Lünebuch GmbH
Von:
Testleser*in
aus Lüneburg
30.08.2022
Alina ist 16 und ihr Leben besteht aus Ballett. Ihr Traum ist, Profi-Ballerina zu werden. Sie geht nur halbtags zur Schule und verbringt den Rest des Tages mit anderen Ausnahmetalenten im Ballett-Studio. Doch dann stürzt sie beim Training und zieht sich einen komplizierten Beinbruch zu. Sehr schnell ist klar: Sie wird nie wieder auf den Fußspitzen tanzen können; ihr Traum ist geplatzt. Das Buch handelt davon, wie Alina sich zurück ins Leben kämpft. Wie sie damit umgehen lernt, plötzlich eine "normale" Schülerin zu sein, die mit anderen "normalen" Schülern und Schülerinnen den ganzen Tag in der Schule abhängen muss. Langsam und schmerzhaft lernt sie, ein Leben aufzugeben, um ein neues zu finden. Es ist ein sehr langer Weg, gezeichnet von Rückschlägen. Auch wenn sie langsam Freunde findet, beim Schulmusical-Casting mitmacht und die Rolle auch bekommt und sich sogar verliebt, macht es das Buch über eine lange Strecke deutlich, was für ein Kampf es für sie ist, ihren Lebenstraum gehen zu lassen. Immer wieder stößt Alina sich und die Anderen vor den Kopf. Immer wieder zerplatzt die "Neidbombe" in ihr und droht alles dazugewonnene wieder zu zerstören. Aber Alina gibt nicht auf und schafft es am Ende sogar, ihr Schicksal anzunehmen und eine Brücke zwischen ihrem alten und dem neuen Leben zu schlagen und somit hat dann auch die Liebe eine Chance.
Das Buch schafft es, Alinas Schmerz, ihr Hadern und ihren inneren Kampf überzeugend darzustellen. Das Hin- und Hergerissen Sein zwischen dem Verkriechen unter der Bettdecke im Ballett-YouTube-Rabbithole und dem Versuch, das neue Leben zuzulassen. Man bekommt einen tiefen Einblick in die Psyche einer 16-jährigen, die versucht, einen neuen Lebensentwurf zu finden und auch anzunehmen, nachdem alles, worum sich ihr Leben vorher gedreht hat, plötzlich wegfällt. Dabei spielt auch Humor eine Rolle, den sie zweifelsohne hat und ein sich langsam entwickelndes Bewusstsein dafür, dass Ballett häufig an alten Mustern klebt, die sehr klischeebeladen und auch teilweise rassistisch sind. Alina selbst ist Halbasiatin und erkennt erst durch die Kritik ihrer kleinen Schwester und den Abstand zum Ballett, dass auch sie selbst von ihrer alten Lehrerin nie gleichberechtigt zu den "weißen" Mädchen behandelt wurde.
Das Ende des Buches ist allerdings leider etwas zu voraussehbar und zu glattgebügelt: Es geschieht der große Clash. Alina zerstört scheinbar alles, was sie sich gerade aufgebaut hat, um dann die große Kurve zu kriegen und ALLES wieder hinzubiegen. Mehr Happy End geht nicht. Für meinen Geschmack wollte die Autorin da ein kleinwenig zu viel vom Guten, was dem Buch dann leider etwas die anfängliche Ungewöhnlichkeit geraubt hat und es zu seicht hat werden lassen.
Dennoch habe ich es gerne gelesen!