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Rezensionen zu
Die Sammlerin der verlorenen Wörter

Pip Williams

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Die faszinierende Welt der Wörter

Von: the.literary.wildflower

04.05.2022

Wow, was für ein Buch. Obwohl ich die Welt der Sprache und Wörter liebe, habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, wie das Oxford English Dictionary (oder andere Wörterbücher) entstanden sind. Für manche mag es langweilig klingen, ich fand es einfach faszinierend, vor allem eingebettet in die Geschichte von Esme. Zu Beginn des Buches ist Esme ein junges Mädchen. Jeden Tag begleitet sie ihren Vater zur Arbeit, der mit ein paar anderen Männern begonnen hat, alle wichtigen Wörter der englischen Sprache und deren Bedeutungen in Büchern festzuhalten. Zumindest scheint es auf den ersten Blick so, dass ausschließlich Männer an der Entstehung des OED arbeiten. In Wirklichkeit helfen aber auch viele Frauen dabei mit, nur dass ihre Arbeit nicht wirklich anerkannt wird. Auch Esme wird, je älter sie wird, immer mehr in die Arbeit im Scriptorium eingebunden. Dabei bemerkt sie, dass bestimmte Wörter nicht ins OED aufgenommen werden. Und diese Wörter haben eines gemeinsam: Sie sind wichtig für Frauen. Daraufhin beginnt sie damit genau diese Wörter zu suchen und zu sammeln. Währenddessen muss sie sich auch mit ihrer eigenen Position als Frau auseinandersetzen, was nicht immer einfach ist. Auch wenn das Buch teilweise ein bisschen langatmig ist, haben mir beide Geschichtsstränge, der von Esme und der des Wörterbuches, sehr gut gefallen. Auch wenn Esme ein fiktiver Character ist, so haben einige der erwähnten Frauen und Männer tatsächlich an dem OED mitgewirkt. Dass hat das gesamte Buch viel realistischer wirken lassen. Zudem fand ich, dass das damalige Leben von Frauen und all die Schwierigkeiten, die es mit sich gebracht hat, sehr gut dargestellt wurden. Der Kampf für Frauenrechte und Gleichstellung, für Bildungsmöglichkeiten oder auch wie es Frauen ergangen ist, die sich dagegen entschieden haben zu heiraten und Kinder zu bekommen. Das hat mich alles sehr gepackt. Natürlich spielt auch der Krieg eine größere Rolle, der nicht nur Esmes Leben einschneidend verändert. Doch egal, was in der Geschichte passiert, die Liebe für die Welt der Wörter ist auf jeder einzelnen Seite spürbar.

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Das Cover Als mich dieses Buch per Post erreicht hat, war ich wirklich begeistert, weil ich nicht erwartet habe, dass es so schön ist. Es handelt sich um ein Hardcover, jedoch gibt es keinen Schutzumschlag, wie das häufig bei Bibliotheksbüchern der Fall ist. Der Titel und Klappentext ist direkt auf die Pappe des Buches gedruckt und fühlt sich wunderbar an. Obwohl kein Schutzumschlag existiert gibt es innen vorne eine Informationsklappe. Äußerlich kann ich nur sagen, dass dieses Buch echt etwas im Regal hermachen wird. Die einzelnen Wörter des Titels sind auf Papierschnipseln über das Cover verteilt, was mit dem Inhalt der Geschichte übereinstimmt, denn die einzelnen Wörter für das Lexikon werden auch auf solchen Schnipseln gesammelt. Außerdem hat das Buch ein Lesebändchen! Der erste Eindruck Das Buch folgt dem Leben von Esme, der Tochter eines Lexiographen, der am Oxford English Dictionary mitgearbeitet hat. Wir begleiten Esme von früher Kindheit bis zum Ende ihres Lebens hinweg. Nicht nur ist diese fiktionale Biografie an die Entstehung des Oxford English Dictionary gebunden, sondern auch an die historischen Ereignisse in London zwischen 1887 und 1928. Dafür ist im hinteren Teil des Buches sehr viel Informationsmaterial gegeben. Das war super, denn ich hatte nicht sehr viel Vorwissen. Das ganze Buch über geht es um Wörter. Da Esme mit der Entstehung des Wörterbuchs aufgewachsen ist, haben Wörter eine wichtige Bedeutung in ihrem Leben und immer wieder gibt es Definitionen und Zitate. Sehr gut gefallen hat mir, dass diese auf Englisch und Deutsch gegeben sind, da es sich ja um das Oxford English Dictionary handelt. Die Erzählweise Die Geschichte von Esme wurde auf eine ganz besondere Art und Weise erzählt. Manchmal gab es Zeitsprünge, manchmal konnte man in eine ganz konkrete Situation eintauchen. Generell wurden sehr viele Dinge indirekt erzählt, ohne wirklich ausgesprochen zu werden. Zum Beispiel ging es an einer Stelle um eine Beerdigung, es wurde jedoch nicht erwähnt, wer gestorben ist. Das hat man erst in späteren Kapiteln nebenbei erfahren. Diese Erzählweise kann dem einen gefallen, andere jedoch auch stören. Mir persönlich hat sie zu Anfang gefallen, weil man sehr aufmerksam sein musste, gegen Ende des Buches jedoch wurde es anstrengend und ich hatte oft Momente, wo ich das Gefühl hatte, etwas überlesen oder verpasst zu haben. Happy Ever After? Ich habe nicht sehr viel Erfahrung mit Biografien, weder realen, noch fiktionalen. Trotzdem wirkte es für mich sehr besonders, dass Esmes Geschichte nicht mit einem Wort romantisiert wurde. Jedes Detail ihres Lebens wurde roh und ehrlich beschrieben, auch wenn es schlecht war. Es gab kein märchenhaftes Happy End, wie man das aus den meisten Romanen kennt. Das hat die Geschichte sehr lebensecht gemacht. Kritik [Vorsicht: teilweise leichte Spoiler!!!] Beim Lesen des Klappentextes hat sich bei mir eine ganz bestimmte Erwartung an die Geschichte aufgebaut. Ich hatte erwartet, dass es sich bei den Wörtern, die Esme sammelt, wirklich um absichtlich verworfene Frauenwörter handelt, die die Männer aus Absicht verworfen hatten. Das war jedoch nicht so ganz wie erwartet. Es handelt sich eher um Wörter aus anderen Gesellschaftsklassen und Umgangssprache, aus denen Esme die Wörter sammelt. Später wird noch das Thema des Frauenwahlrechts aufgegriffen, jedoch würde ich ihre Wörter nicht alle als Frauenwörter beschreiben. Das Ende hat mir sehr gut gefallen, jedoch ging es die ganze Zeit um das OED und plötzlich wurde über die Sprache der Aborigines gesprochen, was für mich nicht besonders gut in den Kontext gepasst hat. Ein wunderschönes Zitat Esmes Leidenschaft für Wörter konnte ich sehr gut teilen und es hat mir sehr gut gefallen über die Entstehung des Wörterbuches zu lesen. Dabei gab es immer Momente, wo Esme ihre Verbindung zu den Wörtern zum Ausdruck gebracht hat. "Oft fragte ich mich, auf welcher Art von Papier ich wohl stünde, wenn ich ein Wort wäre. Bestimmt auf einem Zettel, der zu lang war [...] " (Williams, Die Sammlerin der verlorenen Wörter, Diana, S. 154). Fazit Ein sehr echt geschriebenes Buch, das der Entstehung des Oxford English Dictionary folgt und dem Leben von Esme. Im Anhang wird von der Autorin noch beschrieben, dass viele der Figuren auf realen Personen beruhen. Und es gibt sogar ein Foto, dessen Entstehung in den Roman eingearbeitet wurde.

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„Wörter definieren uns, sie erklären uns, und manchmal dienen sie auch dazu, uns zu kontrollieren oder zu isolieren.“ (S. 505) Kein Internet, keine Wikipedia, deshalb waren während Schulzeit und Studium das Oxford Dictionary neben Duden und Brockhaus meine ständigen Begleiter. Gedanken darüber, wie die Wörter und Definitonen in die Nachschlagewerke gekommen sind, habe ich mir aber nie gemacht. Diese Leerstelle, zumindest im Hinblick auf das englische Wörterbuch, füllt die Sozialwissenschaftlerin Pip Williams mit ihrem ersten Roman „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“, in dem sie dessen Entstehung aus der Sicht von Esme Nicoll begleitet. Esme ist die Tochter eines alleinerziehenden Lexikographen, der als Mitarbeiter von Sir James Murray an der Erstellung der ersten Ausgabe des ersten Oxford English Dictionary mitarbeitet. Der Vater ist einer von vielen Helfern, sammelt und katalogisiert die auf Zetteln eingesandten Worte samt Definitonen. Interessanterweise wird aber nicht jedes dieser Worte wichtig genug, um einen Platz im OED zu finden. Das merkt auch Esme ziemlich schnell, die ihren Vater bei seiner Arbeit begleitet und ihm die vom Tisch heruntergefallenen Einsendungen reicht. Auf einem dieser Zettel steht „Bonemaid“ (= Magd, im weitesten Sinn), ein Wort, das sie ihr Leben lang begleiten wird und Antrieb für all ihre Bemühungen ist, hat ihr Vater diesen Zettel doch umgehend entsorgt. Und so fängt sie an, diese ausrangierten Begriffe zu sammeln und stellt fest, dass sie alle eine Gemeinsamkeit haben. Bei ihnen geht es ausnahmslos um Erfahrungen und Dinge des täglichen Lebens der Frauen und der einfachen Bevölkerung. In ihr reift der Plan, aus diesen „verlorenen“ Worten ihr eigenes Wörtbuch zu schaffen, damit auch diese Menschen gehört werden. Aber dafür muss sie zuerst einmal den Universitätskosmos verlassen und in deren Welt eintauchen. Die zeitliche Einordnung ist immens wichtig für diesen Roman, der 1887 beginnt und weit bis ins zwanzigste Jahrhundert hineinreicht. Das Viktorianische Zeitalter neigt sich dem Ende zu, die Industrialisierung nimmt Fahrt auf, es ist eine Zeit des Wandels, die ganz allmählich gesellschaftliche Veränderungen einläutet. Die bestehenden Klassenunterschiede werden thematisiert, die Rolle der Frauen hinterfragt, die Suffragetten fordern das Wahlrecht und gehen auf die Barrikaden und der Erste Weltkrieg steht vor der Tür. All dies wird aus Esmes Sicht beschrieben und festigt sie in ihrer Meinung, dass es die Sprache der Männer ist, die die Gegenwart regiert, Geschichte schreibt, die Stimmen der Frauen außen vor bleiben. Ein berührender, und ja, auch ein feministischer Roman über die Macht der Sprache, der Anstösse gibt und zum Nachdenken anregt.

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Esme wächst bei ihrem Vater Harry auf, der zur Jahrhundertwende als Lexikograph am ersten Oxford English Dictionary arbeitet. Das Skriptorium und das Haus seines Arbeitgebers Dr. James Murray wird für Esme zu einem zweiten Zuhause. Schon als kleines Mädchen liest sie die Belegzettel mit Erklärungen für die Worte, die in dem Wörterbuch aufgenommen werden sollen. So mancher Zettel mit aussortierten landet dabei heimlich in ihrer Koffertruhe, die sie bei dem acht Jahre älteren Dienstmädchen Lizzie der Murrays aufbewahrt. Dort erkennt sie auch die Unterschiede zwischen Arm und Reich und die Stellung der Menschen in der Gesellschaft. Als Esme älter wird, geht sie mit Lizzie regelmäßig in die Markthalle in Oxford und lernt dort nicht nur neue Worte kennen, für die sie ihre eigenen Belegzettel mit treffenden Zitaten für ihr eigenes "Lexikon der verlorenen Wörter" verfasst, sondern auch Frauen wie die Schauspielerin Tilda, die als Suffragette für das Wahlrecht der Frauen kämpft. Der Roman ist eine fiktive Geschichte über das Leben von Esme Nicoll, die 1892 geboren ist, als Tochter eines Lexikographen aufwächst und selbst eine Liebe zu Worten entwickelt. Ihre Lebensgeschichte wird eng mit der Entstehungsgeschichte des Oxford English Dictionary verwoben. Das Buch gibt damit interessante Einblicke in die über 50-jährige Arbeit an DEM englischen Wörterbuch, das fortlaufend weiterentwickelt wird. Fast jeder deutsche Schüler wird den Nachfolger des historischen Wörterbuch, das Oxford Advanced Learner's Dictionary, aus dem Englischunterricht kennen. Esme ist ein liebenswerter Charakter, die durch ihre Aufenthalte im Skriptorium, das von Männern dominiert ist und durch ihre freundschaftliche Beziehung zu dem Dienstmädchen Lizzie die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sowie den Bürgerlichen und Arbeitern kennenlernt. Sie begreift die Ungerechtigkeiten und unterstützt die Suffragettenbewegung, auch wenn sie deren Methoden nicht immer gutheißt. Sie selbst bleibt eher passiv und muss sich persönlich mit Verlusten auseinandersetzen. Während mir der Beginn mit Esmes Kindheit und ihrem Sammeln der Worte, die es nicht geschafft haben, in das OED aufgenommen zu werden, da sie zu vulgär waren oder nur im Sprachgebrauch der einfachen Menschen vorkamen, gut gefallen hat, empfand ich den Roman im Mittelteil weniger fesselnd. Die Handlung wurde etwas zäh, da sie sowohl in Bezug auf die Fertigstellung des OED als auch im Hinblick auf den Kampf um Frauenrechte und Gleichberechtigung auf der Stelle trat. Auch der Beginn des Großen Krieges bremste die Geschichte eher aus, als dass sie zu mehr Spannung oder Dramatik beitrug. "Die Sammlerin der verlorenen Worte" ist ein eher ruhig erzählter, warmherziger Roman über die Liebe zur Sprache, über die Rolle der Frau zur Jahrhundertwende und das enge Band von Familie und Freundschaft, das über die Konventionen hinweg einen festen Halt im Leben gibt und Esme über ihre Verluste hinweg hilft. Neben der Hauptfigur gibt es noch viele weitere liebenswerte und originelle Charaktere, die real existierten und denen die Autorin Leben einhaucht, wobei es aufgrund der Vielzahl der Figuren, denen Esme begegnet, nicht immer leichtfällt, den Überblick zu behalten. Die fiktive Geschichte ist von realen Ereignissen und Personen inspiriert und eine schöne Vorstellung, durch Engagement, Leidenschaft, Empathie und Hartnäckigkeit, Minderheiten, Schwachen und Unterdrückten Gehör zu verschaffen und etwas Bleibendes zu schaffen.

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So ein schöner Titel zum passenden Cover. :) Das Hörbuch hat mich recht gut unterhalten & auch ein wenig beschäftigt, allerdings konnte es mich selten wirklich berühren. Die Synchronsprecherin Maximiliane Häcke hat eine für mich passende Stimmfarbe für diese Geschichte. :) Wir begleiten Esme, die sich schon als kleines Kind für Wörter begeistert. Wie könnte sie auch nicht? Wächst sie doch mit ihrem Vater einem Lexikographen auf, der am ersten Oxford English Dictionary arbeitet & sie dabei liebevoll unterstützt neue Wörter kennenzulernen. Da wir uns in Oxford Ende des 19. Jahrhunderts befinden, haben es Frauen wie man ja weiß, nicht so einfach, wenn sie nicht den normalen standesmäßigen Weg gehen. Esme schlägt sich allerdings meist gut & ich habe sie gerne auf ihrem Lebensweg begleitet. Sie hat ein Herz für Wörter die es nicht ins normale Wörterbuch geschafft haben & für die Worte von Frauen, einfache oder auch arme Frauen. Das man zudem noch einen zusätzlichen geschichtlichen Abriss der Frauenbewegung auf ihrem Weg zum Wahlrecht mitbekommt, fand ich sehr gut. Suffragetten. Man erlebt auch den Krieg mit, in dem Esme sich um verwundete Männer kümmert. Insgesamt ein gutes Hörbuch, das allerdings einige Längen hat.

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Das „Oxford English Dictionary“ (OED) dürfte wohl das bekannteste Wörterbuch der Welt sein. Dieser Roman erzählt von seiner Entstehungsgeschichte, beginnend im Jahr 1886 (Prolog) bis hin zum Jahr 1989 (Epilog), wobei die eigentliche Geschichte zwischen 1887 und 1928 spielt. Dreh- und Angelpunkt des Romans ist das Skriptorium, eigentlich eine Wellblechhütte im Garten des Anwesens von James Murray, dem Herausgeber des OED, in Oxford. Hier arbeiten einige Männer, Lexikographen, an diesem neuen Wörterbuch, indem sie Wörter sammeln, Bedeutungsvarianten und belegende Zitate dazu notieren. Einer der Lexikographen ist der Witwer Henry Nicoll, der seine kleine Tochter Esme mit zur Arbeit bringen darf. Als kleines Mädchen sitzt Esme unter dem Sortiertisch, an dem die Männer arbeiten. Und fällt einmal ein Belegzettel unter den Tisch, liest Esme begierig, was darauf steht. So stößt sie eines Tages auf den Begriff „bondmaid“, der eine Sklavin oder Leibeigene bezeichnet. Das Wort schockiert Esme und im Gespräch mit Lizzie, dem Dienstmädchen der Familie Murray, das sich oft um Esme kümmert, begreift sie allmählich, dass es gesellschaftliche und wirtschaftliche Unterschiede zwischen den Menschen gibt – und auch zwischen Männern und Frauen. Esme wächst heran, das Skriptorium bleibt ihr liebster Aufenthaltsort und allmählich darf sie dort ganz offiziell mitarbeiten. Heimlich sammelt sie Belegzettel von Wörtern, die von den Männern als nicht würdig für das OED betrachtet werden, und sie beginnt, selbst Wörter zu sammeln. Denn sie entdeckt, dass das einfache Volk eine ganz andere Sprache spricht als diejenige, die im Wörterbuch festgehalten wird. Doch sind diese Wörter weniger wert, nur weil sie nicht aufgeschrieben werden? Esme lernt die Schauspielerin Tilda kennen und kommt über sie mit der Frauenbewegung der Suffragetten in Berührung, die ihr weitere Denkanstöße für ihre eigene Wörtersammlung gibt. Der Roman erzählt Esmes (fiktive) Geschichte über etliche Jahrzehnte hinweg, eingebunden in die reale Entstehungsgeschichte des OED mitsamt historisch belegter Personen und eingebettet in den historischen Kontext der Suffragetten-Bewegung und der Gräuel des Ersten Weltkriegs. Doch obwohl Esme zahlreiche tragische Schicksalsschläge erleiden muss, blieb die Geschichte für mich sehr langatmig. Über viel zu viele Seiten plätscherte die Story nur so vor sich hin und wurde selten so spannend, dass ich wirklich das Gefühl hatte, unbedingt weiterlesen zu wollen. Das Interessanteste am Buch war für mich tatsächlich die Entstehungsgeschichte des OED – eine Publikation, die später daraus hervorging, ist übrigens das „Oxford Advanced Learner’s Dictionary“, das mich durch meine Schulzeit begleitet hat. Der Debütroman der australischen Schriftstellerin Pip Williams wurde in ihrer Heimat zum Nummer-1-Erfolg, in etliche Sprachen übersetzt und mehrfach preisgekrönt. Mich konnte der Roman aufgrund seiner recht langatmigen Erzählweise leider trotzdem nicht vollends begeistern. Vielleicht war es auch nur das falsche Buch zur falschen Zeit. Auf der Homepage des Diana-Verlages, der die deutsche Übersetzung herausgibt, gibt es eine Leseprobe, die einen guten ersten Eindruck vermittelt. Sehr schön und deshalb unbedingt erwähnenswert finde ich die Aufmachung des Romans mit dem wunderschönen Cover, einem Lesebändchen und der Innengestaltung. So ist das Buch in insgesamt sechs Teile untergliedert, die jeweils für einen Teilbereich des Wörterbuches stehen, von Teil 1, 1887-1896, Batten-Distrustful, bis hin zu Teil 6, 1928, Wise-Wyzen. Im Anhang gibt es eine Zeitleiste der wichtigsten historischen Ereignisse im Roman sowie des OED inklusive eines Fotos von 1915, dessen Entstehung auch im Buch vorkommt. Und sogar die Danksagung der Autorin ist wie ein Wörterbuch aufgebaut, von A wie Acknowledgement bis S wie Support. Doch keine Angst: Man muss nicht gut Englisch können, um das Buch zu verstehen, sämtliche englischsprachigen Begriffe sind übersetzt. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Anmerkung der deutschen Übersetzerin Christiane Burkhardt im Anhang.

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