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Rezensionen zu
Der Ausflug

Dirk Kurbjuweit

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Dirk Kurbjuweit thematisiert in seinen Romanen oft aktuelle gesellschaftliche Zustände. Mehrere Romane habe ich von ihm vor längerer Zeit gelesen. Dieser nun interessierte mich aufgrund der Thematik. Denn bereits dem Klappentext nach, kann man davon ausgehen, dass es sich um das Thema Rassismus dreht. Doch es geht um viel mehr. Es geht um Beziehungskonstellationen, die Kraft von Freundschaften, um die Unterschiede zwischen Stadt und Land, zwischen Mainstream und Gutbürgerlichkeit, um alte und neue Verletzungen. Und die Geschichte ist spannend wie ein Krimi. Vier Freunde machen regelmäßig einmal jährlich zusammen eine Reise. Das letzte Mal war es eine Bergwanderung in Südtirol, nun ist eine Kanupaddeltour übers Wochenende geplant. Unschwer ist die Landschaft als eine in Brandenburg zu erkennen, sehr wahrscheinlich ist es der Spreewald. Amalia, um die dreißig, ist die einzige Frau. Von ihr erfahren wir auch am meisten in mehreren Rückblenden. Dabei ist ihr Bruder Bodo, den sie selten sieht, und die Freunde Gero und Josef; alle sind bis zum Abitur gemeinsam zur Schule gegangen. Dann trennten sich die Wege. Nur Amalia und Josef waren länger zusammen, sie waren eine zeit lang ein Paar. Gleich am ersten Abend, als sie in einem Landgasthaus übernachten, in dessen Schankraum sie zu Abend essen, wird Josef angefeindet und bedroht, da er schwarz ist. Amalia verteidigt ihn sofort, die anderen beschwichtigen. Am nächsten Morgen geht es weiter. Auch beim Kanuverleih wird Josef angegafft, die Freunde zahlen für schlechte Boote mehr als bei Buchung ausgemacht. Dennoch beginnen sie frohen Mutes mit der Fahrt. Amalia hat eine Karte, bestimmt die Richtung. Kurbjuweit gelingt es von da an eine Stimmung zu erzeugen, die die Leser*innen selbst auf der Hut sein lässt, wie es in kurzer Zeit auch die Paddler sind. Merkwürdigkeiten passieren. Ein Jäger mit einer Armbrust erschießt Rehe. Ein Pickup taucht in der Nacht unweit der Zelte auf, Kinder lassen die Kanus in die Schleuse, aber nicht mehr heraus. Immer sind es seltsame Dinge, die passieren, die aber doch auch zufällig passiert sein könnten. Sie begegnen einer seltsamen Glaubensgemeinschaft, einem Straußenzüchter. Als Leserin denke ich sofort an die Reichsbürgerbewegung oder die völkischen Siedler … Da Amalias Karte nicht besonders genau oder alt zu sein scheint, wissen sie schließlich nicht mehr, wie sie am letzten Tag wieder den richtigen Weg zurück finden können. Sie paddeln von Fließ zu Fließ, alles sieht ähnlich aus. Die Stimmung verschlechtert sich. Nirgends haben sie mit dem Handy Empfang. Bald gibt es Streitereien, bald zeigt sich unterschwellig, wenn auch ungewollt, Misstrauen. Als eine Drohne an ihrem Rastplatz auftaucht und ein Päckchen ablegt, wissen alle, dass das nun kein Zufall mehr ist. Sie sind zum Ziel geworden. Vielmehr Josef ist zum Ziel von Fremdenfeindlichkeit geworden. Angst breitet sich aus, zurecht, denn die Zeichen werden immer eindeutiger. Bald zeigt sich, dass in Aussnahmesituationen auch Freunde, vielleicht unbewusst, zwischen schwarz und weiß differenzieren. Bald zeigt sich, dass diese so fröhlich begonnene Reise zum Kampf ums Überleben wird und eine große Prüfung für die Freundschaft. „“Wahlen sind nicht immer und überall das richtige Mittel. Wahlen können spalten. Danach gibt es Gewinner und Verlierer. Wir sollten uns nicht spalten lassen.“ „Hast du mir nicht erklärt, dass Wahlen das große Fest der Demokratie seien. […] die makellose Grundlage der Macht? Die Macht ist hier. Die Pistole.““ Mehr will ich zum inhaltlichen Verlauf nicht verraten, um nicht die Spannung zu nehmen. In Kurbjuweits Roman wird ein wichtiges Thema verhandelt, zudem ist die Geschichte wirklich spannungsreich komponiert. Was mir ein wenig unangenehm auffiel, war, dass der Autor die Landbevölkerung, die im Roman auftritt, als minderbemittelt und dümmlich darstellt. Das finde ich nicht gerecht. Nicht jeder Großstadtmensch ist per se einem Dorfbewohner geistig überlegen. Seltsam scheint mir auch, dass zur Sommerzeit keine anderen Kanutouristen unterwegs sind, die helfen könnten und auch das es durchgängig kein Telefonnetz geben soll, kommt mir unglaubwürdig vor. Mir schien es allerdings auch unmöglich, dass es Fremdenfeindlichkeit in einem solchen Ausmaß gibt. Ich kann die Geschichte zum Schluss hin dann auch nicht mehr als realistisch nachvollziehen. Auch das Ende lässt viel zu viele Fragen offen. Das Hörbuch wurde von Shenja Lacher eingelesen, den ich bisher als Sprecher noch nicht kannte, der aber mit seiner Stimme genau den richtigen Ton für diese Geschichte trifft.

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1,5 Sterne

Von: Kristall86 aus An der Nordseeküste

27.06.2022

Klappentext: „Eine aufrüttelnde Reise ins Herz der deutschen Finsternis Amalia, Josef, Gero und Bodo, Freunde seit Kindheitstagen, haben sich zu einer sommerlichen Kanutour verabredet. Kaum sind sie an ihrem Ausflugsziel angekommen, verdichten sich die Anzeichen, dass sie hier nicht willkommen sind. Vor allem Josef, der Schwarz ist, bekommt die Ablehnung von Menschen zu spüren, die aus Prinzip gegen alles Fremd-Aussehende sind. Doch soll man sich von ein paar ewiggestrigen Provinzlern einschüchtern lassen? Einfach klein beigeben? – Amalia, Josef, Gero und Bodo entscheiden sich dafür, zu bleiben, und ab da gibt es kein Zurück mehr. Jeder Schritt weiter ist einer auf den Abgrund zu. Alle ahnen, dass dieser Ausflug kein gutes Ende nehmen wird. Doch keiner will es wahrhaben. Schon bald geht es nicht mehr um ein sommerliches Abenteuer, sondern nur noch darum, mit heiler Haut davonzukommen.“ Autor Dirk Kurbjuweit hat den Roman „Der Ausflug“ verfasst. Er wird als „Eine aufrüttelnde Reise ins Herz der deutschen Finsternis“ beschrieben, doch ich musste feststellen, dass ich weder das eine noch das andere fand. Das Thema welches Kurbjuweit anspricht, ist hochaktuell, ist brisant und wird es wohl auch leider immer bleiben - verschiedene Hautfarben der Menschen, ganz besonders die der Schwarzen (welches nicht nur ein deutsches Problem ist, wie hier angeprangert!). Der Klappentext wirkt äußerst ansprechend und man erwartet genau zu diesem Thema ein gewisses Niveau und eine stete Story. Erhält man aber nicht. Punkt. Enttäuscht ist man als Leser. Punkt. Vieles erscheint hier völlig abstrus, unrealistisch und hanebüchen. Wie anderen Lesern ebenfalls aufgefallen ist, sind die Dialoge recht langatmig und anspruchslos. Man wartet als Leser auf das Aha-Erlebnis dieses Romans aber man erhält es nicht. Es verschwindet irgendwo im Nirwana. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich dieses Buch auch nicht in irgendein Genre packen kann, so konfus ist es. Vielleicht soll es das auch sein?! Zudem sind eben viele Parts (auch zwischen den vermeintlichen Freunden) selbst zu zugespitzt. Vielleicht soll auch das so sein. Vielleicht entwickeln sich Konflikte immer so im Verborgenen bis sie herausbrechen, auch bei den Menschen, bei denen man es nie vermutet. Ich habe lange über dieses Buch nachgedacht und diese Rezension hat seine Zeit gebraucht, denn egal ob vom Autor explizit so gewollt oder nicht, es war einfach nicht das was ich erwartet, erhofft hatte. Das Thema bietet so viel Potential und es wurde keinesfalls gekonnt angepackt. 1,5 Sterne für diese Darbietung.

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Ausflug ins Grauen

Von: mimitatis_buecherkiste

13.05.2022

Die vier Freunde Amalia, ihr Bruder Gero sowie Josef und Bodo sind seit ihrer Schulzeit befreundet. Verstreut in alle Ecken wohnend, treffen sie sich seit Jahren einmal im Jahr, um zusammen einen Ausflug zu machen, diesmal eine Kanutour in der tiefsten Provinz. Dort angekommen müssen sie feststellen, dass sie nicht nur unwillkommen sind, sondern dass es jemand tatsächlich auf sie abgesehen hat. Auf sich allein gestellt, wird sich zeigen, wie tief ihre Freundschaft tatsächlich ist. Bereits früh ist klar, in welche Richtung die Erzählung geht, als beim ersten Stopp im Gasthaus das N-Wort im Raum steht, denn Josef ist dunkelhäutig und damit Zielscheibe eines Hasses, mit dem die Freunde nicht gerechnet haben. Dennoch zieht sich dies nicht durch das ganze Buch, denn während der Kanufahrt bekam ich hauptsächlich Einblick in das Leben von Amalia, die im Vordergrund steht. Anhand ihrer Gedanken und Erinnerungen konnte ich mir ein relativ gutes Bild von der kleinen Gruppe machen. Die Gruppendynamik zu beobachten und was unter Druck passiert, fand ich interessant und stellenweise sehr spannend, denn irgendwann war eine unterschwellige Gefahr zu spüren, die nicht ohne Folgen blieb. Ein Ultimatum wird gestellt, Zweifel kommen auf und unausweichlich steuern wir dem Finale entgegen. Letztendlich war es eine kleine Horrorstory mit einem Ende, das Platz für verschiedene Interpretationen lässt. Das hat mir sehr gut gefallen. Von mir gibt es die volle Punktzahl.

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Vier Freunde sind zu einem Wochenendausflug unterwegs. Gleich zu Beginn haben sie Ärger im Wirtshaus, da einer der Freunde schwarz ist. Die Einheimischen lassen ihn nicht zur Toilette. Sie beschließen trotzdem hier zu übernachten und fahren am nächsten Tag weiter. Aber das ist nur der Beginn eines fürchterlichen Abenteuers. Es geht um Rassismus und Gewalt, die eskaliert. Ein Roman, der aufrütttelt !

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Vier Freunde, die sich aus ihrer Heimatstadt kennen und sich regelmäßig treffen und Zeit miteinander verbringen verschlägt es in eine Flusslandschaft irgendwo im Nirgendwo um eine Kanutour mit Zeltübernachtung zu machen. Ich hatte beim Lesen allerdings den Spreewald vor Augen. Unter den Vier sind die verschiedensten Charaktere. Zum einen Amalia, Historikerin, sehr offen und die ungekrönte Anführerin der Clique. Aus ihrer Sicht wird der Roman erzählt. Dann ist da Joseph, ihr Ex-Freund, sowie Bodo, Amalias ungestümer Bruder und zu guter Letzt noch der Normalo Gero, ein gediegener Familienvater. Nun landen die 4 in einem Wirtshaus, wo die Kanus abzuholen sind und werden rassistisch angefeindet, denn Joseph ist schwarz. Hier beginnt sich das Drama zu entspinnen. Mir ist sehr wichtig klar zu stellen, dass es sich um einen Roman handelt, der zwar einen Thriller-Plot, gar mit Horrorelementen hat, aber kein Thriller ist. Es ist ein Roman der sich kritisch mit dem Angefeindet werden auseinandersetzt, der das Nicht-Willkommen sein, den Fremdenhass und das Verfolgt werden in den Mittelpunkt stellt. Und eine Suche in den 4 Charakteren selbst auslöst. Das Miteinander in dieser Extremsituation wird beleuchtet. Dirk Kurbjuweit nutzt bei diesem schmalen Roman die Nichtbenennung, das Schaffen von einem Vacuum, dass uns mehr sagt als der Text. Aus meiner Sicht ist der Roman gut geschrieben. Ganz kann Dirk Kurbjuweit seinen „anderen Job“ nicht loslassen, wenn er die Figuren über das Gendern und das Wahlrecht in den USA sprechen lässt, ist er doch auch oder vor allem politischer Journalist. Fazit: „Der Ausflug“ der uns zu denken geben sollte und den Rassismus in unserem Land in einer fiktiven Extremsituation zeigt – spannend und regt zu Diskussionen an.

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