMo

27.02.2021

Es ist erstaunlich (bis beinahe erschreckend), wie mit welch aktuellen Bezügen dieser Thriller verfasst wurde! Speziell in Hinsicht der aktuellen politischen Entwicklungen und unter dem Aspekt der aktuellen weltweiten Corona-Situation. So spannend sich die Thematik entwickelt, so gleichzeitig sehr, sehr anstrengend liest sich die immer wieder (sich zu sehr ins Insider-Detail verlierende) Beschreibung der einzelnen (und sehr vielschichtigen) Handlungsstränge. Weniger wäre da manchmal mehr! Das macht es gerade während der ersten ca. 150 Seiten dem Leser nicht wirklich leicht, sich im zu detaillierten Gefüge zurechtzufinden. Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein über die Maßen spannendes Buch, jedoch wird die sich aufbauende Spannung immer wieder durch langatmige Schilderungen von "Zwischensituationen" abgeflacht. Die Spannung hält an bis zur letzten Seite, allerdings ist es bis dahin offen gestanden zwischendrin immer wieder sehr mühsam durchzuhalten.

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